Der Arbeitsmarkt im September
Robuster Arbeitsmarkt – mit sinkenden Arbeitslosenzahlen zum Herbstauftakt
In der Region Main-Rhön setzte die Herbstbelebung am Arbeitsmarkt ein. Die Zahl der Arbeitslosen ist im Vergleich zum Vormonat um 196 bzw. 2,3 Prozent gesunken. Insgesamt waren im September in der Region Main-Rhön 8.329 Menschen arbeitslos. Die Arbeitslosenquote ging um 0,1 Prozentpunkte, auf 3,4 Prozent, zurück.
„Der regionale Arbeitsmarkt zeigte sich zu Herbstbeginn stabil. Die Arbeitslosigkeit sank, die Zahl der Anträge auf Kurzarbeit bewegte sich auf niedrigem Niveau nahezu unverändert, wenngleich die Nachfrage nach Arbeitskräften leicht zurückging. Der Krieg in der Ukraine, Lieferengpässe, Preiserhöhungen und insbesondere die unsichere Energieversorgung ließen den Arbeitsmarkt bislang nahezu unbeeindruckt“, erläutert Thomas Stelzer, der Leiter der Agentur für Arbeit Schweinfurt.
Alle von der Statistik ausgewiesenen Personengruppen konnten von der positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt im September profitieren. Im Vergleich zum Vormonat sank vor allem die Zahl der Arbeitslosen in der Personengruppe der Jüngeren (15 bis 25 Jahre) um 118 Menschen (-11,9 Prozent).
Im September war einiges an Bewegung am Arbeitsmarkt zu erkennen. Dies spiegelte sich im Zugang aus Beschäftigung und bei den Arbeitsaufnahmen wider. So meldeten sich 752 Menschen in die Erwerbstätigkeit ab, während sich 828 Personen arbeitslos meldeten.
Im Vergleich zum Vorjahr sind, mit einem Plus von 508 Personen (+ 6,6 Prozent), mehr Menschen arbeitslos gemeldet. Damals waren 7.811 Menschen arbeitslos. Die Quote lag bei 3,1 Prozent.
„Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit zeigt im Vergleich zum Vorjahresmonat eine Verschiebung von der Arbeitslosenversicherung (Agentur für Arbeit, Rechtskreis SGB III) in die Grundsicherung (Jobcenter, sogenanntes „Hartz4“, Rechtskreis SGB II). Während die Zahl der Arbeitslosen in der Arbeitslosenversicherung (SGB III) um 432 Personen (-10,1 Prozent) auf aktuell 3.844 arbeitslos gemeldete Menschen zurückging, stieg sie in der Grundsicherung (SGB II) um 950 Personen (+26,9 Prozent) an. Der ungewöhnliche Anstieg der Zahl der Arbeitslosen in den Jobcentern, erklärt sich durch die Geflüchteten aus der Ukraine", so Stelzer.
Arbeitslose Anzahl absolut | Arbeitslosen- Quote | Veränderungen in %-Punkten zum Vormonat | Veränderungen in %-Punkten zum Vorjahr | |
AA Schweinfurt | 8.329 | 3,4% | -0,1 | +0,3 |
Stadt Schweinfurt | 1.940 | 6,8% | -0,1 | +0,5 |
Lkr. Schweinfurt | 1.844 | 2,8% | -0,1 | +0,3 |
Lkr. Bad Kissingen | 1.874 | 3,3% | +/- 0,0 | +0,3 |
Lkr. Rhön-Grabfeld | 1.245 | 2,8% | -0,1 | +0,1 |
Lkr. Haßberge | 1.426 | 2,9% | -0,1 | +0,2 |
Sprach- und Integrationsmaßnahmen für geflüchtete Menschen aus der Ukraine werden zunehmend in Anspruch genommen
„Die Arbeitsmarktsituation in der Region Main-Rhön ist nach wie vor gut. Ohne den Fluchteffekt wäre die Unterbeschäftigung sogar gesunken. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Unterbeschäftigung deutlich an, da viele aus der Ukraine geflüchtete Menschen aktuell an Sprach- und Integrationsmaßnahmen teilnehmen, welche diese Personengruppe für den Einstieg in das Berufsleben in Deutschland vorbereiten sollen“, teilt Stelzer mit.
