Der Arbeitsmarkt im April
Stabiler Arbeitsmarkt trotz vielfältiger Unsicherheiten
Die positive Tendenz, die sich am Arbeitsmarkt der Region Main-Rhön bereits im ersten Quartal abzeichnete, setzte sich zu Beginn des zweiten Quartals mit einem weiteren leichten Rückgang der Arbeitslosigkeit fort. Im April waren 7.227 Menschen arbeitslos gemeldet. Das waren 281 Personen weniger als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote sank von 3,0 Prozent im März auf 2,9 Prozent im April. Wie zu dieser Jahreszeit üblich, verzeichnete besonders die Personengruppe der Männer, welche häufig in den Außenberufen beschäftigt sind, einen starken Rückgang der Arbeitslosigkeit mit einem Minus von 167 (4,0 Prozent) im Vergleich zum Vormonat. Auch bei allen anderen Personengruppen war durchwegs ein Rückgang festzustellen. Am deutlichsten war dieser bei der Personengruppe der älteren Personen (50 Jahre und älter) mit einem Minus von 154 Personen (4,3 Prozent) ausgefallen.
„Auch, wenn die Wirtschaftsinstitute die Konjunkturprognosen nach unten korrigiert haben, ist unser regionaler Arbeitsmarkt nach wie vor in einer sehr guten Verfassung. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung sind jeweils um 0,1 Prozentpunkte im Vergleich zum Vormonat gesunken. Die rückläufige Entwicklung der Arbeitslosenzahlen ist nicht nur auf die Frühjahrsbelebung zurückzuführen. Es wurden die sogenannten „Wiedereinsteller“ aus den Branchen Bau, Gartenbau, Landwirtschaft sowie Gastronomie bereits vor den Osterfeiertagen von den Arbeitgebern an ihre ursprünglichen Arbeitsplätze zurückgeholt. Auch ältere arbeitslose Menschen sind vielfach in neue sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse eingemündet. Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist ungebrochen sehr hoch. Auf der anderen Seite sind die Anzeigen zur Kurzarbeit weiter rückläufig. Selbst die Folgen des Ukraine-Konfliktes zeigen sich aktuell am regionalen Arbeitsmarkt nur vereinzelt“, erläutert Thomas Stelzer, Leiter der Agentur für Arbeit Schweinfurt.
Vom Rückgang der Arbeitslosigkeit im April profitierten sowohl die Kunden von der Arbeitsagentur als auch der Jobcenter. In der Agentur für Arbeit Schweinfurt (im Bereich der Arbeitslosenversicherung) waren 3.870 Menschen arbeitslos gemeldet. Dies waren im Vergleich zum Vormonat 223 Personen (minus 5,4 Prozent) weniger. In den Jobcentern (umgangssprachlich Hartz IV) waren 3.357 Personen arbeitslos gemeldet. Dies entsprach einem Rückgang von 58 Personen (minus 1,7 Prozent).
Im Vergleich zum Vorjahr sank die Arbeitslosigkeit um 1.253 Personen. Die Arbeitslosenquote lag damals bei 3,4 Prozent. Vergleicht man die aktuellen Arbeitslosenzahlen mit dem April 2020 (der erste statistische Zählmonat mit Corona-Einfluss), so liegen wir deutlich unter Vorkrisenniveau. Es sind zurzeit 1.897 Menschen weniger von Arbeitslosigkeit betroffen als noch im April 2020. Damals lag die Arbeitslosenquote bei 3,7 Prozent.
Arbeitslose Anzahl absolut | Arbeitslosen- Quote | Veränderung in %-Punkten zum Vormonat | Veränderung in %-Punkten zum Vorjahr | |
AA Schweinfurt | 7.227 | 2,9 % | - 0,1 | - 0,5 |
Stadt Schweinfurt | 1.636 | 5,7 % | +/- 0,0 | - 0,6 |
Lkr. Schweinfurt | 1.572 | 2,4 % | +/- 0,0 | - 0,3 |
Lkr. Bad Kissingen | 1.596 | 2,8 % | - 0,2 | - 0,7 |
Lkr. Rhön-Grabfeld | 1.145 | 2,5 % | - 0,2 | - 0,3 |
Lkr. Haßberge | 1.278 | 2,6 % | - 0,1 | - 0,5 |
Bislang noch keine Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf Kurzarbeitergeld Anzeigen
Seit Anfang dieses Jahres gingen von 417 Betrieben im Arbeitsagenturbezirk Schweinfurt Kurzarbeitsanzeigen für 5.257 Arbeitnehmer ein. Dies entsprach 3,8 Prozent der 10.955 Unternehmen sowie 2,9 Prozent der 180.092 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in unserer Region. Im Vergleich zum Vormonat war dies eine Abnahme von 156 Betrieben sowie 1.409 Arbeitnehmern.
Eine Anzeige wird oft auch vorsorglich gestellt. Daraus lässt sich nicht schließen, wie viele Beschäftigte am Ende tatsächlich in Kurzarbeit waren und in welchem Stundenumfang. Diese Angaben liegen erst mit Zeitverzögerung vor. Für die tatsächlich eingetretene Kurzarbeit tritt der Betrieb mit der Lohnabrechnung in Vorleistung und muss danach bei der Agentur für Arbeit für den jeweiligen Monat einen Antrag auf die Auszahlung des Kurzarbeitergeldes stellen. Aktuelle Hochrechnungen unserer amtlichen Statistik zur realisierten Kurzarbeit der regionalen Unternehmen liegen uns deshalb bis lediglich zum Monat Dezember 2021 vor.
