Thüringen: Sommerpause am Arbeitsmarkt endet früher

Arbeitslosenquote liegt bei 6,2 Prozent +++ Arbeitgeber melden im August 2.700 neue Stellen +++ Bei den Arbeitsagenturen sind 15.100 Stellenangebote gelistet +++ Behrens: „Rückgang der Arbeitslosigkeit insgesamt untypisch – Sommerpause endet durch frühes Ferienende.“

30.08.2024 | Presseinfo Nr. 55

Die Arbeitslosigkeit in Thüringen ist im August 2024 gesunken. Es waren 68.800 Arbeitslose gemeldet, 1.100 weniger als im Vormonat (-1,6 Prozentpunkte). In den Arbeitsagenturen und Jobcentern waren 6.800 Arbeitslose mit ukrainischer Herkunft registriert, knapp 100 mehr als im August 2023. Vor einem Jahr zählten die Arbeitsagenturen im Land 66.900 Arbeitslose. Die Arbeitslosenquote lag in diesem Berichtsmonat bei 6,2 Prozent. Zum Vergleich: Im August 2023 lag sie bei 6,1 Prozent. 

Mehr Langzeitarbeitslose als voriges Jahr 

Im Berichtsmonat waren rund 23.800 Frauen und Männer länger als ein Jahr ohne Arbeit und galten daher als langzeitarbeitslos. Das waren 100 mehr als im Juli und 1.900 mehr als im August 2023. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen beträgt aktuell in Thüringen 34,5 Prozent, im August 2023 waren es 32,7 Prozent. 

Jugendarbeitslosigkeit steigt 

Im August waren fast 7.700 junge Erwachsene arbeitslos gemeldet. Das waren jeweils 200 mehr als im vergangenen Monat und im August 2023. Die Arbeitslosenquote der unter 25jährigen betrug im Berichtsmonat 7,4 Prozent. Das war ein Anstieg um 0,2 Prozentpunkte zum Juli. Fast 1.200 Jugendliche meldeten sich nach Ausbildung und Studium arbeitslos. In Ausbildung und Studium meldeten sich im August rund 700 junge Erwachsene ab, dieser Trend wird sich fortsetzen. 

Zitat:

„Im August ist die Zahl der Arbeitslosen entgegen dem Trend der letzten Jahre gesunken. Institutionell und saisonal bedingt steigt die Arbeitslosigkeit typischerweise im Juli und August. Dies ist dieses Jahr nicht der Fall. Das liegt am frühen Ferienende in Sachsen-Anhalt. Dagegen liegt die gestiegene Jugendarbeitslosigkeit im Trend. Die ist in der Zeit nach Schule und Ausbildung üblich. Sorge bereitet die aktuelle wirtschaftliche Lage. Die schwächelnde Konjunktur macht sich mit einem stetigen Rückgang an Arbeitsstellen und dem steigenden Anteil an Langzeitarbeitslosen bemerkbar. Das sind alles Indikatoren für eine fehlende Aufnahmefähigkeit des Marktes. Der langfristige Bedarf an Arbeitskräften ist trotz der eingetrübten konjunkturellen Lage hoch und die Unternehmen versuchen ihre Mannschaft auch in dieser Zeit zusammen zu halten. Ihnen ist bewusst, dass in vielen Branchen das verfügbare Fachkräfteangebot schon allein Demografie bedingt jedes Jahr kleiner wird. So haben die gut qualifizierten Jugendlichen Chancen eine Beschäftigung nach dem Sommer zu finden. Besonders wichtig ist aber, dass die Jugendlichen ohne Schul- oder Berufsabschluss nicht den Anschluss am Arbeitsmarkt verlieren. Das können wir uns volkswirtschaftlich nicht leisten und wir müssen alle Anstrengungen unternehmen, um für diese jungen Menschen die Chancen am Arbeitsmarkt zu erhöhen. Es sind noch 3.800 Ausbildungsstellen unbesetzt und die Arbeitsagenturen und Jobcenter haben viele Fördermöglichkeiten, um den Jugendlichen zu helfen“, erklärte der Vorsitzende der Geschäftsführung der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, Markus Behrens.

