Der Arbeitsmarkt im Juli
Die Arbeitslosigkeit stieg vor allem jahreszeitlich bedingt um 0,1 Prozentpunkte
Im Juli waren 8.019 Menschen arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote betrug 3,3 Prozent. Das waren 72 Personen (+ 0,9 Prozent) mehr als im Vormonat. Gegenüber dem Vormonat hat die Arbeitslosigkeit zwar geringfügig um 0,1 Prozentpunkte zugenommen, dies war für diese Jahreszeit allerdings nicht ungewöhnlich. Mitursächlich für den leichten Anstieg im Juli ist die Personengruppe der unter 25-Jährigen. Hier stieg die Zahl um 119 arbeitslos gemeldete Personen (+18 Prozent) im Vergleich zum Vormonat an.
„Erfahrungsgemäß steigen die Arbeitslosenquoten im Juli und August kurzfristig an, da Jugendliche ihre Berufsausbildung beenden und teilweise Einstellungen bis in den Herbst zurückgestellt werden und im Juli die Sommerpause auf dem Arbeitsmarkt beginnt. Alle anderen von der Statistik ausgewiesenen Personengruppen, wie z.B. die Personengruppe der über 50-Jährigen sowie die der Ausländer sanken um jeweils 2,0 Prozent. Ebenso ging die Langzeitarbeitslosigkeit um 2,2 Prozent zurück. Auch die Nachfrage nach Arbeitskräften bewegte sich nahezu unverändert auf dem Allzeithoch des vergangenen Monats“, erläutert Thomas Stelzer, Leiter der Agentur für Arbeit Schweinfurt.
Vom Anstieg der Arbeitslosigkeit im Juli waren ausschließlich Kunden der Arbeitsagentur betroffen, wohingegen in den Jobcentern ein leichter Rückgang der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen war. In der Agentur für Arbeit Schweinfurt (im Bereich der Arbeitslosenversicherung) waren 3.685 Menschen arbeitslos gemeldet. Dies waren im Vergleich zum Vormonat 87 Personen (+ 2,4 Prozent) mehr. In den Jobcentern waren 4.334 Personen arbeitslos gemeldet. Dies entsprach einem leichten Rückgang von 15 Personen (- 0,3 Prozent).
Arbeitslosigkeit ist kein fester Block, vielmehr gibt es auf dem Arbeitsmarkt viel Bewegung. Im Juli meldeten sich 2.019 Personen (neu oder erneut) arbeitslos. Gleichzeitig beendeten 1.927 Personen ihre Arbeitslosigkeit im Berichtsmonat.
Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Arbeitslosigkeit um 300 Personen (+ 3,9 Prozent). Die Arbeitslosenquote lag zum damaligen Zeitpunkt bei 3,1 Prozent.
Vergleicht man die aktuellen Arbeitslosenzahlen mit dem Juli 2020 (mit Corona-Einfluss), so lag damals die Arbeitslosenquote bei 3,8 Prozent, mit 9.533 arbeitslosen Menschen. Aktuell liegen wir deutlich unter diesem Niveau. Es sind zum momentanen Zeitpunkt 1.514 Menschen weniger von Arbeitslosigkeit betroffen als noch im Juli 2020.
Arbeitslose Anzahl absolut | Arbeitslosen- Quote | Veränderungen in %-Punkten zum Vormonat | Veränderungen in %-Punkten zum Vorjahr | |
AA Schweinfurt | 8.019 | 3,3 % | + 0,1 | + 0,2 |
Stadt Schweinfurt | 1.775 | 6,3 % | + 0,2 | + 0,4 |
Lkr. Schweinfurt | 1.864 | 2,8 % | +/- 0,0 | + 0,4 |
Lkr. Bad Kissingen | 1.754 | 3,1 % | + 0,1 | - 0,1 |
Lkr. Rhön-Grabfeld | 1.299 | 2,9 % | - 0,1 | + 0,2 |
Lkr. Haßberge | 1.327 | 2,7 % | + 0,1 | +/- 0,0 |
Erste Integrationserfolge bei den ukrainischen Flüchtlingen
Im Berichtsmonat wurden 1.067 arbeitslose aus der Ukraine geflüchtete Personen registriert. Die Arbeitslosigkeit der Geflüchteten aus der Ukraine sank im Vergleich zum letzten Monat um 39 Personen (- 3,5 Prozent). Der Großteil dieser Personengruppe sind Frauen (827 Personen, dies entspricht 77,5 Prozent). 118 geflüchtete ukrainische Jugendliche (15 bis unter 25 Jahre) waren im Berichtsmonat arbeitslos gemeldet. Dies entsprach einem Anteil von 11 Prozent an allen arbeitslos gemeldeten ukrainischen geflüchteten Personen.
