„Ich benutze die Funktion gerne, wenn ich mit meinen Freunden abends unterwegs bin, denn dann kann ich mich mit ihnen auf Augenhöhe unterhalten“, sagt Verena Furtner und fährt sich in ihrem elektrischen Rollstuhl hoch bis sie steht. Und auch sonst steht die 22Jährige, die bei der TnT GmbH in Rosenheim eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement macht, mitten im Leben. „Der Umgang mit den Kolleg*innen und den Kunden hier im Büro, die Arbeit am Computer und das Telefonieren: Alles macht mir Spass“, sagt die junge Frau und berichtet, wie sie es geschafft hat den Ausbildungsplatz zu bekommen: „Nach dem Abschluss der Förderschule habe ich mich rund 80 Mal beworben. Leider habe ich nur Absagen bekommen oder gar nichts gehört – das war noch schlimmer“, erzählt sie. „Bei TnT habe ich dann zum Glück die Chance bekommen ein Praktikum zu machen. Die Arbeit und das Miteinander mit den Kolleg*innen hat mir so gut gefallen, dass ich gleich gewusst habe: Ich möchte meine Ausbildung hier machen.“
Tabitha Licht, eine der beiden Geschäftsführer*innen bei der TnT GmbH, die die Pflegeberatung und die Betreuung von älteren Menschen und von Menschen mit Einschränkungen anbietet, fügt hinzu: „Auch wir waren von Anfang an begeistert von Verena. Mit wie viel Freude, Motivation und Willensstärke sie bei der Arbeit dabei war. Auch wir wollten ihr gerne eine Ausbildung ermöglichen. Voraussetzung war jedoch, dass sie einen Hauptschulabschluss haben muss.“ Für die heute 22Jährige hieß damit wieder die Schulbank drücken. Verena hat sich damals für die wohnortnahe Otfried-Preußler-Schule in Stephanskirchen entschieden und sagt die beiden Jahre dort seien die Besten in ihrem Leben gewesen. „Die Mitschüler*innen und Lehrer*innen haben mich so toll aufgenommen. Ich war voll in die Klasse integriert und auch bei der Abschlussfahrt nach Berlin dabei“, erzählt sie strahlend.
Astrid Schneider, die Leiterin der Teams für Rehabilitation und berufliche Teilhabe bei der Agentur für Arbeit Rosenheim sagt hierzu: „Wir unterstützen und fördern junge Menschen mit Einschränkungen schon während ihrer Schulzeit, auch wenn es beispielsweise darum geht welche Schule die Richtige für sie sein könnte. Und wenn der Schulabschluss dann ansteht, schauen wir gemeinsam mit den jungen Menschen welcher berufliche Weg der Richtige für sie sein könnte. Das kann eine Ausbildung oder Arbeit am ersten Arbeitsmarkt genauso sein wie die Arbeit in einer Werkstatt für behinderte Menschen. Dabei steht eine Vielzahl von Unterstützungsmöglichkeiten zur Verfügung, z. B. der Zuschuss zur Ausbildungsvergütung, einen Fahrdienst oder die Finanzierung einer Person.“
2021 hatte Verena ihren qualifizierenden Hauptschulabschluss in der Tasche und konnte die Ausbildung beginnen. „Sie ist die erste Auszubildende mit Einschränkungen, die wir haben. Wir sind positiv überrascht wie gut alles funktioniert und profitieren – auch zwischenmenschlich – davon, dass Verena bei uns ist“, sagt der zweite Geschäftsführer Thomas Stingl, der die 22Jährige explizit für die guten Leistungen in der Berufsschule lobt. Die Agentur für Arbeit hat hier bei der Gestaltung des Arbeitsplatzes unterstützt und einen höhenverstellbaren Schreibtisch und einen automatischen Türöffner finanziert. „Wir haben auch hier ganz unterschiedliche, individuelle Möglichkeiten. Interessierte Arbeitgeber*innen können mich unter der Rufnummer 08031/202-353 gerne gleich anrufen“, sagt Barbara Eringer, die Ansprechpartnerin für Arbeitsplatzgestaltung.
Bei Verena Furtner läuft bei der Ausbildung alles gut und nach dem Abschluss zur Kauffrau für Büromanagement gerne weiter bei TnT arbeiten. Michael Schankweiler, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Rosenheim, sagt abschließend: „Ich freue mich sehr darüber wie gut die Ausbildung bei Verena klappt und möchte andere Betriebe ermutigen, Menschen mit Einschränkungen eine Chance zu geben. Interessierte Bewerber*innen- und Arbeitgeber*innen können die Kolleg*innen, die auf die Betreuung von Menschen mit Einschränkungen spezialisiert sind, unter 08031/202-271 anrufen. Diese nehmen sich viel Zeit, um in ausführlichen Gesprächen über die individuelle Situation zu reden und berufliche Perspektiven zu erarbeiten. Wir würden uns freuen, wenn Sie sich bei uns melden!“
Weitere Informationen unter https://www.arbeitsagentur.de/menschen-mit-behinderungen.