Menschen aus der Ukraine auf ihrem Weg in den deutschen Arbeitsmarkt

Die Agentur für Arbeit und die drei Jobcenter präsentieren zum dritten Jahrestag des Beginns des Kriegs in der Ukraine drei Mut machende Beispiele von Ukrainerinnen und Ukrainern, die ihren beruflichen Weg gefunden haben.  

24.02.2025 | Presseinfo Nr. 13

Es ist mucksmäuschenstill am Tisch, als Elena S. erzählt, wie sie, als sie mit ihrem zweijährigen Sohn in Charkiw im Bunker saß, Kontakt zum Manager der Anita Dr. Helbig GmbH in der Ukraine hatte. Und wie ihr das Unternehmen dabei geholfen hat zu flüchten und sich in Deutschland ein neues Leben aufzubauen. „Anita ist mein Leben. Ich bin so dankbar“, sagt die 43Jährige. Die studierte Soziologin berichtet in gutem Deutsch von ihrer Flucht und ihrem (beruflichen) Weg nach Brannenburg: „Ich habe in Charkiw den Vertrieb eines Unternehmens geleitet, das die Produkte von Anita verkauft. Als der Krieg begann, hat der Manager von Anita in der Ukraine den Kontakt zum Geschäftsführer in Polen hergestellt. Er hat mich mit meinem Kind zur Grenze gebracht, wo uns dieser dann abgeholt hat. Wir konnten uns bei dem Geschäftsführer in Polen ein wenig erholen und er hat uns dann nach Brannenburg gebracht. Hier hat uns das Unternehmen dabei geholfen eine Wohnung zu finden.“ 

Die wichtigen Faktoren des Ankommens und der Unterkunft waren damit gegeben. Nun kam das Jobcenter Landkreis Rosenheim ins Spiel. „Wir wollten Elena S. neben der finanziellen Hilfe auch bei der Arbeitsaufnahme unterstützen“, erklärt ihre ehemalige Vermittlerin beim Jobcenter, Valeria Lerche. „Als Frau S. zum ersten Gespräch zu mir kam, hatte sie sich bereits eigenständig zu einem Deutschkurs angemeldet und sich auf Deutsch auf das Gespräch vorbereitet. Dieser Ehrgeiz und die Zielstrebigkeit haben mir sehr imponiert. Ich habe sie begleitet, während sie die deutsche Sprache lernte und als Frau S. den Deutschkurs auf B2-Niveau erfolgreich sehr gut abgeschlossen hatte, konnte sie bei Anita beginnen.“ Einer der drei Geschäftsführer der Anita Dr. Helbig GmbH, Georg Weber-Unger (jun.), der bei dem Gespräch dabei ist, sagt hierzu: „Es ist uns sehr wichtig, Menschen wie Frau S. dabei zu unterstützen, sich ihre berufliche Zukunft aufzubauen. Dabei waren die Deutschkenntnisse eine wichtige Voraussetzung dafür, dass das Arbeitsverhältnis beginnen konnte.“ Elena S. arbeitet nun in Teilzeit in der Abteilung „E-Commerce“, die bei Anita aktuell weiter ausgebaut wird. „Es ist gut, eine strukturierte internationale Mitarbeiterin wie Frau S. zu haben, auf deren Kompetenzen wir die Stelle anpassen konnten“, erklärt Abteilungsleiter Jürgen Weinzierl. Und Elena S. lächelt ein wenig stolz, als er weiter berichtet, dass sich ihre Arbeit nun auch beim Vertrieb auf den Märkten in den USA oder in Italien zeige. Beim Unternehmen Anita, das weltweit mehr als 1.600 Mitarbeitende hat, arbeiten allein in Brannenburg Beschäftigte aus 27 Nationen. Einige von ihnen kommen hier und im größten Lager des Unternehmens in Kufstein aus der Ukraine. Elena S. sagt, dass sie mit ihrem inzwischen fünfjährigen Sohn, der in den Kindergarten geht, gut in der Region angekommen sei und sich hier ein neues Leben aufbauen wolle – mit Anita! Der Geschäftsführer des Jobcenters Landkreis Rosenheim, Volker van der Woude und die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Rosenheim, Dr. Nicole Cujai, freuen sich über Positivbeispiele wie das von Elena S., und betonen, dass es hier stets um Einzelschicksale und um viel mehr als die Auszahlung von Bürgergeld gehe. „Zunächst einmal muss man berücksichtigen, dass Geflüchtete aus einem Kriegsgebiet häufig sehr belastende Erlebnisse hatten und erst einmal „ankommen“ müssen“, sagt Cujai. Wir sprechen dann mit der jeweiligen Person über deren berufliche und auch persönliche Situation: Welche (Aus)Bildung bringt sie mit? Wie können wir den Spracherwerb unterstützen? Sind die Zeugnisse in Deutschland anerkannt? Sind Wohnraum, Grundversorgung und Kinderbetreuung gesichert? Hierfür stimmen wir uns eng mit anderen Anlaufstellen ab. Das sind die wesentlichen Fragen, um dann den individuellen beruflichen Weg zu finden.“ Auch bei Frau S. war wichtig, dass das Unternehmen sie sehr unterstützt hat und ihr die Möglichkeit gab, Kinderbetreuung und Arbeit gut miteinander zu verbinden.

Ihren alternativen beruflichen Weg gefunden haben auch eine Juristin und ein Jurist aus der Ukraine, die in den Jobcentern Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen und Rosenheim Stadt gemeldet waren, und deren Abschlüsse in Deutschland nicht anerkannt sind. Der Geschäftsführer des Jobcenters Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, Fabian Wilhelm sagt: „Frau Y. ist eine von vielen positiven Beispielen der letzten Jahre. Sie ist zielstrebig, hat die deutsche Sprache schnell erlernt und sogar einen Online-Buchhaltungskurs selbst finanziert. Im September wird sie eine Ausbildung in ihrem Wunschberuf beim Finanzamt Miesbach beginnen und ihre beruflichen Neuanfang starten. Dafür wünschen wir ihr alles Gute.““ Auch die Geschäftsführerin des Jobcenters Rosenheim Stadt, Heike Köcher, berichtet über einen Erfolgsfall: „Bei der Suche nach beruflichen Alternativen kristallisierte sich bei Herrn H. ein besonderes Interesse am IT-Bereich heraus und er finanzierte sich ein Online-Seminar in dem Bereich selbst.“ Der motivierte Kunde hat zudem den Sprachkurs auf B2-Niveau erfolgreich abgeschlossen. Bei der anschließenden Vorbereitung auf eine betriebliche Einzelumschulung kam der wichtige Kontakt zur Stadt Rosenheim zustande. Herr H. machte hier ein Praktikum und begann im September eine Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung. „Dieser schnelle Erfolg der beruflichen Integration war nur durch das gute Zusammenspiel der drei Akteure möglich: Dem motivierten Kunden, der Integrationsfachkraft Hans Nietzold in unserem Haus, der den Kunden umfassend betreut hat und der Stadt Rosenheim.“