„Die Nachfrage der Arbeitgeber nach Personal zeigt sich auf dem Ausbildungsmarkt sehr deutlich. Die Unternehmen investieren in ihre Zukunft und suchen nach Nachwuchskräften. Den vielen gemeldeten Stellen stand eine geringere Zahl an Bewerberinnen und Bewerbern gegenüber. In der Ausbildungsmarkt-Statistik sind allerdings nicht alle Personen enthalten, die später eine Ausbildung antreten. Aufgrund der hervorragenden Arbeitsmarktlage melden sich weniger junge Menschen als früher bei der Berufsberatung, um sich Unterstützung für die Suche nach einem Ausbildungsplatz zu holen. Dies ist aber die Voraussetzung, um in der Arbeitsmarktstatistik als Bewerberin bzw. Bewerber geführt zu werden. Zudem trägt die Berufsorientierung an den Schulen bereits dazu bei, dass kaum Jugendliche ohne vorherigen Kontakt zur Arbeitsagentur ins Berufsleben starten“, sagt Bernhard Lang, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Schwandorf.
Die Arbeitgeber im Agenturbezirk meldeten von Oktober 2022 bis Ende September 2023 insgesamt 5.057 Ausbildungsstellen. Das waren 248 Stellen bzw. 5,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Im gleichen Zeitraum sank die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildungsstelle um 34 Jugendliche bzw. 1,8 Prozent auf 1.883 Personen. Ende September waren noch 1.331 freie Ausbildungsstellen gemeldet (im Vorjahr 1.081). Unversorgt waren noch 28 Jugendliche gegenüber 19 im Vorjahreszeitraum. Jeder Bewerberin und jedem Bewerber standen statistisch gesehen 2,7 Stellen zur Verfügung.
„Im ostbayerischen Handwerk konnten wir zum Ausbildungsstart im Vergleich zum Vorjahr bei den neu abgeschlossenen Lehrverträgen einen leichten Zuwachs beobachten. Im Bereich der Arbeitsagentur Schwandorf liegt das Plus bei den neuen Ausbildungsverträgen im Handwerk zum 30. September bei ca. 5,6 Prozent.
„Das zeigt uns, dass das Handwerk mit seinem Chancenreichtum und seiner Vielfalt für junge Menschen immer attraktiver wird. Der Fachkräftebedarf ist nach wie vor eine unserer größten Herausforderungen. Die Handwerksbetriebe versuchen mit Praktika, Berufsorientierungen, ansprechenden Social-Media-Auftritten und einem intensiven Kontakt zu Schulen diese Herausforderung zu meistern. Als Handwerkskammer unterstützen wir unsere Betriebe dabei. Eine weitere wichtige Maßnahme, um Schülerinnen und Schülern die Möglichkeiten des Handwerks näherzubringen, ist der seit dem Schuljahr 2022/2023 neu eingeführte verpflichtende Tag des Handwerks an allen allgemeinbildenden Schularten“, sagt Hans Schmidt, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer.
„Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen im IHK-Bezirk ist ungebrochen hoch. Trotz der demografischen Entwicklung und dem anhaltenden Trend zur höheren Schulbildung gelingt es den Ausbildungsbetrieben noch, weiterhin Bewerberinnen und Bewerber für sich zu gewinnen. Zum Ausbildungsstart konnten wir im Vergleich zum Vorjahr bei den neu abgeschlossenen Verträgen ein Plus von 8,2 Prozent vermelden. Im Agenturbezirk Schwandorf haben wir zum 31.Oktober einen Zuwachs von rund sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, erklärt Ute Schwarz, Teamleiterin Ausbildungsberatung der Industrie- und Handelskammer Regensburg für Oberpfalz / Kelheim.
„Nach dem historischen Minus während der Corona-Pandemie registrieren wir im zweiten Jahr in Folge ein Plus bei den neuen Ausbildungsverträgen“, fährt Schwarz fort. „Eine nachhaltige Trendwende ist bereits seit Jahresbeginn klar erkennbar. Die Anzahl neu abgeschlossener Ausbildungsverträge lag heuer bislang in jedem Monat mindestens fünf Prozent über den Vorjahreswerten. Damit ist eine deutliche Erholung nach den Corona-Jahren sichtbar. Unsere Ausbildungsbetriebe wissen um die Bedeutung für die Fachkräftesicherung. Gemäß unserer aktuellen Befragung zur Ausbildungsstellensituation wollen 2024 gut 76 Prozent der Betriebe gleich oder mehr Ausbildungsplätze anbieten“, erklärt die Teamleiterin Ausbildungsberatung.
