„Wie in jedem Jahr beginnt mit den Sommerferien eine saisontypische ‚Sommerflaute‘ am regionalen Arbeitsmarkt. Gründe dafür sind u. a., dass Befristungen zur Jahresmitte enden, junge Menschen ihre Ausbildungen abschließen und die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen während der Urlaubs- und Ferienzeit in der Regel etwas verhaltener ist. Grundsätzlich haben Jobsuchende nach wie vor gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Im Landkreis Harz ist der Anteil, der von den Unternehmen gemeldeten Arbeitsstellen immer noch sehr hoch, obwohl gestiegene Energie- und Rohstoffpreise, die Entwicklungen bei Gaslieferungen und die unterbrochenen Lieferketten für Unsicherheiten in einigen Bereichen der Wirtschaft sorgen“ informiert Bereichsleiterin Stefanie Montag. Aus der Erfahrung der Vorjahre sind die Arbeitslosmeldungen junger Menschen bzw. das Ende der Befristungen angesichts des Fachkräftebedarfs meist nur von kurzer Dauer.
"Weiterhin steht die Qualifizierungsberatung unserer Kundinnen und Kunden (ob arbeitsuchend oder in Beschäftigung) für die Unternehmen des Landkreises Harz im Fokus der Arbeitsagentur, um den Fachkräftebedarf zeitnah zu decken. Deshalb bitte ich weiterhin sowohl Beschäftigte und Personalverantwortliche, bei möglichen Qualifizierungsüberlegungen frühzeitig Kontakt mit der Agentur für Arbeit Halberstadt aufzunehmen. Mit Eingliederungszuschüssen, beruflichen Praktika oder anderen Unterstützungsleistungen können wir Unternehmen bei der Einstellung und Qualifizierung von Personal unterstützen“, beschreibt Montag die aktuelle Lage und die Herausforderungen für die nächsten Wochen und Monate.
Arbeitslosigkeit im Juli
Der Bestand an Arbeitslosen insgesamt ist um 134 Personen auf 5.367 Personen gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr waren 248 Personen bzw. 4,4 Prozent weniger Arbeitslose zu verzeichnen. Die Arbeitslosenquote im Landkreis Harz ist gegenüber dem Vormonat um 0,1 Prozentpunkt auf 5,2 Prozent gestiegen. Gegenüber dem Vorjahr (Juli 2021: 5,4 Prozent) waren es 0,2 Prozentpunkte weniger.
In der Region Halberstadt stieg die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat auf 1.961 Männer und Frauen und damit um 72 Personen oder 3,8 Prozent. Zum Vorjahr war ein Rückgang um 33 Arbeitslose oder 1,7 Prozent zu verzeichnen. Die meisten Arbeitslosen im Landkreis Harz waren weiterhin unverändert in der Region Halberstadt gemeldet. Die Arbeitslosenquote für Halberstadt stieg um 0,2 Prozentpunkte auf 6,0 Prozent (Vorjahr: 6,0 Prozent). 98 Stellen meldeten Unternehmen aus der Region Halberstadt. Im Vergleich zum Vorjahr war ein Rückgang um fünf Stellen oder -4,9 Prozent erkennbar.
Ebenfalls unverändert wies die Region Wernigerode mit 1.629 Personen den geringsten Bestand an Arbeitslosen auf. Im Vergleich zum Juni waren hier 52 Personen oder 3,3 Prozent mehr arbeitslos gemeldet. Zum Vorjahr sank die Zahl der Arbeitslosen um 60 Männer und Frauen bzw. um -3,6 Prozent. Die aktuelle Arbeitslosenquote stieg um 0,1 Prozentpunkt auf 4,2 Prozent (Vorjahr: 4,3 Prozent). 126 Stellenmeldungen meldeten Unternehmen aus der Region Wernigerode dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit. Zum Vorjahr wurden -56 oder -30,8 Prozent weniger Stellen gemeldet.
Auch in der Region Quedlinburg nahm die Zahl der von Arbeitslosigkeit Betroffenen auf 1.777 Personen zu. Gegenüber dem Juni waren damit zehn Personen oder 0,6 Prozent mehr arbeitslos gemeldet. Zum Vorjahr sank die Zahl der Arbeitslosen um 155 bzw. um -8,0 Prozent. Damit verringerte sich in der Region Quedlinburg im Vergleich aller drei Regionen im Landkreis die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahr am deutlichsten. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,1 Prozentpunkt auf 5,6 Prozent (Vorjahr: 5,9 Prozent). Unternehmen aus der Region Quedlinburg meldeten 71 Stellen, -35 Stellen oder ein Drittel weniger als vor einem Jahr.
