Er hat es geschafft. Seit Dezember arbeitet Justin Korn aus Weikersheim im Gefahrstofflager bei der Firma Würth Industrie Service GmbH & Co. KG in Bad Mergentheim. Eine Nachricht, die für viele alltäglich erscheint, die aber für Justin und seine Familie einen enormen Erfolg bedeutet. Der junge Mann, der mit einer kognitiven Behinderung lebt, hat nun einen für ihn passenden beruflichen Platz gefunden, an dem er sich wohlfühlt. Möglich wurde dies mit der finanziellen Förderung und Beratung durch die Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim, der engen Zusammenarbeit mit dem beauftragten Bildungsträger QUANTUM und Würth Industrie Service.
Nach seiner Schulzeit an der Schule im Taubertal in Unterbalbach wechselte Justin in die Berufsvorbereitende Einrichtung (BvE). Dieses Angebot von Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) und Beruflichen Schulen ist eine besondere Form der Berufsschulstufe. In diesen zwei Jahren konnte sich Justin an bis zu drei Tagen in der Woche in verschiedenen Tätigkeitsbereichen in Betrieben des allgemeinen Arbeitsmarktes erproben. Zudem stand die Verbesserung seiner Lese- und Schreibfähigkeiten im Fokus.
Die nächste Etappe auf dem Weg in eine Beschäftigung war die Zeit in der KoBV (Kooperative berufliche Bildung und Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt). In diesem Programm werden junge Menschen, die mit einer regulären Ausbildung überfordert wären, jedoch voraussichtlich aufgrund ihrer Fähigkeiten und Fertigkeiten in den Arbeitsmarkt integriert werden können, gezielt auf eine Arbeitsstelle auf dem 1. Arbeitsmarkt vorbereitet.
„Für Justin war das eine Zeit mit Höhen und Tiefen, jedoch entscheidend für seine persönliche Entwicklung und berufliche Orientierung“, so Tillman Grütz von dem Bildungsträger QUANTUM. Er begleitet und betreut Justin seit längerer Zeit und zwischen beiden hat sich ein gutes Vertrauensverhältnis entwickelt. Justin durchlief verschiedene Erprobungen und Praktika, hatte zum Ende der KoBV Zeit eine Stelle in Aussicht. Doch der Arbeitgeber konnte schließlich keine entsprechende sozialversicherungspflichtige Stelle generieren, so dass schnell ein Plan B entwickelt wurde. Der Bereich Lager und Logistik interessierte Justin und durch die schnelle Interaktion von Annette Spang von der Arbeitsagentur, Tillman Grütz und den Verantwortlichen der Würth Industrie Service konnte dort über das Programm der unterstützten Beschäftigung (uB) ein nahtloser Übergang in ein Praktikum ermöglicht werden.
Fabian Schmitt, Justins Vorgesetzter bei Würth Industrie Service, zeigte sich beeindruckt von dessen Motivation und Durchhaltevermögen. „Wir richteten Justins Aufgabenbereich entsprechend seiner Fähigkeiten aus, der aber auch in das Konzept der Firma passt“, so Fabian Schmitt. Die offene Art des jungen Mannes kam auch bei den Kollegen gut an und mit einer von der Arbeitsagentur geförderten Vorlesehilfe und eines speziellen Handys konnte er sich das Zahlensystem im Lagerbereich bemerkenswert schnell aneignen. Mit Unterstützung und etwas Geduld seitens der Kollegen sowie einer festen Arbeitsroutine ist er in der Lage zu kommissionieren.
Dass er im privaten Bereich mit seiner Familie einen festen Ankerpunkt hat, die ihm Stabilität und Selbstsicherheit gibt, trägt sehr zu dieser Entwicklung bei. Ebenso die engmaschige Begleitung von Tillman Grütz, der immer auch im Austausch mit der Arbeitsagentur und dem Betrieb steht.
Die Verlängerung des Praktikums und konkrete Übernahmewünsche durch Würth Industrie Service unterstrichen den Erfolg dieses Engagements. Ein Vorvertrag wurde unterzeichnet und seit Dezember ist Justin Korn als Mitarbeiter im Lager fest eingestellt. Der Betrieb wird dabei über das Programm „Arbeit Inklusiv“, welches Arbeitsverhältnisse von Menschen mit besonderem Betreuungsbedarf mit einem Lohnkostenzuschuss fördert, unterstützt.
Justins Weg ist nicht nur ein persönlicher Erfolg, sondern auch ein sehr gutes Beispiel für die Möglichkeiten, die sich durch eine konsequente Unterstützung und Integration bieten. Mit Entschlossenheit, Unterstützung und einem partnerschaftlichen Arbeitsumfeld kann Inklusion am Arbeitsplatz erfolgreich umgesetzt werden.
Infoblock:
Berufsvorbereitende Einrichtung (BVE)
Die BVE ist ein Gemeinschaftsangebot von Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) und Beruflichen Schulen und ist eine besondere Form der Berufsschulstufe. Die Teilnehmer kommen meist aus den Hauptstufen der Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung oder SBBZ mit entsprechendem Bildungsgang.
Die „Kooperative Berufliche Bildung und Vorbereitung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt mit dem Ziel der Arbeitsaufnahme
Die KoBV ist ein gemeinsames Angebot der Kultusverwaltung, der Arbeitsverwaltung und des Integrationsamtes beim KVJS und wird als Komplexleistung gemeinsam verantwortet. Sie besteht aus drei verzahnten Elementen: Dem sonderpädagogisch ausgerichteten Berufsschulunterricht, der kontinuierlichen Unterstützung durch den Integrationsfachdienst und dem Jobcoaching/Qualifizierungestraining/Sozialdienst durch einen von der Arbeitsverwaltung beauftragten Bildungsträger.
Unterstützte Beschäftigung(uB)
Bei der „unterstützen Beschäftigung“ werden Menschen mit Beeinträchtigungen individuell und engmaschig betreut. Dabei wird ein Arbeitsplatz mittels Praktika auf dem 1. Arbeitsmarkt gesucht und ausprobiert. Die Teilnehmenden erlernen schrittweise -im eigenen Tempo- ihre zukünftigen Arbeitsprozesse kennen und üben diese ein. Das Ziel ist, einen sozial-versicherungspflichtigen Arbeitsvertrag beim Betrieb zu erhalten.
Förderprogramm Arbeit Inklusiv
Durch das Förderprogramm Arbeit Inklusiv können Arbeitsverhältnisse von Personen mit besonderem Unterstützungsbedarf gefördert werden. Arbeitgeber erhalten Zuschüsse zu den Lohnkosten.
Für weitere Informationen oder Fragen:
Reha-Team der Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim per E-Mail: SchwaebischHall-Tauberbischofsheim.161-Reha@arbeitsagentur.de
Arbeitgeberservice per E-Mail:
Tauberbischofsheim.arbeitgeber@arbeitsagentur.de