Der Arbeitsmarkt in der Region Main-Rhön im Jahr 2022

Stabiler Arbeitsmarkt trotz der Belastungen durch diverse Krisen

30.01.2023 | Presseinfo Nr. 7

Pressemitteilung

Nr.007 / 2023  –  25.01.2023

Der Arbeitsmarkt in der Region Main-Rhön im Jahr 2022

Stabiler Arbeitsmarkt trotz der Belastungen durch diverse Krisen

„Der Arbeitsmarkt in der Region Main-Rhön 2022 verzeichnete historische Rekordwerte: Die Zahl der Erwerbstätigen erreichte mit 179.176 Personen ein Allzeithoch. Der Stellenbestand verzeichnete mit 6.583 offenen Stellen einen erneuten Höchststand. Die unterjährig erfreulich niedrige Inanspruchnahme des Kurzarbeitergeldes und die im Jahresdurchschnitt um 0,1 Prozentpunkte rückläufige Arbeitslosenquote waren angesichts vielfältiger Herausforderungen im Jahr 2022 nicht zu erwarten gewesen“, fasst Stelzer das Geschehen am Arbeitsmarkt zusammen.

Ganz im Gegenteil. Der Arbeitsmarkt erholte sich weiter von den Auswirkungen der Corona Pandemie und eilte von Monat zu Monat zu neuen Rekordwerten, obwohl die anhaltenden Lieferengpässe, der Ukrainekrieg und in Folge die Energiekrise die heimische Wirtschaft auf eine Belastungsprobe stellten.

Die jahresdurchschnittliche Arbeitslosenquote lag mit 7.836 Personen bei 3,2 Prozent. Sie startete im Januar mit 3,2 Prozent und sank bis zum Mai auf 2,9 Prozent, wonach sie im Jahresverlauf bis zum Dezember wieder Schritt für Schritt auf den Jahresausgangswert von 3,2 Prozent anstieg.

Allerdings hat die Kurzarbeit im Vergleich zum Vorjahr deutlich abgenommen. Waren im Zeitraum Januar bis August 2022 lediglich rund 16.700 Personen von Kurzarbeit betroffen, so waren es 2021, im gleichen Zeitraum, mit 85.000 Personen deutlich mehr.

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung erreichte mit 179.176  Personen ein Allzeithoch. Starke Zuwächse in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, im Vergleich zum Vorjahr, hatten insbesondere die Bereiche der technischen und wissenschaftlichen Dienstleistungen (plus 338 Personen), die Öffentliche Verwaltung (plus 321Personen) sowie das Verarbeitende Gewerbe (plus 253 Personen), zu verzeichnen.

Auch beim Bestand der offenen Stellen verzeichnete die Agentur für Arbeit Schweinfurt mit 6.583 eine nie da gewesene Nachfrage nach Arbeitskräften. Diese lag mit 1.511 Stellenangeboten über dem Jahresdurchschnittswert von 2021. Im Jahr 2019 (Vorjahr der Corona-Pandemie) wurden der Agentur im Jahresdurchschnitt 4.991 Stellen gemeldet.

Leichter Rückgang der Arbeitslosenquote auf 3,2 Prozent im Jahresdurchschnitt

Im Jahresdurchschnitt waren 7.836 Menschen arbeitslos gemeldet. Es wurden 274 Personen bzw. 3,4 Prozent weniger im Vergleich zum Vorjahr gezählt. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote lag mit 3,2 Prozent weiterhin auf einem niedrigen Wert und verringerte sich in 2022 um 0,1 Prozentpunkte.

Vom Rückgang der Arbeitslosigkeit waren die Kunden von der Arbeitsagentur und der Jobcenter unterschiedlich betroffen. In der Agentur für Arbeit Schweinfurt (im Bereich der Arbeitslosenversicherung) waren 3.903 Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen, dies entsprach einem Rückgang von 724 Personen (minus 30,0 Prozent). In den Jobcentern (umgangssprachlich Hartz IV) waren 3.934 Personen arbeitslos gemeldet. Dies entsprach einem Zuwachs von 450 Personen (plus 12,9 Prozent), der ursächlich auf die aus der Ukraine geflüchteten Menschen zurückzuführen war.

Ein positives Zeichen war die Reduzierung der Anzahl der Langzeitarbeitslosen (Menschen, die ein Jahr und länger arbeitslos gemeldet waren) im Vergleich zum Vorjahr um 217 Personen (minus 8,6 Prozent).

