Jugendliche lassen Chancen für duale Ausbildung ungenutzt, während sich in Betrieben der Nachwuchsbedarf verschärft

Bilanz zum Berufsberatungsjahr 2023/2024

14.11.2024 | Presseinfo Nr. 91

Kreis Recklinghausen. Gemeinsam zogen Frank Benölken (Leiter der Agentur für Arbeit Recklinghausen), Carsten Taschner (Fachdienstleiter Markt und Integration des Jobcenters Kreis Recklinghausen), Dr. Karsten Felske (Geschäftsbereichsleiter Bildung und Recht Handwerkskammer Münster), Carsten Taudt (Geschäftsbereichsleiter Bildung IHK Nord Westfalen), Ludger Blickmann (Hauptgeschäftsführer Kreishandwerkerschaft Recklinghausen) und Mark Rosendahl (Geschäftsführer DGB Emscher Lippe) die Bilanz zum Berufsberatungsjahr 2023/2024.

Der Ausbildungsmarkt im Vest ist gespalten. Während Betriebe ihr Angebot an Ausbildungsstellen erhöhen und damit ihren gesteigerten Bedarf an Nachwuchskräften zum Ausdruck bringen, lässt das Interesse von Jugendlichen an einer betrieblichen Ausbildung von Jahr zu Jahr nach.

Die Partner auf dem Ausbildungsmarkt ziehen eine entsprechend gemischte Bilanz für den Ausbildungsmarkt im Kreis Recklinghausen: „Wir freuen uns sehr darüber, dass Betriebe ihr deutliches Bekenntnis zur dualen Ausbildung nachhaltig unter Beweis stellen und in der Folge in diesem Jahr ihr Ausbildungsangebot deutlich erhöht haben. Gleichwohl begegnen wir diesem Trend mit gemischten Gefühlen, da das wachsende Angebot von Jugendlichen leider nicht hinreichend angenommen wird. Für jene junge Menschen jedoch, die sich für eine Ausbildung interessieren, ist die Ausgangslage so gut wie nie. Sie können aus vielen Chancen wählen und das für sie attraktivste Angebot annehmen, da sich die Relation von Stellen pro Bewerber stetig verbessert hat und heute bei 0,8 liegt.“

Gerade der Blick in die kürzere Vergangenheit zeige, wie sehr sich die Disparitäten verschärften: „Während Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber heute 150 Ausbildungsstellen mehr anbieten als noch vor fünf Jahren, bewerben sich gleichzeitig gut 850 junge Menschen weniger um diese Stellen als noch 2018/2019. Hinzukommt, dass auch diejenigen, die einer betrieblichen Ausbildung grundsätzlich aufgeschlossen gegenüberstehen, sich erst später im Jahr für eine Stelle festlegen. Der früher so stark erlebte „Run“ auf die Stellen hat sich eher in ein entspanntes Jogging verwandelt.“

Dennoch betonen die Ausbildungsmarktpartner die Wichtigkeit, das Stellenangebot weiter auszubauen, auch mithilfe der in diesem Jahr für besonders strukturbenachteiligte Regionen eingeführten Ausbildungsgarantie: „Es ist entscheidend, dass das verfügbare Platzangebot nicht nur rechnerisch aufgeht, sondern auch die Bedarfslagen der Jugendlichen in den Blick nimmt. Und gerade für jene junge Menschen, bei denen die Ausbildungsreife noch nicht vollständig ausgeprägt ist, bedarf es eines zusätzlichen Coachings, um Ausbildungsabbrüche zu vermeiden und einen langfristig erfolgreichen Übergang ins Berufsleben zu erreichen.“

Die Partner appellieren weiterhin an alle Marktbeteiligten, in den Bemühungen um junge Menschen nicht nachzulassen: „Wir müssen die Attraktivität der dualen Ausbildung weiter steigern und all die Vorzüge herausstellen, die mit den Werten der heutigen Generation korrespondieren. Sei es die Mitgestaltung unserer Umwelt im Hinblick auf Emissionsabbau und den Einsatz neuer Technologien im Handwerk, die Nutzung von KI und smarten Systemen in Logistik und Büro oder die zutiefst erfüllende Arbeit mit hilfsbedürftigen Menschen in der Pflege oder Erziehung – in allen Berufsfeldern finden wir Argumente dafür, warum sich eine Ausbildung an den essenziellen Fragen der Gegenwart orientiert und diese mitgestaltet. Hinzu kommt, dass auch die Gehaltsaussichten von Fachkräften immer mehr denen von Akademikern gleichen oder sie teilweise übersteigen. All das müssen wir auch weiterhin transparent machen und zwar da, wo Jugendliche für diese Botschaften empfänglich sind, sei es auf Social Media, angesagten Veranstaltungen oder ganz individuell in der Beratung.“

Abschließend betonen die Akteure, dass auch die kommenden Monate bis Jahresende noch zur Nachvermittlung genutzt werden: „Für die noch unversorgten Bewerberinnen und Bewerber wie für bisher unbesetzte Ausbildungsstellen werden wir  weiterhin individuelle Lösungen finden, denn noch ist auf dem Ausbildungsmarkt viel Bewegung und nachträgliche Einstiege ins laufende erste Ausbildungsjahr sind möglich.“


Arbeitsagentur, Jobcenter und Kammern beraten und informieren Betriebe in allen Fragen rund um das Thema Ausbildung.

Jugendliche, die sich beruflich orientieren möchten, erreichen die Berufsberatung unter der Recklinghäuser Hotline 02361 / 402021. Arbeitgeber können jederzeit freie Ausbildungsplätze melden unter 0800 / 4 5555 20.

Die Bilanz auf einen Blick:
  • 4.162 Ausbildungsplatzbewerber
  • 3.481 gemeldete Ausbildungsstellen
  • 1.902 junge Menschen beginnen eine Ausbildung
  • 143 Bewerber sind noch nicht versorgt
  • 118 Ausbildungsstellen sind noch zu besetzen