Sie kommen aus Brasilien, Indien und Vietnam: Fachkräfte, die sich bewusst für eine Beschäftigung im Bezirk der IHK zu Rostock entschieden haben. Die Gründe, nach Deutschland zu kommen, sind vielfältig. Menschen vieler Nationen sehen Deutschland als ein attraktives Einwanderungsland mit guten Lebensbedingungen und attraktiven beruflichen Möglichkeiten. Torsten Grundke, Vizepräsident der IHK zu Rostock: „Immer wieder berichten ausländische Fachkräfte, dass sie Deutschland als sicheres Land erleben und innerhalb des Landes oder auch innerhalb Europas abwechslungsreich die Welt entdecken können.“ Das sind Aussagen, die – neben dem Interesse am Fachberuf – Aufschluss geben über die Motivation, nach Deutschland zu kommen.
„Der Fachkräftemangel ist ohne Zweifel in unserer Region angekommen. Derzeit haben wir 5.000 offene Arbeitsplätze in unserem Bestand. Schon jetzt ist es schwierig, dafür geeignete einheimische Bewerberinnen und Bewerber zu finden. Denn auch aufgrund der demografischen Entwicklung sinkt die Zahl derjenigen, die dem hiesigen Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Die Zuwanderung ausländischer Fachkräfte kann dazu beitragen, diese Lücke zu schließen. Das ist wichtig, damit die regionalen Unternehmen auch zukünftig wettbewerbsfähig bleiben“, erläutert Anke Diettrich, Vorsitzende der Geschäftsführung, der Agentur für Arbeit Rostock.
Seit 2020 beteiligen sich die IHK zu Rostock und die Agentur für Arbeit Rostock am Pilotprojekt „Hand in Hand for International Talents“, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert und von der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und der Bundesagentur für Arbeit gemeinsam als Pilotprojekt umgesetzt wird.
Austausch zum Pilotprojekt im Grandhotel Heiligendamm
Zum Austausch und einer ersten Zwischenbilanz des Projektes trafen sich am 19. Januar 2023 in Heiligendamm, im Bezirk der IHK zu Rostock, die Teilnehmer des Projektes – Arbeitnehmer und Arbeitgeber, interessierte Unternehmer und hochrangige Vertreter aus der Politik – zum Neujahrsbrunch. Auch der Veranstaltungsort des Brunchs, das Grand Hotel Heiligendamm, hat mehrere Fachkräfte über das Projekt „Hand in Hand for International Talents“ eingestellt.
Wie haben sich die 13 im Rahmen des Projektes zugezogenen Fachkräfte im Bezirk der IHK zu Rostock integriert? „Gut“, wissen Torsten Grundke und Anke Diettrich.
Fachkräftethema unter den drei wichtigsten Herausforderungen für Unternehmen
„Wenn ich mit Unternehmerinnen und Unternehmern spreche, ist das Thema Fachkräftemangel immer unter den Top 3 der aktuellen Herausforderungen und wir alle wissen: Es geht nicht mehr ohne Zuzug von Fachkräften aus Drittstaaten. Diese Situation ist allen bewusst und wir sind froh, dass wir als IHK zu Rostock gemeinsam mit der Agentur für Arbeit Rostock hier in der Region bei „Hand in Hand for International Talents“ mitarbeiten, einem Pilotprojekt, das zum einen wichtige Informationen und Handlungsempfehlungen für eine langfristige Fachkräftestrategie erarbeitet und zum anderen konkret vor Ort hilft“, sagt der IHK-Vizepräsident.
Die Gastgeber der Veranstaltung freuten sich umso mehr, dass für das bundesweit relevante Projekt Gäste gekommen sind, die „Hand in Hand for International Talents“ auf Leitungsebene begleiten: Dr. Sabine Hepperle, Abteilungsleiterin Mittelstandspolitik im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Vanessa Ahuja, Vorständin Leistungen und Internationales der Bundesagentur für Arbeit und Dr. Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der DIHK.
