- 19 Arbeitslose mehr, Quote weiterhin bei 7,8 Prozent
- Weniger Einstellungen bei wachsendem Stellenbestand belegen Fachkräftemangel
- Ausbildungsmarkt: Chancen für Bewerber so gut wie nie
Krieg bisher ohne sichtbare Folgen auf dem Arbeitsmarkt im Vest
Im April zählte der Agenturbezirk Recklinghausen 25.393 arbeitslose Menschen und damit 19 mehr als im März (+0,1 Prozent), gleichzeitig 3.989 weniger als im April vor einem Jahr (-13,6 Prozent). Die Arbeitslosenquote verblieb mit 7,8 Prozent auf dem Niveau des Vormonats. Vor einem Jahr betrug sie noch 9,0 Prozent.
„Auch wenn der minimale Anstieg der Arbeitslosigkeit im vergangenen Monat auf den ersten Blick überrascht, so beendet er dennoch nicht die allgemein gute Lage und Entwicklung“, kommentiert Agenturchef Frank Benölken die aktuellen Arbeitslosenzahlen im Vest. Weder Corona noch der Angriffskrieg gegen die Ukraine würden sich derzeit darin spiegeln, stattdessen das normale Auf und Ab am Markt: „Heute sind schon 4.000 Menschen weniger arbeitslos als noch vor einem Jahr und sogar knapp 600 weniger als vor Ausbruch der Pandemie. Wir werden uns also auf kleinere Schwankungen einstellen müssen, denn in diesem hohen Tempo kann es nicht weitergehen.“
Der wichtigste Grund dafür sei, dass die von Unternehmen ausgeschriebenen Stellen immer schwieriger zu den Qualifikationen der Arbeitslosen passen würden: „Viele Stellen können nicht besetzt werden, weil kein qualifiziertes Personal zur Verfügung steht. Auf der anderen Seite verlieren gerade niedrig qualifizierte Menschen in Krisen schneller ihren Job und finden dann keinen Ersatz. Für beide Seiten wird dieses strukturelle Problem langfristig negative Folgen haben und dem kann nur mit einer erhöhten Bereitschaft zu Qualifizierungen begegnet werden.“
Unterbeschäftigung rückläufig
Personen, die an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teilnehmen oder sich in einer kurzfristigen Arbeitsunfähigkeit befinden, zählen in der Regel als unterbeschäftigt. Im aktuellen Berichtsmonat wurden insgesamt 32.437 Unterbeschäftigte im Kreis gezählt – das sind 174 Personen (-0,5 Prozent) weniger als im Monat zuvor. Im April 2021 waren es 3.747 Personen (+10,4 Prozent) mehr. Die Unterbeschäftigungsquote liegt mit 9,8 Prozent auf Vormonatsniveau. Vor einem Jahr betrug sie 10,8 Prozent. Kurzarbeiter sind nicht in der Unterbeschäftigung enthalten.
Kurzarbeit bleibt unauffällig
Im April 2022 wurden 18 neue Anzeigen auf Kurzarbeit für 336 potenziell betroffene Beschäftigte gestellt. Zum Vergleich: Im April 2021 betrug die Anzahl an Neuanzeigen 65, betroffen davon waren 489 Menschen. Insgesamt erhöhte sich die Anzahl an Anzeigen auf Kurzarbeit seit Beginn der Pandemie so auf 7.600 für rund 70.300 Beschäftigte.
Mittlerweile liegen die endgültigen Zahlen für die tatsächlich in Anspruch genommene Kurzarbeit bis Oktober 2021 vor. Danach wurde Kurzarbeitergeld im April 2020 für 20.279 Beschäftigte von 3.338 Betrieben ausgezahlt. Ab Juni schwächte sich die Kurzarbeit ab und erzielte den vorläufig niedrigsten Wert im Oktober 2020. Im Zuge des zweiten Shutdowns erfolgte erneut ein kontinuierlicher Anstieg von November bis Februar 2021, ab März entwickelte sich die Kurzarbeit erneut deutlich rückläufig.
Rückgang in der Arbeitslosenversicherung, Anstieg in der Grundsicherung
Die Agentur für Arbeit Recklinghausen betreute zum Stichtag 5.987 Arbeitslose nach dem Sozialgesetzbuch Drittes Buch (SGB III). Das waren 118 oder 1,9 Prozent
Menschen weniger als im März und 1.402 (-19,0 Prozent) weniger als im April 2021.
In den Zuständigkeitsbereich des Jobcenters Kreis Recklinghausen (SGB II) fielen im vergangenen Monat 19.406 arbeitslose Menschen und damit 137 mehr als im März (+0,7 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren es 2.587 Menschen (-11,8 Prozent) weniger.
Zugänge aus Erwerbstätigkeit in Arbeitslosigkeit steigen an
4.374 Menschen haben sich erstmals oder erneut arbeitslos gemeldet, 345 (+8,6 Prozent) mehr als im Vormonat. Gegenüber dem Vorjahr waren es 387 (-8,1 Prozent) weniger. Der Anteil an Zugängen aus Erwerbstätigkeit stieg um 247 (+20,5 Prozent) auf 1.450. Die Zugänge aus Ausbildung und Maßnahmen zeigten sich mit 1.113 um 67 niedriger als im März.
