Insgesamt waren im Berichtsmonat 1.380 Personen arbeitslos gemeldet, rund 40 Arbeitnehmer bzw. 3,3 Prozent mehr als im Juni 2021. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich binnen Monatsfrist um 0,2 Prozentpunkte auf nunmehr 2,4 Prozent. Im Juni 2021 lag die Quote bei 2,3 Prozent.
Auf den Stellenmarkt im Agenturbezirk wirkt sich der Krieg bislang nicht spürbar aus. „Zwar belasten die durch den Konflikt weiter gestiegenen Material- und Energiepreise viele Unternehmen, doch die Personalnachfrage und der Stellenbestand sind weiterhin sehr hoch – es herrscht Fachkräftemangel in vielen Branchen“, sagt Hausladen.
Mitte Juni waren im gemeinsamen Stellenpool der Arbeitsagentur und des Jobcenters rund 2.150 Stellenangebote gemeldet, zirka 580 Offerten bzw. 37 Prozent mehr als im Juni 2021. Seit Jahresbeginn meldeten die Betriebe und öffentlichen Verwaltungen knapp 1.750 Stellen und somit zirka 110 Offerten bzw. 5,9 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
„Einige Arbeitgeber fragen auch nach Arbeitskräften aus der Ukraine. Der Großteil der Neuankömmlinge verfügt derzeit über keine oder nicht ausreichende Sprachkenntnisse, um direkt als Fachkraft zu arbeiten. Zudem stehen viele Betroffene noch stark unter dem Eindruck von Krieg und Flucht und haben Betreuungspflichten gegenüber Kindern. Erst im zweiten oder dritten Schritt kommt daher die Arbeitsaufnahme als Fachkraft infrage. Dennoch: In Einzelfällen ist bereits eine Arbeitsaufnahme zustande gekommen“, weiß Hausladen.
Bewegungszahlen: Weniger Arbeitslosmeldungen als im Vorjahr
Im Laufe des Berichtsmonats meldeten sich aus der Erwerbstätigkeit heraus rund 110 Personen arbeitslos und somit knapp 20 Arbeitnehmer bzw. 13,8 Prozent weniger als im Juni 2021. Im Gegenzug beendeten rund 140 Personen ihre Arbeitslosigkeit, um direkt ins Berufsleben zurückzukehren oder einzusteigen. Dies waren knapp 40 Arbeitnehmer bzw. 20,2 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.
Blick in die Branchen: Viele offene Stellen im Baugewerbe
Die Auftragslage im Hoch- und Tiefbau sowie im Baunebengewerbe ist immer noch gut bis sehr gut, auch wenn im öffentlichen Bereich die Ausschreibungen aktuell zurückgehen und die Preise aller Materialien im Schnitt um 20 bis 25 Prozent steigen. Der Stellenbestand ist weiterhin hoch, es herrscht Fachkräftemangel. Die gemeldeten Bewerber sind meist rentennah oder gesundheitlich eingeschränkt.
Im Groß- und Einzelhandel war ein moderater Stellenzugang zu verzeichnen, im Gegenzug gingen nur sehr wenige Arbeitsuchendmeldungen von Bewerbern aufgrund befristeter Verträge ein. Die Betroffenen sind zuversichtlich hinsichtlich einer Verlängerung oder dauerhaften Übernahme. Die Umsätze waren zufriedenstellend.
Im Metallgewerbe gibt es unverändert gute Beschäftigungschancen sowohl für Fach- als auch für Anlernkräfte in der Produktion. Im Berichtsmonat gab es erfreulicherweise wieder Arbeitsaufnahmen und Vertragsverlängerungen zu vermelden.
Unverändert große Nachfrage besteht bei den Elektroinstallationsfirmen sowie Betrieben der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Die Ausbildungsbereitschaft ist in allen Handwerksbetrieben sehr hoch. Die Auftragslage in der Elektronikindustrie ist sehr gut, einhergehend mit einem hohen Kräftebedarf. Die Ukrainekrise hat aktuell keine direkten Auswirkungen auf den Personalbedarf.
