Arbeitsmarkt: Positive Trendwende mit neuen Einflussfaktoren

Neuer Einfluss auf den Arbeitsmarkt: Krieg in der Ukraine löst Corona ab

31.03.2022 | Presseinfo Nr. 32

  • 261 Arbeitslose weniger, Quote sinkt auf 7,8 Prozent
  • Ukraine-Krise sorgt für Zurückhaltung bei Stellenmeldungen
  • Ausbildungsmarkt: Deutlich weniger Bewerber bei stark gestiegenem Stellenangebot

Neuer Einfluss auf den Arbeitsmarkt: Krieg in der Ukraine löst Corona ab

Im März zählte der Agenturbezirk Recklinghausen 25.374 arbeitslose Menschen und damit 261 weniger als im Februar (-1,0 Prozent) und 4.085 weniger als im März vor einem Jahr (-13,9 Prozent). Die Arbeitslosenquote reduzierte sich um 0,1 Punkte auf 7,8 Prozent. Vor einem Jahr betrug sie noch 9,0 Prozent.

„Die vergangenen vier Wochen haben die erwartete Trendwende auf dem Arbeitsmarkt gebracht, die Zahl arbeitsloser Menschen ist nach einem kurzen Anstieg im Winter nun wieder auf dem Rückzug“, beschreibt Agenturchef Frank Benölken die Entwicklung im März. Sein Fazit zum Einfluss von Corona fällt eindeutig aus: „Bis auf kleinere Effekte hat sich die Pandemie nahezu vom Arbeitsmarkt entkoppelt und übt keinen Einfluss mehr aus. Nahtlos an ihre Stelle getreten ist aber der Konflikt in der Ukraine, der ein nicht unerhebliches Potenzial an Unsicherheiten zurückgebracht hat, was sich derzeit in zurückhaltenden Stellenausschreibungen niederschlägt.“ Insbesondere die Metallverarbeitung sei im Vest aufgrund von Lieferschwierigkeiten davon betroffen. Benölken: „Das Interesse an Kurzarbeit nimmt wieder zu, bisher jedoch noch auf unkritischem Niveau. Das werden wir weiter beobachten müssen.“

Unterbeschäftigung sinkt

Personen, die an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teilnehmen oder sich in einer kurzfristigen Arbeitsunfähigkeit befinden, zählen in der Regel als unterbeschäftigt. Im aktuellen Berichtsmonat wurden insgesamt 32.662 Unterbeschäftigte im Kreis gezählt – das sind 288 Personen (-0,9 Prozent) weniger als im Monat zuvor. Im März 2021 waren es 3.585 Personen (+9,9 Prozent) mehr. Die Unterbeschäftigungsquote liegt mit 9,8 Prozent um 0,1 Punkte unter dem Vormonatswert. Vor einem Jahr betrug sie 10,9 Prozent. Kurzarbeiter sind nicht in der Unterbeschäftigung enthalten.

Kurzarbeit auf unkritischem Niveau   

Im März wurden 30 neue Anzeigen auf Kurzarbeit für 454 potenziell betroffene Beschäftigte gestellt. Zum Vergleich: Im März 2021 betrug die Anzahl an Neuanzeigen 108, betroffen davon waren 810 Menschen. Insgesamt erhöhte sich die Anzahl an Anzeigen auf Kurzarbeit seit Beginn der Pandemie so auf 7.580 für rund 70.000 Beschäftigte.

Mittlerweile liegen die endgültigen Zahlen für die tatsächlich in Anspruch genommene Kurzarbeit von März 2020 bis September 2021 vor. Danach wurde Kurzarbeitergeld im April 2020 für 20.279 Beschäftigte von 3.338 Betrieben ausgezahlt. Ab Juni schwächte sich die Kurzarbeit ab und erzielte den vorläufig niedrigsten Wert im Oktober. Im Zuge des zweiten Shutdowns erfolgte erneut ein kontinuierlicher Anstieg von November bis Februar, ab März entwickelte sich die Kurzarbeit erneut deutlich rückläufig.

Rückgang in beiden Rechtskreisen

Die Agentur für Arbeit Recklinghausen betreute zum Stichtag 6.105 Arbeitslose nach dem Sozialgesetzbuch Drittes Buch (SGB III). Das waren 135 oder 2,2 Prozent
Menschen weniger als im Februar und 1.719 (-22,0 Prozent) weniger als im März 2021.

In den Zuständigkeitsbereich des Jobcenters Kreis Recklinghausen (SGB II) fielen im vergangenen Monat 19.269 arbeitslose Menschen und damit 126 weniger als im Februar (-0,6 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren es 2.366 Menschen (-10,9 Prozent) weniger.

Zugänge aus Erwerbstätigkeit in Arbeitslosigkeit nehmen weiter ab

4.029 Menschen haben sich erstmals oder erneut arbeitslos gemeldet, 751 (-15,7 Prozent) weniger als im Vormonat. Gegenüber dem Vorjahr waren es 12 (-0,3 Prozent) weniger. Der Anteil an Zugängen aus Erwerbstätigkeit sank um 197 (-14,1 Prozent) auf 1.203. Die Zugänge aus Ausbildung und Maßnahmen zeigten sich mit 1.180 um 180 niedriger als im Februar.

