„Trotz eines schwierigen wirtschaftlichen Umfelds infolge der gestiegenen Material- und Energiekosten im Kontext des Ukrainekrieges und der verstärkten Fluchtmigration hat sich der Arbeitsmarkt im Bezirk der Agentur für Arbeit Schwandorf im Jahr 2022 stabil gezeigt.
Für die Unternehmen bedeutete 2022 ein Jahr der Herausforderungen. Der von der Coronakrise überlagerte Fach- und Arbeitskräftemangel zeigte sich immer deutlicher. Zusammen mit den Preissteigerungen führte dies in der öffentlichen Wahrnehmung zu einem düsteren Bild, dass sich in den Arbeitsmarktzahlen allerdings nicht in dieser Deutlichkeit niedergeschlagen hat. So stieg die Beschäftigung und sank trotz der Fluchtmigration im Jahresschnitt die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr.
Alles in allem hat sich der Arbeitsmarkt ungeachtet der Krisen in 2022 gut entwickelt und stabil gezeigt“, berichtet Siegfried Bäumler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Schwandorf.
Rund 7.010 Arbeitnehmer waren im Jahresdurchschnitt 2022 von Arbeitslosigkeit betroffen und somit rund 510 Personen bzw. 6,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote lag im Agenturbezirk Schwandorf 2022 bei 2,9 Prozent und somit 0,2 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert.
Arbeitslosigkeit hat sich in den Rechtskreisen unterschiedlich entwickelt
Im Jahresdurchschnitt waren 2022 rund 3.150 Personen bei den drei Jobcentern in der mittleren Oberpfalz arbeitslos gemeldet. Damit nahm die Zahl der Arbeitslosen im Bereich SGB II gegenüber dem Vorjahr um rund 320 Personen bzw. 11,2 Prozent zu.
Bei der Agentur für Arbeit waren im Jahresdurchschnitt 2022 rund 3.860 Personen arbeitslos gemeldet. Damit nahm die Zahl der Arbeitslosen im Bereich SGB III gegenüber dem Vorjahr um rund 830 Personen bzw. 17,7 Prozent ab.
Weiterhin hohe Dynamik, wenn auch weniger Zu- und Abgänge als im Vorjahr
Im Jahr 2022 meldeten sich aus der Erwerbstätigkeit heraus knapp 11.230 Personen neu oder erneut arbeitslos, rund 490 Arbeitnehmer bzw. 4,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Gegenzug beendeten rund 9.250 Personen ihre Arbeitslosigkeit, um direkt eine Tätigkeit aufzunehmen, rund 1.640 Arbeitnehmer bzw. 15 Prozent weniger als im Vorjahr.
Langzeitarbeitslosigkeit ist deutlich zurückgegangen
Insgesamt waren 2022 rund 1.620 Personen von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen und somit zirka 320 Menschen bzw. 16,3 Prozent weniger als im Vorjahr.
Mit rund 1.110 Personen waren die meisten langzeitarbeitslosen Personen bei den Jobcentern gemeldet. Bei der Agentur waren zirka 510 Personen seit mehr als zwölf Monaten arbeitslos gemeldet.
Unterbeschäftigung gegenüber 2021 gesunken
Im Jahresdurchschnitt waren 2022 knapp 9.010 Personen unterbeschäftigt – die Kurzarbeiterinnen und Kurzarbeiter nicht mit eingerechnet. In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den Arbeitslosen unter anderem die Personen erfasst, welche nicht als arbeitslos gelten, da sie an einer Maßnahme der Arbeitsförderung teilnehmen oder kurzfristig erkrankt sind.
Die Unterbeschäftigung nahm gegenüber dem Vorjahr um zirka 360 Betroffene bzw. 3,9 Prozent ab.
Die Unterbeschäftigungsquote sank binnen Jahresfrist um 0,1 Prozentpunkte auf 3,7 Prozent.
