„Zum Ende des Sommers hat der Arbeitsmarkt erwartungsgemäß und typisch für die Saison an Dynamik verloren. Die Arbeitslosigkeit ist im Berichtsmonat gestiegen. Dies geht zum einen auf die Beendigung von betrieblichen und schulischen Ausbildungen und Umschulungen zurück. Zum anderen liegt der Anstieg an der Urlaubs- und Ferienzeit. Viele Personalverantwortliche in den Betrieben befinden sich im Urlaub, wodurch sich Neueinstellungen verschieben. Den Anstieg können wir im Landkreis sowohl im Bereich der Arbeitsagentur als auch des Jobcenters feststellen“, sagt der Leiter der Geschäftsstellen Cham und Bad Kötzting, Wolfgang Kürzinger.
Die Arbeitslosigkeit nahm binnen Monatsfrist um 203 Personen zu. Mitte des Berichtsmonats waren 2.009 Personen arbeitslos. Im Vergleich zum August 2022 waren 199 Personen mehr arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote bewegte sich mit 2,7 Prozent insgesamt 0,3 Prozentpunkte über dem Niveau des Vormonats. Im Vorjahr lag die Quote bei 2,5 Prozent.
„Die Bestände der offenen Arbeits- und Ausbildungsstellen im Landkreis Cham bleiben hoch. Die Zugänge bei den Arbeitsstellen bewegen sich auf einem niedrigeren Niveau. Es werden laufend Ausbildungsstellen für 2024 gemeldet, das zeigt, dass die Ausbildungsbereitschaft weiterhin hoch ist. Die Unternehmen sind auch noch bereit, für 2023 Auszubildende einzustellen. Kurzentschlossene Bewerberinnen und Bewerber können gerne auf die Berufsberatung zugehen. Die Kolleginnen und Kollegen versuchen dann gemeinsam mit den Jugendlichen, zeitnah ein passendes Angebot zu finden“, sagt Kürzinger.
Mitte August waren im gemeinsamen Stellenpool der Arbeitsagentur und des Jobcenters 3.036 Stellenangebote gemeldet, 306 Offerten mehr als im August 2022. Seit Jahresbeginn meldeten die Betriebe und öffentlichen Verwaltungen 3.130 Stellen und somit 171 Offerten mehr als im Vorjahreszeitraum.
Bewegungszahlen
Im Laufe des Berichtsmonats meldeten sich aus der Erwerbstätigkeit heraus 208 Personen arbeitslos und somit 13 Arbeitnehmer mehr als im August 2022. Im Gegenzug beendeten 147 Personen ihre Arbeitslosigkeit, um direkt ins Berufsleben zurückzukehren oder einzusteigen. Dies waren 14 Arbeitnehmer mehr als im Vorjahresmonat.
Blick in die Branchen
In der Baubranche haben die Unternehmen nur vereinzelt Arbeitsstellen als besetzt abgemeldet. Der Stellenbestand bleibt damit weiterhin hoch. Die vorhandenen Ausbildungsstellen für 2023 konnten, wie auch in den Vorjahren, vielfach nicht besetzt werden.
„Beides liegt nicht an der Nachfrage, sondern an dem fehlenden Bewerberpotenzi-al. Die Arbeitgeber sehen dennoch mit gemischten Gefühlen in die Zukunft, wobei sich die Auftragslage bei den meisten Betrieben nicht schlecht darstellt. Die Arbeitgeber möchten natürlich keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlieren und versuchen, sich Aufträge in Ausschreibungen zu sichern. Hier wird die Konkurrenz spürbar größer, so die Rückmeldung aus den Betrieben.
Öffentliche Ausschreibungen sind nach wir vor vorhanden. Eine Zunahme von Kündigungen ist bisher nicht zu erkennen. Da auch weiterhin Stellen gemeldet werden, ist hoffentlich damit auch nicht zu rechnen, zumindest nicht mehr in dieser Saison. Eher ist wohl ein Rückgang an Arbeitserlaubnissen und evtl. auch Werkverträgen der Betriebe mit (ausländischen) Unternehmen zu erwarten“, berichtet der Geschäftsstellenleiter.
