Entwicklung Arbeitsmarkt im Juni

Saisonuntypischer Anstieg der Arbeitslosigkeit   •           Mehr Arbeitslose: 9.526 Personen (plus 1.237) •           Höhere Arbeitslosenquote: 3,4 Prozent (plus 0,5 Prozentpunkte) •           Geringere Nachfrage: 1.390 Arbeitsstellen (354 Angebote weniger)

30.06.2022 | Presseinfo Nr. 31

Die Arbeitslosigkeit ist im Berichtsmonat Juni außergewöhnlich stark gestiegen. Durch den Wechsel der geflüchteten Menschen aus der Ukraine vom Asylbewerberleistungsgesetz in die Zuständigkeit der Jobcenter hat sich die Zahl der Arbeitslosen um 1.237 auf insgesamt 9.526 Personen erhöht.   

Die seit Kriegsbeginn geflüchteten Ukrainer haben seit dem 1. Juni Anspruch auf Leistungen aus der Grundsicherung für Arbeitssuchende. Sie werden nun von den Jobcentern der Kreise Rottweil, Schwarzwald-Baar und Tuttlingen betreut. „Der Übergang in die Grundsicherung ist eine große Herausforderung für Kommunen und Jobcenter. Dank der guten Zusammenarbeit zwischen den Behörden konnte trotz der kurzen Vorlaufzeit die Leistungszahlung zum Monatsanfang sichergestellt werden“, erklärt Sylvia Scholz, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Rottweil - Villingen-Schwenningen. „Eine weitere Herausforderung für die Jobcenter sind die  vielen Beratungsgespräche, die mit allen Geflüchteten zeitnah stattfinden, um deren berufliche Perspektiven auszuloten. Die persönliche Lebenssituation, vorhandene berufliche Kenntnissen und Ausbildungen sowie deutsche Sprachkenntnisse sind wichtige Faktoren für eine Arbeitsaufnahme.“

Aufgrund des Arbeitskräftemangels, der viele Branchen aus der Region betrifft, sind die Erwartungen an eine schnelle Verfügbarkeit der Menschen aus der Ukraine für den Arbeitsmarkt hoch. Bei den Geflüchteten handelt es sich überwiegend um Frauen mit ihren Kindern. „Obwohl viele der Geflüchteten gut qualifiziert sind, müssen für eine Arbeitsaufnahme in den meisten Fällen erst elementare Deutschkenntnisse erworben werden. Ein weitere Herausforderung ist auch die Sicherstellung einer zuverlässigen Kinderbetreuung. Eine erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt mit Bleibeperspektive ist vor diesem Hintergrund erfahrungsgemäß kein kurzfristiger Prozess“, fasst Scholz zusammen. „Die Jobcenter schaffen dafür die Voraussetzungen, denn sie haben einen ganzheitlichen Blick auf den Menschen. Leistungen zum täglichen Leben und Finanzierung des Wohnraums kommen nun aus einer Hand zusammen mit arbeitsmarktpolitischer Förderung – etwa Spracherwerb, Qualifizierung, Informationen zur Anerkennung von Abschlüssen und Vermittlung.“

 

Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Rechtskreisen

Der Bestand an Arbeitslosen ist im Rechtskreis SGB III (Arbeitslosenversicherung) leicht zurückgegangen, um 56 und damit um 1,3 Prozent. Im Rechtskreis SGB II (Grundsicherung) hat sich die Zahl im Vergleich zum Vormonat stark erhöht, sie nahm um 1.293 und damit um 31,3 Prozent zu. Diese Entwicklung ist auf die Betreuung geflüchteter ukrainischer Staatsangehöriger in den Jobcentern zurückzuführen.

Von der Agentur für Arbeit (Rechtskreis SGB III) werden 993 Arbeitslose im Kreis Rottweil, 1.836 Arbeitslose im Schwarzwald-Baar-Kreis und 1.278 Arbeitslose im Kreis Tuttlingen betreut. Von den Jobcentern (Rechtskreis SGB II) werden 1.184 Arbeitslose im Kreis Rottweil, 2.502 im Schwarzwald-Baar-Kreis und 1.733 Arbeitslose im Landkreis Tuttlingen betreut.

Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in den Landkreisen

Im Landkreis Tuttlingen waren im Juni 3.011 Frauen und Männer ohne Arbeit, 547 mehr als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote ist um 0,7 Prozentpunkte auf 3,7 Prozent gestiegen. Im Kreis Rottweil waren im Juni 2.177 Personen arbeitslos, 417 mehr als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote im Kreis Rottweil ist um 0,5 Prozentpunkte auf 2,7 Prozent gestiegen. Im Schwarzwald-Baar-Kreis waren 4.338 Menschen arbeitslos, 273 mehr als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich um zwei Zehntel auf 3,6 Prozent.

Stellenmarkt

Dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Rottweil - Villingen-Schwenningen wurden im Juni 1.390 Arbeitsstellen zur Besetzung gemeldet, 354 Angebote weniger als im Mai. „Die Folgen des Ukraine-Krieges, hohe Energiepreise und gestörte Lieferketten erhöhen die wirtschaftlichen Unsicherheiten auf Seiten der Betriebe“, so Scholz. „Insgesamt gesehen bleiben die Beschäftigungsaussichten für Arbeitssuchende aber gut, der Stellenbestand liegt aktuell immer noch deutlich über dem Vorjahresniveau und die Nachfrage nach Arbeitskräften bleibt hoch.“ Derzeit gibt es im Agenturbezirk 6.469 offene Arbeitsstellen, 884 Angebote oder 15,8 Prozent mehr als noch vor einem Jahr.

Ausbildungsmarkt

Gute Chancen für Bewerber, die noch dieses Jahr den Einstieg in die Ausbildung suchen: Zum Stichtag Mitte Juni waren noch 887 von 2.350 Bewerber auf der Suche nach einer Berufsausbildungsstelle. Im Gegenzug sind noch 2.265 betriebliche Ausbildungsstellen unbesetzt. Damit kommen rein rechnerisch auf 100 unbesetzte Berufsausbildungsstellen nur 39 unversorgte Bewerber.

Kurzarbeit

Im Juni reichten Betriebe aus dem Agenturbezirk 26 Anzeigen für Kurzarbeit ein (64 im Vormonat). Damit wurde Kurzarbeit für 666 Personen angemeldet (1.665 Personen im Vormonat).