Bilanz auf dem Ausbildungsmarkt im Bezirk der Agentur für Arbeit Riesa
- Mehr Ausbildungsstellen als gemeldete Bewerber im Landkreis Meißen
- 16 unversorgte Bewerber und 128 unbesetzte Ausbildungsstellen zum 30.09.2023
Überblick
Im zurückliegenden Berufsberatungsjahr - von Oktober 2022 bis September 2023 - haben sich 1.344 Jugendliche (514 Mädchen und 830 Jungen) als Bewerber für eine Berufsausbildungsstelle bei der Agentur für Arbeit Riesa oder beim kommunalen Träger der Grundsicherung gemeldet. Im Vergleich zum Jahr 2021/22 waren das 82 Jugendliche weniger (- 5,8 Prozent). Diesen Bewerbern standen 1.844 beim Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Riesa gemeldete Berufsausbildungsstellen gegenüber. Im Vorjahresvergleich sind das 179 Stellen (+ 10,8 Prozent) mehr.
„Im Landkreis Meißen stehen sinkenden Bewerberzahlen steigende Angebote an Ausbildungsplätzen gegenüber. Doch Angebot und Nachfrage passen nicht immer zusammen, sei es regional, beruflich oder hinsichtlich der Anforderungen. Jedoch sind unbesetzte Ausbildungsstellen verpasste Chancen für Jugendliche und Ausbildungsbetriebe gleichermaßen. Mit rund 1.850 gemeldeten Ausbildungsstellen verzeichnen wir einen Zuwachs von knapp 11 Prozent zum Vorjahr. Dagegen ist die Zahl der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber leicht gesunken. Rund 1.350 Jugendliche suchten mit Hilfe der Berufsberaterinnen eine Ausbildungsstelle“, fasst Thomas Stamm, Vorsitzender der Geschäftsführung der Riesaer Arbeitsagentur, die Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt zusammen.
„Im zurückliegenden Berichtsjahr konnten sich Ausbildungsuchende und Betriebe wieder persönlich begegnen, zum Beispiel bei Ausbildungsmessen, bei SCHAU REIN! – Veranstaltungen oder bei Praktikas. Unsere Berufsberaterinnen konnten regelmäßige Beratungsgespräche in den Schulen durchführen. Dieser kurze Weg wurde und wird von den Jugendlichen rege in Anspruch genommen. Lediglich 16 Jugendliche von den insgesamt 1.344 gemeldeten Bewerbern waren zum Stichtag 30.09. nicht in eine Ausbildung oder eine Alternative eingemündet“, so Thomas Stamm weiter.
Verbleib der Bewerber
Bis zum 30. September 2023 mündeten von den 1.344 gemeldeten Bewerbern 806 Jugendliche in eine duale Ausbildung ein. Dies entspricht einem Anteil von 60 Prozent. 522 Bewerber nahmen anderweitige Ausbildungen auf, besuchen weiterhin die Schule oder nehmen an berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen teil. Ende September waren 16 Mädchen und Jungen noch nicht in eine Ausbildung oder eine Alternative eingemündet. „Mit dem 30.09. ist das Berufsberatungsjahr statistisch zu Ende, nicht aber die Aktivitäten unserer Berufsberaterinnen. Um die noch unversorgten Bewerberinnen und Bewerber mit den noch unbesetzten Ausbildungsstellen zusammenzubringen, werden die Vermittlungsaktivitäten bis mindestens Ende des Jahres fortgesetzt. Außerdem melden sich in diesen Wochen erfahrungsgemäß auch junge Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen wieder auf der Suche nach einer Ausbildung sind. Ebenso melden Betriebe Ausbildungsstellen, die wieder frei geworden sind“, so der Vorsitzende der Geschäftsführung weiter.
