Menschen mit Migrationshintergrund in der Firma? Eine gute Idee!

Handwerkskammer und Arbeitsagentur berichtet mit Partnern über den Job-Turbo

02.04.2024 | Presseinfo Nr. 59

„Die Bundesregierung möchte mit dem Aktionsplan "Job-Turbo" die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt beschleunigen. Die beschlossenen Maßnahmen richten sich dabei an alle geflüchteten Menschen, die Integrationskurse beendet haben und in den Jobcentern betreut werden. Das betrifft sowohl Menschen aus der Ukraine als auch aus anderen Herkunftsländern“, erklärt Olaf Ruch, Chef der Arbeitsagentur Sachsen-Anhalt Ost.

„Mit dem Aktionsplan der Bundesregierung wurde auch das Vorgehen für eine erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt angepasst. Die bisherige Auffassung, dass vor einer Beschäftigungsaufnahme grundsätzlich erst ein Sprachkurs absolviert werden sollte, wurde für eine schnellere Integration geflüchteter Menschen verändert. Wenn eine Beschäftigungsaufnahme mit dem vorhandenen Sprachniveau möglich ist, sollte diese Chance auch sofort genutzt werden. Dafür brauchen wir aufgeschlossene Unternehmen, die den geflüchteten Menschen eine Chance geben, auch wenn sie noch nicht perfekt Deutsch sprechen“, ergänzt Steffen Rotte, Geschäftsführer des Jobcenter Landkreis Wittenberg.

Die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen und die Motivation der geflüchteten arbeitssuchenden Menschen im Anschluss eines Integrationskurses eine Beschäftigung aufnehmen zu wollen, sind die Basis für eine gelingende Vermittlungsarbeit. Eine Arbeit zu haben, bedeutet auch gesellschaftliche Integration und finanzielle Unabhängigkeit. Zugleich wird es für die Menschen leichter, ihre Sprachkenntnisse im regelmäßigen Umgang mit Kolleginnen und Kollegen weiter zu vertiefen und auszubauen. Bei Bedarf unterstützen wir parallel zum Einstieg in den Job mit Förderangeboten, die das fachliche Sprachniveau weiter steigern.
Um Migranten an den regionalen Arbeitsmarkt heranzuführen und die Arbeitsangebote zu präsentieren, gibt es unterschiedliche Formate. Ein Format hat sich im Landkreis Wittenberg dabei besonders bewährt: Der gemeinsame Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur und des Jobcenters kommen mit den Ukrainern persönlich in das Gespräch, um mehr über ihre beruflichen Kenntnisse und ihren Werdegang zu erfahren. Im Anschluss wird mit Arbeitgebern, die Personal suchen, Kontakt aufgenommen, so auch zum Unternehmen „Friedrich Insektenschutz & Bauelemente“ aus Coswig.

„Im Januar 2024 waren Volodymyr Mykytenko, ein Mitarbeiter des Arbeitgeberservice sowie ein Sprachmittler vom Jobcenter Wittenberg in unserem Unternehmen“, erinnert sich Christoph Friedrich, Geschäftsführer Friedrich Insektenschutzsysteme & Bauelemente. „Die Chemie stimmte einfach beim ersten Treffen. Maßgebend waren die beruflichen Vorkenntnisse, die Herr Mykytenko aus seiner Selbstständigkeit in der Ukraine mitbrachte sowie auch die handwerklichen Fähigkeiten passten auf die zu besetzende Stelle. Mein Team und ich sahen diese Herausforderung als Chance jemanden mit wirklichem Interesse für diese Arbeit bei uns im Betrieb aufzunehmen. Da es ja auch technische Hilfsmittel zur Überwindung der Sprachbarriere gibt. Somit konnten wir Herrn Mykytenko in der Probewoche an die Komplettierung der Insektenschutzelemente heranführen. Da er durch seine schnelle Auffassungsgabe die Arbeiten gut verrichtete, entschied ich mich für eine unbefristete Einstellung ab März.“, berichtet Friedrich weiter.

Ein Motto der Imagekampagne des Handwerks lautet: "Es kommt nicht darauf an, woher Du kommst. Wichtig ist wohin, Du willst." „Daher sehen wir für jene Menschen, die zu uns gekommen sind, um Schutz zu suchen und hier zu leben, durchaus auch eine Perspektive im Handwerk. Mit einer Ausbildung oder als Mitarbeiter in den Firmen gibt es sicher viele Betätigungsfelder, die wir im Handwerk anbieten können. Natürlich bestehen auch einige Voraussetzungen, die es zu erfüllen gilt. Diese sind aber in gemeinsamer Anstrengung über das Job Turbo-Programm umzusetzen“, erklärt abschließend Thomas Keindorf, Präsident der Handwerkskammer Halle.

Zahlen/ Daten/ Fakten

Der Anteil der Beschäftigten im Landkreis Wittenberg mit der ukrainischen Staatsbürgerschaft ist seit Februar 2022 deutlich gestiegen. Waren es damals noch 71, so sind es jetzt 384. Im Vergleich dazu stieg die Anzahl des ukrainischen Beschäftigten im Agenturbezirk von 163 auf 999.

Die meisten Ukrainer im Landkreis sind als Fachkräfte oder Spezialisten eingestellt, 93 auf dem Helferniveau. Gleiches Bild zeigt sich im Agenturbezirk von 999 Beschäftigten sind es 393 auf Helferniveau.

Drei Branchen greifen im Landkreis Wittenberg im besonderen Maß auf ukrainische Arbeitskräfte zurück: Land-, Forst- und Gartenbauberufe, Verkehrs- und Logistikberufe sowie Lebensmittel- und Gastgewerbeberufe.