„Ukrainische Staatsangehörige, die seit dem Ausbruch des Krieges am 24. Februar 2022 nach Deutschland eingereist sind, haben seit dem 1. Juni 2022 grundsätzlich einen Anspruch auf Grundsicherungsleistungen nach dem SGB II. Voraussetzung dafür ist ein Aufenthaltstitel oder eine Fiktionsbescheinigung von der Ausländerbehörde. Durch die Übergangsregelung können sie bis zum Wechsel in das Jobcenter weiterhin ihre Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz beziehen. Vor allem in der aktuellen Anfangsphase des neu normierten Rechtsanspruchs ist mit einer äußerst dynamischen Entwicklung der Arbeitslosenzahlen zu rechnen. Der Zugang in die Grundsicherung ist für viele Jobcenter herausfordernd, funktioniert aber bisher gut. Spracherwerb und eine gesicherte Kinderbetreuung sind die wichtigsten Grundlagen für eine Integration in den Arbeitsmarkt. Wir streben eine zeitnahe Vermittlung der Geflüchteten an, denn die Nachfrage nach Arbeitskräften ist sehr hoch. Die Menschen aus der Ukraine sind in der Regel gut qualifiziert. Wer längerfristig in Deutschland bleiben will, wird auf seinem Weg in den Arbeitsmarkt von uns unterstützt. Aktuell zeigt sich erfreulicherweise, dass Unternehmen Möglichkeiten schaffen, geflüchtete Menschen, trotz der noch mangelnden Sprachkenntnisse, zu beschäftigen“, so Stelzer.
Kurzarbeit wieder auf niedrigem Niveau – stark rückläufige Antragszahlen
Die Zahl der Betriebe, die für ihre Arbeitnehmer Kurzarbeit angemeldet hatten, sank im letzten Monat stark von 274 auf 50 Betriebe. Ebenso ging die Zahl der von Kurzarbeit betroffenen Personen im gleichen Zeitraum von 4.522 auf 1.711 Arbeitnehmer zurück. Die geringere Inanspruchnahme ist, neben dem Wegfall der behördlichen Beschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie, auch auf die Ausschöpfung der gesetzlich geregelten Höchstdauer zur Inanspruchnahme von Kurzarbeit zurück zu führen. Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf die Kurzarbeit sind bislang moderat. Allerdings könnte es zu weiteren bzw. erneuten Anstiegen v.a. in den Branchen Maschinenbau, Kfz inkl. Zulieferer, Chemie und Zeitarbeit kommen.
Unverändertes Allzeithoch beim Stellenbestand – Unternehmen suchen weiterhin nach geeigneten Beschäftigten
Mit insgesamt 6.824 Arbeitsangeboten gab es keine Veränderung am Allzeithoch-Stellenbestand. Im Juli nahmen die Vermittlungsfachkräfte im gemeinsamen Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit und der Jobcenter 928 neue Stellenangebote entgegen. Das waren 41 Stellenzugänge (- 4,2 Prozent) weniger als im Juni und 414 Stellen (- 30,8 Prozent) weniger als im Vergleich zum Juli 2021.
Seit Jahresbeginn wurden 7.262 Stellenzugänge verzeichnet, dies waren 50 Stellen (- 0,7 Prozent) weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
„Um ihre Arbeitsstellen schnellstmöglich zu besetzen, bieten wir Unternehmen offensiv die Möglichkeit an, uns diese online zu melden, sodass interessierte Bewerber/-innen in Echtzeit die Arbeitsangebote einsehen können. Wenn gewünscht, kann der komplette Bewerbungsprozess digital über unsere Jobbörse abgewickelt werden. Unsere Jobbörse ist nicht nur kostenfrei, sondern auch eine der größten Bewerberdatenbanken Europas“, teilt Stelzer mit.