Einstellungen und Entlassungen 

Insgesamt meldeten sich 4.200 Menschen im Juli aus einer Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt arbeitslos. Das waren 1.100 weniger als im Vormonat und 400 weniger als im August 2023. Die meisten Arbeitslosmeldungen von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kamen vom verarbeitenden Gewerbe (700), gefolgt vom Handel/ Instandhaltung/Reparatur von Kfz sowie der Arbeitnehmerüberlassung (jeweils 600), von den wirtschaftlichen Dienstleistungen (500) und dem Gesundheits- und Sozialwesen (400). Rund 4.200 arbeitslose Frauen und Männer fanden eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt, das waren über 500 mehr als im Vormonat und 800 mehr als vor einem Jahr. 

Neuen Stellenmeldungen gehen zurück 

Die Arbeitgeber meldeten im Berichtsmonat 2.700 neue Stellen, das waren fast 300 weniger als im Juli 2024 und 400 weniger als im August 2023. Rund 24 Prozent der neu gemeldeten Stellen kamen aus dem Bereich der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, 14 Prozent aus den freiberuflichen wissenschaftlich/technischen Dienstleistungen, 13 Prozent jeweils aus dem verarbeitenden Gewerbe und dem Handel/Instandhaltung/ Reparatur von Kfz. 

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung steigt zum Vormonat 

Stand Juni 2024 waren laut Hochrechnung in Thüringen 791.600 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Zum Mai 2024 sank die Anzahl um 2.200 Beschäftigte. Zum Vorjahresmonat waren es 7.900 weniger als im Juni 2024. 

Kurzarbeit: Anzeigen und realisierte Kurzarbeit 

Die Arbeitsagenturen registrierten im August 80 Anzeigen für 2.500 Beschäftigte. Im Juli waren es 100 Anzeigen für 3.300 Beschäftigte. Besonders betroffen waren im Berichtsmonat die Wirtschaftszweige Maschinenbau mit 6 Anzeigen für 1.100 Beschäftigte, die Herstellung von Metallerzeugnissen mit 14 Anzeigen für 300 Beschäftigte und die Herstellung elektrischer und optischer Erzeugnisse mit 12 Anzeigen für 500 Beschäftigte. Betrachtet man die tatsächlich realisierte Kurzarbeit, so waren nach ersten Hochrechnungen im Mai 2024 insgesamt 6.800 Beschäftigte in 300 Betrieben in Kurzarbeit. Rein rechnerisch waren damit im April 0,9 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Thüringen von Kurzarbeit betroffen. 

Mehr Unterbeschäftigung als voriges Jahr 

In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die Teilnehmer in Maßnahmen sind oder einen Sonderstatus (etwa kurzfristige Arbeitsunfähigkeit) innehaben und damit nicht als arbeitslos zu zählen sind. Die Zahl der Menschen in Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) lag im August 2024 bei 87.100. Das waren 800 weniger als im Vormonat und 1.400 mehr als im Vorjahresmonat. Die Unterbeschäftigungsquote lag bei 7,8 Prozent. Das entsprach dem Wert vom Juli. 

Grundsicherung – weniger erwerbsfähige Leistungsberechtigte 

Die Jobcenter in Thüringen betreuten im Berichtsmonat insgesamt rund 88.300 erwerbsfähige Leistungsberechtige. Das waren 400 weniger als im Vormonat und 200 mehr als vor einem Jahr. Insgesamt kamen 15.500 erwerbsfähige Personen aus der Ukraine, 900 Personen mehr als vor einem Jahr. 

Ausbildungsmarkt 

Von Oktober 2023 bis August 2024 meldeten sich bei den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern über 7.400 Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildungsstelle. Von ihnen hatten im August 1.100 junge Menschen weder einen Ausbildungsplatz noch eine Alternative gefunden. Gleichzeitig waren 12.300 Ausbildungsstellen gemeldet, 800 weniger als vor einem Jahr. 3.800 Ausbildungsstellen waren im August noch unbesetzt.

Tipp:Der Stichtag für die Bestandszählung von Personen in der Arbeitsmarkt-, Grundsicherungs- und Förderstatistik war am 14.08.2024.