Bewerber nach Schulabschluss
901 aller gemeldeten Bewerber besuchten eine allgemeinbildende Schule und für 393 junge Menschen endete der Besuch einer berufsbildenden Schule. 32 Bewerber waren zuvor an Akademien oder Hochschulen. 45,8 Prozent (615 Bewerber) verfügen über einen Realschulabschluss und 31,6 Prozent der Jugendlichen (425 Bewerber) erlangten einen Hauptschulabschluss. Die (Fach-)Hochschulreife haben 18,3 Prozent der jungen Menschen (246 Bewerber) und 34 Mädchen und Jungen (2,5 Prozent) konnten keinen Schulabschluss nachweisen. Der Anteil der sogenannten Altbewerber (Bewerber, die die Schule in den Vorjahren beendeten) beträgt 28,9 Prozent (Vorjahr: 29,9 Prozent).
Betriebliches Ausbildungsangebot
Das betriebliche Ausbildungsangebot bildet die Chancen der Jugendlichen, in der Region einen Beruf zu erlernen, ab. Im zurückliegenden Berufsberatungsjahr akquirierten die Arbeitsvermittler im Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Riesa 1.815 betriebliche sowie 29 außerbetriebliche Ausbildungsstellen. Das sind insgesamt 179 Stellen (+ 10,8 Prozent) mehr als im Berufsberatungsjahr 2021/2022.
Die Top 10 der im zurückliegenden Berichtsjahr 2022/2023 gemeldeten Berufsausbildungsstellen waren:
Ende September blieben 128 der insgesamt 1.844 gemeldeten Berufsausbildungsstellen unbesetzt (Vorjahr: 124 Stellen).
Oftmals sind es mehrere Gründe, die dazu führen, dass Ausbildungsstellen unbesetzt bleiben, zum Beispiel Interesse, schulische Leistungen, Mobilität.
Top 10 der Berufswünsche
Die Berufswahl ist weiterhin stark von geschlechterspezifischen Wünschen und Vorstellungen geprägt.
Bei den Mädchen ergab sich folgende Rangliste:
Bei den Jungen waren die Wunschberufe:
Berufsorientierung
Die Agentur für Arbeit Riesa arbeitet mit allen Partnern des regionalen Arbeitsmarktes eng zusammen, um junge Menschen beim Übergang von der Schule in das Erwerbsleben zu unterstützen.
So konnten über 1.200 Jugendliche am Projekt „Komm auf Tour“ teilnehmen und dort mit ihrer Lebens- und Berufsplanung starten. Insgesamt 160 Schüler wurden neu in das Projekt Berufseinstiegsbegleitung aufgenommen und werden durch die Berufseinstiegsbegleiter bei der Erlangung des Schulabschlusses und beim Einstieg ins Berufsleben mit alternativen Möglichkeiten unterstützt. An 18 Oberschulen im Landkreis Meißen kommen 20 Praxisberater zum Einsatz, die von der Agentur für Arbeit Riesa mitfinanziert werden. Sie erstellen mit den Jugendlichen im 1.Halbjahr der 7. Klassen eine Potentialanalyse und unterstützen die Jugendlichen in der 8. Klasse bei der weiteren beruflichen Orientierung. Ab der 9. Klasse übernehmen dann die Berufsberaterinnen der Agentur für Arbeit Riesa die weitere berufliche Orientierung und Beratung der Jugendlichen.
Förderung benachteiligter Jugendlicher
Die Agentur für Arbeit Riesa hat für die Förderung benachteiligter Jugendlicher 32 Plätze eingerichtet, darunter 21 Plätze für behinderte Jugendliche. Des Weiteren gewährt die Arbeitsagentur mit dem Ausbildungsbeginn 2023 für 16 Jugendliche mit gesundheitlichen Einschränkungen oder Jugendliche mit Lernbehinderungen an Arbeitgeber einen Ausbildungszuschuss für die betriebliche Ausbildung. Mit finanzieller Unterstützung der Riesaer Arbeitsagentur starteten 15 Jugendliche ihre Berufsausbildung in einem Berufsbildungswerk. Insgesamt 11 Jugendliche begannen Einstiegsqualifizierungen bei Arbeitgebern.