Abgänge aus Arbeitslosigkeit in Erwerbstätigkeit nehmen weiter ab
Im Verlauf dieses Monats konnten 4.367 Menschen ihre Arbeitslosigkeit beenden und damit 56 mehr als im März (+1,3 Prozent), jedoch 467 weniger als im April vor einem Jahr (-9,7 Prozent). 1.200 Männer und Frauen haben im letzten Monat eine neue Beschäftigung gefunden, 19 weniger (-1,6 Prozent) als im Vormonat und 190 weniger als im Vorjahresmonat. Etwas niedriger als im Vormonat fielen mit 984 (-15) die Abgänge in eine Ausbildung oder Maßnahme aus.
Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Personengruppen
Personenkreis | Bestand | Veränderungen zum Vormonat | |
Jüngere unter 25 Jahre | 1.860 | +1 | +0,0% |
darunter Jugendliche unter 20 Jahre | 361 | +25 | +7,4% |
50 Jahre und älter | 8.996 | +3 | +0,0% |
Langzeitarbeitslose | 13.684 | -148 | -1,1% |
Schwerbehinderte | 2.011 | +25 | +1,3% |
Ausländer | 8.211 | +52 | +0,6% |
Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Geschäftsstellen
Geschäftsstellenbezirk | Arbeitslosenquote | ||
April 2022 | März 2022 | April 2021 | |
Recklinghausen | 7,2 | 7,2 | 8,7 |
Castrop-Rauxel | 6,5 | 6,5 | 7,9 |
Datteln | 6,8 | 6,8 | 7,7 |
Dorsten | 5,9 | 5,9 | 7,0 |
Herten | 8,9 | 9,0 | 10,2 |
Marl | 9,3 | 9,3 | 10,2 |
Gladbeck | 10,7 | 10,7 | 12,1 |
Agenturbezirk RE | 7,8 | 7,8 | 9,0 |
Stellenbestand und neue Meldungen steigen wieder an
Im Verlauf des Monats meldeten Unternehmen dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Recklinghausen 883 Stellenangebote, 156 mehr (+21,5 Prozent) als im März. Verglichen mit April 2021 wurden 68 Stellen weniger gemeldet (-7,2 Prozent). Insgesamt stehen im Agenturbezirk derzeit 4.285 Stellen zur Besetzung aus, 61 mehr als vor einem Monat. Vor einem Jahr lag der Stellenbestand um 594 Beschäftigungsmöglichkeiten niedriger (-16,1 Prozent).
Jede zweite neu gemeldete Stelle bezog sich auf sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen, das Gesundheits- und Sozialwesen sowie freiberufliche Dienstleistungen.
Der Ausbildungsmarkt
Von Oktober 2021 bis April 2022 haben sich bei der Agentur für Arbeit insgesamt 3.761 Bewerber für Berufsausbildungsstellen gemeldet, 183 weniger als im letzten Jahr (-4,6 Prozent). Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen beträgt 3.221 und stieg damit um 319 (+11,0 Prozent).
Es befinden sich im April noch 1.932 Jugendliche auf Ausbildungsplatzsuche, das sind 237 weniger (-10,9 Prozent) als im Vorjahr. Die Zahl noch nicht besetzter Ausbildungsstellen liegt bei 1.989 und damit um 120 über dem Wert des letzten Jahres. Auf 100 betriebliche Berufsausbildungsstellen kommen in diesem Jahr 119 Bewerber. Rechnerisch steht jedem noch suchenden Jugendlichen jetzt jedoch eine Stelle zur Verfügung.
„Für Jugendliche, die sich für eine Berufsausbildung entscheiden, sind die Chancen heute so gut wie nie, eine passende Lehrstelle zu finden. Und das versuchen alle Partner am Ausbildungsmarkt zusammen mit ausbildenden Betrieben sichtbar zu machen“, so Frank Benölken. Dass die Coronabeschränkungen weitestgehend gefallen seien, erleichtere dieses Anliegen laut Benölken spürbar: „Wir sind endlich wieder in der Lage, mit großen Veranstaltungen und Messen Lust auf Ausbildung zu machen und zu zeigen, wie lebhaft und vielseitig das Berufsleben im Vest ist, und das wirkt wie ein echter Befreiungsschlag.“ Noch sei die Resonanz der Jugendlichen allerdings ausbaufähig: „Zwei Jahre Pandemie lassen sich natürlich nicht von heute auf morgen wegwischen, vor allem nicht in jungem Alter, denn die haben geprägt. Aber ich bin mir sicher, dass der Kontakt zwischen Unternehmen und Bewerbern jetzt wieder intensiver wird und wir so eine größere Neugier auf die Berufswelt erreichen können. Das eigene Engagement spielt aber auch eine große Rolle und es hilft immens, wenn Schulen und Eltern hierbei als Motivatoren auftreten und dazu ermuntern, Praktika zu machen und sich aktiv mit den eigenen Stärken auseinanderzusetzen.“
Über die kreisweite Hotline 02361/40-2021 sowie das E-Mail-Postfach recklinghausen.berufsberatung@arbeitsagentur.de können Beratungen (auch per Video) stattfinden, Termine vereinbart und Fragen geklärt werden. Arbeitgeber können freie Ausbildungsstellen unter 0800 / 4 5555 20 melden.