„Im Bezirk der Agentur für Arbeit Bad Kötzting ging Arbeitslosigkeit von September auf Oktober leicht zurück. Personal aus Betriebsschließungen wurde freigestellt, aber konnte wieder in Arbeit integriert werden“, berichtet Wolfgang Kürzinger, Geschäftsstellenleiter der Agentur für Arbeit Bad Kötzting.
Die Arbeitslosigkeit nahm binnen Monatsfrist um knapp 20 Personen bzw. 4,6 Prozent ab. Mitte des Berichtsmonats waren zirka 380 Personen arbeitslos gemeldet, 50 Arbeitnehmer bzw. 15,4 Prozent mehr als im Oktober 2021. Die Arbeitslosenquote ging binnen Monatsfrist um 0,1 Prozentpunkte auf nunmehr 2,3 Prozent zurück. Im Oktober 2021 lag die Quote bei zwei Prozent.
Die ersten Saisonbetriebe haben jahreszeitlich bedingt ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Kündigung ausgesprochen. In vielen Fällen wird dann je nach Witterung die Beschäftigung entsprechend verlängert. Aufträge gibt es noch genügend. Die Beschäftigten haben fast ausnahmslos eine Wiedereinstellungszusage für 2023. Viele Saisonbetriebe in der Region nutzen auch das Instrument des Saisonkurzarbeitergeldes, das für die Baubetriebe eine hohe Flexibilität mit sich bringt.
Mitte Oktober waren im gemeinsamen Stellenpool der Arbeitsagentur und des Jobcenters rund 610 Stellenangebote gemeldet, zirka 160 Offerten bzw. 36,1 Prozent mehr als im Oktober 2021. Seit Jahresbeginn meldeten die Betriebe und öffentlichen Verwaltungen zirka 820 Stellen und somit knapp 110 Offerten bzw. 11,4 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Ausbildungsstellen sind von vielen Unternehmen auch noch für Spätstarter und Wechsler für 2022 als offen gemeldet. Für 2023 sind und werden laufend Ausbildungsstellen gemeldet.
Bewegungszahlen: Dynamik hat im Oktober spürbar nachgelassen
Im Laufe des Berichtsmonats meldeten sich aus der Erwerbstätigkeit heraus rund 30 Personen arbeitslos und somit knapp 20 Arbeitnehmer bzw. 37,3 Prozent weniger als Oktober 2021. Im Gegenzug beendeten rund 30 Personen ihre Arbeitslosigkeit, um direkt ins Berufsleben zurückzukehren oder einzusteigen. Dies waren zirka 20 Arbeitnehmer bzw. 38 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.
Gastronomie und viele weitere Branchen suchen nach Personal
Die Auftragslage der Betriebe des Bauhaupt- und Baunebengewerbes sowie der Holzverarbeitung stellt sich derzeit gut dar. Aufträge für die kommende Saison sind vorhanden. Eintrübungen gibt es im privaten Wohnungsbau. Grund ist unter anderem das hohe Niveau der Baupreise. Hier gibt es teils auch erste Stornierungen von Bauvorhaben. Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten.
Die Industrieunternehmen meistern Lieferschwierigkeiten in allen Bereichen gut und sind dabei auch sehr innovativ unterwegs, berichten die Vermittlerinnen und Vermittler. In der Elektronikbranche ist die Nachfrage nach Fachkräften und Helfern unverändert groß, ebenso ist der Stellenbestand hoch.
Im Hotel- und Gaststättengewerbe beginnt die Wellnessphase und das Wintergeschäft steht vor der Tür. Das Personal wird gehalten und gesichert, es würde auch weiterhin eingestellt werden, sofern geeignetes Personal zur Verfügung stünde. Der Jahresverlauf war in der Branche bisher zufriedenstellend.
Der Einzelhandel rüstet sich für das Weihnachtsgeschäft und hofft auf gute Umsätze. Stellenzugänge gibt es in allen Bereichen, so dass gute Beschäftigungsmöglichkeiten vorliegen. Corona-Erkrankungen stellen für die Einzelhändler immer wieder eine Herausforderung dar. Das Konsumverhalten der Bürgerinnen und Bürger bleibt abzuwarten.
