„Die Herbstbelebung aus dem September hat sich im Oktober fortgesetzt und zu einem weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit im Monatsverlauf im Geschäftsstellenbezirk Schwandorf geführt. So ist es umso erfreulicher, dass die wirtschaftliche Großwetterlage mit den gestiegenen Material- und Energiekosten für Unternehmen sowie den weiterhin bestehenden Lieferschwierigkeiten für Produktionsmittel im Verarbeitenden Gewerbe aber auch im Handwerk nicht zu einer größeren Freistellung von Beschäftigten geführt hat. Dennoch gibt es einen Wermutstropfen. Die Arbeitslosigkeit liegt deutlich über dem Niveau des Vorjahres. Dies begründet sich vor allem durch die ukrainische Fluchtmigration infolge des Kriegsgeschehens, die damit auch den deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit bei ausländischen Staatsangehörigen erklärt“, sagt Siegfried Bäumler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Schwandorf.
Die Arbeitslosigkeit nahm binnen Monatsfrist um knapp 230 Personen bzw. 9,3 Prozent ab. Mitte des Berichtsmonats waren rund 2.230 Personen arbeitslos gemeldet, zirka 250 Arbeitnehmer bzw. 12,9 Prozent mehr als im Oktober 2021. Die Arbeitslosenquote ging binnen Monatsfrist um 0,3 Prozentpunkte auf nunmehr 2,8 Prozent zurück. Im Oktober 2021 lag die Quote bei 2,5 Prozent.
„Dass die Unternehmen in der Region trotz der geschilderten Herausforderungen zukunftsorientiert handeln, zeigt sich besonders deutlich bei der Zahl der gemeldeten offenen Stellen. Diese liegt über dem Niveau des Vorjahres. Die Arbeitgeber sind weiterhin in der Mehrheit einstellungsbereit und bieten für Menschen auf Arbeitssuche gute Chancen“, berichtet Bäumler.
Mitte Oktober waren im gemeinsamen Stellenpool der Arbeitsagentur und des Jobcenters 2.550 Stellenangebote gemeldet, zirka 210 Offerten bzw. 8,7 Prozent mehr als im Oktober 2021. Seit Jahresbeginn meldeten die Betriebe und öffentlichen Verwaltungen knapp 3.780 Stellen und somit 230 Offerten bzw. 5,7 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Bewegungszahlen: Dynamik hat im Vergleich zum Vorjahr nachgelassen
Im Laufe des Berichtsmonats meldeten sich aus der Erwerbstätigkeit heraus rund 260 Personen arbeitslos und somit 14 Arbeitnehmer bzw. 5,1 Prozent weniger als im Oktober 2021. Im Gegenzug beendeten rund 250 Personen ihre Arbeitslosigkeit, um direkt ins Berufsleben zurückzukehren oder einzusteigen. Dies waren knapp 60 Arbeitnehmer bzw. 18,4 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.
Verarbeitendes Gewerbe bietet Chancen für Arbeitsuchende
Die Arbeitgeber aus dem Verarbeitenden Gewerbe haben weiterhin einen hohen Personalbedarf und sind entsprechend auf der Suche nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. So liegt die Zahl der gemeldeten offenen Stellen im Oktober bei rund 450 und damit knapp 110 Stellen über dem Vorjahresniveau.
In der Bau- und Baunebenbranche gibt es ebenfalls gute Chancen für Personen auf Arbeitsuche. Die Arbeitgeber haben derzeit knapp 240 offene Stellen im Angebot.
In der Logistikbranche ist die Nachfrage nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegenüber dem Vorjahr sehr deutlich gestiegen. Waren im Oktober 2021 rund 40 offene Stellen gemeldet, so sind es nun knapp 100.
Zahl der Kurzarbeiter hat stark abgenommen
Im Mai 2022 befanden sich der neuesten Hochrechnung der BA-Statistik zufolge im Landkreis Schwandorf rund 480 Beschäftigte in 20 Betrieben in Kurzarbeit. Die Kurzarbeiterquote belief sich auf 0,8 Prozent, im April 2022 lag sie noch bei 2,1 Prozent.
Mehr als jeder zehnte Arbeitslose im Kreis ist ukrainischer Staatsbürger
Mitte Oktober waren im Landkreis Schwandorf rund 340 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet. Damit stellten sie 14,2 Prozent aller Arbeitslosen im Kreis.
In die Region sind allerdings noch mehr Menschen aus der Ukraine gekommen, die teils nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und daher nicht in der Zahl der Arbeitslosen erfasst sind, so zum Beispiel viele Frauen mit Betreuungspflichten für Kinder. Eine bessere Näherung an den tatsächlichen Wert der Ukrainerinnen und Ukrainer vor Ort bietet daher die Zahl der gemeldeten erwerbsfähigen Personen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft. Diese erhöhte sich von Mitte Februar bis Mitte Oktober von 13 auf rund 750 Personen. Diese Zahl enthält alle Arbeitslosen, Arbeitsuchenden sowie Personen, die einen Antrag auf Leistungen der Grundsicherung gestellt haben, auch wenn dieser noch nicht bewilligt wurde. Zudem sind in der Zahl volljährige Ukrainerinnen und Ukrainer enthalten, die noch zur Schule gehen, Betreuungspflichten gegenüber Kindern haben oder langfristig erkrankt sind.
Eine weitere Größe, welche bei der Interpretation der aktuellen Situation hilft, sind die sogenannten Bedarfsgemeinschaften. Bei einer Bedarfsgemeinschaft handelt es sich in der Regel um eine Familie, zu der oftmals auch Kinder gehören, mit mindestens einem Regelleistungsberechtigen. In der Gruppe der Ukrainerinnen und Ukrainer gibt es besonders viele Mütter mit Kindern, da die Väter das Herkunftsland oft nicht verlassen konnten. Bis Mitte Oktober waren im Landkreis Schwandorf knapp 520 Bedarfsgemeinschaften gemeldet, in denen mindestens eine Person die ukrainische Staatsbürgerschaft hat.