„Der Oberviechtacher Arbeitsmarkt zeigt sich zu Beginn des vierten Quartals weiterhin robust. Es zeigt sich wie im Vormonat ein geringfügiger Rückgang der Arbeitslosigkeit. Im Vergleich zum Vorjahr fällt auf, dass sich die Arbeitslosigkeit seit Monaten auf einem höheren Niveau als in den Vergleichsmonaten in 2021 bewegt. Dies ist auf die ukrainische Fluchtmigration zurückzuführen, welche die Erholung der Arbeitslosenzahlen nach dem Ende der Pandemie in den Statistiken überlagert. Besonders erfreulich ist, dass trotz der Zunahme der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahresmonat weiterhin nahezu Vollbeschäftigung im Oberviechtacher Arbeitsagenturbezirk herrscht“, sagt Siegfried Bäumler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Schwandorf.
Die Arbeitslosigkeit nahm binnen Monatsfrist um vier Personen bzw. zwei Prozent ab. Mitte des Berichtsmonats waren knapp 200 Personen arbeitslos gemeldet, zirka 20 Arbeitnehmer bzw. 10,2 Prozent mehr als im Oktober 2021. Die Arbeitslosenquote lag wie im Vormonat bei 2,7 Prozent. Im Oktober 2021 lag die Quote bei 2,4 Prozent.
„Zwar hat die Zahl der Stellenneumeldungen abgenommen, jedoch liegt das Angebot an offenen Stellen noch immer deutlich über dem Niveau des Vorjahres. Für Arbeitsuchende, denen noch bestimmte Qualifikationen fehlen, lohnt sich der Kontakt zur Arbeitsagentur. In einem persönlichen Beratungsgespräch können mögliche Förderleistungen der Arbeitsagentur besprochen werden, um den Einstieg in den Zielberuf zu schaffen“, sagt Bäumler.
Mitte Oktober waren im gemeinsamen Stellenpool der Arbeitsagentur und des Jobcenters rund 170 Stellenangebote gemeldet, zirka 20 Offerten bzw. 11,4 Prozent mehr als im Oktober 2021. Seit Jahresbeginn meldeten die Betriebe und öffentlichen Verwaltungen rund 240 Stellen und somit rund 20 Offerten bzw. 8,6 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Bewegungszahlen: Mehr Arbeitslosmeldungen als im Oktober 2021
Im Laufe des Berichtsmonats meldeten sich aus der Erwerbstätigkeit heraus knapp 20 Personen arbeitslos und somit neun Arbeitnehmer bzw. 90 Prozent mehr als im Oktober 2021. Im Gegenzug beendeten knapp 20 Personen ihre Arbeitslosigkeit, um direkt ins Berufsleben zurückzukehren oder einzusteigen. Dies war ein Arbeitnehmer weniger als im Vorjahresmonat.
Arbeitgeber der Baubranche suchen auch im Herbst noch Arbeitskräfte
Im Verarbeitenden Gewerbe sind derzeit knapp 40 offene Stellen gemeldet. Damit ging die Zahl der Offerten gegenüber dem Vorjahr um fünf Angebote zurück.
In der Baubranche wird weiterhin nach Arbeitskräften gesucht, obwohl sich das Ende der Saison abzeichnet. So waren im Oktober noch immer knapp 30 Angebote für Arbeitsuchende vorhanden und damit fünf Offerten mehr als im Vorjahr.
Im Dienstleistungsbereich haben die Arbeitgeber knapp 40 offene Stellen gemeldet. Hier hat das Angebot gegenüber dem Vorjahr um zehn Offerten zugenommen.
Zahl der Kurzarbeiter hat stark abgenommen
Im Mai 2022 befanden sich der neuesten Hochrechnung der BA-Statistik zufolge im Landkreis Schwandorf rund 480 Beschäftigte in 20 Betrieben in Kurzarbeit. Die Kurzarbeiterquote belief sich auf 0,8 Prozent, im April 2022 lag sie noch bei 2,1 Prozent.
Mehr als jeder zehnte Arbeitslose im Kreis ist ukrainischer Staatsbürger
Mitte Oktober waren im Landkreis Schwandorf, zu dem der Geschäftsstellenbezirk Oberviechtach gehört, rund 340 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet. Damit stellten sie 14,2 Prozent aller Arbeitslosen im Kreis.
In die Region sind allerdings noch mehr Menschen aus der Ukraine gekommen, die teils nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und daher nicht in der Zahl der Arbeitslosen erfasst sind, so zum Beispiel viele Frauen mit Betreuungspflichten für Kinder. Eine bessere Näherung an den tatsächlichen Wert der Ukrainerinnen und Ukrainer vor Ort bietet daher die Zahl der gemeldeten erwerbsfähigen Personen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft. Diese erhöhte sich von Mitte Februar bis Mitte Oktober von 13 auf rund 750 Personen. Diese Zahl enthält alle Arbeitslosen, Arbeitsuchenden sowie Personen, die einen Antrag auf Leistungen der Grundsicherung gestellt haben, auch wenn dieser noch nicht bewilligt wurde. Zudem sind in der Zahl volljährige Ukrainerinnen und Ukrainer enthalten, die noch zur Schule gehen, Betreuungspflichten gegenüber Kindern haben oder langfristig erkrankt sind.
Eine weitere Größe, welche bei der Interpretation der aktuellen Situation hilft, sind die sogenannten Bedarfsgemeinschaften. Bei einer Bedarfsgemeinschaft handelt es sich in der Regel um eine Familie, zu der oftmals auch Kinder gehören, mit mindestens einem Regelleistungsberechtigen. In der Gruppe der Ukrainerinnen und Ukrainer gibt es besonders viele Mütter mit Kindern, da die Väter das Herkunftsland oft nicht verlassen konnten. Bis Mitte Oktober waren im Landkreis Schwandorf knapp 520 Bedarfsgemeinschaften gemeldet, in denen mindestens eine Person die ukrainische Staatsbürgerschaft hat.