Arbeitsmarktbericht Geschäftsstellenbezirk Cham

Herbstbelebung nur im Agenturbereich

30.09.2022 | Presseinfo Nr. 85

„Im Bezirk der Agentur für Arbeit Cham wurde nach dem Ende der Urlaubs- und Ferienzeit eine Belebung am Arbeitsmarkt spürbar, in deren Folge die Arbeitslosigkeit von August auf September bei der Agentur (SGB III-Bereich) spürbar zurückging. Der Leiter der Agentur für Arbeit Cham, Hans-Peter Hausladen, konnte mit seiner Mannschaft viele Arbeitslose, darunter ein Großteil Jugendlicher, sowohl in Arbeit integrieren als auch zahlreiche Bildungsgutscheine für die Förderung von Weiterbildungen und Umschulungen aushändigen. Ferner gab es etliche Einstellungen in verschiedenen Wirtschaftszweigen und Abgänge in weiterführende Schulen (FOS, BOS). Einige junge Kunden entschieden sich auch für eine zweite Ausbildung oder eine Weiterbildung zum Techniker bzw. Meister. Die stetige Zunahme von ukrainischen Flüchtlingen verhinderte eine bessere Arbeitslosenquote.


Die Arbeitslosigkeit nahm binnen Monatsfrist um knapp 30 Personen bzw. 2,1 Prozent ab. Mitte des Berichtsmonats waren rund 1.380 Personen arbeitslos gemeldet, zirka 90 Arbeitnehmer bzw. 7,1 Prozent mehr als im September 2021. Die Arbeitslosenquote ist binnen Monatsfrist um 0,1 Prozentpunkte auf nunmehr 2,4 Prozent gesunken. Im September 2021 lag die Quote bei 2,2 Prozent.


Auf den Stellenmarkt im Agenturbezirk wirkt sich der Krieg in der Ukraine bislang nicht spürbar aus. „Zwar belasten die durch den Konflikt gestiegenen Material- und Energiepreise viele Unternehmen, doch die Personalnachfrage und der Stellenbestand ist weiterhin sehr hoch – es herrscht Fachkräftemangel in vielen Branchen“, sagt Hausladen. „Die meisten Betriebe der wichtigen Wirtschaftszweige im Landkreis Cham haben gute Auftragslagen und Fachkräftebedarf. Für flexible und körperlich belastbare Helfer und Anlernkräfte gibt es ebenfalls gute Integrationschancen“, so der Geschäftsstellenleiter.

Mitte September waren im gemeinsamen Stellenpool der Arbeitsagentur und des Jobcenters rund 2.270 Stellenangebote gemeldet, zirka 580 Offerten bzw. 34,2 Prozent mehr als im September 2021. Seit Jahresbeginn meldeten die Betriebe und öffentlichen Verwaltungen rund 2.660 Stellen und somit zirka 70 Offerten bzw. 8,7 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.