Ausblick
Die Arbeitsvermittler im Arbeitgeber-Service sowie die Berufsberaterinnen der Agentur für Arbeit Riesa haben mit ihren regionalen Partnern den Fokus bereits auf den Ausbildungsbeginn 2024 gerichtet und arbeiten dazu intensiv im Netzwerk zusammen. So trafen sich am 23. Oktober 2023 über vierzig interessierte Vertreterinnen und Vertreter der Schulen und der Wirtschaft aus dem Landkreis im Beruflichen Schulzentrum Meißen für einen Neustart des Arbeitskreises Schule-Wirtschaft Meißen. Er ist ein Netzwerk, welches die partnerschaftliche Zusammenarbeit von Schulen und Wirtschaft unterstützt und hat sich das Ziel gesetzt, die Schülerinnen und Schüler für die Berufsorientierungs- und Ausbildungsmöglichkeiten in der Region zu gewinnen und damit die Sicherung von Fachkräften im Landkreis Meißen aktiv zu unterstützen.
Am 25. November 2023 findet die gemeinsame Ausbildungsbörse der Agentur für Arbeit Riesa und des Jobcenters Landkreis Meißen sowie der Tag der offenen Tür am Beruflichen Schulzentrum für Technik und Wirtschaft Riesa statt. Knapp 100 Aussteller informieren über ihre Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten in der Region.
Alle Jugendlichen, die im nächsten Herbst in eine betriebliche Ausbildung starten möchten, sollten jetzt Kontakt mit den Berufsberaterinnen aufnehmen und sich mit ihrer Berufswahl aktiv auseinandersetzen. Die Berufsberaterinnen kennen den regionalen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt, aktuelle Trends, Berufe und deren Zukunftschancen. Sie helfen, fördern, checken die Bewerbung, unterstützen beim Finden einer Alternative zum Wunschberuf (Stichwort: Plan B) und vermitteln passgenau, weil sie die Betriebe in der Region kennen. Die Jugendlichen und deren Eltern können sich sowohl persönlich beraten lassen, aber auch per Telefon oder Videokommunikation mit den Berufsberaterinnen ins Gespräch kommen. Unsere Onlineangebote, zum Beispiel CHECK-U, www.planet-beruf.de und die AzubiWelt-App, bieten einen guten Einstieg in den Berufswahlprozess.
Personalentscheidern rät Thomas Stamm: „Setzen Sie auch in diesen herausfordernden Zeiten auf die duale Ausbildung und sichern Sie sich damit Ihren langfristigen Fachkräftebedarf. Nutzen Sie Gelegenheiten für das gegenseitige Kennenlernen, zum Beispiel bei Ausbildungsmessen oder bieten Sie Praktika und Ferienjobs direkt in Ihrem Unternehmen an. Melden Sie uns bereits jetzt die Ausbildungsstellen für das kommende Jahr. Wir unterstützen Sie gern bei der Suche nach Ihren Nachwuchskräften.“
Bei der Auswahl sind Betriebe mehr denn je gefordert, stärkenorientiert vorzugehen. Mögliche schulische Defizite können durch die Leistungen der assistierten Ausbildung (AsA) ausgeglichen werden. Sie sind als Stütz- und Förderunterricht angelegt und helfen Jugendlichen, die Anforderungen des Betriebes sowie der Berufsschule zu verstehen und zu erfüllen. Die Teilnahme kann zu jedem Zeitpunkt der Ausbildung beginnen und ist kostenfrei.
Vermittlungsservice für Jugendliche:
Schulabgänger, die auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle sind beziehungsweise nicht wissen, wie es nach der Schule weitergeht und sich über berufliche Alternativen informieren möchten, können sich an die Berufsberaterinnen der Riesaer Arbeitsagentur wenden.
Auch bei der Studienwahl unterstützen die Berufsberaterinnen gern und professionell.
Telefon zur Terminvereinbarung: 0800 4 5555 00
Vermittlungsservice für Arbeitgeber:
Freie Ausbildungsstellen können jederzeit telefonisch beim Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Riesa unter den bekannten Durchwahlnummern oder unter der gebührenfreien Hotline gemeldet werden.
Arbeitgeber-Hotline: 0800 4 5555 20