„In fünf bis zehn Jahren möchte ich fertiger Konstrukteur oder noch lieber Techniker sein. Aber jetzt während der Ausbildung mag ich die 3D-Zeichnung am liebsten. In diesem Bereich war ich eigentlich auch schon vor meiner Ausbildung recht fit“, sagt Julian Linner, während er an einer Drehmaschine Teile bearbeitet. Der 18Jährige macht bei der Alpenland Maschinenbau GmbH (ALPMA) in Rott a. Inn eine Ausbildung zum technischen Produktdesigner. Julian ist einer der insgesamt 72 jungen Menschen, die das Unternehmen in Rott a. Inn und Dresden ausbildet, und doch gibt es etwas, das den jungen Mann von seinen Mitazubinen und Mitazubis unterscheidet: Julian ist kleinwüchsig und misst eine Körpergröße von 132 Zentimetern. Doch empfinden weder er, noch seine Mitauszubildenden, Kolleginnen oder Kollegen die Situation als etwas Besonderes: „Ich bin in Wasserburg a. Inn auf die Realschule gegangen und habe bei drei Praktika – als Chemielaborant, als Elektroniker und schließlich als technischer Produktdesigner – herausgefunden welcher der richtige Beruf für mich ist. Dabei habe ich von allen Seiten immer Offenheit und eine gute Zusammenarbeit erlebt“, sagt er.
Nachdem Julian gemerkt hatte, dass der technische Produktdesigner der Ausbildungsberuf ist, den er sich wünscht, kam die Firma ALPMA ins Spiel: „Ich hatte von Bekannten gehört, dass die Firma eine gute Arbeitgeberin und ein guter Ausbildungsbetrieb ist und habe mich dann beworben“, erzählt er. Ausbildungsleiter Manfred Knauer fügt hinzu: „Als die Bewerbung von Julian bei uns ankamen, hat uns diese sehr angesprochen. Und im Vorstellungsgespräch hat uns der junge Mann dann voll überzeugt. Die Fertigungen aus seinem 3D-Drucker, die er damals schon mitgebracht hat, waren bemerkenswert und wir waren uns einig, dass wir ihn gerne als Auszubildenden einstellen möchten“, sagt er. „Nachdem Julian uns auch zugesagt hatte, haben wir – das Ausbildungsteam, die Auszubildenden, die Beschäftigten und der angehende Auszubildende Julian selber – uns gemeinsam daran gemacht alles für seinen perfekten Start in die Ausbildung vorzubereiten. Denn es gibt keine zweite Chance für einen ersten Eindruck“, sagt er. Mit den Vorbereitungen meint Manfred Knauer die ideale Vorbereitung der Arbeitsbedingungen zum Ausbildungsstart: „Wir haben unter anderem ein Podest gefertigt und anschließend kam noch ein Geländer dazu, weil ich so um die Arbeitssicherheit in Sorge war“, verrät er mit einem Augenzwinkern. „Zudem haben wir in Abstimmung und mit finanzieller Unterstützung der Agentur für Arbeit Rosenheim einen passenden Bürostuhl für Julian bestellt, damit vom ersten Tag an alles passt“, sagt Knauer. Und sein Ausbilderkollege Andreas Schmiddunser fügt hinzu: „Julian ist eine wirkliche Bereicherung für uns. Er ist voll in alle Teams, die er während der Ausbildung durchläuft, integriert. Ich möchte anderen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern empfehlen Menschen wie Julian eine Chance zu geben: Die Zusammenarbeit stärkt das Miteinander, eröffnet neue Perspektiven und ist eine Bereicherung für beide Seiten.“
Barbara Eringer, die bei der Agentur für Arbeit Rosenheim im Team für Rehabilitation / berufliche Teilhabe Ansprechpartnerin für die Arbeitsplatzgestaltung ist, stand in engem Kontakt zu der Firma und sagt: „Wir waren hier lediglich Ansprechpartner für den Bürostuhl und haben Julian beim Kauf seines Autos unterstützt, damit er zur Arbeit kommen kann. Doch wir bieten zahlreiche weitere Möglichkeiten an, um bei der Arbeitsaufnahme und -gestaltung zu unterstützen: Je nach vorliegenden Voraussetzungen sind beispielsweise ein Lohnzuschuss, ein Türöffner oder eine Sehhilfe möglich.“
Michael Vontra, dem Leiter der Rosenheimer Arbeitsagentur, liegen Menschen wie Julian sehr am Herzen und er freut sich, wie gut der junge Mann bei ALPMA integriert ist: „Außer bei der Größe merkt man keinen Unterschied zwischen Julian und seinen Mitauszubildenden und den Kolleginnen und Kollegen. Das ist schön und so soll es sein. Es freut uns auch, dass die Zusammenarbeit mit allen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern im Ausbildungsbetrieb so gut funktioniert. Wir sind wirklich froh, dass es Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber wie die Firma ALPMA gibt, die Menschen mit Einschränkungen eine Chance geben. Denn so können Schätze gehoben werden, von denen beide Seiten profitieren. Menschen wie Julian Linner zeigen welche Chancen sich ergeben können. Der junge Mann ist ein Vorbild und ein Mutmacher“, sagt er. Der Agenturleiter lädt interessierte Bewerberinnen und Bewerber sowie Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber ein, sich bei den Kolleginnen und Kollegen zu melden, die auf die Betreuung von Menschen mit Einschränkungen spezialisiert sind. Diese nehmen sich viel Zeit, um in ausführlichen Gesprächen über die individuelle Situation zu reden und berufliche Perspektiven zu erarbeiten und über die vielseitigen, individuellen Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten zu sprechen.
Die Ansprechpartner*innen sind unter den Rufnummern 08031 / 202-271 (Agentur für Arbeit), 08031 / 40894-306 (Jobcenter Rosenheim Stadt), 08031 / 9015-200 (Jobcenter Landkreis Rosenheim) und 08041 / 7854-381 (Jobcenter Bad Tölz-Wolfratshausen) erreichbar.
Weitere Informationen unter www.arbeitsagentur.de/menschen-mit-behinderungen.