Arbeitsmarktreport der Region Main-Rhön im Januar 2022

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01.02.2022 | Presseinfo Nr. 4

Der Arbeitsmarkt im Januar

Arbeitslosenquote von 3,2 Prozent erreichte wieder das Vorkrisenniveau vom Januar 2019

Der Arbeitsmarkt in der Region Main-Rhön zeigte sich zu Beginn des neuen Jahres äußerst robust und aufnahmefähig. Im Januar waren in der Region Main-Rhön 7.977 Menschen arbeitslos gemeldet, das waren 622 Personen oder 8,5 Prozent mehr als im Dezember. Somit wurde das Vorkrisenniveau vom Januar 2019 mit einer Arbeitslosenquote von 3,2 Prozent erreicht. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,2 Prozentpunkte von Dezember auf Januar und lag damit unter dem üblichen jahreszeitlich bedingten Anstieg von durchschnittlich 0,4 Prozentpunkten (Durchschnitt der letzten 3 Jahre).

Überwiegend Männer waren von der Winterarbeitslosigkeit betroffen, da diese oftmals in den Außenberufen arbeiten. Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Männer stieg im Vergleich zum Vormonat überproportional stark auf 4.568 an (+ 430 Personen / + 10,4 Prozent).

"Witterungsbedingte Entlassungen sind Faktoren, die sich auch auf dem Arbeitsmarkt in unserer Region als übliche saisonale Komponente auswirken und die Arbeitslosenzahlen ansteigen lassen. Die aktuelle Entwicklung der Arbeitslosigkeit zeigt allerdings, dass die Lieferketten wieder stabiler werden und das Auftragsvolumen insgesamt wieder steigt.  Das Instrument Kurzarbeitergeld und die Finanzhilfen der Bundesregierung wirken weiterhin stabilisierend. Die meisten Unternehmen halten nach wie vor an ihren Mitarbeitern fest. Durch das erneute Allzeithoch der gemeldeten 6.080 offenen Stellen lässt sich ebenso die stete Nachfrage vieler Unternehmen nach zusätzlichen Mitarbeitern feststellen“, bewertet Thomas Stelzer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Schweinfurt, die aktuelle Situation.

Vom Anstieg der Arbeitslosigkeit im Januar waren die Kunden von der Arbeitsagentur und der Jobcenter unterschiedlich betroffen. In der Agentur für Arbeit Schweinfurt (im Bereich der Arbeitslosenversicherung) waren 4.534 Menschen arbeitslos. Hier wurde eine Zunahme von 513 Personen (plus 12,8 Prozent) verzeichnet. In den Jobcentern (umgangssprachlich Hartz IV) waren 3.443 Personen arbeitslos. Dies entsprach einem Zugang von 109 Personen (plus 3,3 Prozent) im Vergleich zum Vormonat.

Gegenüber dem Vorjahresmonat gab es eine deutliche Veränderung. Damals wurden 9.500 arbeitslose Menschen gezählt (Arbeitslosenquote 3,8 Prozent). Dies waren 1.523 Personen (plus 16 Prozent) mehr als im aktuellen Monat. Auffällig war, dass in Folge der Krise vor allem geringqualifizierte Arbeitslose Schwierigkeiten hatten, schnell eine neue Arbeit zu finden. Aus diesem Grund ist auch die Zahl der 2.473 langzeitarbeitslosen Menschen (Personen, die ein Jahr und länger arbeitslos gemeldet sind) im Vergleich zum Vorkrisenzeitraum Januar 2019 um 741 Personen (plus 42,8 Prozent) angestiegen.

Die Arbeitslosenzahlen nach Regionen:

Arbeitslose

Anzahl absolut

Arbeitslosen-            

Quote

Veränderung in %-Punkten

zum Vormonat

Veränderung in %-Punkten

zum Vorjahr

AA Schweinfurt7.79773,2 %+ 0,2- 0,6
Stadt Schweinfurt1.7356,0 %+ 0,3-0,9
Lkr. Schweinfurt1.7072,6 %+ 0,2- 0,3
Lkr. Bad Kissingen1.8483,2 %+ 0,3- 0,7
Lkr. Rhön-Grabfeld1.2872,8 %+ 0,3- 0,5
Lkr. Haßberge1.4002,8 %+ 0,2- 0,7
Die Anzeigen auf Kurzarbeit sanken um rund 50 Prozent

Durch den Einsatz von Kurzarbeit konnten Unternehmen in der Region Main-Rhön ihr Personal halten und je nach Auftragslage flexibel einsetzen. Das Kurzarbeitergeld war und ist in der aktuellen Situation immer noch ein wichtiger Baustein zur Bewältigung der Krise. Im Vergleich zum Vormonat Dezember mit 699 Betrieben, gab es einen Rückgang im Berichtsmonat auf 396 Betriebe. Gleichzeitig sank die Anzahl der Arbeitnehmer von 10.979 auf 5.048 (minus 54,0 Prozent). Mit dem Jahresende liefen viele Anzeigen der Unternehmen auf Kurzarbeit aus. Somit wurde für 2,8 Prozent der 177.309 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Agenturbezirk Kurzarbeit angezeigt, das bedeutete, für jeden 35. Mitarbeiter in der Region Main-Rhön. Im Vormonat waren es noch 6,2 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Agenturbezirk Schweinfurt.