Ihnen ist besonders wichtig, dass die Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem Pilotprojekt nicht nur für die Region relevant sind, sondern dass diese auch als wichtige Anregungen für die Neugestaltung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes mit eingeflossen sind.
Erste Einreise erfolgte im Spätherbst 2021
Die erste Einreise in der Region Rostock ist inzwischen gut ein Jahr her, das Projekt konnte aus den Erfahrungen des ersten Jahres schöpfen. Das bestätigt auch Anke Diettrich. Sie berichtet: „Das Projekt hat gezeigt, dass in der Welt viel Potenzial für Fachkräfte vorhanden ist und es hat beleuchtet, dass diese Fachkräfte hier in unserer Region gut ankommen – und dies in doppeltem Wortsinne. Die Erfahrungen, die die ausländischen Fachkräfte gemacht haben und über die sie heute hier berichten, sind sehr positiv. Die Fachkräfte, die bisher in unserer Region angekommen sind, konnten schon in den ersten Monaten einen guten Beitrag für ihre Unternehmen leisten.“
Projektstart 2020
Gestartet war das bundesweite Projekt in den fünf IHK-Regionen Düsseldorf, Erfurt, Lübeck, Rostock und Reutlingen. Anfang dieses Jahres sind nun auch die Regionen München und Offenbach zum Projekt dazugestoßen. Damals hatte die Bundesregierung mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz dafür gesorgt, dass seit dem 1. März 2020 Unternehmen leichter und schneller Fachkräfte aus Drittstaaten rekrutieren können, um dem Fachkräftebedarf zu begegnen.
Die Projektpartner leisten seither Pionierarbeit. „Unser Ziel ist es, einen idealtypischen Prozess und tragfähige Strukturen aufzubauen und zu erproben, wie qualifizierte Fachkräfte aus Drittstaaten für deutsche Unternehmen gewonnen werden können. Wir sind als Pilotprojekt gestartet und testen zunächst mit einem kleinen abgesteckten Rahmen. Damit sammeln wir Wissen und Erfahrungen, damit später in einem größeren Umfang qualifizierte ausländische Fachkräfte mit Berufserfahrung und Unternehmen in Deutschland zusammengebracht werden können“, sagt Anine Linder, eine der Leiterinnen des Gesamtprojektes bei der Projektgesellschaft der Deutschen Industrie- und Handelskammer
Der Fokus: drei Drittstaaten, sieben Regionen in Deutschland, zehn IHK-Berufsgattungen
„Wir rekrutieren qualifizierte Fachkräfte mit Berufsausbildung in Brasilien, Indien und Vietnam, aus den Bereichen Elektro und Elektrotechnik, IT und Hotellerie und Gastronomie. Unternehmen, die Interesse an diesen Fachkräften haben, begleiten wir durch den ganzen Prozess von der Anwerbung bis zur Integration. Die Fachkräfte werden im Rahmen des Projekts sprachlich qualifiziert und durchlaufen das Verfahren zur Berufsanerkennung noch im Heimatland, auch beim Visa-Prozess unterstützen wir. Sowohl die Unternehmen als auch die Fachkräfte haben immer einen direkten Ansprechpartner im ganzen Prozess – für uns ein Erfolgskriterium für eine gute Begleitung. “, so Anine Linder. Interessierte Unternehmen können sich an die IHK zu Rostock oder die Agentur für Arbeit Rostock wenden.
Wie diejenigen, die tausende Kilometer zurückgelegt haben, um als Fachkraft in unserer Region zu arbeiten, ihre erste Zeit in unserer Region empfunden haben, bringt das folgende Video, das erstmals beim Neujahrsempfang von „Hand in Hand for International Talents“ gezeigt wurde, kurz und prägnant auf den Punkt. Sie finden es auf dem Youtube-Kanal der IHK zu Rostock.