Der Aufwärtstrend im Tourismus macht sich auch im Landkreis Cham bemerkbar, die Hotel- und Gaststättenbetriebe freuen sich über eine anziehende Nachfrage. Allerdings zeigt sich der Personalmangel in allen Bereichen.
Bei den Zeitarbeitsfirmen ist die Lage unterschiedlich, von befriedigend bis gut und dies zeigte sich auch im Stellenzugang: Es werden Helfer für die Bereiche Metall, Papier, Glas, Lager, Kunststoff und Elektro gesucht.
Die Betriebe des Gesundheitswesens sind sehr gut ausgelastet. Es besteht hoher Kräftebedarf sowohl im Pflegebereich als auch an Medizinischen und Zahnmedizinischen Fachkräften und Physiotherapeuten.
Ausbildung: Zahl der Bewerber ist deutlich zurückgegangen
Im Landkreis Cham, zu dem die Geschäftsstellenbezirke Cham und Bad Kötzting gehören, sind bis zum Berichtsmonat rund 1.680 Ausbildungsstellen zur Besetzung gemeldet worden, das sind knapp 180 Stellen bzw. zwölf Prozent mehr als im Vorjahr. Demgegenüber beträgt die Zahl der gemeldeten Bewerber knapp 560, das sind zirka 90 Personen bzw. 13,8 Prozent weniger als im Vorjahr.
Zahl der Kurzarbeiter hat abgenommen
Im Februar 2022 befanden sich der neuesten Hochrechnung der BA-Statistik zufolge im Landkreis Cham rund 1.110 Beschäftigte in zirka 180 Betrieben in Kurzarbeit. Die Kurzarbeiterquote belief sich auf zwei Prozent, im Dezember 2021 lag sie noch bei 2,1 Prozent.
Fluchtbewegung aus der Ukraine spürbar
Mitte Juni waren im Landkreis Cham rund 250 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet. Damit stellten sie 14,5 Prozent aller Arbeitslosen im Kreis.
In die Region sind allerdings noch mehr Menschen aus der Ukraine gekommen, die teils nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und daher nicht in der Zahl der Arbeitslosen erfasst sind, so zum Beispiel viele Frauen mit Betreuungspflichten für Kinder. Eine bessere Näherung an den tatsächlichen Wert der Ukrainerinnen und Ukrainer vor Ort bietet daher die Zahl der gemeldeten erwerbsfähigen Personen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft. Im Landkreis Cham stieg die Zahl der gemeldeten erwerbsfähigen Personen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft von Mitte Februar bis Mitte Juni von sechs auf knapp 580 Betroffene. Diese Zahl enthält alle Arbeitslosen, Arbeitsuchenden sowie Personen, die einen Antrag auf Leistungen der Grundsicherung gestellt haben, auch wenn dieser noch nicht bewilligt wurde. Zudem sind in der Zahl volljährige Ukrainerinnen und Ukrainer enthalten, die noch zur Schule gehen, Betreuungspflichten gegenüber Kindern haben oder langfristig erkrankt sind.
Eine weitere Größe, welche bei der Interpretation der aktuellen Situation hilft, sind die sogenannten Bedarfsgemeinschaften. Bei einer Bedarfsgemeinschaft handelt es sich in der Regel um eine Familie, zu der oftmals auch Kinder gehören, mit mindestens einem Regelleistungsberechtigen. In der Gruppe der Ukrainerinnen und Ukrainer gibt es besonders viele Mütter mit Kindern, da die Väter das Herkunftsland oft nicht verlassen konnten. Bis Mitte Juni waren im Landkreis Cham knapp 400 Bedarfsgemeinschaften gemeldet, in denen mindestens eine Person die ukrainische Staatsbürgerschaft hat. Bei der Interpretation der Zahl gilt es zu bedenken, dass es sich um eine Hochrechnung handelt, die möglicherweise noch unterzeichnet ist.