Schwandorf. Die Zahl der offenen Stellen im Landkreis Schwandorf ist seit Jahren auf einem sehr hohen Niveau. Jedes Jahr verlassen mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer das Berufsleben als junge Menschen nachrücken. Entsprechend wichtig ist es für die Unter-nehmen, alle Möglichkeiten zur Fachkräftegewinnung zu kennen. Hierzu veranstalteten die Agentur für Arbeit Schwandorf, die Lernende Region Schwandorf und der Weiterbildungsinitiator Günter Schmid (Berufsförderungswerk Nürnberg) am 24. Oktober im Beruflichen Schulzentrum in Schwandorf die Informationsveranstaltung „Fachkräftemangel: Mitarbeitende qualifizieren und halten“. Rund 80 Arbeitgeber fanden sich in der Aula für die Vorträge und den Austausch mit den Weiterbildungsakteuren aus der Region ein.Als Moderatoren führten Weiterbildungsinitiator Günter Schmid und Ramona Beyerlein, Teamleiterin des Arbeitgeber-Services Schwandorf, durch die Veranstaltung. Die beiden Leiter des Berufsschulzentrums, Martin Abt und Jürgen Gleixner, freuten sich, ihre Einrichtung für die Veranstaltung zur Verfügung zu stellen. Sie erklärten, dass der Fachkräftemangel auch vor ihrer Einrichtung nicht halt macht. „Für das Fach Deutsch gab es früher deutlich mehr Interessenten als offene Stellen für Lehrkräfte. Heute ist es selbst hier schwer, Bewerberinnen und Bewerber zu finden“, so GleixnerIn seinem Grußwort führte Geschäftsführer Operativ Bernhard Lang aus: „Trotz vieler Herausforderungen liegt die Arbeitslosenquote im Landkreis Schwandorf bei drei Prozent, wir haben Vollbeschäftigung. Rund 2.780 offenen Stellen stehen zirka 2.640 arbeitslose Personen gegenüber. Selbst wenn alle Kundinnen und Kunden Arbeit finden, würde das nicht ausreichen, um jede offene Stelle zu besetzen. Fachkräfte finden, sie halten und an den Betrieb binden: Hierum soll es heute gehen. Es gibt leider keinen Königsweg zur Fachkräftesicherung, aber viele Mosaiksteine, die dazu beitragen. Hierzu gehört die Migration von Fachkräften aus dem Ausland. Die Integration ist mit Aufwand verbunden, die Erfahrungen der Vergangenheit haben aber gezeigt, dass sie gelingen kann. Ein weiterer sehr wichtiger Mosaik-stein ist die Qualifizierung von Beschäftigten.“Armin Erben, 2. Vorsitzender der Lernenden Region, führte aus, wie wichtig es ist, alle Bildungsakteure im Landkreis zusammenzubringen.Für die Fachkräfteeinwanderung bzw. Einstellung von Personen mit ausländischem Bildungshintergrund spielt die Anerkennung von beruflichen und akademischen Abschlüssen eine wichtige Rolle. Hierzu referierte Tanja Graf von der IHK Regensburg. In ihrem Vortrag ging sie auf das Beratungsangebot der Kammer ein und erklärte, wie eine Anerkennung Schritt für Schritt abläuft. Dabei stellte Graf den Zusammenschluss FOSA (Foreign Skills Approval) vor, in dem fast alle IHKs bundesweit Mitglied sind.Temesghen Kubrom von „Tür an Tür – Integrationsprojekte“ referierte, welche Wege zur Fachkräftegewinnung aus dem Ausland Arbeitgebern offenstehen. „Dabei spielt auch die Einwanderung zur Aufnahme einer Ausbildung eine wichtige Rolle“, sagte Kumbrom.Berufsberater Florian Herrmann stellte die Berufsberatung für Erwachsene vor. Das Angebot unterstützt Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dabei, ihre Potentiale zu erkennen und mögliche Karrierewege zu besprechen.Wie wichtig es ist, vorhandene Potentiale im Betrieb zu nutzen, erklärte Ramona Beyerlein, Teamleiterin des Arbeitgeberservices Schwandorf. Sie führte aus, welche Möglichkeiten es gibt, um Mitarbeitende von Helfern zu Fachkräften weiterzuentwickeln und wie die Arbeitsagentur hier Unterstützung leisten kann. Besonders interessant war mit Sicherheit für viele Arbeitgeber die Information, dass sie sich auch zu Qualifizierungsverbünden zusammenschließen können, um so gezielt eine geförderte Weiterbildungsmaßnahme aufzusetzen.Wie eine Umschulung in der Praxis abläuft, zeigte sich anhand des Beispiels von Sarina Braun. Nach dem Abbruch eines Wirtschaftsstudiums stand zunächst die Kindererziehung im Fokus. Als Sarina Braun wieder in den Arbeitsmarkt zurückkehren wollte, entschied sie sich für ein Praktikum bei Caterpillar in Wackersdorf. Da sie noch keinen Berufsabschluss hatte, besprach sie mit ihrem Arbeitgeber, ob eine Umschulung infrage kommt. Die IHK und der Arbeitgeber-Service berieten Sarina Braun und ihre Vorgesetzte Julia Ronneberger. Nun arbeitet Sarina Braun erfolgreich als HR-Assistant beim Unternehmen und damit als Fachkraft statt im Helferbereich.Dass sich eine Investition in Weiterbildungen immer auszahlt, betonte Weiterbildungsinitiator Günter Schmid in seinem Vortrag. „Als ich mich damals weitergebildet habe, musste ich alles selbst zahlen. Heute gibt es tolle Fördermöglichkeiten. Wenn mir jemand sagt, dass er sich eine Weiterbildung nicht leisten kann, diskutierte ich gerne darüber. Wer z.B. einen Betriebswirt macht, erhält einen Zuschuss zu den Studiengebühren in Höhe von 50 Prozent und bei bestandener Prüfung sogar in Höhe von 75 Prozent. Für angehende Meister wurde in diesem Jahr der Meisterbonus von 2.000 auf 3.000 Euro erhöht. Restkosten können zudem bei der Steuererklärung geltend gemacht werden.“In einem Videobeitrag berichtete Hocine Ferroudj von seiner Weiterbildung zum geprüften Betriebswirt (IHK). Er arbeitet nun als Ausbilder beim Berufsbildungswerk Rummelsberg.Dr. Andreas Demuth von der Beratungsstelle für Teilzeitausbildung Oberpfalz machte deutlich, welche Chancen eine Ausbildung in Teilzeit Betrieben und Auszubildenden bietet. „Jeder Fall sollte konkret besprochen werden, um die optimale Lösung zu finden“, sagte Demuth. Berufsberaterin Antonia Boxler stellte die Umschulung in Teilzeit vor.Als Praxisbeispiel für eine Umschulung diente der Berufsweg von Nora Lautenschlager, die im Salon Sylvia Beer eine Umschulung zur Friseurin als Jahrgangsbeste absolviert hat. Ihre ehemalige Chefin Sylvia Beer, die mittlerweile den Salon an ihre Nachfolgerin Monika Barth übergeben hat, erklärte: Ich kann Umschulungen in Teilzeit jedem Arbeitgeber empfehlen. Damit es klappt und am Ende niemand enttäuscht ist, sollte man aber genau schauen, wer dafür infrage kommt. Es ist sicherlich nicht für jede und jeden die beste Option.“Nach dem Ende der Vorträge hatten die Gäste Gelegenheit, an Infoständen mit regionalen Bildungsträgern ins Gespräch zu kommen.
27.10.2023 | Presseinfo Nr. 124