Deutlicher Anstieg ist saisontypisch und gehört zu den niedrigsten im Land
Im Juli zählte der Agenturbezirk Recklinghausen 27.548 arbeitslose Menschen und damit 611 mehr als im Vormonat (+2,3 Prozent). Gleichzeitig waren dies 540 mehr als im Juli vor einem Jahr (+2,0 Prozent). Die Arbeitslosenquote erhöhte sich auf 8,3 Prozent und lag damit exakt auf Vorjahresniveau.
„Im Juli ist es im Kreis Recklinghausen zur typischen Sommerdelle auf dem Arbeitsmarkt gekommen“, berichtet Agenturgeschäftsführer Dirk Hellmann und beschreibt: „Wie erwartet hat es einen deutlichen Anstieg an Arbeitslosen gegeben, und zwar über fast alle Personengruppen sowie beide Rechtskreise hinweg. Dies ist jedoch vollkommen normal und in der Tat fiel der Anstieg in unserer Region im landesweiten Vergleich sogar schwach aus.“ Dass es im Sommer immer zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit kommt, hat laut Hellmann verschiedene Gründe: „Zum einen beenden viele junge Menschen ihre Ausbildung und tauchen dann übergangsweise in der Statistik auf, sofern sie noch keinen Anschlussarbeitsvertrag haben. Zum anderen machen viele Arbeitgeber im Sommer Betriebsferien und lassen befristete Arbeitsverhältnisse auslaufen, bevor sie ab dem Herbst Neueinstellungen vornehmen. Dieser Anstieg gehört daher zum jahrestypischen Verlauf und ist zunächst nicht als Reaktion auf die Konjunktur zu verstehen.“ Entsprechend sicher sei Dirk Hellmann, dass es im Herbst zu einer Abmilderung käme, bei der die Arbeitslosigkeit sich wieder reduziere.
Unterbeschäftigung steigt an
Personen, die an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teilnehmen oder sich in einer kurzfristigen Arbeitsunfähigkeit befinden, zählen in der Regel als unterbeschäftigt. Im aktuellen Berichtsmonat wurden insgesamt 33.966 Unterbeschäftigte im Kreis gezählt – das sind 393 Personen (+1,2 Prozent) mehr als im Monat zuvor. Im Juli 2023 waren es 255 Personen (+0,7 Prozent) mehr. Die Unterbeschäftigungsquote erhöhte sich auf 10,1 Prozent und lag damit unter dem Vorjahresniveau von 10,3 Prozent. Kurzarbeiter sind nicht in der Unterbeschäftigung enthalten.
Integration von Ukrainerinnen und Ukrainern im Vest
Im Juli 2024 lebten 2.640 arbeitsuchende Menschen aus der Ukraine im Kreis Recklinghausen, was einem Anstieg von 65 Personen gegenüber Juni und 368 gegenüber Juli 2023 entsprach. Von ihnen waren 1.524 Menschen als arbeitslos gemeldet und damit 112 mehr als im Juni und 259 mehr als im Juli 2023.
Dirk Hellmann: „Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit von Ukrainerinnen und Ukrainern gleicht immer mehr der der inländischen Bevölkerung, was ein Zeichen dafür ist, dass Ukrainerinnen und Ukrainer von Betrieben zunehmend gleichwertig bei der Besetzung offener Stellen berücksichtigt werden.“
Arbeitslosigkeit in beiden Rechtskreisen deutlich steigend
Die Agentur für Arbeit Recklinghausen betreute zum Stichtag 6.863 Arbeitslose nach dem Sozialgesetzbuch Drittes Buch (SGB III). Das waren 306 oder 4,7 Prozent
Menschen mehr als im Juni, jedoch 11 (-0,2 Prozent) weniger als im Juli 2023. In den Zuständigkeitsbereich des Jobcenters Kreis Recklinghausen (SGB II) fielen im vergangenen Monat 20.685 arbeitslose Menschen und damit 305 mehr als im Juni (+1,5 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren es 551 Menschen (+2,7 Prozent) mehr.
Mehr Zugänge in Arbeitslosigkeit insgesamt, auch aus Beschäftigung
5.187 Menschen haben sich erstmals oder erneut arbeitslos gemeldet, 1.117 (+27,4 Prozent) mehr als im Vormonat. Gegenüber dem Vorjahr waren es 238 (+4,8 Prozent) mehr. Der Anteil an Zugängen aus Erwerbstätigkeit stieg dabei um 368 (+31,6 Prozent) auf 1.532. Die Zugänge aus Ausbildung und Maßnahmen zeigten sich mit 1.594 um 458 höher als im Vormonat.
