„Im Bezirk der Agentur für Arbeit Cham hat sich die Belebung am Arbeitsmarkt fortgesetzt. Die Arbeitslosigkeit ist von September auf Oktober in der Agentur und im Jobcenter zurückgegangen. Zugänge in Arbeitslosigkeit sind oft nahtlos wieder in neue Arbeitsstellen eingemündet. Der Arbeitsmarkt ist aufgrund des nach wie vor herrschenden Arbeits- und Fachkräftemangels aufnahmefähig“, sagt Wolfgang Kürzinger, Geschäftsstellenleiter der Agentur für Arbeit Cham.
Die Arbeitslosigkeit nahm binnen Monatsfrist um rund 50 Personen bzw. 3,3 Prozent ab. Mitte des Berichtsmonats waren zirka 1.330 Personen arbeitslos gemeldet, knapp 120 Arbeitnehmer bzw. 9,8 Prozent mehr als im Oktober 2021. Die Arbeitslosenquote ging binnen Monatsfrist um 0,1 Prozentpunkte auf nunmehr 2,3 Prozent zurück. Im Oktober 2021 lag die Quote bei 2,1 Prozent.
„Der Stellenpool im Agenturbezirk ist weiterhin gut gefüllt. Die Zugänge an Arbeitsstellen fallen zwar niedriger aus als in den vergangenen Monaten. Das liegt aber auch an dem hohen Bestand offener Stellen aus den Vormonaten“, berichtet der Chamer Arbeitsmarktexperte.
Mitte Oktober waren im gemeinsamen Stellenpool der Arbeitsagentur und des Jobcenters rund 2.310 Stellenangebote gemeldet, zirka 600 Offerten bzw. 34,8 Prozent mehr als im Oktober 2021. Seit Jahresbeginn meldeten die Betriebe und öffentlichen Verwaltungen knapp 2.910 Stellen und somit zirka 80 Offerten bzw. 2,6 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
„Zahlreiche Betriebe halten zudem noch Ausbildungsangebote 2022 für Spätstarter und Wechsler offen. Die Unternehmen im Bezirk melden aktuell verstärkt Ausbildungsstellen für 2023. Aufgrund der Stellen-Bewerberrelation ist die Besetzung der Ausbildungsstellen sicher auch in 2023 eine große Herausforderung und wichtige Aufgabe für die Vermittlerinnen und Vermittler im Arbeitgeber-Service“, sagt Kürzinger.
Erste Arbeitssuchendmeldungen von Saisonkräften sind zum 30. November erfolgt. Die Betroffenen erhielten fast immer eine Wiedereinstellungszusage für 2023. Insgesamt bewegen sich die Meldungen auf einem niedrigeren Niveau als im letzten Jahr. Oftmals werden diese Beschäftigungen auch bis Weihnachten verlängert, berichtet der Geschäftsstellenleiter.
Bewegungszahlen: Dynamik am Arbeitsmarkt hat zugenommen
Im Laufe des Berichtsmonats meldeten sich aus der Erwerbstätigkeit heraus rund 180 Personen arbeitslos und somit zirka 30 Arbeitnehmer bzw. 21,2 Prozent mehr als im Oktober 2021. Im Gegenzug beendeten rund 150 Personen ihre Arbeitslosigkeit, um direkt ins Berufsleben zurückzukehren oder einzusteigen. Dies waren zehn Arbeitnehmer bzw. 7,3 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.
Blick in die Branchen: Arbeitsuchende haben derzeit gute Chancen
Die Saison im Baubereich neigt sich dem Ende zu. Die Auslastung der Betriebe ist noch gut und die Aufträge sind auch für 2023 bei vielen Arbeitgebern noch vorhanden. Es gibt aber im privaten Wohnungsbau aufgrund der Preissituation und der aktuellen Krisenlage erste Stornierungen von Bauvorhaben. Die Arbeitsmarktlage ist hingegen immer noch gut.
Im Einzelhandel waren Bewerberzugänge vor allem aus den saisonabhängigen Betrieben, in der Regel mit einer Wiedereinstellungszusage, zu verzeichnen. Unsicherheiten gibt es im Lebensmittelbereich, insbesondere bei Bäckereien aufgrund der Energieproblematik. Dennoch gibt es noch gute Beschäftigungsmöglichkeiten im Einzel- und im Großhandel. Vereinzelt kommt es zu Arbeitszeitausfällen bei den Betrieben aufgrund von Corona-Erkrankungen. Die weitere Entwicklung ist hier schwer abzuschätzen.