„Ein Aspekt, auf den die Arbeitsagentur immer größeren Wert legt, ist die Vermittlung in Praktika. Diese sind häufig Ausbildungsverträgen vorgeschaltet. Sie stellen somit eine hervorragende Möglichkeit für Arbeitgeber dar, um Jugendliche für den eigenen Betrieb zu begeistern“, sagt Bernhard Lang.
BA unterstützt Jugendliche im Schul- und Ausbildungsjahr 2023/2024 auf vielfältige Weise
Die Assistierte Ausbildung (AsAflex) unterstützt Jugendliche bei Schwierigkeiten während der Ausbildung. Die Arbeitsagentur stellt 587 Plätze zur Verfügung. Für Jugendliche mit Behinderung stehen zusätzlich nochmals im gesamten Agenturbezirk 70 Plätze bereit.
„Aufgrund der guten Ausgangssituation für Ausbildungssuchende werden die meisten Unterstützungsmöglichkeiten weniger stark in Anspruch genommen als in der Vergangenheit. Die Assistierte Ausbildung stellt hier eine Ausnahme dar. Sie ist mittlerweile eines der wichtigsten Instrumente, um Jugendliche und junge Erwachsene in einer schwierigen Phase währende der Ausbildung unter die Arme zu greifen und so beim Erreichen des Ausbildungszieles zu helfen. Wir ermuntern daher alle Betriebe, sich rechtzeitig beim Arbeitgeber-Service zu melden, wenn Bedarf besteht“, sagt Bernhard Lang.
Ein Einblick in die Theorie und Praxis von Berufen ist sehr wichtig. Daher erhalten im Agenturbezirk 975 Schülerinnen und Schüler der Mittelschulen und Förderzentren - einer Zielgruppe, die überwiegend eine betriebliche Ausbildung anstrebt - mit Berufsorientierungsmaßnahmen einen realistischen Eindruck in verschiedene Berufe. Für Jugendliche mit Handicap gibt es hierfür zusätzlich noch 127 weitere Plätze.
Für Jugendliche mit Schwierigkeiten einen Hauptschulabschluss zu erwerben, in eine Ausbildung zu gelangen oder sich in einer Ausbildung zu bewähren, stehen im Agenturbezirk insgesamt 284 Plätze für eine Berufseinstiegsbegleitung an Mittel- und Förderschulen zur Verfügung.
Neben dem Berufsvorbereitungsjahr (BVJ), welches in der Regel in kooperativer Form (BVJ/k) durchgeführt wird und welches für Absolventen der allgemeinbildenden Schulen ohne Ausbildungsplatz in der Regel verpflichtend ist, können Jugendliche in eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB) eintreten (Im Agenturbezirk stehen hierfür 42 Plätze zur Verfügung. Die Maßnahme enthält Praktikumsphasen und hat das Ziel, Jugendlichen möglichst noch in diesem Jahr, spätestens aber im nächsten Jahr, zu einem Ausbildungsplatz zu verhelfen.
Für besonders benachteiligte Jugendliche besteht die Möglichkeit der Berufsausbildung in einer außerbetrieblichen Einrichtung (BaE). Hier können insgesamt sechs Jugendliche im Agenturbezirk eine von der Agentur für Arbeit geförderte Ausbildung antreten. Ziel ist die Übernahme in ein reguläres Ausbildungsverhältnis.
Eine Einstiegsqualifizierung steht für 14 Jugendliche zur Verfügung, bei denen die Ausbildungsreife bislang nicht im notwendigen Umfang vorhanden ist. Die Arbeitgeber vermitteln im Rahmen eines Langzeitpraktikums vorwiegend praktische Kenntnisse, sodass meist im Folgejahr die Aufnahme einer Ausbildung möglich ist. Im Falle einer sehr guten Entwicklung ist gegebenenfalls in Abstimmung mit den Kammern eine Anrechnung auf die Ausbildungsdauer möglich.
Für junge Menschen mit Behinderung gibt es in der mittleren Oberpfalz bei entsprechendem Förderbedarf durch die Agentur für Arbeit finanzierte Alternativen zu einem Direkteinstieg ins Arbeitsleben. Insgesamt 30 Plätze stehen in einer wohnortnahen berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme zur Verfügung. Für weitere 27 Jugendliche gibt es eine gleichartige Maßnahme mit Internatsunterbringung. Ferner wird eine geförderte kooperative Ausbildung für 16 Jugendliche mit Handicap angeboten, bei der ein Bildungsträger und Betrieb zusammenwirken. Für bis zu 39 Personen besteht die Möglichkeit, eine integrative Ausbildung mit oder ohne Internatsunterbringung anzutreten.