Kräftenachfrage weiterhin auf hohem Niveau
Nachdem die Stellenmeldungen der Arbeitgeber im Jahr 2021 einen Rekordwert erreichten, nahm die Personalnachfrage 2022 gegenüber dem Vorjahr leicht ab, lag allerdings noch immer auf hohem Niveau. Insgesamt meldeten die Betriebe und Verwaltungen rund 12.700 Stellen zur Besetzung, 670 Angebote bzw. fünf Prozent weniger als im Vorjahr.
Im Stellenpool befanden sich im Jahresdurchschnitt rund 7.410 Offerten und somit knapp 1.780 Angebote bzw. 31,5 Prozent mehr als im Vorjahr.
Beschäftigungsaufbau hat sich fortgesetzt
„Die starke Nachfrage der Arbeitgeber nach Personal hat sich auch in der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten niedergeschlagen. Die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der mittleren Oberpfalz ist erneut gestiegen. Besonders erfreulich ist, dass hiervon auch die Menschen aus der Ukraine profitiert bzw. zum Wachstum beigetragen haben. Die Zahl der ukrainischen Beschäftigten im Agenturbezirk stieg von Januar bis Juni von knapp 230 Personen auf zirka 450 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Die Zahl der geringfügig Beschäftigten Ukrainerinnen und Ukrainer erhöhte sich von Anfang des Jahres bis Ende Juni von rund 30 Personen auf knapp 100“, sagt Siegfried Bäumler.
Am Stichtag Ende Juni 2022 lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Agenturbezirk Schwandorf bei rund 172.840 Arbeitnehmern und damit 3.540 Personen bzw. 2,1 Prozent über dem Vorjahresniveau.
Kurzarbeitergeld hat sich auch 2022 als Instrument bewährt
Auch in 2022 waren Unternehmen aus der Region teils auf Kurzarbeit angewiesen. Den bisherigen Jahres-Höchststand erreichte die Kurzarbeit im März. Damals waren rund 3.290 Personen in zirka 300 Betrieben von Kurzarbeit betroffen. Mit der weiteren Entspannung auf dem Arbeitsmarkt beendeten bis zum August (neuste Zahlen) immer mehr Arbeitnehmer ihre Kurzarbeit. Im August waren noch rund 700 Personen in zirka 20 Betrieben von Kurzarbeit betroffen.
Regionale Entwicklung des Arbeitsmarktes
Landkreis Schwandorf
Im Landkreis Schwandorf waren im Jahr 2022 durchschnittlich rund 2.470 Arbeitnehmer arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Arbeitslosigkeit spürbar ab, und zwar um zirka 200 Personen bzw. 7,5 Prozent.
Die jahresdurchschnittliche Arbeitslosenquote sank von 3,1 Prozent im Vorjahr auf 2,9 Prozent.
Aus der Erwerbstätigkeit heraus meldeten sich rund 3.980 Personen neu oder erneut arbeitslos, rund 120 Arbeitnehmer bzw. 2,9 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Gegenzug beendeten zirka 3.170 Personen ihre Arbeitslosigkeit, um direkt eine Tätigkeit aufzunehmen, rund 580 Arbeitnehmer bzw. 15,5 Prozent weniger als im Vorjahr.
Die Betriebe und Verwaltungen meldeten 4.690 neue Stellen zur Besetzung, rund 380 Angebote bzw. 7,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Stellenpool waren durchschnittlich 2.690 Angebote gemeldet, zirka 580 Offerten bzw. 27,3 Prozent mehr als 2021.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lag Ende Juni bei rund 58.470 und damit zirka 1.430 Personen bzw. 2,5 Prozent über dem Vorjahreswert.
Landkreis Amberg-Sulzbach
Im Landkreis Amberg-Sulzbach waren im Jahr 2022 durchschnittlich knapp 1.540 Arbeitnehmer arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Arbeitslosigkeit spürbar ab, und zwar um knapp 100 Personen bzw. sechs Prozent.
Die jahresdurchschnittliche Arbeitslosenquote sank von 2,7 Prozent im Vorjahr auf 2,6 Prozent.