Blick in die Branchen: Gastronomie sucht händeringend nach Personal


Die Auslastung der Betriebe im Hoch- und Tiefbau sowie im Baunebengewerbe ist nach wie vor hoch, teilweise sind bereits Aufträge für 2023 vorhanden. Die Preise für Baumaterialien sind auf hohem Niveau stabil, die weitere Entwicklung ist aber noch nicht abschätzbar. Der Stellenbestand und die Integrationsmöglichkeiten sind weiterhin hoch.
Im Einzelhandel waren Bewerberzugänge aus allen Branchen zu verzeichnen, die meisten freien Stellen bietet der Lebensmittelbereich (Metzgerei, Bäckerei, Super-marktfilialen). Wehrmutstropfen waren die Schließung einiger Geschäfte zum Ende September.
Im Metallgewerbe gibt es weiterhin gute Beschäftigungschancen sowohl für Fachkräfte als auch – in erster Linie über Zeitarbeit – für Anlernkräfte in der Produktion. Im Berichtsmonat gab es erfreulicherweise wieder Arbeitsaufnahmen und Vertragsverlängerungen zu vermelden.
Unverändert große Nachfrage an Fachkräften besteht bei den Elektroinstallationsfir-men sowie im Bereich der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, auch zuverlässige Helfer haben gute Chancen. Die Ausbildungsbereitschaft ist in allen Handwerksbetrieben sehr hoch.
In der Elektronikindustrie ist trotz vereinzelter Lieferschwierigkeiten von Zulieferteilen die Auftragslage in allen Bereichen gut. Die Nachfrage nach Fachkräften, aber auch nach Helfern für die Produktion, ist unverändert groß.
Die Biergartensaison ist zu Ende und der Herbst steht vor der Tür. Damit steigt die Nachfrage nach Wellnessurlaub. Von daher suchen vor allem die größeren Hotelbetriebe verstärkt nach Personal für Service, Empfang und Zimmerreinigung. Mit der Auslastung und den Umsätzen in den Sommerferien waren die Betriebe sehr zufrieden.
Die Auftragslage der Zeitarbeitsfirmen ist gut, Stellenangebote wurden aus allen Bereichen gemeldet. Gesucht werden überwiegend Hilfskräfte für die Bereiche Metall, Papier, Glas, Lager, Kunststoff und Elektro, aber auch Fachkräfte der Elektro- und Metallbranche, welche „Mangelware“ sind.
Die Betriebe des Gesundheitswesens sind sehr gut ausgelastet und es besteht hoher Kräftebedarf. Stellenzugang gab es in allen medizinischen Bereichen, von der Pfle-gefachkraft bis zu Therapeuten, Masseuren und Medizinischen Fachangestellten.
Wie erwartet konnten auch heuer viele Ausbildungsstellen nicht besetzt werden, von daher melden bereits viele Arbeitgeber Ausbildungsstellen für das kommende Jahr. Hausladen bittet daher auch alle Eltern, deren Kinder im nächsten Jahr die Schule verlassen, die vielen Möglichkeiten der Berufsorientierung und insbesondere betriebliche Praktika zu nutzen – dies sind die dringend benötigten Fachkräfte von Morgen.


Zahl der Kurzarbeiter hat abgenommen


Im April 2022 befanden sich der neuesten Hochrechnung der BA-Statistik zufolge im Landkreis Cham rund 260 Beschäftigte in zirka 40 Betrieben in Kurzarbeit. Die Kurzarbeiterquote belief sich auf 0,5 Prozent, im März 2021 lag sie noch bei 1,6 Prozent.


Fluchtbewegung aus der Ukraine spürbar


Mitte September waren im Landkreis Cham 250 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet. Damit stellten sie 18,2 Prozent aller Arbeitslosen im Kreis.
In die Region sind allerdings noch mehr Menschen aus der Ukraine gekommen, die teils nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und daher nicht in der Zahl der Arbeitslosen erfasst sind, so zum Beispiel viele Frauen mit Betreuungspflichten für Kinder. Eine bessere Näherung an den tatsächlichen Wert der Ukrainerinnen und Ukrainer vor Ort bietet daher die Zahl der gemeldeten erwerbsfähigen Personen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft. Im Landkreis Cham stieg die Zahl der gemeldeten erwerbsfähigen Personen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft von Mitte Februar bis Mitte September von sechs auf zirka 640 Betroffene. Diese Zahl enthält alle Ar-beitslosen, Arbeitsuchenden sowie Personen, die einen Antrag auf Leistungen der Grundsicherung gestellt haben, auch wenn dieser noch nicht bewilligt wurde. Zudem sind in der Zahl volljährige Ukrainerinnen und Ukrainer enthalten, die noch zur Schule gehen, Betreuungspflichten gegenüber Kindern haben oder langfristig erkrankt sind.
Eine weitere Größe, welche bei der Interpretation der aktuellen Situation hilft, sind die sogenannten Bedarfsgemeinschaften. Bei einer Bedarfsgemeinschaft handelt es sich in der Regel um eine Familie, zu der oftmals auch Kinder gehören, mit mindestens einem Regelleistungsberechtigen. In der Gruppe der Ukrainerinnen und Ukrainer gibt es besonders viele Mütter mit Kindern, da die Väter das Herkunftsland oft nicht verlassen konnten. Bis Mitte September waren im Landkreis Cham knapp 390 Bedarfsgemeinschaften gemeldet, in denen mindestens eine Person die ukrainische Staatsbürgerschaft hat. Bei der Interpretation der Zahl gilt es zu bedenken, dass es sich um eine Hochrechnung handelt, die möglicherweise noch unterzeichnet ist.