„Im Bezirk der Agentur für Arbeit Bad Kötzting ist die Arbeitslosigkeit von August auf September leicht gesunken“. Die Arbeitslosenquote ist im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Prozentpunkte gesunken, sie liegt im September jedoch mit 2,4 Prozent um 0,4 Prozentpunkte über dem Vorjahresniveau von 2,0 Prozent. „Die niedrigeren Arbeitslosenzahlen im Bereich der Agentur machten aufgrund einer leichten Herbstbelebung mit einigen Einstellungen bzw. Arbeitsaufnahmen in verschiedenen Wirt-schaftszweigen sowie dem Schulanfang – etliche besuchen weiterführende Schulen wie z.B. die Berufsoberschule – die höheren Arbeitslosenzahlen des Jobcenters, bedingt durch mehr ukrainische Flüchtlinge, wieder wett“, sagt Geschäftsstellenleiter Hans-Peter Hausladen. „Hatte der Bezirk Bad Kötzting im Vor-Corona-Jahr 2019 im September bereits zum vierten Mal eine Eins vor dem Komma“, so muss man derzeit tatsächlich mit 2,4 Prozent sehr zufrieden sein – immerhin sind es im Bereich der Agentur (SGB III) im Vergleich zum Vormonat sieben Prozent sowie im Vergleich zum Vorjahresmonat um über zehn Prozent weniger Arbeitslose“, so der Bad Kötztinger Arbeitsmarktexperte.
Mitte September waren im gemeinsamen Stellenpool der Arbeitsagentur und des Jobcenters rund 610 Stellenangebote gemeldet, zirka 190 Offerten bzw. 46,4 Prozent mehr als im September 2021. Seit Jahresbeginn meldeten die Betriebe und öffentlichen Verwaltungen rund 760 Stellen und somit zirka 80 Offerten bzw. 9,1 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Blick in die Branchen:
Die Auslastung der Betriebe des Bauhaupt- und Baunebengewerbes sowie der Holzverarbeitung ist nach wie vor hoch und Aufträge sind auch oft schon für die kommende Saison vorhanden. Die Weiterentwicklung ist für die Betriebe noch nicht einschätzbar, Preise für Baumaterialien, Betonpreiszuschläge etc. sind auf hohem Niveau. Positiv sind die bis dto. deutlich niedrigeren Arbeitslosmeldungen für den Winter im Vergleich zu den Vorjahren, voraussichtlich wählen mehr Betriebe Saison-Kurzarbeitergeld.
Die Auftragslage in den Industriebetrieben ist trotz vereinzelter Lieferschwierigkeiten von Zulieferteilen in allen Bereichen gut, insbesondere im Elektronikbereich ist die Nachfrage nach Fachkräften und Helfern für die Produktion und das Lager unverändert groß und der Stellenbestand bleibt hoch.
Im Hotel- und Gaststättengewerbe war die Auslastung bis Ende der Sommerferien zufriedenstellend bis gut, die Biergartensaison neigte sich auch wetterbedingt dem Ende zu – der Herbst steht vor der Tür. Damit steigt die Nachfrage nach Wellnessurlaub und die größeren Hotelbetriebe mit Spa- und Wellnessangeboten suchen verstärkt nach Personal, auch Aushilfskräfte könnten eine Unterstützung für das Stammteam sein.
Der Einzelhandel zeigte sich mit dem Umsatz einigermaßen zufrieden, Stellenzugänge gab es bei Supermarkt-Filialen. Wehrmutstropfen sind aber im Berichtsmonat einige Betriebsschließungen.
Im Gesundheitssektor besteht weiterhin anhaltende Nachfrage nach Pflegefach- und -hilfskräften, medizinischen und zahnmedizinischen Fachangestellten und Physio-therapeuten. Die Heime und ambulanten Pflegedienste sind voll ausgelastet, die offenen Stellen können mangels Bewerber nicht besetzt werden.
„Die Versorgung der Wirtschaft mit notwendigen Fachkräften ist eine der großen Aufgaben der Agenturen für Arbeit und Jobcenter, das beste arbeitsmarktpolitische In-strument für Arbeitslose ist die Förderung von Weiterbildungen und Umschulungen, sowohl für Arbeitslose als auch für Beschäftigte“, so Hausladen.
In seinem allerletzten Arbeitsmarktbericht schaut Hausladen nochmal zurück auf die niedrigste und höchste Arbeitslosenzahl in einem Monat September: 1965 gab es im Arbeitsamtsbezirk Kötzting 48 Arbeitslose, 1984 waren es 1.143 Arbeitslose!
Zahl der Kurzarbeiter hat abgenommen
Im April 2022 befanden sich der neuesten Hochrechnung der BA-Statistik zufolge im Landkreis Cham rund 260 Beschäftigte in zirka 40 Betrieben in Kurzarbeit. Die Kurzarbeiterquote belief sich auf 0,5 Prozent, im März 2021 lag sie noch bei 1,6 Prozent.
Fluchtbewegung aus der Ukraine spürbar
Mitte September waren im Landkreis Cham 250 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet. Damit stellten sie 18,2 Prozent aller Arbeitslosen im Kreis.
In die Region sind allerdings noch mehr Menschen aus der Ukraine gekommen, die teils nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und daher nicht in der Zahl der Arbeitslosen erfasst sind, so zum Beispiel viele Frauen mit Betreuungspflichten für Kinder. Eine bessere Näherung an den tatsächlichen Wert der Ukrainerinnen und Ukrainer vor Ort bietet daher die Zahl der gemeldeten erwerbsfähigen Personen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft. Im Landkreis Cham stieg die Zahl der gemeldeten erwerbsfähigen Personen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft von Mitte Februar bis Mitte September von sechs auf zirka 640 Betroffene. Diese Zahl enthält alle Ar-beitslosen, Arbeitsuchenden sowie Personen, die einen Antrag auf Leistungen der Grundsicherung gestellt haben, auch wenn dieser noch nicht bewilligt wurde. Zudem sind in der Zahl volljährige Ukrainerinnen und Ukrainer enthalten, die noch zur Schule gehen, Betreuungspflichten gegenüber Kindern haben oder langfristig erkrankt sind.
Eine weitere Größe, welche bei der Interpretation der aktuellen Situation hilft, sind die sogenannten Bedarfsgemeinschaften. Bei einer Bedarfsgemeinschaft handelt es sich in der Regel um eine Familie, zu der oftmals auch Kinder gehören, mit mindestens einem Regelleistungsberechtigen. In der Gruppe der Ukrainerinnen und Ukrainer gibt es besonders viele Mütter mit Kindern, da die Väter das Herkunftsland oft nicht verlassen konnten. Bis Mitte September waren im Landkreis Cham knapp 390 Bedarfsgemeinschaften gemeldet, in denen mindestens eine Person die ukrainische Staatsbürgerschaft hat. Bei der Interpretation der Zahl gilt es zu bedenken, dass es sich um eine Hochrechnung handelt, die möglicherweise noch unterzeichnet ist.