Im Bezirk der Agentur für Arbeit Cham stieg die Arbeitslosigkeit im Januar, wie zu dieser Zeit üblich, an. „Die Arbeitslosigkeit liegt zwar über dem Vorjahreswert, dies liegt jedoch ausschließlich am Ukraineeffekt“, berichtet der Chamer Geschäftsstellenleiter Wolfgang Kürzinger.
Die Arbeitslosigkeit nahm binnen Monatsfrist um rund 730 Personen bzw. 46,8 Prozent zu. Mitte des Berichtsmonats waren rund 2.270 Personen arbeitslos gemeldet, knapp 100 Arbeitnehmer bzw. 4,6 Prozent mehr als im Januar 2022. Die Arbeitslosenquote stieg binnen Monatsfrist um 1,3 Prozentpunkte auf nunmehr vier Prozent. Im Januar 2022 lag die Quote bei 3,8 Prozent.
Der gegenüber dem Vormonat zu verzeichnende Anstieg basiert in erster Linie auf den saison- und witterungsbedingten Entlassungen im Bauhaupt- und Baunebengewerbe sowie weiteren Außenberufen. „Es haben nahezu alle Betroffenen eine Wiedereinstellungszusage. Das ist der positive Effekt. Diejenigen, bei denen dies nicht der Fall ist, können nach dem Winter ohne Probleme auch zu anderen Firmen vermittelt werden. Die aktuell milde Witterung nutzen manche Betriebe bereits, um wieder zu arbeiten. Die Auftragslage ist bei den Firmen immer noch gut“, so Kürzinger weiter.
Der Stellenzugang ist, wie im Januar üblich, im Vergleich zum Dezember niedriger ausgefallen. Die Stellenbestände an Ausbildungs- und Arbeitsstellen sind aber immer noch sehr hoch, so dass Arbeitsuchende sehr gute Chancen haben.
Mitte Januar waren im gemeinsamen Stellenpool der Arbeitsagentur und des Jobcenters rund 1.980 Stellenangebote gemeldet, zirka 150 Offerten bzw. 8,1 Prozent mehr als im Januar 2022. Seit Jahresbeginn meldeten die Betriebe und öffentlichen Verwaltungen rund 420 Stellen und somit knapp 250 Offerten bzw. 140,9 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
„Die Region Cham fährt damit immer noch auf dem Gleis der absoluten Stabilität. Das hätte niemand nach der Pandemie so erwartet. Dies spricht für unsere Unternehmen im Bezirk“, freut sich der Arbeitsmarktexperte.
Zahl der Arbeitslosmeldungen hat im Vergleich zum Vorjahr abgenommen
Im Laufe des Berichtsmonats meldeten sich aus der Erwerbstätigkeit heraus knapp 850 Personen arbeitslos und somit zirka 70 Arbeitnehmer bzw. 8,1 Prozent weniger als im Januar 2022. Im Gegenzug beendeten 110 Personen ihre Arbeitslosigkeit, um direkt ins Berufsleben zurückzukehren oder einzusteigen. Dies waren drei Arbeitnehmer bzw. 2,8 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.
Blick in die Branchen:
Im Bauhauptgewerbe gibt es einen saisonbedingt verstärkten Zugang von Bewerberinnen und Bewerbern mit Wiedereinstellungszusage zum Saisonstart 2023. Die ersten Wiedereinstellungen sind aufgrund der milden Witterung bereits ab Februar geplant.
Die Betriebe erwarten auch 2023 eine gute Bausaison. Sie melden wieder Stellen. Erfreulich ist, dass einige Firmen in der ruhigeren Zeit nach dem Ende der Saison die Angebote für Weiterbildungen nutzen.
Eine steigende Arbeitslosigkeit ist im Baunebengewerbe aktuell festzustellen. Die Wiedereinstellung wurde fast allen Bewerbern zugesagt. Im Berichtsmonat gab es einen geringen Stellenzugang, aber zugleich einen weiterhin hohen Fachkräftebedarf.