Im Gesundheitssektor ist der Bedarf an Pflegefach- und -hilfskräften, Medizinischen und Zahnmedizinischen Fachangestellten sowie Physiotherapeuten ungebrochen. Die Einrichtungen sind voll ausgelastet und würden nach wie vor einstellen. Die offenen Stellen können aber mangels Bewerbern nicht besetzt werden.
„Es zeichnet sich ab, dass auch im kommenden Jahr mangels geeigneter Bewerberinnen und Bewerber nicht alle Arbeits- und Ausbildungsstellen besetzt werden können. Ich empfehle daher allen Kundinnen und Kunden, insbesondere denen, die schon länger im Erwerbsleben stehen, sich von der Arbeitsagentur beraten zu lassen. Es stehen hervorragenden Fördermöglichkeiten zur Verfügung, um Umschulungen, Teilqualifizierungen oder andere Weiterbildungen zu unterstützen“, berichtet Kürzinger.
„An die Betriebe ergeht auch die Bitte, alternativ zur Ausbildung ein entsprechendes Angebot an Umschulungen in Betracht zu ziehen, aber auch die Ausbildungsstellen für 2023 wieder zu melden. Damit wird das umfangreiche Angebot in der Region abgebildet. Das ist die Grundvoraussetzung für ein Gelingen der Arbeits- und Fachkräftesicherung“, führt der Geschäftsstellenleiter weiter aus.
Zahl der Kurzarbeiter hat abgenommen
Im Mai 2022 befanden sich der neuesten Hochrechnung der BA-Statistik zufolge im Landkreis Cham rund 260 Beschäftigte in zirka 20 Betrieben in Kurzarbeit. Die Kurzarbeiterquote belief sich auf 0,4 Prozent, im April 2022 lag sie noch bei 0,5 Prozent.
Mehr als jeder zehnte Arbeitslose im Kreis ist ukrainischer Staatsbürger
Mitte Oktober waren im Landkreis Cham, zu dem der Geschäftsstellenbezirk Bad Kötzting gehört, rund 220 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet. Damit stellten sie 12,7 Prozent aller Arbeitslosen im Kreis.
In die Region sind allerdings noch mehr Menschen aus der Ukraine gekommen, die teils nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und daher nicht in der Zahl der Arbeitslosen erfasst sind, so zum Beispiel viele Frauen mit Betreuungspflichten für Kinder. Eine bessere Näherung an den tatsächlichen Wert der Ukrainerinnen und Ukrainer vor Ort bietet daher die Zahl der gemeldeten erwerbsfähigen Personen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft. Im Landkreis Cham stieg die Zahl der gemeldeten erwerbsfähigen Personen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft von Mitte Februar bis Mitte Oktober von sechs auf knapp 610 Betroffene. Diese Zahl enthält alle Arbeitslosen, Arbeitsuchenden sowie Personen, die einen Antrag auf Leistungen der Grundsicherung gestellt haben, auch wenn dieser noch nicht bewilligt wurde. Zudem sind in der Zahl volljährige Ukrainerinnen und Ukrainer enthalten, die noch zur Schule gehen, Betreuungspflichten gegenüber Kindern haben oder langfristig erkrankt sind.
Eine weitere Größe, welche bei der Interpretation der aktuellen Situation hilft, sind die sogenannten Bedarfsgemeinschaften. Bei einer Bedarfsgemeinschaft handelt es sich in der Regel um eine Familie, zu der oftmals auch Kinder gehören, mit mindestens einem Regelleistungsberechtigen. In der Gruppe der Ukrainerinnen und Ukrainer gibt es besonders viele Mütter mit Kindern, da die Väter das Herkunftsland oft nicht verlassen konnten. Bis Mitte Oktober waren im Landkreis Cham rund 380 Bedarfsgemeinschaften gemeldet, in denen mindestens eine Person die ukrainische Staatsbürgerschaft hat.