Die Chancen für Bewerber/-innen auf dem Ausbildungsmarkt sind auch kurz vor Ausbildungsbeginn noch sehr gut
Durchaus günstig ist die Situation für Jugendliche, die aktuell noch auf der Suche nach einer Lehrstelle zum Ausbildungsbeginn im Herbst 2022 sind. Seit Oktober 2021 wandten sich 2.182 Jugendliche bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle an die Berufsberatung der Agentur für Arbeit Schweinfurt. Dies war gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang um 210 junge Menschen (-8,8 Prozent). Im gleichen Zeitraum wurden der Arbeitsagentur 3.938 Berufsausbildungsstellen gemeldet, dies waren 224 Ausbildungsstellen mehr (+ 6,0 Prozent) als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Zahl der Jugendlichen, die im Juli noch auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle waren, lag mit 450 um 64 (- 12,5 Prozent) niedriger als vor der Jahresfrist. Sie hatten die Wahl zwischen 1.606 unbesetzten Berufsausbildungsstellen. Das waren 256 (+ 19,0 Prozent) mehr als vor einem Jahr.
Noch im Berichtsmonat war das rechnerische Verhältnis der unbesetzten Ausbildungsstelle pro unversorgten Jugendlichen bei 1,8. Vor fünf Jahren, im Jahr 2017 lag das Verhältnis bei 1,3 und vor 10 Jahren, im Juli 2012 lediglich bei 0,9. In nahezu allen Branchen gab es im Juli eine Vielzahl freier Ausbildungsplatzangebote. „Auch wenn der offizielle Ausbildungsstart 1. September schon in Sichtweite ist – kein Grund aufzugeben. Es steht Ausbildungsplatzsuchenden noch eine breite und attraktive Palette bester beruflicher Zukunftsaussichten zur Verfügung. Die Berufsberater/-innen der Agentur für Arbeit werden auch über den September hinaus alles daransetzen, den verbliebenen Bewerber/-innen durch gezielte Nachvermittlungsaktionen einen Ausbildungsplatz zu vermitteln. Auch zu Fördermöglichkeiten, die einen Berufseinstieg erleichtern können, wie Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen, Einstiegsqualifizierungen oder eine Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen informiert die Berufsberatung ganz individuell,“ kommentiert Stelzer die Situation am regionalen Ausbildungsmarkt.
IAB-Arbeitsmarktbarometer: sinkt erneut
Das IAB-Arbeitsmarktbarometer lag im Juli 2022 bei 102,1 Punkten und ist im Vergleich zum Juni um weitere 0,9 Punkte zurückgegangen. Dennoch befindet sich der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) weiterhin auf einem guten Niveau. Auch die Erwartungen für den europäischen Arbeitsmarkt geben nach. Große Risiken bestehen hinsichtlich eines Gaslieferstopps. „Die Beschäftigung nimmt weiter zu, trotz der wirtschaftlichen Verwerfungen infolge des Kriegs in der Ukraine. Der hohe Arbeitskräftebedarf führt zu Engpässen in vielen Bereichen. Ein möglicher Stopp der Gaslieferungen aus Russland stellt aber ein gravierendes Risiko dar. Das würde zu Produktionsausfällen führen und auch auf den Arbeitsmarkt durchschlagen, vor allem auf die Kurzarbeit“, so ein Experte des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“. „Bisher profitierte die Region Main-Rhön von einem äußerst robusten Arbeitsmarkt. In der Tendenz wird zukünftig eher eine verhaltene Entwicklung am regionalen Arbeitsmarkt erwartet. Momentan scheint es, dass das Beschäftigungswachstum durch knapper werdendes Arbeitskräftepotential begrenzt wird“, ergänzt Stelzer die Prognosen der Wirtschaftsexperten für die Region Main-Rhön.