Arbeitsmarktreport der Region Main-Rhön im Dezember 2021

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04.01.2022 | Presseinfo Nr. 1

Der Arbeitsmarkt im Dezember

Arbeitsmarkt zeigte sich weiterhin nahezu unbeeindruckt von den Pandemieeinschränkungen

Die Lage am Arbeitsmarkt der Region Main-Rhön war im Dezember durch die Maßnahmen zur Bekämpfung der vierten Welle der Pandemie gekennzeichnet. Es waren 7.355 Menschen arbeitslos gemeldet. Das waren 223 Personen oder 3,1 Prozent mehr als im November. Die Arbeitslosenquote stieg von 2,9 Prozent im November auf 3,0 Prozent im Dezember. Im Dezember 2019 wurden 62 Arbeitslose weniger gezählt und die Arbeitslosenquote lag bei 2,9 Prozent. „Während der vierten Corona-Welle ist die Lage am Arbeitsmarkt der Region Main-Rhön einerseits durch eine stabile Arbeitslosenquote und andererseits durch einen deutlichen Anstieg der Anzeigen auf Kurzarbeit gekennzeichnet. Auch die sehr milde Witterung im Dezember hat zu diesem lediglich geringen Anstieg der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat beigetragen. Ein Wintereinbruch hätte sicher zu mehr Arbeitslosmeldungen und somit Zugängen in die Arbeitslosigkeit, vor allem aus den witterungsabhängigen Berufsgruppen, geführt. Zusätzlich erreicht der Stellenbestand im Dezember erfreulicherweise ein erneutes Allzeithoch mit über 6.000 Stellenmeldungen“, erläutert Stelzer, der Leiter der Agentur für Arbeit Schweinfurt.

Im Dezember war einiges an Bewegung am Arbeitsmarkt zu erkennen. Dies spiegelte sich im Zugang aus Beschäftigung und bei den Arbeitsaufnahmen wider. So meldeten sich 589 Menschen in die Erwerbstätigkeit ab, während sich 870 Personen arbeitslos meldeten.

Im Vergleich zum Vorjahr sind, mit einem Minus von 1.292 Personen (- 14,9 Prozent), deutlich weniger Menschen arbeitslos gemeldet. Allerdings war der Dezember 2020 auch noch stark von der Corona-Krise geprägt. Damals waren 8.647 Menschen arbeitslos. Die Quote lag bei 3,5 Prozent. Vor der Krise lag die Dezember-Arbeitslosenquote zuletzt im Jahr 2016 mit 3,4 Prozent höher. „Das Risiko, arbeitslos zu werden, wird in der Corona-Pandemie mithilfe der Kurzarbeit stark begrenzt. Auffällig ist jedoch, dass in Folge der anhaltenden Krise die Beendigung von Arbeitslosigkeit schwieriger wird. Dies zeigt sich dadurch, dass die Anzahl der Langzeitarbeitslosen (länger als 12 Monate arbeitslos gemeldet) im Vergleich zum Vorjahr um 141 Personen (6,2 Prozent) angestiegen ist. Während im Laufe 2021, die Anzahl der Arbeitslosen insgesamt gesehen in der Region Main-Rhön sukzessive deutlich gesunken ist, hat sich die Langzeitarbeitslosigkeit verfestigt. Ursache ist nicht zuletzt die nur sehr eingeschränkten Fördermöglichkeiten während der Corona-Pandemie für diese betroffene Personengruppe gewesen. Das Ziel muss es sein, dass gerade Benachteiligte wieder stärker in den Fokus rücken“, so Stelzer.

Die Arbeitslosenzahlen nach Regionen:

Arbeitslose

Anzahl absolut

Arbeitslosen-

Quote

Veränderung in %-Punkten

zum Vormonat

Veränderung in %-Punkten

zum Vorjahr

AA Schweinfurt7.3553,0 %+ 0,1- 0,5
Stadt Schweinfurt1.6485,7 %- 0,1- 0,8
Lkr. Schweinfurt1.5802,4 %+ 0,1- 0,3
Lkr. Bad Kissingen1.6762,9 %+ 0,1- 0,6
Lkr. Rhön-Grabfeld1.1382,5 %+ 0,1- 0,5
Lkr. Haßberge1.3132,6 %+ 0,1- 0,5

