- 11 Arbeitslose weniger als im Mai, Quote weiterhin bei 8,2 Prozent
- Ausbildungsmarkt: 1.556 offene Stellen für 1.639 unversorgte Jugendliche
- Ungebrochen hoher Stellenbestand, neue Jobs werden jedoch weniger
Arbeitsmarkt konjunkturtypisch, Ausbildungsmarkt fehlt es an Tempo
Im Juni zählte der Agenturbezirk Recklinghausen 26.937 arbeitslose Menschen und damit 11 weniger als im Vormonat (-0,0 Prozent). Gleichzeitig waren dies 376 mehr als im Juni vor einem Jahr (+1,4 Prozent). Die Arbeitslosenquote verblieb mit 8,2 Prozent auf dem Niveau des Vormonats und lag um 0,1 Punkte über dem Wert aus Juni 2023.
„Im vergangenen Monat entwickelte sich der vestische Arbeitsmarkt eher unauffällig. Die Arbeitslosigkeit ging noch einmal minimal zurück, ebenso jedoch auch die Zahl neu gemeldeter Stellen, was sich gut mit der eingetrübten konjunkturellen Lage erklären lässt“, kommentiert Agenturchef Frank Benölken die aktuellen Trends. Was den Arbeitsmarktexperten hingegen wesentlich mehr beschäftige, sei die Entwicklung des Ausbildungsmarktes: „Wir stehen in den Startlöchern zum neuen Ausbildungsjahr, das in gut vier Wochen beginnt. Jedoch deutet bisher allein das Datum darauf hin, denn aktuell sind noch über 1.600 Jugendliche ohne Stelle, obwohl es davon noch über 1.500 zu besetzen gibt. Diese Entscheidungsmüdigkeit ist Gift für die Zukunft der Region, denn hier geht es schlichtweg um die nächste Generation an Fachkräften, die dringend benötigt wird“, so Benölken. Für ihn stehe fest, dass ein deutliches Umdenken auf beiden Seiten des Marktes geschehen müsse: „Arbeitgeber sollten sich mehr auf das Potenzial der einzelnen Bewerber konzentrieren als auf ihre aktuellen schulischen Leistungen. Denn eine Ausbildung ist dazu da, sich zu entwickeln. Entscheidend ist nicht, was jemand heute kann, sondern wie er oder sie in zwei bis drei Jahren den Betrieb bereichert.“ Während laut Benölken viele Arbeitgeber ihre Einstellung bereits überdacht hätten, läge es auch vielfach an jenen Jugendlichen, die ihre Entscheidung lange hinauszögerten: „Wer sich in den vergangenen Monaten intensiv mit der Berufswelt auseinandergesetzt und für einen Beruf entschieden hat, ist jetzt auch in der Lage, vorliegende Angebote auszuwerten und anzunehmen. Diese Entscheidung hinauszuzögern bewirkt nur, am Ende ohne Perspektive dazustehen und unnötige Warteschleifen zu drehen. Schließlich bedeutet ein Ausbildungsvertrag keine lebenslange Bindung an einen Beruf, sondern eine solide Grundlage, auf der im Verlauf des Berufslebens kontinuierlich aufgebaut werden sollte.“
Unterbeschäftigung entwickelt sich weiterhin rückläufig
Personen, die an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teilnehmen oder sich in einer kurzfristigen Arbeitsunfähigkeit befinden, zählen in der Regel als unterbeschäftigt. Im aktuellen Berichtsmonat wurden insgesamt 33.616 Unterbeschäftigte im Kreis gezählt – das sind 107 Personen (-0,3 Prozent) weniger als im Monat zuvor. Im Juni 2023 waren es 265 Personen (+0,8 Prozent) mehr. Die Unterbeschäftigungsquote stagnierte bei 10,0 Prozent und lag damit unter dem Vorjahresniveau von 10,2 Prozent. Kurzarbeiter sind nicht in der Unterbeschäftigung enthalten.
Integration von Ukrainerinnen und Ukrainern im Vest
Im Juni 2024 lebten 2.575 arbeitsuchende Menschen aus der Ukraine im Kreis Recklinghausen, was einem Anstieg von zehn Personen gegenüber Mai und 400 gegenüber Juni 2023 entsprach. Von ihnen waren 1.412 Menschen als arbeitslos gemeldet und damit eine Person mehr gegenüber Mai und 189 mehr als im Juni 2023.
Benölken: „Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit von Ukrainerinnen und Ukrainern gleicht immer mehr der der inländischen Bevölkerung, was ein gutes Zeichen dafür ist, dass Ukrainerinnen und Ukrainer von Betrieben zunehmend gleichwertig bei der Besetzung offener Stellen berücksichtigt werden.“
Arbeitslosigkeit im SGB III steigt und sinkt im SGB II
Die Agentur für Arbeit Recklinghausen betreute zum Stichtag 6.557 Arbeitslose nach dem Sozialgesetzbuch Drittes Buch (SGB III). Das waren 74 oder 1,1 Prozent
Menschen mehr als im Mai und 28 (+0,4 Prozent) mehr als im Juni 2023. In den Zuständigkeitsbereich des Jobcenters Kreis Recklinghausen (SGB II) fielen im vergangenen Monat 20.380 arbeitslose Menschen und damit 85 weniger als im Mai (-0,4 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren es 348 Menschen (+1,7 Prozent) mehr.
