Der Arbeitsmarkt im Februar
Die Arbeitslosigkeit sank erstmalig unter Vorkrisenniveau - der Bestand offener Stellen stieg auf ein neues Allzeithoch
Die Auswirkungen der massiv ansteigenden Infektionszahlen durch die aktuelle Omikron-Welle, hatten keine Auswirkungen auf die Entwicklung der Höhe der Arbeitslosigkeit in der Region Main-Rhön. Im Februar waren 7.781 Menschen arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Prozentpunkte auf 3,1 Prozent. Dies waren 196 arbeitslose Personen oder 2,5 Prozent weniger als im Januar.
„Erfreulicherweise sinkt die Arbeitslosigkeit im Februar. Die positive Entwicklung am regionalen Arbeitsmarkt seit Beginn des Jahres setzt sich auch im Februar fort. Eine richtig gute Nachricht ist, dass die Arbeitslosenquote von 3,1 Prozent im Berichtsmonat erstmalig unter Vorkrisenniveau liegt. Die Corona bedingten Auswirkungen spiegeln sich also in der Entwicklung der Arbeitslosigkeit vorerst nicht wider, wohl aber in den aktuell steigenden Anzeigen auf Kurzarbeit, die viele Unternehmen vorsorglich gestellt haben. Die Kurzarbeit bleibt für einen Teil der Unternehmen weiterhin die Rettung ihrer wirtschaftlichen Existenz. Gleichzeitig ist die Bereitschaft zahlreicher Unternehmen, Personal einzustellen, noch weiter gestiegen. Hauptgrund für die expansiveren Beschäftigungspläne dürfte sein, dass die Regierungschefs von Bund und Ländern bis zum 20. März alle einschneidenden Corona-Maßnahmen aufheben wollen. So stieg die Zahl offener Stellen im Berichtsmonat mit 6.253 auf ein neues Rekordniveau“, erläutert Thomas Stelzer, der Leiter der Agentur für Arbeit Schweinfurt, die regionale Arbeitsmarktsituation.
Vom Rückgang der Arbeitslosigkeit im Februar waren die Kunden von der Arbeitsagentur und der Jobcenter unterschiedlich betroffen. In der Agentur für Arbeit Schweinfurt (im Bereich der Arbeitslosenversicherung) waren 4.380 Menschen arbeitslos gemeldet. Dies waren im Vergleich zum Vormonat 154 Personen (minus 3,4 Prozent) weniger. In den Jobcentern (umgangssprachlich Hartz IV) waren 3.401 Personen arbeitslos gemeldet. Dies entsprach einem Rückgang von 42 Personen (minus 1,2 Prozent).
Die Abgänge in Erwerbstätigkeit sind im Vergleich zum Vormonat um 225 Personen (42,9 Prozent) auf 750 gestiegen, während die Zugänge aus Erwerbstätigkeit (755) um 480 Personen (38,9 Prozent) gesunken waren.
Es konnten alle von der Statistik ausgewiesenen Personengruppen im Vergleich zum Vormonat sowie im Vergleich zum Vorjahr von dem Rückgang der Arbeitslosigkeit profitieren. Die stärksten prozentualen Rückgänge waren in der Personengruppe der arbeitslos gemeldeten 1.479 Ausländer mit einem Rückgang von 57 Personen (minus 3,7 Prozent) im Vergleich zum Vormonat und im Vergleich zum Vorjahr von 363 Personen (minus 19,7 Prozent) zu verzeichnen. Gefolgt von der Personengruppe der 3.701 arbeitslos gemeldeten älteren Menschen (50 Jahre und älter) mit einem Rückgang von 93 Personen (minus 2,5 Prozent) im Vergleich zum Vormonat sowie einem Rückgang von 263 Personen (minus 6,6 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr.
In 2021 betrug die Arbeitslosenquote im Februar 3,7 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sank diese um 0,6 Prozentpunkte und die Arbeitslosigkeit ging deutlich um 1.589 Personen zurück.
Vergleicht man die aktuellen Arbeitslosenzahlen mit dem Februar 2020 (der letzte Monat ohne Corona-Einfluss), so liegen wir erstmalig unter Vorkrisenniveau. Es sind 429 Menschen weniger von Arbeitslosigkeit betroffen (Vergleich Februar 2020 mit Februar 2022).