Abgänge aus Arbeitslosigkeit in Erwerbstätigkeit nehmen weiter zu

Im Verlauf dieses Monats konnten 4.311 Menschen ihre Arbeitslosigkeit beenden und damit 419 weniger als im Februar (-8,9 Prozent) und 216 weniger als im März vor einem Jahr (-4,8 Prozent). 1.219 Männer und Frauen haben im letzten Monat eine neue Beschäftigung gefunden, 33 mehr (+2,8 Prozent) als im Vormonat, jedoch 133 weniger als im Vorjahresmonat. Deutlich niedriger als im Vormonat fielen mit 999 (-172) die Abgänge in eine Ausbildung oder Maßnahme aus.

Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Personengruppen

PersonenkreisBestandVeränderungen zum Vormonat
Jüngere unter 25 Jahre1.859+16+0,9%
darunter Jugendliche unter 20 Jahre336-9-2,6%
50 Jahre und älter8.993-132-1,4%
Langzeitarbeitslose13.832-222-1,6%
Schwerbehinderte1.986-21-1,0%
Ausländer8.159-63-0,8%

Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Geschäftsstellen

 Arbeitslosenquote
GeschäftsstellenbezirkMärz 2022Februar 2022März 2021
Recklinghausen7,27,38,7
Castrop-Rauxel6,56,67,9
Datteln6,86,97,6
Dorsten5,96,07,1
Herten9,09,210,2
Marl9,39,310,2
Gladbeck10,710,712,1
Agenturbezirk RE7,87,99,0

Stellenbestand und neue Meldungen gehen zurück

Im Verlauf des Monats meldeten Unternehmen dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Recklinghausen 727 Stellenangebote, 224 weniger (-23,6 Prozent) als im Februar. Verglichen mit März 2021 wurden 119 Stellen weniger gemeldet (-14,1 Prozent). Insgesamt stehen im Agenturbezirk derzeit 4.224 Stellen zur Besetzung aus, 110 weniger als vor einem Monat. Vor einem Jahr lag der Stellenbestand um 656 Beschäftigungsmöglichkeiten niedriger (-18,4 Prozent).

Mehr als jede zweite neu gemeldete Stelle bezog sich auf das Gesundheits- und Sozialwesen, sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen und den Handel.

Der Ausbildungsmarkt

Von Oktober 2021 bis März 2022 haben sich bei der Agentur für Arbeit insgesamt 3.560 Bewerber für Berufsausbildungsstellen gemeldet, 180 weniger als im letzten Jahr (-4,8 Prozent). Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen beträgt 3.084 und stieg damit um 333 (+12,1 Prozent). 

Es befinden sich im März noch 2.033 Jugendliche auf Ausbildungsplatzsuche, das sind 268 weniger (-11,6 Prozent) als im Vorjahr. Die Zahl noch nicht besetzter Ausbildungsstellen liegt bei 2.031 und damit um 138 über dem Wert des letzten Jahres. Auf 100 betriebliche Berufsausbildungsstellen kommen heute 118 Bewerber. Anders ausgedrückt: Jedem Bewerber stehen 0,85 Stellen zur Verfügung, während es im letzten Jahr noch 0,74 waren.

„Die aktuellen Zahlen bilden ab, was wir in den vergangenen Monaten erleben: Die lange und außergewöhnliche Zeit der Pandemie mit all ihren bekannten Einschränkungen hat viele junge Menschen nachhaltig verunsichert und es fällt schwer, sie für die Berufsorientierung zu begeistern“, so die Einschätzung der derzeitigen Situation von Frank Benölken. So nachvollziehbar der Impuls nach Zurückhaltung sei, so wenig dürfe ihm nachgegeben werden: „Wer jetzt nicht an seine Zukunft denkt und diese aktiv mitgestaltet, wird langfristige Folgen zu spüren bekommen, die stärker sind als die der Pandemie selbst. Denn wer heute den Anschluss verliert, konkurriert im nächsten Jahr mit Absolventen, die weniger von der Pandemie getroffen waren und voraussichtlich mit besseren Abschlüssen und weniger Störfaktoren auf den Ausbildungsmarkt strömen.“ Benölken rät daher zu unmittelbarem Engagement: „Die Osterferien stehen vor der Tür, sie eignen sich hervorragend für kürzere Betriebspraktika, in denen erste berufliche Vorstellungen auf den Prüfstand gestellt werden können. Und wer sich einmal dazu aufgerafft hat, wird Spaß an der eigenen Lebensplanung finden und am Ball bleiben, davon bin ich überzeugt.“

Dass Betriebe ihren Einsatz für die betriebliche Ausbildung erhöht haben, sei begrüßenswert: „So viele Perspektiven hat es im Vest noch nie gegeben!“

Arbeitgebern rät Benölken, sich in den Anforderungen an der Zielgruppe zu orientieren: „Wer bei jungen Menschen punkten möchte, muss ihre Lebensplanung ernst nehmen und bereit sein, Strukturen zu verändern. Anders werden wir dem Fachkräftebedarf nicht begegnen können.“

Über die kreisweite Hotline 02361/40-2021 sowie das E-Mail-Postfach recklinghausen.berufsberatung@arbeitsagentur.de können Beratungen (auch per Video) stattfinden, Termine vereinbart und Fragen geklärt werden.
Arbeitgeber können freie Ausbildungsstellen unter 0800 / 4 5555 20 melden.