Anstieg betrifft beide Rechtskreise und alle Personengruppen
Im August zählte der Agenturbezirk Recklinghausen 28.389 arbeitslose Menschen und damit 841 mehr als im Vormonat (+3,1 Prozent). Gleichzeitig waren dies 1.414 mehr als im August vor einem Jahr (+5,2 Prozent). Die Arbeitslosenquote erhöhte sich auf 8,6 Prozent und lag damit um 0,4 Punkte über dem Vorjahresniveau.
„Im August hat sich der negative Trend auf dem Arbeitsmarkt im Kreis Recklinghausen fortgesetzt und zu einer erhöhten Arbeitslosigkeit geführt“, berichtet Agenturleiter Frank Benölken und beschreibt: „Alle Personengruppen spüren, dass es derzeit eher schwieriger wird, die eigene Arbeitslosigkeit zu beenden, da Arbeitgeber aufgrund negativer Konjunkturprognosen weniger Bereitschaft zeigen, neues Personal einzustellen. Besonders betroffen sind davon natürlich Menschen, deren Sprachkenntnisse unzureichend sind oder deren Qualifikationsniveau veraltet ist.“ Damit solle man sich jedoch nicht leichtfertig abfinden, rät Frank Benölken: „Wir verfügen in unserer Region über eine unglaublich hohe Dichte an Weiterbildungsträgern, die für alle Berufe und Arbeitsfelder ein immensens Angebot an Qualifizierungsmöglichkeiten anbieten. Wer also den Eindruck hat, dass die eigenen Kenntnisse aufgefrischt werden sollten, kann sich mithilfe der Arbeitsagentur unbürokratisch und schnell individuell fördern lassen.“ In die eigene Qualifikation zu investieren, da ist sich Benölken sicher, sei langfristig der einzige Weg, um auf dem Arbeitsmarkt weiterhin Bestand zu haben, da sich nahezu alle Berufsfelder aufgrund von Digitalisierung, Technologisierung und Dekarbonisierung rasant veränderten.
Unterbeschäftigung steigt an
Personen, die an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teilnehmen oder sich in einer kurzfristigen Arbeitsunfähigkeit befinden, zählen in der Regel als unterbeschäftigt. Im aktuellen Berichtsmonat wurden insgesamt 34.489 Unterbeschäftigte im Kreis gezählt – das sind 595 Personen (+1,8 Prozent) mehr als im Monat zuvor. Im August 2023 waren es 446 Personen (-1,3 Prozent) weniger. Die Unterbeschäftigungsquote erhöhte sich auf 10,3 Prozent und lag damit über dem Vorjahresniveau von 10,2 Prozent. Kurzarbeiter sind nicht in der Unterbeschäftigung enthalten.
Integration von Ukrainerinnen und Ukrainern im Vest
Im August 2024 lebten 2.741 arbeitsuchende Menschen aus der Ukraine im Kreis Recklinghausen, was einem Anstieg von 101 Personen gegenüber Juli und 430 gegenüber August 2023 entsprach. Von ihnen waren 1.667 Menschen als arbeitslos gemeldet und damit 143 mehr als im Juli und 386 mehr als im August 2023.
Frank Benölken: „Das generell eher zurückhaltende Einstellungsverhalten auf Seiten der Arbeitgeber wirkt sich natürlich auch auf die Gruppe der Ukrainerinnen und Ukrainern aus, oftmals sogar etwas stärker, da lückenhafte Sprachkenntnisse die Arbeitsaufnahme erschweren.“
Arbeitslosigkeit in beiden Rechtskreisen deutlich steigend
Die Agentur für Arbeit Recklinghausen betreute zum Stichtag 7.089 Arbeitslose nach dem Sozialgesetzbuch Drittes Buch (SGB III). Das waren 226 oder 3,3 Prozent
Menschen mehr als im Juli und 408 (+6,1 Prozent) mehr als im August 2023. In den Zuständigkeitsbereich des Jobcenters Kreis Recklinghausen (SGB II) fielen im vergangenen Monat 21.300 arbeitslose Menschen und damit 615 mehr als im Juli (+3,0 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren es 1.006 Menschen (+5,0 Prozent) mehr.
Mehr Zugänge in Arbeitslosigkeit insgesamt, aber weniger aus Beschäftigung
5.279 Menschen haben sich erstmals oder erneut arbeitslos gemeldet, 92 (+1,8 Prozent) mehr als im Vormonat. Gegenüber dem Vorjahr waren es 24 (-0,5 Prozent) weniger. Der Anteil an Zugängen aus Erwerbstätigkeit sank dabei um 61 (-4,0 Prozent) auf 1.471. Die Zugänge aus Ausbildung und Maßnahmen zeigten sich mit 1.629 um 35 höher als im Vormonat.