Im Metallgewerbe bleibt die Situation für eine Beschäftigung sehr günstig. Das gilt für Hilfs- und Fachkräfte gleichermaßen. In der Elektronikindustrie ist es ebenso. Der Bedarf der Unternehmen an Kräften kann nicht gedeckt werden. Demzufolge berichten die Personaldienstleister von einer guten Auftragslage, vor allem in den Bereichen Metall und Elektro.
Bei den Elektroinstallationsfirmen sowie Unternehmen aus dem Bereich Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik wird nach Personal gesucht. Zuverlässige Helfer haben ebenfalls gute Chancen und können perspektivisch zu Fachkräften qualifiziert werden. Dies lohnt sich für Arbeitnehmer und Beschäftigte gleichermaßen.
Die Betriebe des Gesundheitswesens können die Bedarfe ebenfalls nicht decken. Vereinzelte Freistellungen konnten direkt wieder in Arbeit vermittelt werden.
„Nahezu alle Branchen würden gerne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen. Eine Einstellung begründet sich immer wieder auch durch Stellenwechsler. Eine hohe Bedeutung hat daher die eigene Ausbildung im Unternehmen. Das können die Fachkräfte von morgen und übermorgen werden. Wir appellieren an die Unternehmen im Bezirk, alle Ausbildungsmöglichkeiten zu melden, damit für unsere Bewerberinnen und Bewerber das Ausbildungsangebot erkennbar ist. Auch für die Arbeitsagentur ist es wichtig, die Bedarfe der Unternehmen zu kennen. Dabei empfehlen wir den Arbeitgebern auch immer, an die Möglichkeit einer Umschulung zu denken und diese an die Agentur melden. Die Förderkonditionen sind hier durchaus attraktiv. Für einige unserer Kundinnen und Kunden kommt die sogenannte Zweitausbildung auch immer in Betracht“, betont Kürzinger.
Zahl der Kurzarbeiter hat abgenommen
Im Mai 2022 befanden sich der neuesten Hochrechnung der BA-Statistik zufolge im Landkreis Cham rund 260 Beschäftigte in zirka 20 Betrieben in Kurzarbeit. Die Kurzarbeiterquote belief sich auf 0,4 Prozent, im April 2022 lag sie noch bei 0,5 Prozent.
Mehr als jeder zehnte Arbeitslose im Kreis ist ukrainischer Staatsbürger
Mitte Oktober waren im Landkreis Cham rund 220 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet. Damit stellten sie 12,7 Prozent aller Arbeitslosen im Kreis.
In die Region sind allerdings noch mehr Menschen aus der Ukraine gekommen, die teils nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und daher nicht in der Zahl der Arbeitslosen erfasst sind, so zum Beispiel viele Frauen mit Betreuungspflichten für Kinder. Eine bessere Näherung an den tatsächlichen Wert der Ukrainerinnen und Ukrainer vor Ort bietet daher die Zahl der gemeldeten erwerbsfähigen Personen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft. Im Landkreis Cham stieg die Zahl der gemeldeten erwerbsfähigen Personen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft von Mitte Februar bis Mitte Oktober von sechs auf knapp 610 Betroffene. Diese Zahl enthält alle Arbeitslosen, Arbeitsuchenden sowie Personen, die einen Antrag auf Leistungen der Grundsicherung gestellt haben, auch wenn dieser noch nicht bewilligt wurde. Zudem sind in der Zahl volljährige Ukrainerinnen und Ukrainer enthalten, die noch zur Schule gehen, Betreuungspflichten gegenüber Kindern haben oder langfristig erkrankt sind.
Eine weitere Größe, welche bei der Interpretation der aktuellen Situation hilft, sind die sogenannten Bedarfsgemeinschaften. Bei einer Bedarfsgemeinschaft handelt es sich in der Regel um eine Familie, zu der oftmals auch Kinder gehören, mit mindestens einem Regelleistungsberechtigen. In der Gruppe der Ukrainerinnen und Ukrainer gibt es besonders viele Mütter mit Kindern, da die Väter das Herkunftsland oft nicht verlassen konnten. Bis Mitte Oktober waren im Landkreis Cham rund 380 Bedarfsgemeinschaften gemeldet, in denen mindestens eine Person die ukrainische Staatsbürgerschaft hat.