Der Arbeitsmarkt im Februar
Der Kälteeinbruch Anfang Februar ließ den regionalen Arbeitsmarkt unbeeindruckt
In den meisten Jahren sind zwischen den beiden Monaten Januar und Februar keine großen Schwankungen auf dem Arbeitsmarkt zu verzeichnen. In den letzten drei Jahren war, wie auch in diesem Februar, bereits wieder eine leicht positive Tendenz zu verzeichnen. Trotz des Kälteeinbruchs Anfang des Monats konnte ein leichter Abbau der Arbeitslosigkeit erreicht werden. Im Februar 2023 waren in der Region Main-Rhön 8.444 Menschen arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vormonat war dies ein Rückgang von 147 Personen (- 1,7 Prozent). Die Arbeitslosenquote lag bei 3,4 Prozent. Im Vergleich mit dem Januar entsprach dies einem Minus von 0,1 Prozentpunkten. „Der leichte Rückgang der Arbeitslosigkeit ist erfreulich für den Wintermonat. Trotz der gestiegenen Energie- und Materialkosten sowie der hohen Inflation, zeigte sich am Arbeitsmarkt der Region Main-Rhön eine verhalten positive Tendenz. So ist der Personalbedarf der regionalen Betriebe weiterhin hoch. Schon aus diesem Grund tendieren die Betriebe zur Überbrückung von kurzfristigen Auftragsflauten erfahrungsgemäß eher zum Instrument der Kurzarbeit und damit zum Erhalt der Belegschaft. Dies ließ die Anzeigen auf Kurzarbeit im Berichtsmonat auch in unserer Region wieder leicht ansteigen. Der regionale Arbeitsmarkt entwickelte sich, trotz des Kälteeinbruchs Anfang des Monats, positiv, bewertet Thomas Stelzer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Schweinfurt, die aktuelle Situation.
Im Februar war einiges an Bewegung am Arbeitsmarkt zu erkennen. Dies spiegelte sich im Zugang aus Beschäftigung und bei den Arbeitsaufnahmen wider. So meldeten sich 764 Menschen in Erwerbstätigkeit ab, während sich 842 Personen arbeitslos meldeten.
Im Vergleich zum Februar des Vorjahres sind, mit einem Plus von 663 Personen (+ 8,5 Prozent), mehr Menschen arbeitslos gemeldet. Damals waren 7.781 Menschen arbeitslos. Die Arbeitslosenquote lag bei 3,1 Prozent. Bei einer Differenzierung der Arbeitslosen nach Kunden der Agentur für Arbeit und der Jobcenter ergibt sich folgendes Bild: Während die Zahl der Arbeitslosen in der Arbeitslosenversicherung (Agentur für Arbeit, Rechtskreis SGB III) um 81 Personen (-1,8 Prozent) auf aktuell 4.299 arbeitslos gemeldete Menschen zurückging, stieg sie in der Grundsicherung (Jobcenter/ Rechtskreis SGB II; ab 01.01.2023: „Bürgergeld“) um 744 Personen (+ 21,9 Prozent), auf aktuell 4.145 arbeitslos gemeldete Menschen, an.
Die Zahl derjenigen Menschen, welche von Langzeitarbeitslosigkeit (Personen, die ein Jahr oder länger durchgehend arbeitslos sind) betroffen waren, war in beiden Rechtskreisen (SGB III und SGB II) im Vergleich zum Vorjahr rückläufig. So verringerte sich die Anzahl der Personen um 49 (- 7,1 Prozent) in der Arbeitslosenversicherung (Agentur für Arbeit, Rechtskreis SGB III) und um 72 (- 4,2 Prozent) in der Grundsicherung (Jobcenter/ Rechtskreis SGB II).
Noch mitten in der Corona-Krise, im Februar 2021, waren deutlich mehr Menschen arbeitslos. Damals waren 9.370 Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen. Die Arbeitslosenquote lag zum damaligen Zeitpunkt bei 3,7 Prozent.
