„Im Bezirk der Agentur für Arbeit Bad Kötzting stieg die Arbeitslosenquote von Juli auf August leicht um 0,2 Prozentpunkte bzw. im Vorjahresvergleich um 0.3 Prozentpunkte auf jetzt 2,5 Prozent, die niedrigste Quote im Agenturbezirk Schwandorf“, sagt Geschäftsstellenleiter Hans-Peter Hausladen. „Gründe sind die Urlaubs- und Ferienzeit, teilweise Betriebsurlaub – von daher kaum Einstellungen – und Beendigungen von Schul- und Berufsausbildungen“, so der Bad Kötztinger Arbeitsmarktexperte.
Die Arbeitslosigkeit nahm binnen Monatsfrist um 40 Personen bzw. elf Prozent zu. Mitte des Berichtsmonats waren zirka 400 Personen arbeitslos gemeldet, zirka 50 Arbeitnehmer bzw. 12,5 Prozent mehr als im August 2021.
„Auf den Stellenmarkt im Agenturbezirk wirkt sich der Ukrainekrieg trotz der gestiegenen Material- und Energiepreise nach wie vor nicht spürbar aus, die Arbeitslosigkeit stieg im Vergleich zum Vorjahresmonat aufgrund der Zunahme von ukrainischen Flüchtlingen“, so Hausladen.
Die Zeiten von 1984 bis 2005 sind vorbei, hier waren es im August öfter mal über 1000 Arbeitslose mit Quoten bis 17 Prozent. Von der bisher niedrigsten August-Quote von 1,8 Prozent im Jahr 2018 ist der Arbeitsmarkt krisenbedingt weit entfernt.
Mitte August waren im gemeinsamen Stellenpool der Arbeitsagentur und des Jobcenters 570 Stellenangebote gemeldet, gut 120 Offerten bzw. 25,3 Prozent mehr als im August 2021. Seit Jahresbeginn meldeten die Betriebe und öffentlichen Verwaltungen knapp 650 Stellen und somit zirka 60 Offerten bzw. 8,9 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Bewegungszahlen: Mehr Arbeitslosmeldungen als im Vorjahr
Im Laufe des Berichtsmonats meldeten sich aus der Erwerbstätigkeit heraus 40 Personen arbeitslos und somit neun Arbeitnehmer bzw. 18,4 Prozent weniger als im August 2021. Im Gegenzug beendeten zirka 30 Personen ihre Arbeitslosigkeit, um direkt ins Berufsleben zurückzukehren oder einzusteigen. Dies waren fünf Arbeitnehmer bzw. 13,5 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.
Blick in die Branchen:
Die Auslastung der Betriebe des Bauhaupt- und Baunebengewerbes sowie der Holzverarbeitung ist nach wie vor hoch. Leider konnten etliche Ausbildungsstellen für heuer nicht besetzt werden, ferner fehlen Fachkräfte – gute, selbständig arbeitende Handwerker sind nach wie vor eine absolute Rarität unter den arbeitslos gemeldeten Personen.
Die Auftragslage in den Industriebetrieben ist trotz Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung zufriedenstellend bis sehr gut, insbesondere im Elektronikbereich ist die Nachfrage nach Fachkräften und Helfern unverändert groß und der Stellenbestand bleibt hoch.
Im Hotel- und Gaststättengewerbe war die Auslastung zufriedenstellend bis gut, Dank des herrlichen Sommerwetters war die Außengastronomie sehr gut frequentiert und die Betriebe hatten meist genügend Personal. Corona spielt derzeit nur bei den kurzfristigen Stornierungen der Gäste und krankheitsbedingten Personalausfällen eine Rolle.
Der Einzelhandel zeigte sich mit dem Umsatz einigermaßen zufrieden, zudem gab es im Berichtsmonat einige neue Stellen für verschiedenste Arbeitszeitmodelle aufgrund einer geplanten Neueröffnung.
Im Gesundheitssektor besteht weiterhin anhaltende Nachfrage nach Pflegefach- und -hilfskräften, medizinischen und zahnmedizinischen Fachangestellten und Physiotherapeuten. Die Heime und ambulante Pflegedienste sind voll ausgelastet, die offenen Stellen können mangels Bewerber nicht besetzt werden.
Ausbildung: Zahl der Bewerber ist deutlich zurückgegangen
Im Landkreis Cham, zu dem die Geschäftsstellenbezirke Cham und Bad Kötzting gehören, sind bis zum Berichtsmonat knapp 1.720 Ausbildungsstellen zur Besetzung gemeldet worden, das sind 160 Stellen bzw. 10,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Demgegenüber beträgt die Zahl der gemeldeten Bewerber gut 580, das sind zirka 100 Personen bzw. 14,3 Prozent weniger als im Vorjahr.
Zahl der Kurzarbeiter hat abgenommen
Im März 2022 befanden sich der neuesten Hochrechnung der BA-Statistik zufolge im Landkreis Cham 850 Beschäftigte in zirka 160 Betrieben in Kurzarbeit. Die Kurzarbeiterquote belief sich auf 1,6 Prozent, im Februar 2022 lag sie noch bei 2,1 Prozent.
Fluchtbewegung aus der Ukraine spürbar
Mitte August waren im Landkreis Cham rund 240 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet. Damit stellten sie 16,9 Prozent aller Arbeitslosen im Kreis.
In die Region sind allerdings noch mehr Menschen aus der Ukraine gekommen, die teils nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und daher nicht in der Zahl der Arbeitslosen erfasst sind, so zum Beispiel viele Frauen mit Betreuungspflichten für Kinder. Eine bessere Näherung an den tatsächlichen Wert der Ukrainerinnen und Ukrainer vor Ort bietet daher die Zahl der gemeldeten erwerbsfähigen Personen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft. Im Landkreis Cham stieg die Zahl der gemeldeten erwerbsfähigen Personen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft von Mitte Juli bis Mitte August um rund 40 auf etwa 620 Betroffene. Diese Zahl enthält alle Arbeitslosen, Arbeitsuchenden sowie Personen, die einen Antrag auf Leistungen der Grundsicherung gestellt haben. Zudem sind in der Zahl volljährige Ukrainerinnen und Ukrainer enthalten, die noch zur Schule gehen, Betreuungspflichten gegenüber Kindern haben oder langfristig erkrankt sind.
Eine weitere Größe, welche bei der Interpretation der aktuellen Situation hilft, sind die sogenannten Bedarfsgemeinschaften. Bei einer Bedarfsgemeinschaft handelt es sich in der Regel um eine Familie, zu der oftmals auch Kinder gehören, mit mindestens einem Regelleistungsberechtigen. In der Gruppe der Ukrainerinnen und Ukrainer gibt es besonders viele Mütter mit Kindern, da die Väter das Herkunftsland oft nicht verlassen konnten. Bis Mitte August waren im Landkreis Cham knapp 390 Bedarfsgemeinschaften gemeldet, in denen mindestens eine Person die ukrainische Staatsbürgerschaft hat. Bei der Interpretation dieser Zahlen ist es zudem zu bedenken, dass aufgrund der volatilen Situation in der Ukraine viel Bewegung bei den Zu- und Abgängen stattfindet.