Die Arbeitsmarktstatistik erfasst zudem die Unterbeschäftigung. Diese beinhaltet neben den arbeitslosen Menschen beispielsweise auch Personen in Weiterbildungen sowie Selbständige, die mit einem Gründungszuschuss gefördert werden und daher nicht als arbeitslos gelten. Sie vermittelt damit einen umfassenderen Einblick in die Lage auf dem Arbeitsmarkt. 10.574 Menschen waren im September von Unterbeschäftigung betroffen. Hier gab es im Vergleich zum Vormonat ein Minus von 198 Personen. Die Unterbeschäftigungsquote lag im Vergleich zum Vormonat unverändert bei 4,3 Prozent. Gegenüber dem Vorjahresmonat war ein Anstieg in Höhe von 717 Personen zu verzeichnen. Damals lag die Quote bei 3,9 Prozent (9.857 Personen) und somit um 0,4 Prozentpunkte niedriger. Eine große Anzahl von Menschen mit Fluchthintergrund befindet sich aktuell in Sprach- und Integrationskursen. Die Teilnehmerzahlen sind im Vergleich zum Vorjahresmonat deutlich, um rund das Doppelte angestiegen. Von 336 Personen im September 2021 auf 639 Personen (+110,9 Prozent) im September 2022.
Leichter Rückgang bei den geflüchteten arbeitslosen Personen aus der Ukraine
Derzeit sind in der Agentur für Arbeit und in den Jobcentern der Region Main-Rhön 1.928 erwerbsfähige Personen aus der Ukraine registriert. Darunter sind 983 Personen arbeitslos gemeldet. Nach dem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit der Geflüchteten aus der Ukraine im Juni 2022 im Agenturbezirk ist diese wieder rückläufig. Im Vergleich zum Vormonat wurde wiederum ein Rückgang von 38 arbeitslosen Personen verzeichnet. Der Großteil dieser Personengruppe sind Frauen (739 Personen). In der Personengruppe der Jugendlichen (15 bis unter 25 Jahre) waren im Berichtsmonat 87 Geflüchtete arbeitslos gemeldet.
„Im ersten Schritt stand die Sicherstellung der Leistungsgewährung für die aus der Ukraine geflüchteten Menschen ab Juni im Fokus. Im zweiten Schritt unterstützt die Arbeitsvermittlung der Jobcenter aktuell die Geflüchteten bei der Suche nach Beschäftigung, Sprachkursen, Kinderbetreuung und ggf. Qualifizierungsmöglichkeiten oder der Anerkennung bereits vorliegender Qualifikationsnachweise. Nun rückt die Vermittlung noch stärker in den Fokus. Vielfach müssen persönliche Gespräche mit den Vermittlungs- und Integrationsfachkräften in den Jobcentern und den geflüchteten Personen nach und nach stattfinden. Hierbei werden die benötigten Daten zur Berufserfahrung, zu den beruflichen Kenntnissen und Fähigkeiten dieser Personengruppe erhoben“, berichtet Stelzer.
Leichter Anstieg der Kurzarbeit auf niedrigem Niveau
Die Zahl der Betriebe, die für ihre Arbeitnehmer Kurzarbeit angemeldet hatten, stieg im letzten Monat von 45 auf 52 Betriebe. Ebenso stieg die Zahl der von Kurzarbeit betroffenen Personen im gleichen Zeitraum von 1.868 Arbeitnehmer auf 1.919 um 51 Personen an.
„Die Kurzarbeit wirkt nach wie vor und stabilisiert den Arbeitsmarkt, indem Beschäftigung erhalten bleibt und Arbeitslosigkeit verhindert wird. Das Arbeitsmarktinstrument Kurzarbeitergeld ist auch deshalb so wirksam, da es sich aufgrund der hohen Flexibilität den unterschiedlichen Auftragssituationen schnell anpassen kann. Um so erfreulicher ist es, dass die Bundesregierung die erneute Verlängerung der Zugangserleichterungen für den Bezug von Kurzarbeitergeld bis Ende des Jahres beschlossen hat. Bis zum 31. Dezember 2022 ist es weiterhin ausreichend, wenn in Betrieben mindestens 10 Prozent der Beschäftigten einen Arbeitsausfall von mehr als 10 Prozent haben. Zudem wird auf den Aufbau negativer Arbeitszeitsalden verzichtet. Diese Zugangserleichterungen umfassen auch Betriebe, die ab dem 1. Oktober 2022 neu oder nach einer mindestens dreimonatigen Unterbrechung erneut Kurzarbeit anzeigen müssen. Unverändert bleibt: Die Sozialversicherungsbeiträge werden für die ausgefallenen Arbeitsstunden bis maximal Juli 2023 zur Hälfte erstattet, wenn die Kurzarbeit mit einer beruflichen Weiterbildung verbunden wird, die bestimme Voraussetzungen erfüllt“, erklärt Stelzer.
