„Im Landkreis Cham steigt die Arbeitslosigkeit von Mai auf Juni leicht an, bewegt sich aber weiterhin auf einem sehr guten Niveau. In den beiden Rechtskreisen hat sich im Juni eine unterschiedliche Entwicklung vollzogen. Während im Bereich der Arbeitslosenversicherung die Arbeitslosigkeit leicht zurück ging, war im Bereich der Jobcenter ein Anstieg zu verzeichnen“, sagt Wolfgang Kürzinger, Leiter der Arbeitsagentur-Geschäftsstellen in Cham und Bad Kötzting.
Die Arbeitslosigkeit nahm binnen Monatsfrist um zehn Personen bzw. 0,6 Prozent zu. Mitte des Berichtsmonats waren 1.823 Personen arbeitslos gemeldet.
Erstmals kann seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine ein Vorjahresvergleich gezogen werden, der nicht durch den sogenannten Ukraineeffekt verzerrt wird. Bis einschließlich Mai war dies nicht möglich, da beim Vorjahresvergleich stets ein Monat mit und einer ohne die geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer betrachtet werden musste. Entsprechend überlagerte der Effekt andere Arbeitsmarktentwicklungen. Im Vergleich zum Juni 2022 waren 74 Personen bzw. 4,2 Prozent mehr arbeitslos gemeldet.
Die Arbeitslosenquote bewegte sich mit 2,5 Prozent auf dem Niveau des Vormonats. Im Vorjahr lag die Quote bei 2,4 Prozent.
Es gibt nach wie vor einen sehr hohen Stellenbestand im Landkreis. „Die Personalgewinnung gestaltet sich in mehreren Branchen mitunter schwierig. Auf die Stellenneumeldungen hat sich dies bislang jedoch nicht nennenswert ausgewirkt“, berichtet Kürzinger. Erste Ausbildungsstellen für 2024 gehen ebenfalls bereits ein. „Ich appelliere hier an unsere Unternehmen, bei der Ausbildung nicht nachzulassen. Das ist das beste Mittel um sich Fachkräfte zu sichern, auch wenn in manchen Branchen die Verunsicherung zunimmt und die Ausbildungsneigung hinterfragt wird“, erklärt der Arbeitsmarktexperte.
Mitte Juni waren im gemeinsamen Stellenpool der Arbeitsagentur und des Jobcenters 3.027 Stellenangebote gemeldet, 304 Offerten bzw. 11,2 Prozent mehr als im Juni 2022. Seit Jahresbeginn meldeten die Betriebe und öffentlichen Verwaltungen 2.532 Stellen und somit 303 Offerten bzw. 13,6 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Am Stichtag 31. Dezember 2022 waren im Landkreis 55.354 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Damit erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten gegenüber dem Vorjahr um 798 Arbeitnehmer bzw. 1,5 Prozent.
Bewegungszahlen
Im Laufe des Berichtsmonats meldeten sich aus der Erwerbstätigkeit heraus 169 Personen arbeitslos und somit 29 Arbeitnehmer bzw. 20,7 Prozent mehr als im Juni 2022. Im Gegenzug beendeten 159 Personen ihre Arbeitslosigkeit, um direkt ins Berufsleben zurückzukehren oder einzusteigen. Dies waren 13 Arbeitnehmer bzw. 7,6 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.
Blick in die Branchen
Im Bau- und Baunebengewerbe sind die Firmen für das Jahr 2023 zwar noch gut ausgelastet, haben aber nicht mehr den Auftragszuwachs wie in den Vorjahren. Für die nächste Saison befürchten viele Betriebe einen Auftragsrückgang. Es wird eine größere Konkurrenzsituation erlebt, da sich nun viele Firmen bei den weniger werdenden Ausschreibungen beteiligen.
In der Elektrobranche berichten die Unternehmen nach wie vor von einer guten Auftragslage in allen Bereichen. Die Unternehmen klagen über den bestehenden Fachkräftemangel, vor allem offene Stellen für Ingenieure, Informatiker, Meister und Techniker sind kaum zu besetzen. Es besteht weiterhin unverändert hoher Bedarf an Helfern für Lager und Produktion.
In der Hotellerie und Gastronomie stimmt das gute Wetter die Betriebe für die Sommermonate zuversichtlich. Die Personalengpässe machen sich besonders im Service bemerkbar. Es werden flexible Servicekräfte gesucht.
Ausbildungsmarkt
Im Landkreis Cham sind bis zum Berichtsmonat 1.913 Ausbildungsstellen zur Besetzung gemeldet worden, das sind 238 Stellen bzw. 14,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Demgegenüber beträgt die Zahl der gemeldeten Bewerber 598, das sind 40 Bewerber bzw. 7,2 Prozent mehr als im Vorjahr.
Blick auf den Gesamtagenturbezirk
Im Bezirk der Agentur für Arbeit Schwandorf, zu der die Landkreise Schwandorf, Amberg-Sulzbach und Cham sowie die Stadt Amberg gehören, ging die Arbeitslosigkeit binnen Monatsfrist um 26 Personen bzw. 0,4 Prozent zurück. Mitte des Berichtsmonats waren 7.086 Personen arbeitslos gemeldet, 209 Arbeitnehmer bzw. drei Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Insgesamt 1.043 Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit waren im Juni arbeitslos gemeldet und somit 42 Personen mehr als im Vormonat.
Die Arbeitslosenquote bewegte sich mit 2,9 Prozent auf dem Niveau des Vormonats. Im Juni 2022 lag die Quote bei 2,8 Prozent. Die niedrigste Arbeitslosigkeit ist aktuell wieder im Landkreis Cham mit 2,5 Prozent zu verzeichnen, gefolgt von den Land-kreisen Schwandorf (2,8 Prozent) und Amberg-Sulzbach (2,8 Prozent) sowie der Stadt Amberg (4,7 Prozent).
Mitte Juni waren im gemeinsamen Stellenpool der Arbeitsagentur und der drei Job-center 7.904 Stellenangebote gemeldet, 193 Offerten bzw. 2,5 Prozent mehr als im Juni 2022. Seit Jahresbeginn meldeten die Betriebe und öffentlichen Verwaltungen 6.182 Stellen und somit 392 Offerten bzw. sechs Prozent weniger als im Vorjahres-zeitraum.
Am Stichtag 31. Dezember 2022 waren im Gesamtagenturbezirk 172.489 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Damit erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten gegenüber dem Vorjahr um 1.830 Arbeitnehmer bzw. 1,1 Prozent.