Im Juli stieg die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat sowohl im Versicherungsbereich (SGB III – Arbeitsagentur) um 105 Personen oder 5,1 Prozent, als auch in der Grundsicherung (SGB II - Eigenbetrieb Kommunale Beschäftigungsagentur Jobcenter Landkreis Harz – KoBa) um 29 Personen bzw. 0,9 Prozent. Gegenüber dem Vorjahr sank die Arbeitslosigkeit in beiden Rechtskreisen.
Durch die Arbeitsagentur wurden im Juli 40,3 Prozent (Vormonat: 39,3 Vorjahr: 39,7) und durch die KoBa 59,7 Prozent (Vormonat: 60,7 Vorjahr: 60,3) der gemeldeten Arbeitslosen betreut.
Bei der Arbeitsagentur waren im aktuellen Monat 2.163 Personen arbeitslos gemeldet (Vormonat: +105 Personen bzw. + 5,1 Prozent; Vorjahr: -66 bzw. -3,0 Prozent). In der Betreuung der KoBa befanden sich Ende Juli 3.204 Bezieher/-innen von Arbeitslosengeld II (Vormonat: +29 Arbeitslose bzw. 0,9 Prozent; Vorjahr: -182 Personen bzw. -5,4 Prozent).
Der Blick auf die Unterbeschäftigung zeichnet ein realistisches Bild von der Verfassung des Arbeitsmarktes. Hier werden neben Arbeitslosen unter anderem auch Teilnehmer*innen in Maßnahmen, Weiterbildungen oder arbeitsunfähig Erkrankte dargestellt. Die Zahl der Menschen in Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) lag im Juli nach vorläufigen Angaben bei 8.006 Personen (Vormonat: 7.891). Die Unterbeschäftigungsquote lag aktuell bei 7,6 Prozent (Vormonat: 7,5 Prozent/ Vorjahr: 8,0 Prozent).
Kurzarbeit
Mit dem Instrument der Kurzarbeit wurden während der Pandemie viele Arbeitsplätze in der Region gesichert und auch im Juli 2022 stabilisiert die Kurzarbeit den Arbeitsmarkt weiter.
Im Juli 2022 sind nach vorläufigen Daten acht Anzeigen für 129 Personen in Anzeigen auf konjunkturelle Kurzarbeit eingegangen. Im Juni waren es noch sieben Anzeigen für 56 Personen und im Vorjahr 29 Anzeigen für 639 Beschäftigte gewesen.
Nach den Hochrechnungen über die tatsächlich realisierte Kurzarbeit waren im März 2022 insgesamt 2.419 Beschäftigte in 385 Betrieben in Kurzarbeit. Rein rechnerisch waren damit im März 3,4 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Landkreis von Kurzarbeit betroffen. Im Februar waren es 3,7 Prozent.
Stellenbedarf der Unternehmen im Juli
Im Juli hat sich die Arbeitskräftenachfrage im Vergleich zum Juni leicht erhöht und zum Juli 2021 reduziert. Insgesamt meldeten öffentliche und private Unternehmen dem Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur in den vergangenen vier Wochen 295 Stellen. Das waren drei Stellen mehr als im Vormonat, aber 96 Stellen weniger als vor einem Jahr.
Der Stellenbestand ist gegenüber dem Monat Juni um 45 Stellen bzw. 2,2 Prozent gesunken und gegenüber dem Vorjahr um 105 oder 5,7 Prozent auf 1.963 Arbeitsstellen gestiegen. Im Juli wurden die meisten Stellenangebote (Bestand) aus den folgenden Wirtschaftsbereichen gemeldet: sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen (343 Stellen, Vormonat: 355 Stellen), Verarbeitendes Gewerbe (338 Stellen, Vormonat: 321 Stellen), dem Baugewerbe (250 Stellen, Vormonat: 260 Stellen), dem Gastgewerbe (229 Stellen, Vormonat: 236 Stellen) und dem Bereich Gesundheits- und Sozialwesen (186 Stellen, Vormonat: 214 Stellen).
Der Ausbildungsmarkt ist im Juli in der heißen Phase
Harzer Ausbildungsmarkt geht in den Countdown
Im Juli waren 1.261 Ausbildungsstellen bei der Arbeitsagentur Halberstadt gemeldet. Das waren 32 Stellen weniger als vor einem Jahr. Gegenwärtig sind davon noch 605 Ausbildungsstellen unbesetzt.
Seit Oktober 2021 sind 1.070 Bewerberinnen und Bewerber in der Agentur für Arbeit gemeldet, um einen Ausbildungsplatz zu finden, damit 73 oder 6,4 Prozent weniger als im Juli 2021. Von diesen suchen aktuell noch 315 nach einer Ausbildungsstelle.