Mehr Abgänge aus Arbeitslosigkeit insgesamt, auch in Beschäftigung
Im Verlauf dieses Monats konnten 4.581 Menschen ihre Arbeitslosigkeit beenden und damit 478 mehr als im Juni (+11,7 Prozent) und 63 mehr als im Juli vor einem Jahr (+1,4 Prozent). 1.175 Männer und Frauen haben im letzten Monat eine neue Beschäftigung gefunden, 144 (+14,0 Prozent) mehr als im Vormonat und 191 mehr als im Vorjahresmonat (+19,4 Prozent). Stärker als im Vormonat fielen mit 986 (+111) die Abgänge in eine Ausbildung oder Maßnahme aus.
Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Personengruppen
Personenkreis | Bestand | Veränderungen zum Vormonat | |
Jüngere unter 25 Jahre | 2.244 | +185 | +9,0% |
darunter Jugendliche unter 20 Jahre | 443 | +18 | +4,2% |
50 Jahre und älter | 9.940 | +144 | 1,5% |
Langzeitarbeitslose | 13.590 | +83 | +0,6% |
Schwerbehinderte | 2.163 | -5 | -0,2% |
Ausländer | 10.223 | +249 | +2,5% |
Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Geschäftsstellen
Geschäftsstellenbezirk | Arbeitslosenquote | ||
Juli 2024 | Juni 2024 | Juli 2023 | |
Recklinghausen | 8,2 | 7,9 | 7,8 |
Castrop-Rauxel | 6,4 | 6,3 | 6,7 |
Datteln | 7,1 | 7,1 | 7,0 |
Dorsten | 6,5 | 6,4 | 6,6 |
Herten | 9,7 | 9,6 | 9,5 |
Marl | 9,7 | 9,6 | 9,8 |
Gladbeck | 10,9 | 10,6 | 10,8 |
Agenturbezirk RE | 8,3 | 8,2 | 8,3 |
Stellenbestand und -zugang mit steigenden Tendenzen
Im Verlauf des Monats meldeten Unternehmen dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Recklinghausen 726 Stellenangebote, 41 (+6,0 Prozent) mehr als im Juni. Insgesamt stehen im Agenturbezirk derzeit 4.784 Stellen zur Besetzung aus, 30 mehr als vor einem Monat. Vor einem Jahr lag der Stellenbestand um 731 Vakanzen niedriger.
Drei von vier neu gemeldeten Stellen bezogen sich auf sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen (z.B. Vermietung von beweglichen Sachen, Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften, Reisebüros, Wach- und Sicherheitsdienste, Garten- und Landschaftsbau), freiberufliche Dienstleistungen (z.B. Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung, Unternehmensberatung, Architektur- und Ingenieurbüros),Verkehr und Lagerei, den Handel, das Gesundheits- und Sozialwesen und das Baugewerbe.
Der Ausbildungsmarkt
Von Oktober 2023 bis Juli 2024 haben sich bei der Agentur für Arbeit insgesamt 3.985 Bewerber für Berufsausbildungsstellen gemeldet, 23 weniger als im letzten Jahr (-0,6 Prozent). Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen beträgt 3.198 und stieg damit um 450 (+16,4 Prozent).
Es befinden sich derzeit noch 1.225 Jugendliche auf Ausbildungsplatzsuche, das sind 137 mehr (+12,6 Prozent) als im Vorjahr. Die Zahl noch nicht besetzter Aus-bildungsstellen liegt bei 1.337 und damit um 105 unter dem Wert des letzten Jahres. Auf 100 betriebliche Berufsausbildungsstellen kommen heute 126 Bewerber gegenüber 148 im letzten Jahr. Anders ausgedrückt: Jedem Bewerber stehen 0,8 Stellen zur Verfügung, während es im letzten Jahr noch 0,7 waren. Bezogen auf die aktuelle Lage sind es sogar 1,1 Stellen, die jedem Jugendlichen rein rechnerisch zur Verfügung stehen.
Dazu Dirk Hellmann: „In wenigen Tagen startet offiziell das neue Ausbildungsjahr. Und da es noch weit mehr als tausend offene Stellen gibt, rate ich jungen Menschen dazu, sich die Vorteile einer Berufsausbildung nochmal ganz klar vor Augen zu führen und diese Chancen zum Einstieg in die eigene Karriere zu nutzen. Wer möchte, kann danach immer noch ein Studium oben draufsetzen. Denn das ist erfahrungsgemäß viel leichter, wenn bereits betriebliche Erfahrung aus der Praxis vorliegt.“
Die meisten offenen Stellen gibt es derzeit noch für Kaufleute im Einzelhandel, Verkäufer, Kauffrauen im Büromanagement, Handelsfachwirtinnen, (Zahn-)Medizinische Fachangestellte, Elektroniker, Fachkräfte in der Lagerlogistik, Fachverkäufer Lebensmittelhandwerk (Fleischerei) und Fleischer.
Über die kreisweite Hotline 02361/40-2021 sowie das E-Mail-Postfach recklinghausen.berufsberatung@arbeitsagentur.de können Beratungen (auch per Video) stattfinden, Termine vereinbart und Fragen geklärt werden. Arbeitgeber können freie Ausbildungsstellen unter 0800 / 4 5555 20 melden.