Seit vielen Jahren gibt es auf der Top-Ten-Liste der beliebtesten Ausbildungsberufe kaum Veränderungen. Die meisten Jugendlichen streben Berufe wie Kfz-Mechatronik, Einzelhandel, Büromanagement oder Industriemechanik an. Also Berufe, die jeder kennt. Dabei bieten die Betriebe in der Region noch viel mehr spannende Berufe an, die jedoch – weil unbekannt – kaum Interessenten finden.
Stefan Schubert, der Geschäftsführer operativ der Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim, schaute sich kürzlich ein Berufsfeld abseits vom Mainstream an. Dazu besuchte er die Hero Textil AG in Crailsheim. Hier wird unter anderem der Beruf des Produktionsmechanikers Textil ausgebildet. Zusammen mit Heiko Bormann vom Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit erlebte er einen Arbeitstag und lernte viele glückliche Mitarbeitende kennen. So auch Stefanie Präger, die eher zufällig zu Hero Textil kam. Die gelernte Hotelfachfrau musste aus gesundheitlichen Gründen umschulen. Klar war, dass sie in der Heimat, also Crailsheim bleiben wollte. Sie schrieb mehrere Bewerbungen und wurde von Hero eingeladen. „Mir war gleich klar: hier möchte ich arbeiten“, erzählt Stefanie Präger begeistert. Ihre Umschulung zur Produktionsmechanikerin Textil dauerte zwei Jahre. Inzwischen ist sie Teamkoordinatorin und verantwortlich für die Mitarbeitenden und Maschinen in der Rundstrickerei. „Unsere Maschinen haben es in sich. Wenn in den Strickwaren Fehler auftauchen, beginnt die Suche nach der Ursache. Oft ist es eine ordentliche Tüftelei, bis die Maschine das gewünschte Ergebnis liefert. Wenn ich nicht weiterkomme, kann ich mir jederzeit Hilfe holen.“ Einer, der aufgrund seiner 20-jährigen Berufserfahrung gerne gefragt wird, ist ihr Kollege Georg Hauser, technischer Koordinator in der Flachstrickerei. „Ich liebe die Abwechslung in meinem Arbeitsalltag. Kein Tag ist wie der andere“, erzählt Georg Hauser, der sich nach der Ausbildung zur Elektrofachkraft weitergebildet hat. „Wer bei uns anfängt startet an den älteren mechanischen Maschinen, denn hier kann man den Strickvorgang am besten kennenlernen. Später geht es dann an die computergesteuerten Strickmaschinen. Als Produktionsmechaniker lernt man, Programme zu schreiben. „Der Beruf ist wahnsinnig komplex. Mich beeindruckt mit welcher Ruhe und Begeisterung die Mitarbeitenden hier zusammenarbeiten“, so Stefan Schubert.
„Bei uns arbeiten mehr als 70 Mitarbeitende aus über zehn Nationen“, erklärt Personalleiterin Anna Göggerle. Hero bildet in fünf Berufen aus: Industriekaufleute, Fachkräfte für Lagerlogistik, Fachleute für IT-Systemintegration, Produktionsmechaniker Textil und Maschinen- und Anlagenführer Textil. „Leider bekommen wir zu wenig Bewerbungen für die Produktion. Viele Menschen denken, Textilindustrie sei in Deutschland eine auslaufende Branche. Dabei wird Textil in sehr vielen Bereichen eingesetzt und birgt deshalb ein großes Potential, so Anna Göggerle. Produkte von Hero findet man in der Berufskleidung sowie der Persönlichen Schutzausrüstung wie beispielsweise für Feuerwehrleute oder im medizinischen Bereich. Überall da, wo die Kleidung Bewegungsfreiheit bieten muss, sind Hero-Produkte gefragt, die je nach Bedarf auch feuerfest oder antibakteriell sind. „Wir produzieren in einer Nische und liefern weltweit in 47 Länder.“
„Der Tag bei Hero war für mich sehr spannend. Ich bin überrascht über die vielfältigen Tätigkeiten in der Textiltechnik. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen für das Team,“ so das Fazit von Stefan Schubert. Und weiter: „Ich rate jungen Leuten bei ihrer Berufswahl über den Tellerrand hinauszuschauen und sich auch für unbekannte Berufe zu interessieren.“ Eine gute Möglichkeit dazu bieten Praktika, die in nahezu jedem Betrieb angeboten werden. Neben den Praktika im Rahmen der Schulzeit gibt es auch die Praktikumswochen Baden-Württemberg. Für alle, die den Aktionszeitraum dafür vor und in den Osterferien verpasst haben, gibt es die nächste Gelegenheit vom 14. bis 31.Oktober.Hier lernen sich Unternehmen und Jugendliche in einem eintägigen Schnupperpraktikum kennen. Schülerinnen und Schüler wechseln nach jedem Tag das Unternehmen und sammeln Erfahrungen in verschiedenen Berufen. Vermittelt werden die Plätze ganz unkompliziert über https://praktikumswoche.de
Foto: Quelle Agentur für Arbeit / Petra Fischer