Ferien nutzen
„Jungen und Mädchen sollten jetzt die Ferien nutzen und sich über die verschiedenen Berufe informieren oder Schnupperpraktika absolvieren. Viele Betriebe bieten Praktikastellen an. Wenn es gut läuft und man sich im Unternehmen in dieser Zeit bewährt, kann sich direkt eine Ausbildung anschließen“, erklärt Bereichsleiterin Stefanie Montag und ergänzt: „Die Betriebe aus der Region suchen über alle Branchen hinweg noch beruflichen Nachwuchs. Es ist also längst nicht zu spät, den Fuß in die weite Welt der beruflichen Möglichkeiten zu setzen. Wer schon eine Zusage für eine Ausbildung oder die Bestätigung für einen weiteren Schulbesuch erhalten hat, soll sich in der Berufsberatung abmelden. Das ist fair gegenüber allen jungen Menschen, die aktuell noch die intensive Unterstützung der Berufsberatung nutzen möchten.“ appelliert Montag.
„In wenigen Wochen beginnt das neue Ausbildungsjahr. Für alle Jugendlichen, die noch eine Ausbildung suchen, ist jetzt die Zeit, um schnellstmöglich aktiv zu werden und sich bei den noch suchenden regionalen Unternehmen zu bewerben bzw. nach den Ergebnissen aktuell laufender Bewerbungen zu fragen.
Für viele betriebliche Ausbildungsplätze in den Unternehmen der Harzregion werden noch interessierte Bewerberinnen und Bewerber gesucht. Unsere Unternehmen setzen weiterhin stark auf die Ausbildung junger Menschen.
Jugendlichen, die zur Zeit noch keine Perspektive für die Zeit nach dem Schulabschluss haben oder sehen, möchte ich die Beratungsangebote der Mitarbeitenden der Agentur für Arbeit Halberstadt oder der KoBa Jobcenter Landkreis Harz ans Herz legen. Unsere Berufsberater wissen, welche Berufe zu den eigenen Interessen und Stärken passen und kennen auch mögliche Alternativen“, so Montag weiter.
Harzer Unternehmen halten an Ausbildung fest
Auf dem Harzer Ausbildungsmarkt herrscht noch immer viel Bewegung. 424 Berufsausbildungsstellen und damit die meisten Ausbildungsstellen insgesamt meldeten Unternehmen aus dem Bereich Kaufmännische Dienstleistungen, Handel, Vertrieb, Tourismus (das sind u. a. Betriebe aus dem Bereich Verkauf oder Hotel - oder Gastronomiebetriebe). 220 Jungen und Mädchen haben sich für diesen Bereich als Bewerber*innen für Ausbildungen überwiegend im Verkauf gemeldet. Anders sieht es im Bereich Unternehmensorganisation, Buchhaltung, Recht und Verwaltung aus. Hier stehen 114 Berufsausbildungsstellen 182 Bewerber*innen gegenüber.
388 Berufsausbildungsstellen meldeten Unternehmen aus dem Bereich Rohstoffgewinnung, Produktion, Fertigung (das sind u. a. Betriebe aus dem Bereich Metall und Elektro). Mit 305 Bewerber*innen interessierten sich die meisten Jugendlichen von allen Bewerbern insgesamt für Ausbildungen in diesem Bereich.
Region HALBERSTADT
In der Region Halberstadt suchten 408 Jugendliche und damit die meisten Bewerber im Landkreis Harz eine betriebliche Ausbildungsstelle. Dies waren 48 weniger als im Vorjahr. Aktuell suchen noch 130 Jugendliche. Dem gegenüber standen 340 betriebliche Ausbildungsstellen, genauso viel wie im Vorjahr. 140 Ausbildungsstellen konnten Ende Juli noch nicht besetzt werden.
Region QUEDLINBURG
In der Region Quedlinburg bewarben sich 356 junge Menschen um eine Lehrstelle, 47 mehr als im Vorjahr. 113 Jugendliche sind aktuell noch unversorgt. 369 betriebliche Ausbildungsstellen wurden von den Unternehmen gemeldet, 24 weniger als im Vorjahr. 208 Ausbildungsstellen sind zurzeit noch unbesetzt.
Region WERNIGERODE
In der Region Wernigerode meldeten sich mit insgesamt 306 Jugendlichen die wenigsten Bewerber*innen im Landkreis Harz bei der Arbeitsagentur als Bewerber*in um eine betriebliche Ausbildungsstelle an. Dies waren 72 weniger als im Vorjahr. Aktuell suchen noch 72 Jugendliche. Dem gegenüber standen 552 betriebliche Ausbildungsstellen, acht weniger als im Vorjahr. Auch in diesem Jahr meldeten Unternehmen aus der Region Wernigerode die meisten Ausbildungsangebote für die Schulabgänger im Landkreis Harz. 257 Ausbildungsstellen konnten Ende Juli noch nicht besetzt werden.