Weniger Abgänge aus Arbeitslosigkeit insgesamt, auch in Beschäftigung
Im Verlauf dieses Monats konnten 4.441 Menschen ihre Arbeitslosigkeit beenden und damit 140 weniger als im Juli (-3,1 Prozent) und 905 weniger als im August vor einem Jahr (-16,9 Prozent). 1.022 Männer und Frauen haben im letzten Monat eine neue Beschäftigung gefunden, 153 (-13,0 Prozent) weniger als im Vormonat und 326 weniger als im Vorjahresmonat (-24,2 Prozent). Stärker als im Vormonat fielen mit 1.077 (+91) die Abgänge in eine Ausbildung oder Maßnahme aus.
Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Personengruppen
Personenkreis | Bestand | Veränderungen zum Vormonat | |
Jüngere unter 25 Jahre | 2.490 | +246 | +11,0% |
darunter Jugendliche unter 20 Jahre | 673 | +230 | +51,9% |
50 Jahre und älter | 10.056 | +116 | +1,2% |
Langzeitarbeitslose | 13.821 | +231 | +1,7% |
Schwerbehinderte | 2.193 | +30 | +1,4% |
Ausländer | 10.539 | +316 | +3,1% |
Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Geschäftsstellen
Geschäftsstellenbezirk | Arbeitslosenquote | ||
August 2024 | Juli 2024 | August 2023 | |
Recklinghausen | 8,5 | 8,2 | 7,9 |
Castrop-Rauxel | 6,6 | 6,4 | 6,6 |
Datteln | 7,3 | 7,1 | 7,1 |
Dorsten | 6,8 | 6,5 | 6,6 |
Herten | 9,9 | 9,7 | 9,5 |
Marl | 9,9 | 9,7 | 9,8 |
Gladbeck | 11,2 | 10,9 | 10,7 |
Agenturbezirk RE | 8,6 | 8,3 | 8,2 |
Stellenbestand und -zugang mit leicht nachlassender Tendenz
Im Verlauf des Monats meldeten Unternehmen dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Recklinghausen 707 Stellenangebote, 19 (-2,6 Prozent) weniger als im Juli. Insgesamt stehen im Agenturbezirk derzeit 4.766 Stellen zur Besetzung aus, 18 weniger als vor einem Monat. Vor einem Jahr lag der Stellenbestand um 755 Vakanzen niedriger.
Fast sieben von zehn neu gemeldeten Stellen bezogen sich auf sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen (z.B. Vermietung von beweglichen Sachen, Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften, Reisebüros, Wach- und Sicherheitsdienste, Garten- und Landschaftsbau), freiberufliche Dienstleistungen (z.B. Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung, Unternehmensberatung, Architektur- und Ingenieurbüros), das Gesundheits- und Sozialwesen und den Handel.
Der Ausbildungsmarkt
Von Oktober 2023 bis August 2024 haben sich bei der Agentur für Arbeit insgesamt 4.094 Bewerber für Berufsausbildungsstellen gemeldet, 36 weniger als im letzten Jahr (-0,9 Prozent). Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen beträgt 3.312 und stieg damit um 430 (+14,9 Prozent).
Es befinden sich derzeit noch 754 Jugendliche auf Ausbildungsplatzsuche, das sind 131 mehr (+21,0 Prozent) als im Vorjahr. Die Zahl noch nicht besetzter Ausbildungsstellen liegt bei 1.048 und damit um 69 unter dem Wert des letzten Jahres. Auf 100 betriebliche Berufsausbildungsstellen kommen heute 127 Bewerber gegenüber 147 im letzten Jahr. Anders ausgedrückt: Jedem Bewerber stehen 0,8 Stellen zur Verfügung, während es im letzten Jahr noch 0,7 waren. Bezogen auf die aktuelle Lage sind es sogar 1,4 Stellen, die jedem Jugendlichen rein rechnerisch zur Verfügung stehen.
Dazu Frank Benölken: „Das Ausbildungsjahr hat zwar bereits begonnen, dennoch herrscht aktuell noch viel Bewegung auf dem Ausbildungsmarkt. Ich ermuntere junge Menschen dazu, sich die Vorteile einer Berufsausbildung nochmal ganz klar vor Augen zu führen und die noch rund 1.000 verfügbaren Chancen auf einen Einstieg in die Arbeitswelt jetzt für sich zu nutzen. Denn wer eine Entscheidungen hinauszögert, vergibt damit vielleicht ein ganzes Jahr und konkurriert im nächsten Jahr mit frischen Schulabgängern. Außerdem haben wir die Erfahrung gemacht, dass Warteschleifen die Entscheidungsfreudigkeit nicht verbessern, sondern eher zu mehr Unsicherheit führen.“
Die meisten offenen Stellen gibt es derzeit noch für Verkäufer, Kaufleute im Einzelhandel, Kaufleute im Büromanagement, Handelsfachwirte und -wirtinnen, zahnmedizinische und medizinische Fachangestellte, Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk (Fleischerei), Fleischer, Fachkräfte in der Lagerlogistik und Elektronikerinnen.
Über die kreisweite Hotline 02361/40-2021 sowie das E-Mail-Postfach können Beratungen (auch per Video) stattfinden, Termine vereinbart und Fragen geklärt werden. Arbeitgeber können freie Ausbildungsstellen unter 0800 / 4 5555 20 melden.