Arbeitslose Anzahl absolut | Arbeitslosen- Qute | Veränderung in %-Punkten zum Vormonat | Veränderung in %-Punkten zum Vorjahr | |
AA Schweinfurt | 8.444 | 3,4 % | -0,1 | +0,3 |
Stadt Schweinfurt | 1.870 | 6,6 % | -0,4 | +0,6 |
Lkr. Schweinfurt | 1.840 | 2,8 % | +/-0,0 | +0,4 |
Lkr. Bad Kissingen | 1.928 | 3,4 % | +/-0,0 | +0,3 |
Lkr. Rhön-Grabfeld | 1.298 | 2,9 % | +/-0,0 | +0,1 |
Lkr. Haßberge | 1.508 | 3,1 % | +/-0,0 | +0,4 |
Arbeitslosigkeit bei Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit
Die absolute Zahl der Arbeitslosen mit ausländischer Staatsangehörigkeit ist gegenüber dem Vorjahresmonat um rund 848 Personen (+ 57,3 Prozent) auf insgesamt 2.327 Personen im Februar gestiegen. Damit liegt der Anteil der Ausländer an den Arbeitslosen bei 27,6 Prozent. Noch vor einem Jahr lag der Anteil bei 19 Prozent.
Der große Anstieg ist fast ausschließlich auf Geflüchtete aus der Ukraine zurückzuführen. Im Februar waren in der Agentur für Arbeit und in den Jobcentern der Region Main-Rhön 711 Personen aus der Ukraine arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Januar waren dies 60 arbeitslose Geflüchtete weniger. Ende Februar 2022, also kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, wurden 27 arbeitslose Staatsangehörige aus der Ukraine in der Region Main-Rhön gezählt. Diese Zahl hat sich bis dato um 684 Personen erhöht. Seit Juni 2022 können Geflüchtete aus der Ukraine bei Hilfebedürftigkeit Leistungen der Grundsicherung für Arbeitsuchende beantragen.
Der Großteil dieser Personengruppe sind Frauen (483 Personen). Ein wesentlicher Grund dafür dürfte sein, dass ukrainische Männer im wehrfähigen Alter von 18 bis 60 Jahren seit Ausbruch des Krieges einer Ausreisesperre unterliegen, die nur in Ausnahmefällen ausgesetzt werden kann. In der Personengruppe der Jugendlichen (15 bis unter 25 Jahre) waren im Berichtsmonat 41 Geflüchtete arbeitslos gemeldet.
Die Unterbeschäftigungsquote lag im Februar bei 4,5 Prozent. Im Vorjahr lag diese noch bei 4,0 Prozent. Diese beinhaltet neben den arbeitslosen Menschen beispielsweise auch Personen in Weiterbildungen oder in Sprach- sowie Integrationskursen. Da diese Menschen während einer Teilnahme einer Fördermaßnahme dem Arbeitsmarkt vorübergehend nicht zur Verfügung stehen, gelten sie nicht als arbeitslos. Ursache für den deutlichen Anstieg der Unterbeschäftigung war zum großen Teil die Entwicklung der Teilnehmerzahlen an Sprach- und Integrationskursen. Im Februar 2023 waren dies 1.043 Teilnehmende. Dabei handelte es sich überwiegend um ukrainische Geflüchtete. Im Februar vor einem Jahr waren es lediglich 386 Teilnehmende.
„Bevor geflüchtete Menschen jedoch die Potenziale ausschöpfen können, die der regionale Arbeitsmarkt bietet, stand zunächst die humanitäre Versorgung, die Suche nach einer Unterkunft und unter Umständen die Notwendigkeit einer Kinderbetreuung im Vordergrund. Tatsächlich gelingt immer wieder ein Einstieg in den Arbeitsmarkt auch mit reduzierten Deutschkenntnissen. Eine nachhaltige Integration in die deutsche Gesellschaft und den Arbeitsmarkt erfordert allerdings auch persönliche Anstrengungen. Hierbei werden die Absolventinnen und Absolventen der Integrationskurse von den Jobcentern intensiv unterstützt werden. In einer aktuellen Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung gaben 34 Prozent Geflüchtete aus der Ukraine an, nach Kriegsende wieder zurückkehren zu wollen, 27 Prozent waren sich nicht sicher und 37 Prozent können sich vorstellen, mehrere Jahre oder länger in Deutschland zu bleiben“, so Stelzer.