Vierte Corona-Welle ließ die Anzeigen auf Kurzarbeit wieder ansteigen

Die Entwicklung der Anzeigen für konjunkturelle Kurzarbeit ließen weiterhin die Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeitsmarkt erkennen. Die Anzeigen zur Kurzarbeit im Berichtsmonat stiegen erneut. Im Vergleich zum Vormonat mit 624 Betrieben, gab es eine Zunahme der Anzeigen auf Kurzarbeit auf 699 Betriebe. Gleichzeitig stieg die Anzahl der Arbeitnehmer von 9.762 auf 10.979. Dies bedeutete, dass für 6,2 Prozent der 177.290 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Region Main-Rhön Kurzarbeit angezeigt wurde. Das bedeutet, für jeden 16. Mitarbeiter wurde Kurzarbeit angezeigt. Im Vormonat waren es nur 5,5 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Agenturbezirk Schweinfurt. Nachdem die monatliche Zahl der Neuanzeigen sich seit April kontinuierlich verringert hatte, stieg diese erstmals im Dezember wieder an. In unserer Region betraf dies hauptsächlich das Hotel- und Gaststättengewerbe, das Verarbeitende Gewerbe sowie die Branche Verkehr und Lagerei. “Der Strukturwandel und die fortschreitende Digitalisierung haben durch die Corona-Pandemie deutlich an Fahrt gewonnen. Die verbesserten gesetzlichen Regelungen für geförderte Qualifizierung der Beschäftigten während der Kurzarbeit könnten von den Unternehmen noch stärker genutzt werden. Mittelfristig hilft dies, die vor der Krise dominierenden Themen, wie die Fachkräftesicherung, die Transformation und der demografische Wandel, zu bewältigen. Zusätzlich belasten weiterhin zahlreiche pandemiebedingte Einschränkungen die Stimmung auf dem Arbeitsmarkt. Zu den inzwischen bekannten und häufig thematisierten Problemen (Materialknappheit, Rohstoffpreise, Lieferkettenprobleme, Planungsunsicherheit) kommen erhebliche Umsatzeinbußen im Einzelhandel und im Dienstleistungssektor aufgrund der 2G bzw. 2G+ Regelung hinzu. Im Hintergrund steht noch die Unsicherheit, dass die weitere Entwicklung der Pandemie kaum einschätzbar ist“, kommentiert Stelzer die Situation.

Eine Anzeige auf Kurzarbeit wird manchmal auch vorsorglich gestellt. Deshalb lässt sich aus der Anzahl der Anzeigen nicht exakt schließen, wie viele Beschäftigte am Ende tatsächlich und in welchem Stundenumfang kurzarbeiten werden. Diese Angaben der Betriebe liegen erst mit Zeitverzögerung vor. Für die tatsächlich eingetretene Kurzarbeit tritt der Betrieb mit der Lohnabrechnung in Vorleistung und muss danach bei der Agentur für Arbeit für den jeweiligen Monat einen Antrag auf die Auszahlung des Kurzarbeitergeldes stellen. Aktuelle Hochrechnungen der amtlichen Statistik der Bundesagentur für Arbeit zur realisierten Kurzarbeit der regionalen Unternehmen liegen deshalb lediglich bis zum August 2021 vor. Demnach wurde im August für 519 Betriebe und 2.814 Beschäftigte Kurzarbeitergeld abgerechnet. Im Vergleich zum Vormonat Juli waren dies 169 Betriebe weniger, verbunden mit einem deutlichen Rückgang von 1.530 betroffenen Arbeitnehmern. Die Statistik weist eine sog. Kurzarbeiterquote aus. Diese berechnet sich als Verhältnis aus der Zahl der Personen in Kurzarbeit, bezogen auf die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Die Kurzarbeiterquote im August 2021 lag über alle Branchen hinweg bei 1,6 Prozent. Dies entsprach dem niedrigsten Wert seit Beginn der Pandemie. Damals lag die Quote bei 6,8 Prozent. Den Höchststand erreichte dieser Wert im Mai 2020 mit 21,6 Prozent.