Im Einzelhandel gibt es Licht und Schatten. Die Umsätze bei den Händlern sind überwiegend zufriedenstellend. Im Berichtsmonat gab es nur vereinzelt Zugänge von Arbeitslosen. Entlassungen wirken sich kaum auf den Arbeitsmarkt aus, da andere Händler das Personal zeitnah wiedereinstellen.
Im Großhandel ist es relativ ruhig, da viele Unternehmen die Weihnachtspause bis in den Januar ausgedehnt haben. Stellenbesetzungen sind im Handel weiterhin schwierig.
Im Metallgewerbe besitzen Fachkräfte mit abgeschlossener Ausbildung gute Integrationsmöglichkeiten. Über Zeitarbeit gelingt die Rückkehr ins Erwerbsleben Anlernkräften gut, sofern sie körperlich belastbar und bereit sind, Schichtdienste zu übernehmen.
In der Elektronikindustrie ist trotz einzelner Lieferschwierigkeiten die Auftragslage gut und die Nachfrage nach Fachkräften in allen Ebenen spürbar – eine ähnliche Entwicklung zeigt sich im Elektrohandwerk.
Bei den Personaldienstleistern ist zu Beginn des neuen Jahres die Nachfrage nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gleichbleibend. Bei den Fachkräften werden Bewerberinnen und Bewerber für alle Bereiche, darunter Elektronik, Mechanik und Kunststoff gesucht. Aufgrund des Fachkräftemangels sind Stellen in diesen Bereichen nach wie vor schwer zu besetzen.
Im Hotel- und Gaststättengewerbe ist der Start in das erste Quartal des neuen Jahres hinsichtlich der Gästenachfrage bei den meisten Hotelbetrieben eher verhalten angelaufen. Ein Grund dafür dürfte der ausbleibende Schnee im Bayerischen Wald gewesen sein. Die Skigebiete konnten erst in den letzten Tagen öffnen. Urlaubsgäste müssten sich daher teilweise alternative Aktivitäten suchen. Nachfragen für längere Aufenthalte erfolgen eher kurzfristig. Buchungen für Wochenenden gehen vermehrt bei den Hotels ein. Bei den aktuell veröffentlichten Stellenangeboten handelt es sich vor allem um Personalbedarf in der Küche und im Service.
Die Betriebe des Gesundheitswesens und der Pflege können ihre Bedarfe in allen Sparten weiterhin nicht decken. Stellen sind oft schon längere Zeit als vakant gemeldet, da Bewerberinnen und Bewerber faktisch nicht zur Verfügung stehen.
Physiotherapeuten, Logopäden und Ergotherapeuten stehen ebenfalls nicht zur Verfügung. Eine rege Personalnachfrage liegt auch bei den Friseuren vor.
Im Fahrzeugbau gibt es volle Auftragsbücher, trotzdem können kaum Fachkräfte vermittelt werden. Beim Handel mit Kraftfahrzeugen, der Instandhaltung und Reparatur, egal ob Pkw oder Motorrad, sieht die Lage ähnlich aus.
Speditionen, Post- und Kurierdienste melden ebenfalls Bedarfe, die kaum bedient werden können. Busfahrerinnen und -fahrer zu finden, ist nach wie vor schwierig. Bedarf an Kraftfahrern für Lastwägen ist generell immer vorhanden. „Ich kann nur an alle appellieren, die Unterstützungsangebote der Arbeitsagentur im Rahmen der Beschäftigtenförderung zu nutzen“, sagt Wolfgang Kürzinger und verweist auf die Möglichkeit, sich für eine Beratung gerne an den gemeinsamen Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und Jobcenter zu wenden. Die Durchwahlen der Vermittlerinnen und Vermittler sind online unter https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/schwandorf/ansprechpartner-arbeitgeberservice-cham veröffentlicht.