Im August waren insgesamt 717 offene Stellen für das gesamte Baugewerbe gemeldet und damit 157 Stellen mehr als im Vorjahr. Beim Blick auf die verschiedenen Gewerke fällt auf, dass beim klassischen Bau von Gebäuden sowie vorbereitenden Arbeiten und der Bauinstallation mehr Stellen im Bestand registriert waren, als im Vorjahr. Ein leichter Rückgang war im Straßen- und Schienenbau zu verzeichnen sowie bei spezialisierten Bautätigkeiten, zu denen z.B. Dachdeckerbetriebe und Zimmereien zählen.
Im Hochbau gab es im Landkreis noch 70 unbesetzte Ausbildungsstellen, im Tiefbau 14 Offerten und in den spezialisierten Gewerken, darunter z.B. für Maler, Zimmerer und Heizungsbauer noch 91 offene Stellen.
In der Urlaubs- und Reisezeit freuen sich die Hotels und Gaststätten über steigende Gästezahlen, entsprechend steigt die Nachfrage nach Personal. Die Gastronomen versuchen teilweise, die Situation mit Ferienjobbern und Aushilfskräften (vor allem im Service) zu meistern.
Der Ausblick ins kommende Jahr ist leider weniger optimistisch. Vor allem kleinere Betriebe fürchten die Preissteigerungen und die Mehrwertsteuererhöhung. Gäste werden evtl. seltener kommen und das lässt bei einigen Betrieben Umsatzrückgänge befürchten.
Ausbildungsmarkt
Im Landkreis Cham sind bis zum Berichtsmonat 1.972 Ausbildungsstellen zur Besetzung gemeldet worden, das sind 250 Stellen mehr als im Vorjahr. Demgegenüber beträgt die Zahl der gemeldeten Bewerber 630, das sind 49 Bewerber mehr als im Vorjahr.
Alles Wissenswerte für Arbeitgeber kompakt auf einen Blick
„Für Arbeitgeber, die sich für wichtige Gesetzesänderungen, Angebote des gemeinsamen Arbeitgeber-Services von Arbeitsagentur und Jobcenter, Veranstaltungen
oder Tipps für Firmen interessieren, gibt es eigens den Arbeitgeber-Newsletter der Agentur für Arbeit Schwandorf. Dieser erscheint mehrmals im Jahr und lässt sich kostenlos unter http://www.ba-arbeitgebernews.de/archiv_region.jsp abonnieren oder Interessenten rufen direkt im Archiv die Hefte auf, welche sie lesen möchten“, erklärt der Arbeitsmarktexperte.
Blick auf den Gesamtagenturbezirk
Im Bezirk der Agentur für Arbeit Schwandorf, zu dem die Landkreise Schwandorf, Amberg-Sulzbach und Cham sowie die Stadt Amberg gehören, stieg die Arbeitslosigkeit binnen Monatsfrist um 742 Personen. Mitte des Berichtsmonats waren 7.849 Personen arbeitslos gemeldet, 461 Arbeitnehmer mehr als im Vorjahresmonat.
Insgesamt 1.118 Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit waren im August arbeitslos gemeldet und somit 158 Personen mehr als im Vormonat. Im Vorjahresmonat waren 1.107 Person aus der Ukraine arbeitslos gemeldet.
Die Arbeitslosenquote erhöhte sich binnen Monatsfrist um 0,3 Prozentpunkte auf nunmehr 3,2 Prozent. Im August 2022 lag die Quote bei 3,1 Prozent. Die niedrigste Arbeitslosigkeit ist aktuell wieder im Landkreis Cham mit 2,7 Prozent zu verzeichnen, gefolgt von den Landkreisen Schwandorf (3,1 Prozent), Amberg-Sulzbach (3,3 Prozent) und der Stadt Amberg (4,9 Prozent).
Mitte August waren im gemeinsamen Stellenpool der Arbeitsagentur und der drei Jobcenter 7.885 Stellenangebote gemeldet, 173 Offerten mehr als im August 2022. Seit Jahresbeginn meldeten die Betriebe und öffentlichen Verwaltungen 8.001 Stellen und somit 683 Offerten weniger als im Vorjahreszeitraum.