Stellenbestand mit über 6.000 Stellen auf Allzeithoch

Die Nachfrage nach Arbeitskräften stieg im Dezember erneut an. Die Vermittlungsfachkräfte im gemeinsamen Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit und der Jobcenter hatten im Berichtsmonat 1.086 neue Suchanfragen nach Arbeitskräften von Arbeitgebern entgegengenommen. Das waren 319 Stellen (+ 41,6 Prozent) mehr als im Vorjahresmonat. „Nach dem regelrechten Einbruch der Arbeitskräftenachfrage im April 2020 hat sich der Bestand der gemeldeten Stellen nicht nur erholt, sondern steigt ungebremst. Mit über 6.000 gemeldeten offenen Stellen im Bestand befinden wir uns auf einem Allzeithoch.  Die Unternehmen können ihren Bedarf an Fachkräften oft nur mit Verzögerungen oder nicht mehr decken. Es dauert im Durchschnitt 259 Tage (Dezember 2020: 228 Tage; Dezember 2019 - Vorkrisenniveau: 259 Tage) bis eine Stelle besetzt wird“, so Stelzer.

Mit insgesamt 6.027 Arbeitsangeboten im Bestand stieg dieser, im Vergleich zum Vormonat, um 197 Stellen (+ 3,4 Prozent) und im Vergleich zum Vorjahr um 2.191 Stellen (+ 57,1 Prozent) an. Im Dezember 2021 hat der aktuelle Stellenbestand den Bestand vom Dezember 2019 (Vorkrisenniveau) mit 4.344 um 1.683 Stellenangebote (+ 38,7 Prozent) übertroffen. Die TOP5 der aktuell gemeldeten Stellen finden sich in den Berufsbereichen: Rohstoffgewinnung, Produktion, Fertigung mit 1.758 Stellen, Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit mit 1.130 gemeldeten Stellen, Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung mit 1.067 Stellenausschreibungen, kaufmännische Dienstleistungen, Handel, Vertrieb, Tourismus mit 697 offenen Stellen sowie in den Berufsbereichen Bau, Architektur, Vermessung, Gebäudetechnik mit 639 Stellenangeboten, im Bestand. „57 Prozent des Stellenbestandes betrafen Fachkräfte, 20 Prozent Spezialisten bzw. Experten und lediglich 23 Prozent der Stellengesuche waren für Helfer“, erklärt Stelzer die Verteilung des Stellenbestandes nach Qualifikation in der Region.

IAB-Arbeitsmarktbarometer: Stärkster Rückgang seit April 2020

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist im Dezember um 2,4 Punkte auf 101,5 Punkte gesunken. Dieser vierte Rückgang in Folge ist der stärkste seit April 2020. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) liegt damit noch leicht im positiven Bereich. Dies lässt über die nächsten Monate saisonbereinigt eine leicht steigende Arbeitslosigkeit erwarten. „Die Omikron-Variante zieht die Corona-Krise weiter in die Länge. Gerade für die Langzeitarbeitslosigkeit ist das kritisch. Insgesamt wird der Arbeitsmarkt auch bei einem erneuten Lockdown nicht einbrechen, viele Firmen werden ihre Leute halten. Nach zwei Lockdowns seien Erfahrungen und Instrumente vorhanden. Zudem werde es weiterhin zusätzliche Jobs in Branchen wie IT oder Erziehung geben. Die Beschäftigung in unmittelbar betroffenen Bereichen wie der Veranstaltungswirtschaft könne aber Schaden nehmen“, kommentiert ein Experte des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“ die aktuelle Entwicklung am Arbeitsmarkt. „Die aktuellen Corona-Einschränkungen werden den Arbeitsmarkt voraussichtlich noch in bestimmten Bereichen wie z.B. der Veranstaltungsbranche, der Reisebranche, der Hotel- und Gaststättenbranche bis zum Ende des ersten Quartals 2022 belasten. Zusätzlich werden die Digitalisierung und der demografische Wandel den Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten und Jahren erheblich verändern. Handlungsbedarf besteht beispielsweise bei der Sicherung des Arbeitskräftebedarfs und damit verbunden bei der Förderung der Aus- und Weiterbildung. Mittelfristig wird der Erfolg des Arbeitsmarktes davon abhängen, wie gut diese Umbrüche bewältigt werden. Mit der sich erholenden Nachfrage nach Arbeitskräften werden auch Engpässe am Arbeitsmarkt wieder relevanter als zu Krisenzeiten. Das betrifft derzeit in Teilen auch Bereiche wie das Gastgewerbe, die während der Corona-Krise viel Beschäftigung verloren haben und nach der Pandemie in kürzester Zeit ihr Personal wieder aufstocken werden müssen“, bewertet Stelzer die aktuelle Lage.