„Wir stehen allerdings nach wie vor vor der Herausforderung, diejenigen Personen in Arbeit zu integrieren, die es schwerer haben auf dem Arbeitsmarkt unterzukommen. Dazu zählen z.B. langzeitarbeitslose oder ältere Menschen. Der Einbruch am Arbeitsmarkt durch die Pandemie ging im Schwerpunkt zulasten der Beschäftigten in Helfertätigkeiten, verbunden mit dem Risiko langzeitarbeitslos zu werden. Im Vergleich Februar 2020 (Vorkrisenniveau) stieg die Anzahl der von Langzeitarbeitslosigkeit betroffenen Menschen um 616 Personen (34,3 Prozent) an. Je länger die Menschen aus dem Job raus sind, desto schwerer gestaltet sich für diese Personen die erneute Arbeitsaufnahme. Arbeitskräfte, die von der Transformation betroffen sind, können wir über Qualifizierung fit für die Zukunft machen. Sinnvoll ist es, die Zeit der Arbeitslosigkeit für die berufliche Weiterbildung zu nutzen. Über alle Branchen hinweg können wir passende Qualifizierungen anbieten. Das ist eine Investition in die eigene Zukunft mit langfristig deutlich besseren Chancen auf dem Arbeitsmarkt", betont Stelzer.
Arbeitslose Anzahl absolut | Arbeitslosen- Quote | Veränderung in %-Punkten zum Vormonat | Veränderung in %-Punkten zum Vorjahr | |
AA Schweinfurt | 7.781 | 3,1 % | - 0,1 | - 0,6 |
Stadt Schweinfurt | 1.716 | 6,0 % | +/- 0,0 | - 0,8 |
Lkr. Schweinfurt | 1.627 | 2,4 % | - 0,2 | - 0,5 |
Lkr. Bad Kissingen | 1.801 | 3,1 % | - 0,1 | - 0,8 |
Lkr. Rhön-Grabfeld | 1.268 | 2,8 % | +/- 0,0 | - 0,5 |
Lkr. Haßberge | 1.369 | 2,7 % | - 0,1 | - 0,8 |
Für jeden 25. Beschäftigten wurde Kurzarbeit angezeigt
Auch in der Region Main-Rhön wurde den weitreichenden Auswirkungen der Corona-Krise auf die wirtschaftliche Lage weiterhin mit Kurzarbeit begegnet. Seit Anfang dieses Jahres gingen von 628 Betrieben im Arbeitsagenturbezirk Schweinfurt Kurzarbeitsanzeigen für 7.182 Arbeitnehmer ein. Im Vergleich zum Vormonat war dies eine Zunahme von 232 Betrieben sowie 2.134 Arbeitnehmern. Dies entsprach 5,7 Prozent der 10.955 Unternehmen sowie jeden 25. Beschäftigten der 178.411 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in unserer Region. „Der Eingang von Anzeigen auf Kurzarbeit ist vor allem aus dem Gastgewerbe durch die behördlich veranlasste Kontaktreduzierung 2G zu verzeichnen. Das Niveau vom Frühjahr 2020 wird aber bei weitem nicht wieder erreicht, da zum jetzigen Zeitpunkt weitaus weniger Wirtschaftsbereiche betroffen sind “, erklärt Stelzer.
Eine Anzeige wird oft auch vorsorglich gestellt. Daraus lässt sich nicht schließen, wie viele Beschäftigte am Ende tatsächlich in Kurzarbeit waren und in welchem Stundenumfang. Diese Angaben liegen erst mit Zeitverzögerung vor. Für die tatsächlich eingetretene Kurzarbeit tritt der Betrieb mit der Lohnabrechnung in Vorleistung und muss danach bei der Agentur für Arbeit für den jeweiligen Monat einen Antrag auf die Auszahlung des Kurzarbeitergeldes stellen. Aktuelle Hochrechnungen unserer amtlichen Statistik zur realisierten Kurzarbeit der regionalen Unternehmen liegen uns deshalb bis lediglich zum Monat Oktober 2021 vor.
