Winter und Omikron lassen Arbeitslosigkeit moderat steigen

Saisonal typische Entwicklung auf niedrigem Niveau

01.02.2022 | Presseinfo Nr. 8

  • 503 Arbeitslose mehr, Quote erhöht sich auf 7,8 Prozent
  • Anstieg allein im SGB III, in der Grundsicherung leichter Rückgang
  • Stellenbestand wächst, Besetzungsprobleme werden sichtbar

Saisonal typische Entwicklung auf niedrigem Niveau

Im Januar zählte der Agenturbezirk Recklinghausen 25.576 arbeitslose Menschen und damit 503 mehr als im Dezember (+2,0 Prozent), jedoch 4.214 weniger als im Januar vor einem Jahr (-14,1 Prozent). Die Arbeitslosenquote erhöhte sich leicht um 0,1 Punkte auf 7,8 Prozent. Vor einem Jahr betrug sie noch 9,1 Prozent.

„Der Januar hat wie erwartet zu einem Anstieg an arbeitslosen Menschen im Kreis Recklinghausen geführt“, beschreibt Agenturchef Frank Benölken die Entwicklung der letzten vier Wochen auf dem Arbeitsmarkt und ergänzt: „Obwohl neben dem typischen Faktor Wetter in diesem Jahr auch Omikron einen Beitrag dazu geleistet hat, ist der Anstieg dennoch erheblich niedriger ausgefallen als gedacht, de facto war es der niedrigste in einem Januar seit über zehn Jahren.“ Benölken weist auf eine weitere positive Besonderheit hin: „Dieser Anstieg vollzog sich ausschließlich im SGB III, wohingegen in der Grundsicherung Arbeitslosigkeit sogar leicht abgebaut werden konnte.“ Dies sei besonders erfreulich, zumal Menschen in der Grundsicherung schwerer den Weg in eine neue Beschäftigung fänden.

Der scheinbare Widerspruch von steigender Arbeitslosigkeit bei gleichzeitig steigendem Stellenbestand zeigt sich auch im Januar. Benölken: „Wir erkennen deutlich, dass die Entwicklung der Arbeitslosigkeit nicht mehr von der Anzahl an offenen Stellen abhängt, sondern davon, wie gut Menschen für die ausgeschriebenen Jobs tatsächlich qualifiziert sind. Dass der Stellenbestand auch in dieser für viele Unternehmen herausfordernden Zeit steigt, belegt den Mangel an zum Teil dringend benötigten Fachkräften.“ Dagegen helfe laut Benölken einzig die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen und der Aneignung aktuell nachgefragter Qualifikationen: „Wer versäumt, sich auf die Anforderungen der Gegenwart einzustellen, wird auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft keinen Platz finden.“

Unterbeschäftigung steigt

Personen, die an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teilnehmen oder sich in einer kurzfristigen Arbeitsunfähigkeit befinden, zählen in der Regel als unterbeschäftigt. Im aktuellen Berichtsmonat wurden insgesamt 32.620 Unterbeschäftigte im Kreis gezählt – das sind 289 Personen (+0,9 Prozent) mehr als im Monat zuvor. Im Januar 2021 waren es 3.696 Personen (+10,2 Prozent) mehr. Die Unterbeschäftigungsquote liegt mit 9,8 Prozent um 0,1 Punkte über dem Vormonatswert. Vor einem Jahr betrug sie 10,9 Prozent. Kurzarbeiter sind nicht in der Unterbeschäftigung enthalten.

Kurzarbeit steigt, aber weiterhin moderat   

Im Januar wurden 91 neue Anzeigen auf Kurzarbeit für 1.109 potenziell Beschäftigte gestellt. Zum Vergleich: Im Januar 2021 betrug die Anzahl an Neuanzeigen 641, betroffen davon waren rund 5.173 Menschen. Insgesamt erhöhte sich die Anzahl an Anzeigen auf Kurzarbeit seit Beginn der Pandemie auf 7.500 für 69.200 Beschäftigte.