Aus der Erwerbstätigkeit heraus meldeten sich rund 2.130 Personen neu oder erneut arbeitslos, rund 210 Arbeitnehmer bzw. 9,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Gegenzug beendeten zirka 1.710 Personen ihre Arbeitslosigkeit, um direkt eine Tätigkeit aufzunehmen, knapp 460 Arbeitnehmer bzw. 21,1 Prozent weniger als im Vorjahr.
Die Betriebe und Verwaltungen meldeten knapp 1.580 neue Stellen zur Besetzung, rund 170 Angebote bzw. 9,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Stellenpool waren durchschnittlich 1.100 Angebote gemeldet, zirka 210 Offerten bzw. 23,8 Prozent mehr als 2021.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lag Ende Juni bei zirka 30.380 und damit 570 Personen bzw. 1,9 Prozent über dem Vorjahreswert.
Stadt Amberg
In der kreisfreien Stadt Amberg waren im Jahr 2022 durchschnittlich rund 1.000 Arbeitnehmer arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Arbeitslosigkeit deutlich ab, und zwar um knapp 120 Personen bzw. 10,3 Prozent.
Die jahresdurchschnittliche Arbeitslosenquote sank von 4,7 Prozent im Vorjahr auf 4,2 Prozent.
Aus der Erwerbstätigkeit heraus meldeten sich zirka 1.280 Personen neu oder erneut arbeitslos, rund 30 Arbeitnehmer bzw. 2,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Gegenzug beendeten zirka 990 Personen ihre Arbeitslosigkeit, um direkt eine Tätigkeit aufzunehmen, knapp 270 Arbeitnehmer bzw. 21,6 Prozent weniger als im Vorjahr.
Die Betriebe und Verwaltungen meldeten zirka 1.970 neue Stellen zur Besetzung, rund 250 Angebote bzw. 14,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Stellenpool waren durchschnittlich knapp 1.000 Angebote gemeldet, zirka 310 Offerten bzw. 44,9 Prozent mehr als 2021.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lag Ende Juni bei zirka 28.160 und damit knapp 340 Personen bzw. 1,2 Prozent über dem Vorjahreswert.
Landkreis Cham
Im Landkreis Cham waren im Jahr 2022 durchschnittlich 2.000 Arbeitnehmer arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Arbeitslosigkeit merklich ab, und zwar um rund 100 Personen bzw. 4,7 Prozent.
Die jahresdurchschnittliche Arbeitslosenquote sank von 2,9 Prozent im Vorjahr auf 2,7 Prozent.
Aus der Erwerbstätigkeit heraus meldeten sich zirka 3.840 Personen neu oder erneut arbeitslos, rund 120 Arbeitnehmer bzw. 3,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Gegenzug beendeten zirka 3.380 Personen ihre Arbeitslosigkeit, um direkt eine Tätigkeit aufzunehmen, rund 320 Arbeitnehmer bzw. 8,7 Prozent weniger als im Vorjahr.
Die Betriebe und Verwaltungen meldeten zirka 4.450 neue Stellen zur Besetzung, rund 360 Angebote bzw. 7,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Stellenpool waren durchschnittlich 2.630 Angebote gemeldet, zirka 680 Offerten bzw. 34,9 Prozent mehr als 2021.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lag Ende Juni bei zirka 55.840 und damit rund 1.200 Personen bzw. 2,2 Prozent über dem Vorjahreswert.
Ausblick auf 2023
„Wie bereits im zu Ende gegangenen Jahr, bildet die Unterstützung der Arbeitgeber bei der Suche nach Fach- und Arbeitskräften einen der Schwerpunkte für die Tätigkeiten der Arbeitsagentur Schwandorf. Hier wird neben Fördermöglichkeiten auch der gemeinsamen Suche mit den Arbeitsvermittlerinnen und -vermittlern nach alternativen Besetzungsstrategien eine große Rolle zukommen“, sagt Siegfried Bäumler.
Daneben wird durch die wieder stärkere Fluchtmigration aus den klassischen Asylherkunftsländern auch die Integration dieser Personengruppe wieder an Bedeutung gewinnen.