Demnach wurde im Oktober für 360 Betriebe und 3.689 Beschäftigte Kurzarbeitergeld abgerechnet. Im Vergleich zum Vormonat war dies ein Rückgang von 58 Betrieben, allerdings mit einer Zunahme von 677 betroffenen Arbeitnehmern. Die Statistik weist seit Ende 2020 die Kurzarbeiterquote aus. Diese berechnet sich als Verhältnis aus der Zahl der Personen in Kurzarbeit, bezogen auf die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Beschäftigungsstatistik. Die Quote weist das relative Ausmaß und die Bedeutung der Kurzarbeit für eine Region aus. Die Kurzarbeiterquote im Oktober lag über alle Branchen hinweg bei 2,1 Prozent. In der Spitze, im Mai 2020, lag diese noch bei 21,6 Prozent. „In der Corona-Krise konnten die meisten Betriebe Entlassungen bislang vermeiden. Ein Instrument, das wesentlich hierzu beigetragen hat, ist die Kurzarbeit. Angesichts der weiter andauernden Corona-Pandemie, verbunden mit der Lieferketten-Problematik in vielen Branchen, hat die Bundesregierung u.a. die maximale Bezugsdauer von derzeit 24 Monaten auf 28 Monate verlängert. Für den Einsatz von Kurzarbeit gibt es aus Arbeitgebersicht unterschiedliche Gründe. Neben der Personalbindung geht es den Betrieben vor allem darum, ihre Arbeitsprozesse aufrechtzuerhalten“, so Stelzer.
Anzahl der offenen Stellen mit 6.253 auf einem Allzeithoch
„Der stetig wachsende Bedarf an Arbeitskräften auf Rekordniveau zeigt einen regelrechten „Stellen-Boom“. Der aktuelle Bestand an offenen Stellen von 6.253 erreichte ein neues Allzeithoch. Dieser lag deutlich über dem Bestand von Februar 2020 (Vorkrisenniveau) mit damals 4.232 Stellen (plus 2.011 Stellen, plus 47,5 Prozent). Die Corona-Krise hat den Fachkräftebedarf nur vorübergehend verringert bzw. kurzfristig „auf Eis gelegt“. Der Fachkräftemangel zeigt sich derzeit besonders im Gesundheitswesen, bei Rechts- und Steuerberatern und Dienstleistungen der Informationstechnologie sowie im Hotel- und Gaststättengewerbe deutlich“, stellt Stelzer fest.
Mit insgesamt 6.253 Arbeitsangeboten im Bestand, stieg dieser im Vergleich zum Vormonat um 173 Stellen (2,8 Prozent) und im Vergleich zum Vorjahr um 2.322 Stellen (+ 59,1 Prozent) an.
Die Vermittlungsfachkräfte im gemeinsamen Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit und der Jobcenter hatten im Berichtsmonat 1.277 neue Suchanfragen nach Arbeitskräften von Arbeitgebern entgegengenommen. Das waren 541 Stellenzugänge mehr als im Vormonat sowie 334 Stellen oder 35,4 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.
IAB-Arbeitsmarktbarometer: Arbeitslosigkeit sinkt deutlich, Beschäftigung steigt weiter
Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist im Februar kräftig gestiegen. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) liegt bei 104,4 Punkten und damit deutlich im positiven Bereich. Der Zeitraum der dem Barometer zugrundeliegenden Befragung endete Mitte Februar, daher sind mögliche Auswirkungen der Kriegshandlungen in der Ukraine noch nicht abgebildet. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer verbessert sich im Februar um 1,8 Punkte. Nach den starken Rückgängen seit Sommer 2021 ist dies der zweite Anstieg in Folge. „Die vor dem russischen Angriff auf die Ukraine befragten Arbeitsagenturen erwarteten, dass die Arbeitslosigkeit in den nächsten Monaten deutlich sinken wird. Mit der Perspektive auf eine wirtschaftliche Erholung nach der Delta- und Omikron-Welle verbesserte sich auch die Einschätzung der Aussichten für den Arbeitsmarkt“, so ein Experte des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“.
„Die Corona-Krise ist am regionalen Arbeitsmarkt lediglich noch durch die aktuell leicht steigenden Zahlen der Anzeigen auf Kurzarbeit in der Region Main-Rhön zu spüren. Es zeichnen sich deutliche positive Trends in der Arbeitslosigkeit sowie am Stellenmarkt ab. Dies betrifft u.a. die Reisebranche, das verarbeitende Gewerbe, den Handel sowie das Gesundheits- und Sozialwesen. Die Auswirkungen der Kriegshandlungen in der Ukraine lassen sich derzeit noch nicht seriös einschätzen“, fasst Stelzer zusammen.