Mittlerweile liegen die endgültigen Zahlen für die tatsächlich in Anspruch genommene Kurzarbeit von März 2020 bis Juli 2021 vor. Danach wurde Kurzarbeitergeld im April 2020 für 20.279 Beschäftigte von 3.338 Betrieben ausgezahlt. Ab Juni schwächte sich die Kurzarbeit ab und erzielte den vorläufig niedrigsten Wert im Oktober. Im Zuge des zweiten Shutdowns erfolgte erneut ein kontinuierlicher Anstieg von November bis Februar, ab März entwickelte sich die Kurzarbeit erneut deutlich rückläufig.

Anstieg der Arbeitslosigkeit nur in der Arbeitslosenversicherung (SGB III)

Die Agentur für Arbeit Recklinghausen betreute zum Stichtag 6.291 Arbeitslose nach dem Sozialgesetzbuch Drittes Buch (SGB III). Das waren 520 oder 9,0 Prozent
Menschen mehr als im Dezember, jedoch 2.246 (-26,3 Prozent) weniger als im Januar 2021.

In den Zuständigkeitsbereich des Jobcenters Kreis Recklinghausen (SGB II) fielen im vergangenen Monat 19.285 arbeitslose Menschen und damit 17 weniger als im Dezember (-0,1 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren es 1.968 Menschen (-9,3 Prozent) weniger.

Zugänge aus Erwerbstätigkeit in Arbeitslosigkeit steigen weiter

4.189 Menschen haben sich erstmals oder erneut arbeitslos gemeldet, 131 (-3,0 Prozent) weniger als im Vormonat. Gegenüber dem Vorjahr waren es 575 (-12,1 Prozent) weniger. Der Anteil an Zugängen aus Erwerbstätigkeit stieg um 329 (+25,2 Prozent) auf 1.633. Die Zugänge aus Ausbildung und Maßnahmen zeigten sich mit 1.101 um 188 geringer als im Dezember.

Weniger Abgänge aus Arbeitslosigkeit

Im Verlauf dieses Monats konnten 3.702 Menschen ihre Arbeitslosigkeit beenden und damit 755 weniger als im Dezember (-16,9 Prozent) und 252 weniger als im Januar vor einem Jahr (-6,4 Prozent). 957 Männer und Frauen haben im Januar eine neue Beschäftigung gefunden, 62 weniger (-6,1 Prozent) als im Vormonat, jedoch 51 mehr als im Vorjahresmonat. Deutlich schwächer als im Vormonat fielen mit 703 (-350) die Abgänge in eine Ausbildung oder Maßnahme aus.

Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Personengruppen

PersonenkreisBestandVeränderungen zum Vormonat
Jüngere unter 25 Jahre1.827+50+2,8%
darunter Jugendliche unter 20 Jahre370+2+0,5%
50 Jahre und älter9.103+171+1,9%
Langzeitarbeitslose14.173+52+0,4%
Schwerbehinderte1.997+49+2,5%
Ausländer8.149+120+1,5%

Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Geschäftsstellen

Arbeitslosenquote
GeschäftsstellenbezirkJanuar 2022Dezember 2021Januar 2021
Recklinghausen7,37,18,8
Castrop-Rauxel6,56,48,4
Datteln7,06,87,7
Dorsten6,16,17,1
Herten9,39,010,2
Marl9,19,010,4
Gladbeck10,510,312,0
Agenturbezirk RE7,87,79,1

Stellenbestand steigt, neue Meldungen rückläufig

Im Verlauf des Monats meldeten Unternehmen dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Recklinghausen 767 Stellenangebote, 41 weniger (-5,1 Prozent) als im Dezember. Verglichen mit Januar 2021 wurden 56 Stellen mehr gemeldet (+7,9 Prozent). Insgesamt stehen im Agenturbezirk derzeit 4.253 Stellen zur Besetzung aus, 161 mehr als vor einem Monat. Vor einem Jahr lag der Stellenbestand um 807 Beschäftigungsmöglichkeiten niedriger (-23,4 Prozent).

Jede zweite neu gemeldete Stelle bezog sich auf sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen, das Gesundheits- und Sozialwesen und den Handel.