Anzeigen der Betriebe auf Kurzarbeit sanken stark im Vergleich zum Vorjahr und liegen deutlich unter dem Niveau der Corona-Krise
Die Zahl der Betriebe bzw. Abteilungen, welche für ihre Arbeitnehmer Kurzarbeit angezeigt hatten, stieg im Februar gegenüber dem Vormonat leicht auf 95 Betriebe (+ 23 Betriebe) an. Die Anzahl der betroffenen Arbeitnehmer stieg ebenfalls auf 1.415 (+ 630 Arbeitnehmer) an. Vor einem Jahr waren die Zahlen deutlich höher.
„Das Niveau, zurzeit und direkt nach der Corona-Krise, wird aber bei weitem nicht wieder erreicht. Im Februar 2022 waren es noch 628 Betriebe bzw. Abteilungen mit 7.182 Beschäftigten, für welche damals Kurzarbeit angezeigt wurde. Dies war mehr als das Sechsfache an Betrieben und das Fünffache an Beschäftigten“, erklärt Stelzer.
Deutlich mehr Stellenmeldungen als im Vormonat
Jobsuchende konnten in diesem Monat auf einen Bestand von 6.313 freien Stellen zurückgreifen. Im Vergleich zum Februar 2022 waren dies 60 Stellenausschreibungen (+ 1,0 Prozent) mehr. Im Berichtsmonat nahmen die Vermittlungsfachkräfte im gemeinsamen Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit und der Jobcenter 967 neue Stellenangebote an. Dies waren 271 Stellen (+ 38,9 Prozent) mehr als im Vormonat. Allerdings 310 Stellen (- 24,3 Prozent) weniger als im Februar 2022.
„Die Dynamik bei den neu gemeldeten Stellen nimmt im Berichtsmonat wieder spürbar zu. Das Allzeithoch des Stellenbestandes mit 6.921 Stellen, im August 2022, konnte allerdings noch nicht wieder erreicht werden“, berichtet Stelzer.
Das IAB-Arbeitsmarktbarometer festigt den Aufwärtstrend
Das IAB-Arbeitsmarktbarometer verzeichnet mit 0,4 Punkten den vierten Anstieg in Folge und liegt im Februar bei 103,3 Punkten. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) verbleibt damit deutlich über der neutralen Marke von 100 und zeigt eine positive Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes an. „Durch die Registrierung der ukrainischen Geflüchteten war die Arbeitslosigkeit im vergangenen Jahr vorübergehend angestiegen, aber mit der zunehmenden Integration in Arbeit geht es jetzt mehr und mehr in die andere Richtung“, so ein Experte des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“.
„Laut einer aktuellen Ifo-Umfrage lässt eine durchgreifende Entspannung in der Industrie noch auf sich warten. Die Lieferprobleme nehmen allmählich ab, der Materialmangel in der Industrie geht langsam zurück. Im Februar berichteten 45,4 Prozent der Firmen über Engpässe, die niedrigste Zahl seit April 2021, wie das Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo meldete. Da sich die Energiekosten ebenfalls stabilisiert haben, ist die Lage inzwischen nicht mehr so dynamisch und dramatisch, wie noch im letzten Quartal 2022 zu befürchten war. Auch wird der Bedarf der Unternehmen aus den konjunkturunabhängigen Branchen, wie der öffentlichen Verwaltung, dem Gesundheits- und Sozialwesen, dem Bereich Unterricht und Erziehung, der Dienstleistungsbranche etc. weiterhin bestehen bleiben. In einzelnen Betrieben werden Stellen durch Geflüchtete besetzt werden können. Es ist zu erwarten, dass wir weiterhin in der Region Main-Rhön bei der Arbeitslosenquote ein stabiles Niveau beibehalten werden, sofern sich die Rahmenbedingungen nicht dramatisch ändern werden“, fasst Stelzer zusammen.