Frauen sind im Handwerk eine feste Größe – als Unternehmerinnen, Existenzgrün-derinnen, Meisterinnen, Mitarbeiterinnen oder Auszubildende arbeiten sie erfolgreich. Zum Tag des Handwerks am 16. September weist die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit Schwandorf, Dorothea Seitz-Dobler, auf die Rolle der Frauen im Handwerk hin: „Das Handwerk ist ebenso wie die technischen Berufe in seiner Vielfalt auch für Frauen attraktiv – im Zuge des fort-schreitenden Fachkräftemangels sind Frauen sie sogar unverzichtbar.“
Mädchen und junge Frauen verfügen über ausgezeichnete Qualifikationen. Dieses Potential versuchen auch immer mehr Handwerksbetriebe für sich zu erschließen. Bayernweit ist etwa ein Drittel der Erwerbspersonen im Handwerk laut der Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Handwerkskammern weiblich. Aber nur 18 Prozent der Auszubildenden – 11.471 Personen – in Handwerksberufen in Bayern sind Frauen.
Die geringe Zahl der weiblichen Auszubildenden im Handwerk setzt sich fort und macht sich beim Anteil der von Frauen geführten Betriebe und Unternehmen bemerkbar. Laut Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Handwerkskammern haben 2022 im bayerischen Handwerk 4.541 Menschen die Meisterprüfung abgelegt – 773 davon waren Frauen, also nur 17 Prozent. Bei der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz haben im vergangenen Kalenderjahr 1.077 Personen ihre Meisterprüfung gemacht – nur 175 davon waren Frauen.
Dabei konzentriert sich der Anteil von Frauen auf einige wenige Berufe. Die Favoriten bei den Ausbildungsberufen im Handwerk sind bei Frauen seit Jahren unverändert: Die Ausbildung zur Friseurin liegt bayernweit ganz vorne mit einem durchschnittlichen Frauenanteil von 75 Prozent.
Doch mittlerweile tut sich auch etwas in den vermeintlichen Männerberufen: Im Maler- und Lackiererhandwerk in Bayern sei der Frauenanteil bei den Auszubildenden in den vergangenen zehn Jahren von 12,7 Prozent auf 16,8 Prozent gestiegen. Auch in Berufen wie etwa Bäcker bzw. Bäckerin oder Hörakustiker bzw. Hörakustikerin nehme der Frauenanteil kontinuierlich zu, so die Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Handwerkskammern.
Familie und Karriere sind im Handwerk keine unvereinbaren Gegenpole. Durch die vorwiegend kleinen und mittelständischen sowie familiengeführten Strukturen sind die Betriebe besonders flexibel. Im engen persönlichen Austausch können die Betriebsinhaber ihren Mitarbeitern passgenaue individuelle Lösungen bieten und diese Regelungen häufig schnell, unbürokratisch und informell umsetzen. Seien das flexible Ausbildungsplatzmodelle oder Kooperationen mit Kinderbetreuungseinrichtungen.
Während in der Öffentlichkeit handwerkliche Berufe oftmals noch mit körperlicher Arbeit assoziiert werden, entspricht dieses Bild nur noch selten der Realität. Durch die immer weiter fortschreitende Automatisierung der Arbeitsprozesse ist Körperkraft keine zwingende Voraussetzung mehr zum Erlernen eines handwerklich-technischen Berufes.
Mit dem „Girls' Day“ und anderen Aktionen zur Erweiterung des Berufswahlspektrums von Mädchen und Frauen sollen Schulabgängerinnen traditionelle Männerberufe wie in der Metallbranche oder im Elektronikbereich nähergebracht werden. „Wir wollen mit Klischees brechen“, bilanziert die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt.
Und perspektivisch sei die Lage auch sehr gut: Das bayerische Handwerk braucht laut Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Handwerkskammern in den nächsten Jahren Nachfolgerinnen und Nachfolger für rund 22.000 Handwerksunternehmen. Eine gute Ausgangslage für künftige Meisterinnen und Meister, um künftig selbst Chefin oder Chef zu sein!