Demnach wurde im Dezember für 514 Betriebe und 4.023 Beschäftigte Kurzarbeitergeld abgerechnet. Im Vergleich zum Vormonat war dies ein Anstieg von 121 Betrieben, verbunden mit einer Abnahme von 45 betroffenen Arbeitnehmern. Die Statistik weist seit Ende 2020 die Kurzarbeiterquote aus. Diese berechnet sich als Verhältnis aus der Zahl der Personen in Kurzarbeit, bezogen auf die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Beschäftigungsstatistik. Die Quote bemisst das relative Ausmaß und die Bedeutung der Kurzarbeit für eine Region. Die Kurzarbeiterquote im Dezember lag über alle Branchen hinweg bei 2,2 Prozent, im Vormonat November bei 2,3 Prozent. In der Spitze, im Mai 2020, lag diese noch bei 21,6 Prozent.
„Die Kurzarbeit zur Arbeitsplatzsicherung in der Corona-Krise hat in der Region Main-Rhön funktioniert. Viele hunderte regionale Betriebe wurden durch das Kurzarbeitergeld finanziell unterstützt und tausenden Beschäftigten der Job gesichert. Noch ist nicht abzusehen, ob und inwieweit aufgrund gestörter Lieferketten oder des Kriegskonfliktes in der Ukraine, die Zahlen von Kurzarbeitenden in der nahen Zukunft wieder steigen könnten“, so Stelzer.
Offene Arbeitsstellen erneut auf Rekordwert
„Die meisten regionalen Unternehmen melden weiterhin einen ständig steigenden Personalbedarf. Die Auswirkungen bezüglich der Lieferkettenschwierigkeiten, die gestiegenen Energiepreise sowie die wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland wirken sich bislang nicht, auf den nach wie vor großen Arbeitskräftebedarf, in unserer Region aus. Der aktuelle Bestand an offenen Stellen von 6.546 erreichte zu meiner eigenen Überraschung zum wiederholten Male ein neues Allzeithoch“, stellt Stelzer fest.
Mit insgesamt 6.546 Arbeitsangeboten im Bestand, stieg dieser im Vergleich zum Vormonat um 73 Stellen (1,1 Prozent) und im Vergleich zum Vorjahr um 2.113 Stellen (+ 47,7 Prozent) an. Im April lag die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften auf ähnlichem Niveau des Vormonats sowie auf dem des Vorjahres. Die Vermittlungsfachkräfte im gemeinsamen Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit und der Jobcenter nahmen 1.150 neue Stellenangebote an. Das waren 121 Stellenzugänge oder 11,8 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Seit Jahresbeginn wurden 4.330 Stellenzugänge verzeichnet, dies waren 730 Stellen oder 20,3 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Der Ausbildungsmarkt entwickelt sich noch stärker zum Bewerbermarkt
Wie bereits in den vergangenen Jahren überstieg die Anzahl der gemeldeten Lehrstellen die Zahl der registrierten Bewerber. Seit Oktober 2021 wandten sich 2.035 Jugendliche bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle an die Berufsberatung der Agentur für Arbeit Schweinfurt. Dies war gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang um 211 junge Menschen, dies entspricht einem Minus von 9,4 Prozent. Im gleichen Zeitraum wurden der Arbeitsagentur 3.658 Berufsausbildungsstellen gemeldet, 251 oder 7,4 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Zahl der Jugendlichen, die im April noch auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle waren, lag mit 852 um 136 oder 13,8 Prozent niedriger als vor der Jahresfrist. Sie hatten die Wahl zwischen 1.918 unbesetzten Berufsausbildungsstellen. Das waren 247 oder 14,8 Prozent mehr als vor einem Jahr. Damit standen im April rein rechnerisch jedem jungen Menschen ohne Ausbildungsstelle 1,8 offene Stellen zur Verfügung. Im letzten Jahr waren es 1,5 offene Stellen, im vorletzten Jahr lag das Verhältnis bei 1,6. Gut die Hälfte der jungen Menschen, welche die Agentur für Arbeit für die Suche nach einer Ausbildungsstelle in Anspruch nahmen, strebten den Abschluss der Mittleren Reife an. Einen Mittelschulabschluss werden gut ein Drittel der Bewerber vorweisen können und knapp ein Zehntel der Jugendlichen die Fachhochschul- oder allgemeine Hochschulreife. Rund 80 Prozent der Bewerber schließen dieses Jahr ihre schulische Laufbahn ab. Bei 20 Prozent lag der Abschluss bereits länger zurück. Die bis dato im Schwerpunkt übermittelten Ausbildungsstellen in der Region Main-Rhön waren mit 25 Prozent dem Verarbeitenden Gewerbe zuzurechnen. 20 Prozent der Stellen wurden aus den Bereichen Groß- und Einzelhandel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz gemeldet. Mit 18 Prozent war die Branche Bau vertreten. Die weiteren Stellenmeldungen verteilten sich in einem jeweils geringeren Anteil (im einstelligen Prozentbereich) auf die übrigen regional vertretenen Branchen.
„Eine duale Ausbildung ist eine sehr gute Basis für eine weitere positive, berufliche Entwicklung. Die Berufsberater/innen der Arbeitsagentur stehen den jungen Menschen sowie deren Eltern sehr gerne beratend zur Seite. Auch das Berufsinformationszentrum steht für den Publikumsverkehr wieder zur Verfügung. Es geht nicht nur um die Vermittlung in Ausbildungsstellen, sondern auch um Orientierungshilfen bezüglich der richtigen Berufswahl. So können sich bei unklaren Vorstellungen der Jugendlichen auch völlig neue Ideen und Wege ergeben“, betont Stelzer.