Presseinformation

Rückblick auf den Arbeitsmarkt im Jahr 2023

17.01.2024 | Presseinfo Nr. 2

  • Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt: 5,7 Prozent
  • Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt: 7.053 arbeitslose Frauen und Männer
  • Veränderung zum Vorjahr: + 640 Arbeitslose/ + 10,0 Prozent
  • Stellenzugänge beim Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Riesa: 5.327

 

„Die schwache Konjunktur ging im letzten Jahr nicht spurlos am Arbeitsmarkt im Landkreis Meißen vorbei. Sowohl die Beschäftigung als auch die Zahl der bei der Arbeitsagentur gemeldeten Stellen gingen zurück. Die Arbeitslosigkeit stieg im vergangenen Jahr an, überwiegend wegen des Zugangs geflüchteter Menschen. Ungewöhnlich hohe Zugänge in Arbeitslosigkeit von Beschäftigten konnte die Arbeitsagentur im letzten Jahr nicht beobachten. Somit spricht viel dafür, dass von Jobverlusten betroffene Menschen zum Teil schnell wieder eine neue Arbeit finden können und gar nicht arbeitslos werden. Wer aber arbeitslos ist, hat es wegen des zurückhaltenden Einstellungsverhaltens der Betriebe mitunter schwerer, wieder in Arbeit zu kommen. Das gilt insbesondere für Menschen, denen nachgefragte Qualifikationen fehlen oder die keinen Berufsabschluss haben“, schätzt Thomas Stamm, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Riesa, ein.

Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung

Im Landkreis Meißen – dem Bezirk der Agentur für Arbeit Riesa – waren im Jahr 2023 im Jahresdurchschnitt 7.053 Frauen und Männer arbeitslos. Im Vergleich zum Vorjahr sind 640 Personen beziehungsweise 10,0 Prozent mehr arbeitslos gemeldet. Die jahresdurchschnittliche Arbeitslosenquote, bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen, erhöhte sich um 0,5 Prozentpunkte auf 5,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die höchste Arbeitslosigkeit wurde im Monat Februar 2023 mit rund 7.250 Arbeitslosen verzeichnet, während sie im Juni 2023 mit 6.880 Personen am geringsten war. Zum Vergleich ein Blick ins Jahr 2019: Im Jahresdurchschnitt waren 6.690 Frauen und Männer von Arbeitsarbeitslosigkeit und die jahresdurchschnittliche Arbeitslosenquote lag bei 5,3 Prozent. Bei Betrachtung der arbeitslosen Personengruppen fiel das Plus bei den ausländischen Bürgerinnen und Bürgern am stärksten aus: Ihre Zahl stieg um 521 Personen auf insgesamt 1.365 gegenüber dem Vorjahr an (+61,7 Prozent). Der überwiegende Teil, 1.168 arbeitslose ausländische Bürgerinnen und Bürger (86 Prozent), ist beim Jobcenter des Landkreises Meißen registriert. Insgesamt waren im Bereich der Grundsicherung – im Rechtskreis SGB II -, der in alleiniger Zuständigkeit des Landkreises Meißen organisiert ist, jahresdurchschnittlich 4.804 Personen arbeitslos gemeldet. Das sind 400 Arbeitslose (+ 9,1 Prozent) mehr als im Vorjahr. Im Bereich der Arbeitslosenversicherung – im Rechtskreis SGB III – waren im Jahresdurchschnitt 2.249 Personen arbeitslos. Im Vergleich zum Jahr 2022 ist das ein Anstieg um 240 Arbeitslose (+ 11,9 Prozent).  Die Unterbeschäftigung, die auch Personen in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen mit dem Ziel der Integration in den Arbeitsmarkt einschließt, umfasste im Jahresdurchschnitt 8.424 Menschen, das sind 803 Personen beziehungsweise 10,5 Prozent mehr als im Jahr 2022. Die Unterbeschäftigungsquote lag im Jahresdurchschnitt bei 6,8 Prozent (2022: 6,1 Prozent).

Arbeitskräftenachfrage

Im Jahr 2023 akquirierten die Arbeitsvermittler im Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Riesa 5.327 neu zu besetzende Arbeitsstellen von den Unternehmen in der Region. Im Vergleich zum Jahr 2022 ist das ein Rückgang um 1.220 Stellenmeldungen. Die Mehrzahl, 5.283 dieser Stellen, sind sozialversicherungspflichtig (2022: 6.466 sv-pflichtige Stellen).  Im Jahresdurchschnitt waren 2.553 Arbeitsstellen beim Arbeitgeber-Service der Riesaer Arbeitsagentur gemeldet. Das sind 393 Stellen weniger als im Vorjahr (- 13,3 Prozent).  Am stärksten war der Rückgang in der Arbeitnehmerüberlassung, im verarbeitenden Gewerbe, in freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen, im Baugewerbe und im Handel. In der öffentlichen Verwaltung, der Energieversorgung und in den Bereichen Unterricht sowie Erziehung stieg hingegen die Zahl der gemeldeten Arbeitsstellen.