Weniger Zugänge in Arbeitslosigkeit insgesamt, auch aus Beschäftigung
4.070 Menschen haben sich erstmals oder erneut arbeitslos gemeldet, 166 (-3,9 Prozent) weniger als im Vormonat. Gegenüber dem Vorjahr waren es 612 (-13,1 Prozent) weniger. Der Anteil an Zugängen aus Erwerbstätigkeit sank dabei um 14 (-1,2 Prozent) auf 1.164. Die Zugänge aus Ausbildung und Maßnahmen zeigten sich mit 1.136 um 42 höher als im Vormonat.
Weniger Abgänge aus Arbeitslosigkeit insgesamt, auch in Beschäftigung
Im Verlauf dieses Monats konnten 4.103 Menschen ihre Arbeitslosigkeit beenden und damit 461 weniger als im Mai (-10,1 Prozent) und 337 weniger als im Juni vor einem Jahr (-7,6 Prozent). 1.031 Männer und Frauen haben im letzten Monat eine neue Beschäftigung gefunden, 107 (-9,4 Prozent) weniger als im Vormonat, jedoch 43 mehr als im Vorjahresmonat (+4,4 Prozent). Geringer als im Vormonat fielen mit 875 (-168) die Abgänge in eine Ausbildung oder Maßnahme aus.
Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Personengruppen
Personenkreis | Bestand | Veränderungen zum Vormonat | |
Jüngere unter 25 Jahre | 2.059 | +36 | +1,8% |
darunter Jugendliche unter 20 Jahre | 425 | -14 | -3,2% |
50 Jahre und älter | 9.796 | -89 | -0,9% |
Langzeitarbeitslose | 13.507 | -43 | -0,3% |
Schwerbehinderte | 2.168 | -11 | -0,5% |
Ausländer | 9.974 | +30 | +0,3% |
Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Geschäftsstellen
Geschäftsstellenbezirk | Arbeitslosenquote | ||
Juni 2024 | Mai 2024 | Juni 2023 | |
Recklinghausen | 7,9 | 7,9 | 7,7 |
Castrop-Rauxel | 6,3 | 6,3 | 6,6 |
Datteln | 7,1 | 7,0 | 6,9 |
Dorsten | 6,4 | 6,3 | 6,4 |
Herten | 9,6 | 9,6 | 9,4 |
Marl | 9,6 | 9,6 | 9,6 |
Gladbeck | 10,6 | 10,6 | 10,8 |
Agenturbezirk RE | 8,2 | 8,2 | 8,1 |
Stellenbestand nahezu konstant, Zugang nimmt deutlich ab
Im Verlauf des Monats meldeten Unternehmen dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Recklinghausen 685 Stellenangebote, 227 (-24,9 Prozent) weniger als im Mai. Insgesamt stehen im Agenturbezirk derzeit 4.754 Stellen zur Besetzung aus, sechs weniger als vor einem Monat. Vor einem Jahr lag der Stellenbestand um 744 Vakanzen niedriger.
Mehr als sieben von zehn (71,2 Prozent) der neu gemeldeten Stellen bezogen sich auf sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen (z.B. Vermietung von beweglichen Sachen, Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften, Reisebüros, Wach- und Sicherheitsdienste, Garten- und Landschaftsbau), die öffentliche Verwaltung, freiberufliche Dienstleistungen (z.B. Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung, Unternehmensberatung, Architektur- und Ingenieurbüros), das Gesundheits- und Sozialwesen und den Handel.
Der Ausbildungsmarkt
Von Oktober 2023 bis Juni 2024 haben sich bei der Agentur für Arbeit insgesamt 3.832 Bewerber für Berufsausbildungsstellen gemeldet, 36 weniger als im letzten Jahr (-0,9 Prozent). Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen beträgt 3.103 und stieg damit um 441 (+16,6 Prozent).
Es befinden sich derzeit noch 1.639 Jugendliche auf Ausbildungsplatzsuche, das sind 176 mehr (+12,0 Prozent) als im Vorjahr. Die Zahl noch nicht besetzter Aus-bildungsstellen liegt bei 1.556 und damit um 61 unter dem Wert des letzten Jahres. Auf 100 betriebliche Berufsausbildungsstellen kommen heute 124 Bewerber gegenüber 147 im letzten Jahr. Anders ausgedrückt: Jedem Bewerber stehen 0,81 Stellen zur Verfügung, während es im letzten Jahr noch 0,68 waren. Bezogen auf die aktuelle Lage sind es sogar 0,95 Stellen, die jedem Jugendlichen rein rechnerisch zur Verfügung stehen.
Die meisten offenen Stellen gibt es derzeit noch für Kaufleute im Einzelhandel, Verkäufer, Kauffrauen im Büromanagement, Elektroniker, Handelsfachwirtinnen, (Zahn-)Medizinische Fachangestellte, Fachkräfte in der Lagerlogistik, Anlagenmechanikerinnen Sanitär, Heizung, Klima sowie KFZ-Mechatroniker.
Über die kreisweite Hotline 02361/40-2021 sowie das E-Mail-Postfach können Beratungen (auch per Video) stattfinden, Termine vereinbart und Fragen geklärt werden. Arbeitgeber können freie Ausbildungsstellen unter 0800 / 4 5555 20 melden.