„Gut die Hälfte der Personen, welche im Januar von Kurzarbeit betroffen waren, sind im Verarbeitenden Gewerbe (1.998 Menschen) sowie im Hotel- und Gaststättengewerbe (1.312 Menschen) tätig gewesen.  Die Anzeigen waren auch auf Engpässe bei Rohstoffen und Vorleistungsgütern in der Industrie zurückzuführen und Umsatzeinbußen im Gastgewerbe aufgrund behördlicher Maßnahmen. Zugleich ist allerdings in vielen von Kurzarbeit betroffenen Branchen die Sorge groß, dass sich Mitarbeiter für andere Berufe entscheiden und noch mehr Fachkräfte fehlen“, erklärt Stelzer.

Eine Anzeige auf Kurzarbeit wird manchmal auch vorsorglich gestellt. Deshalb lässt sich aus der Anzahl der Anzeigen nicht exakt schließen, wie viele Beschäftigte am Ende tatsächlich und in welchem Stundenumfang kurzarbeiten werden. Diese Angaben der Betriebe liegen erst mit Zeitverzögerung vor. Für die tatsächlich eingetretene Kurzarbeit tritt der Betrieb mit der Lohnabrechnung in Vorleistung und muss danach bei der Agentur für Arbeit für den jeweiligen Monat einen Antrag auf die Auszahlung des Kurzarbeitergeldes stellen. Aktuelle Hochrechnungen der amtlichen Statistik der Bundesagentur für Arbeit zur realisierten Kurzarbeit der regionalen Unternehmen liegen deshalb lediglich bis zum September 2021 vor. Demnach wurde im September für 409 Betriebe und 3.144 Beschäftigte Kurzarbeitergeld abgerechnet. Im Vergleich zum Vormonat August waren dies 114 Betriebe weniger, allerdings verbunden mit einem Anstieg von 396 betroffenen Arbeitnehmern. Die Statistik weist eine sog. Kurzarbeiterquote aus. Diese berechnet sich als Verhältnis aus der Zahl der Personen in Kurzarbeit, bezogen auf die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Die Kurzarbeiterquote im September 2021 lag über alle Branchen hinweg bei 1,8 Prozent. Zu Beginn der Pandemie lag diese Quote bei 6,8 Prozent. Den Höchststand erreichte dieser Wert im Mai 2020 mit 21,6 Prozent.

Offene Stellen im Januar 2022 auf einem erneuten Allzeithoch

Die Anzahl der offenen Arbeitsstellen stieg im Januar, auf bereits sehr hohem Niveau, erneut um 53 (plus 0,9 Prozent) auf ein neues Allzeithoch von 6.080 Stellen. Im Vergleich mit dem Vorjahresmonat liegt der gemeldete Stellenbestand deutlich um 2.240 Stellen (plus 58,3 Prozent) höher.

„Grade, weil die Anzahl der Stellen im Stellenbestand stetig ansteigt, wird uns das Thema Fachkräftesicherung im Laufe des Jahres weiter intensiv beschäftigen. Auf dem Arbeitsmarkt sind nicht immer die passgenauen Fachkräfte zu finden. Den Unternehmen gelingt es immer weniger ihre offenen Stellen zeitnah zu besetzen. Die uns gemeldeten Stellen sind mit rund 77 Prozent für das Anforderungsniveau der „Fachkraft“ ausgeschrieben. Auch bei den Arbeitslosen fehlen vielfach die erforderlichen Qualifikationen. Im Schnitt dauert es mittlerweile über 7 Monate, bis die Unternehmen einen passenden Bewerber gefunden haben. Das Thema Fachkräftebedarf und Qualifizierung von Arbeitslosen, aber auch von Beschäftigten in den Unternehmen, wird immer wichtiger. Wir qualifizieren Arbeitssuchende und Arbeitslose, sodass sie möglichst auf die Stellen der Unternehmen passen. Wir beraten und unterstützen im Rahmen des Qualifizierungschancengesetzes, damit die Beschäftigten entsprechend der Anforderungen der Zukunft weiterqualifiziert werden können. So können wir die Unternehmen sowie deren Beschäftigte zielgerichtet unterstützen", erläutert Stelzer.

IAB-Arbeitsmarktbarometer: Leichter Anstieg nach vier Rückgängen in Folge

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist im Januar zum ersten Mal seit August 2021 wieder leicht gestiegen. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) liegt bei 102,3 Punkten und damit im positiven Bereich. „Omikron wächst sich zur bislang höchsten Corona-Welle aus, aber der Arbeitsmarkt könnte ohne große Schrammen durchkommen. Ein Grund für die etwas besseren Erwartungen sei die Hoffnung darauf, dass trotz vieler Infektionen zusätzliche Eindämmungsmaßnahmen nicht notwendig sein werden. Dabei gebe es aber Unwägbarkeiten. Damit wird sich in den nächsten Monaten saisonbereinigt bei der Entwicklung der Arbeitslosigkeit wenig ändern. Im Herbst war die Wirtschaft durch die Delta-Welle und Lieferengpässe belastet. Die Engpässe könnten sich aber langsam entschärfen“, erklärt ein Experte des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“.

„Die Tendenz zu weiteren Lockerungen der Corona-Regeln lässt trotz höchster Inzidenzwerte erwarten, dass es zeitnah kaum mehr zu wirtschaftlichen Einbrüchen kommt. Die Betriebe halten weiterhin an ihren Beschäftigten fest. Der Arbeitsmarkt hält sich in der Krise weiterhin sehr gut. Die Anzahl der Anzeigen zur Kurzarbeit haben sich halbiert und Neueinstellungen sind derzeit bei vielen Betrieben auf der Agenda“, bewertet Stelzer die aktuelle Lage.