Beschäftigung

Der langfristige Aufwärtstrend bei der Entwicklung der Beschäftigung, welcher bereits in der Corona-Zeit ins Stocken geraten ist, wurde vorerst gestoppt. Die kurzfristig entstandene Delle im Corona-Jahr 2020 fing sich zwar in den beiden darauffolgenden Jahren 2021 und 2022 langsam an wieder zu schließen. Aber dieser Aufholprozess hat aufgrund der schwachen Konjunktur einen Dämpfer erlitten. Zum 30. Juni 2023 waren 88.727 Personen im Riesaer Agenturbezirk sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das ist ein Minus von 1.017 Personen gegenüber dem Jahr 2022 und das Niveau vom 30. Juni 2019 konnte bislang nicht wieder erreicht werden. Damals waren 90.320 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Am ungünstigsten war die Entwicklung im Vorjahresvergleich im Baugewerbe mit einem Rückgang um 311 Beschäftigte, im Handel, der Instandhaltung sowie der Reparatur von Kraftfahrzeugen (-265 Beschäftigte) und in der Arbeitnehmerüberlassung (-254 Beschäftigte).  Den größten Beschäftigungsanstieg gab es hingegen in der Metall-, Elektro- und Stahlindustrie mit einem Plus von 296 Beschäftigten, im Bereich Immobilien, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen (+ 202 Beschäftigte) sowie in der Branche Heime und Sozialwesen (+ 122 Beschäftigte).

Kurzarbeit

Durch die Zahlung von Kurzarbeitergeld bei vorübergehend schwierigen Wirtschaftsbedingungen sollen den Betrieben ihre eingearbeiteten Mitarbeiter und den Arbeitnehmern ihre Arbeitsplätze erhalten werden. Aktuelle Daten zur tatsächlichen Inanspruchnahme stehen bis August 2023 zur Verfügung. Damals nahmen nach vorläufigen Hochrechnungen 25 Betriebe Kurzarbeit in Anspruch, das sind genauso viele wie im August 2022. Die Zahl der Kurzarbeiter stieg im August 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat um 713 Personen auf 1.133. Der Anteil der Kurzarbeiter an allen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten lag im August 2023 bei 1,3 Prozent, im August 2022 lag er bei 0,5 Prozent.  Vor Beginn der tatsächlichen Kurzarbeit müssen Betriebe eine Anzeige über den voraussichtlichen Arbeitsausfall erstatten. Diese Anzeigen auf Kurzarbeit können als potenzielle Zugänge und damit als Frühindikator für die künftige Inanspruchnahme von Kurzarbeit interpretiert werden. Im Dezember 2023 haben nach vorläufigen Hochrechnungen 19 Unternehmen Kurzarbeit für 946 Beschäftigte angezeigt. Das sind elf Betriebe weniger, aber 326 Beschäftigte mehr als im Dezember 2022. Die Zahl der Betriebe mit Kurzarbeit liegt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und im Vergleich der letzten Jahre auf niedrigem Niveau:

Arbeitsmarktpolitik

Im Jahr 2023 standen der Agentur für Arbeit Riesa genügend Haushaltmittel für die bedarfsgerechte Qualifizierung ihrer Kundinnen und Kunden zur Verfügung. So begannen 441 Personen eine Maßnahme der beruflichen Weiterbildung. Durch die Gewährung von Eingliederungszuschüssen wurden 370 Beschäftigungsaufnahmen unterstützt und in 203 Fällen wurde ein Zuschuss zum Arbeitsentgelt für die berufliche Weiterbildung von Beschäftigten gewährt. Ebenso förderte die Agentur für Arbeit Riesa die Berufsausbildung benachteiligter Jugendlicher sowie Maßnahmen der Berufseinstiegsbegleitung. Alle Förderungen dienen der Deckung des regionalen Fachkräftebedarfes.

Ausblick 2024

„Solange der Konjunkturmotor weiterhin nur langsam läuft, erwarte ich keine Trendwende am Arbeitsmarkt. Deshalb stehen Qualifizierungen und Weiterbildungen umso mehr im Fokus der Arbeitsagentur, um die Chancen auf Arbeit zu erhöhen und den Unternehmen ihre Fachkräfte zu sichern. Denn Arbeitslose und Arbeitsstellen passen schwerer zusammen - entweder regional, beruflich oder weil sie nicht die benötigten Qualifikationen besitzen. Rund jede oder jeder zweite Arbeitslose sucht eine neue Arbeitsstelle im Helferbereich, überwiegend wegen fehlender Berufsabschlüsse. Doch meist suchen die Unternehmen qualifizierte Fachkräfte, lediglich 300 Helferstellen sind der Arbeitsagentur Riesa aktuell gemeldet. Auch für Beschäftigte wird lebenslanges Lernen immer wichtiger, um Arbeitslosigkeit vorzubeugen und ihr Wissen aktuell zu halten oder zu erweitern. Die Arbeitsagentur berät Arbeitssuchende und Beschäftigte jederzeit gern über Weiterbildungs- und Fördermöglichkeiten“, so Thomas Stamm.