Nicht erst seit Corona wissen wir, dass „Frauenpower“ im Landkreis Anhalt-Bitterfeld gefragt ist.
Am kommenden Freitag jährt sich der Frauentag zum 113. Mal. Ein Anlass für Olaf Ruch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Sachsen-Anhalt Ost, die Rolle der Frau am Arbeitsmarkt zu würdigen:
Frauen in Führung
Ende 2023 waren 1.054 Menschen in der Stadt Dessau-Roßlau in einer Führungsposition tätig. 58 Prozent davon waren Männer. Zehn Jahre zuvor waren in Dessau-Roßlau 1.183 Menschen als Führungskraft tätig. Auch 2013 waren 58 Prozent davon männlich.
Der Chef der Arbeitsagentur, Olaf Ruch, schätzt die Situation wie folgt ein: „Noch immer sind Frauen unterrepräsentiert in den Führungsetagen. Eine „gläserne Decke“ scheint sie vom Top-Management zu trennen. Die Gründe dafür sind so zahlreich und komplex wie die Geschlechterstereotypen, die sie bedingen. 447 Frauen waren Ende 2023 in Führungspositionen in Dessau-Roßlau tätig. Vor zehn Jahren waren es noch, 476 weibliche Führungskräfte.“
Maribel Pietzner, Geschäftsführerin und Mitgesellschafterin der ja-dialog Wolfen GmbH, weiß, wovon sie spricht: „Ich kann mich in Wolfen voll entfalten. Das bedeutet für mich, dass ich bei Auftraggebern mit Herz, Leidenschaft und Professionalität wahrgenommen werde. Und in meiner Heimatregion Bitterfeld stehe ich als Standortleiterin für die ja-dialog als fairer und seriöser Arbeitgeber. Vorher leitete ich einen Kundenservicestandort mit 800 Beschäftigten. Ich wollte nach der Geburt der zweiten Tochter näher bei meiner Familie sein. Das war für mich ein großer Schritt, diesen Standort vom ersten Kundenberater an aufzubauen. Die Entscheidung habe ich nie bereut.“
Frauen in Beschäftigung
Beschäftigte Frauen und Männer haben unterschiedliche Schwerpunkte der Berufstätigkeiten: Während Frauen deutlich häufiger in kaufmännischen und personenbezogenen Dienstleistungsberufen arbeiten, üben Männer öfter Produktions- und MINT-Berufe in der Region aus. Auch bei der Arbeitszeit gibt es große Unterschiede: Frauen sind häufiger teilzeitbeschäftigt als Männer.
Ende Juni 2023 waren 33.189 Männer und Frauen in einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung tätig. 17.252 davon waren Frauen und 15.937 waren Männer. Insgesamt wurden 50 Frauen weniger als ein Jahr zuvor beschäftigt. Das entspricht ca. 52 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen. Betrachtet man die letzten zehn Jahre in der Entwicklung, so waren 2013 fast 51 Prozent der Beschäftigten weiblich.
Im verarbeitenden Gewerbe und im Gesundheits- und Sozialwesen, gefolgt vom Handel und der öffentlichen Verwaltung, sind die meisten weiblichen Beschäftigten in Dessau-Roßlau tätig.
71 Prozent aller vollzeitbeschäftigten Frauen sind in diesen Branchen tätig. Bei den Teilzeitbeschäftigten steht Erziehung und Unterricht an vierter Stelle. 71 Prozent aller weiblichen Teilzeitbeschäftigten arbeiten in diesen Branchen.
„52 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten sind in Dessau-Roßlau weiblich. Typisch für die Region liegt eine hohe Erwerbsneigung und Erwerbsbeteiligung der Frauen vor“, analysiert Olaf Ruch den Arbeitsmarkt der Frauen und ergänzt:
Dennoch kann von einer tatsächlichen Gleichstellung von Frauen und Männern in der Arbeitswelt trotz der Fortschritte der Vergangenheit noch nicht die Rede sein. Dazu müssen die Rahmenbedingungen weiter verbessert werden. Die Kinderbetreuungsangebote sind da, aber sie sollten noch flexibler gestaltet werden, damit die Beschäftigung der Frauen auch in Vollzeit möglich ist. Qualifizierungsangebote sollten angepasst werden, damit Frauen in den Randzeiten sich weiterbilden können. Frauen sind unverzichtbare Arbeitskräfte, insbesondere wenn es um Fachkräfte geht.“
Frauen haben ein höheres Entgelt
Das Medianentgelt* aller sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten lag im Jahr 2022 in Dessau-Roßlau bei 3.217 Euro. 319 €uro verdienten die Frauen mehr als die Männer im Median. Frauen verdienten im Schnitt 3.411 Euro, während Männer 3.092 € erhielten. Die Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern betragen ca. zehn Prozent. 2018 waren es noch 10,9 Prozent.
„Eine gute Bezahlung ist eine wichtige Voraussetzung, um Fachkräfte in den Unternehmen zu halten oder neue zu gewinnen. Der Anstieg der Löhne und Gehälter im vergangenen Jahr ist vorrangig auf die Tariferhöhungen in vielen Branchen zurückzuführen“, erklärt Olaf Ruch.
Im Übrigen verdienen Menschen ohne Berufsabschluss im Median 922 € weniger, egal ob männlich oder weiblich. Unabhängig vom Geschlecht verdienen Akademiker/innen 4.766 €.