Weiterhin sehr hohe Nachfrage nach Arbeitskräften
Die Zahl der neu gemeldeten Stellen sowie der Bestand an offenen Stellenausschreibungen sanken im Vergleich zum Vormonat. Die Vermittlungsfachkräfte im gemeinsamen Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit und der Jobcenter hatten im Berichtsmonat 794 neue Suchanfragen nach Arbeitskräften von Arbeitgebern entgegengenommen. Das waren 217 Stellen (- 21,5 Prozent) weniger als im Vormonat und 178 Stellen (- 18,3 Prozent) weniger als im Vorjahresmonat.
Mit insgesamt 6.853 Arbeitsangeboten im Bestand sank dieser, im Vergleich zum Vormonat, um 68 Stellen (- 1,0 Prozent). Dieser lag allerdings mit 1.050 Stellen (+ 18,1 Prozent) über dem Vorjahresbestand. Im Vorjahresvergleich ist in nahezu allen Branchen ein Stellenzuwachs zu verzeichnen. Vor allem in den fertigungstechnischen Berufen, mit aktuell 1.015 Stellen im Stellenbestand, wurde in den letzten 12 Monaten ein deutliches Plus von 179 Stellen verzeichnet. Der Stellenbestand in den Handelsberufen wuchs im gleichen Zeitraum ebenso um 144 Stellen auf 653 Stellenausschreibungen an. Auch die Bau- und Ausbauberufe hatten 122 neue Stellen zu verzeichnen, mit aktuell 721 Arbeitsplatzangeboten.
„Die regionalen Unternehmen suchen überwiegend qualifizierte Fachkräfte, aber auch Helfer. Unabhängig von der Qualifikation der Arbeitslosen kommen häufig weitere persönliche Merkmale hinzu, die eine schnelle Integration in den Arbeitsmarkt erschweren. Dies können z. B. Langzeitarbeitslosigkeit, gesundheitliche Beeinträchtigungen oder/und fehlende sprachliche Kompetenzen sein. Daher kann es auch in Zeiten einer hohen Arbeitskräftenachfrage gleichzeitig eine nennenswerte Arbeitslosigkeit geben“, so Stelzer.
Seit Jahresbeginn wurden 9.067 Stellenzugänge verzeichnet, dies entsprach einem Rückgang von 467 Stellen (- 4,9 Prozent) im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Ausbildungsmarkt
Die Bilanz zum Ende des Berufsberatungsjahres 2021/2022 wird mit den aktuellsten Ausbildungsmarktdaten Ende Oktober veröffentlicht.
Verhaltene Einschätzung des Arbeitsmarktes durch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
Das IAB-Arbeitsmarktbarometer lag im September 2022 bei 100,4 Punkten und ist im Vergleich zum August um weitere 0,8 Punkte gesunken. Damit liegt der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) knapp über der neutralen Marke von 100, was weiterhin leicht positive Aussichten signalisiert. „Arbeitskräftemangel trifft auf Energiekrise. Der boomende Arbeitsmarkt bekommt einen Dämpfer“, berichtet ein Experte des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“.
„Nach der vierten Corona-Welle wäre ein deutlicher Konjunkturaufschwung in der Region Main-Rhön zu erhoffen gewesen. Der Krieg in der Ukraine und die dadurch ausgelöste Energiekrise bremsen den erwarteten Konjunkturaufschwung für dieses Jahr. Einen Einbruch auf dem Arbeitsmarkt in der Region Main-Rhön gab es bisher nicht. Er entwickelte sich trotz der dämpfenden Effekte weiter positiv. Angesichts der sich verschärfenden Energiekrise, der steigenden Materialpreise und der weiterhin in vielen Branchen bestehenden Lieferengpässe, bleibt die weitere Entwicklung am Arbeitsmarkt abzuwarten“, fügt Stelzer hinzu.