„Hocherfreulich ist allerdings, dass die Arbeitslosigkeit der 656 Jugendlichen (Personengruppe: 15 bis unter 25 Jahre), mit einer Quote von 2,4 Prozent, die niedrigste seit der Wiedervereinigung im Jahre 1990 war“, betont Stelzer.

Die flexible Inanspruchnahme des Instruments der Kurzarbeit verhinderte den Anstieg der Arbeitslosenzahlen erneut

Seit Jahresbeginn 2022 wurde von 373 Betrieben für insgesamt 4.337 Arbeitnehmer Kurzarbeit angezeigt (2021: 1.191 Betrieben für 10.800 Arbeitnehmer; 2020: 4.143 Betriebe für 55.850 Arbeitnehmer). Nachdem die monatliche Zahl der Neuanzeigen sich seit Januar kontinuierlich verringert hatte, stieg diese ab Juni geringfügig bis zum Jahresende an. In unserer Region betraf dies hauptsächlich das Verarbeitende Gewerbe sowie die Branche Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen.

Aktuelle Hochrechnungen unserer amtlichen Statistik zur tatsächlich realisierten Kurzarbeit der regionalen Unternehmen liegen uns bis zum Monat August vor. Demnach wurde im August für 18 Betriebe und 204 Beschäftigte Kurzarbeitergeld abgerechnet. Im Vergleich zum August 2021 waren dies 505 Betriebe weniger, verbunden mit einem deutlichen Rückgang von 2.558 betroffenen Arbeitnehmern. In 2022 lag der durchschnittliche Arbeitsausfall rein rechnerisch für jeden kurzarbeitenden Mitarbeiter bei 31,9 Prozent. Das Jahr startete mit dem Höchstwert von 4.092 kurzarbeitenden Mitarbeitern im Januar. Bis zum August sank diese Anzahl Schritt für Schritt auf 204 von Kurzarbeit betroffenen Personen. Die Statistik weist eine sog. Kurzarbeiterquote aus. Diese berechnet sich als Verhältnis aus der Zahl der Personen in Kurzarbeit, bezogen auf die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Mit dem gewährten Kurzarbeitergeld konnte rein rechnerisch im Jahresdurchschnitt für knapp 870 Beschäftigte Arbeitslosigkeit abgewendet werden.

„In 2022 waren nach Betriebsgröße die Kleinstbetriebe (bis 19 Beschäftigte) mit rund 84 Prozent am stärksten von Kurzarbeit betroffen. Damit hilft das Instrument Kurzarbeit insbesondere den Kleinstbetrieben, eine schwierige wirtschaftliche Situation zu überbrücken“, teilt Stelzer mit.

Im Agenturbezirk Schweinfurt wurden den Arbeitgebern für ihre Arbeitnehmer 2022 insgesamt 11,6  Millionen Euro (Bayern: 615 Millionen; Bund: 3,226 Milliarden) an Kurzarbeitergeld und Sozialversicherungsbeiträgen erstattet. Erneut bewährte sich das Instrument der Kurzarbeit in einer Krise“, bewertet Stelzer die aktuelle Lage.

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung erreichte mit 179.176 Personen einen historischen Höchststand

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung belief sich auf 179.176 Personen (Stand Juni 2022, dem letzten Quartalsstichtag der Beschäftigungsstatistik). Gegenüber dem Vorjahr war das eine Zunahme um 1.867 Personen (plus 1,1 Prozent). Trotz der vielfältigen Herausforderungen am Arbeitsmarkt konnte damit die sozialversicherungspflichte Beschäftigung seit Gründung der Bundesrepublik einen neuen historischen Höchststand erreichen.

Der demografische Wandel macht sich von Jahr zu Jahr stärker bemerkbar. Gut jeder dritte Beschäftigte (35,6 Prozent bzw. 63.723 Personen) war mindestens 50 Jahre alt und scheidet voraussichtlich in den nächsten 15 Jahren aus dem Erwerbsleben aus. Nur gut jeder Zehnte (11,2 Prozent; 20.082 Personen) ist jünger als 25 Jahre.

Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten ausländischen Mitbürger stieg im vergangenen Jahr überproportional an (+ 12,2 Prozent bzw. + 1.722 Personen). Rein rechnerisch gesehen ging nahezu der gesamte Beschäftigungsaufbau auf das Konto dieser Personengruppe.

Absolut betrachtet gab es die stärkste Zunahme in der Branche „öffentliche Verwaltung, Verteidigung sowie Sozialversicherung“ (plus 320 Personen oder plus 3,6 Prozent). Am ungünstigsten war dagegen die Entwicklung bei der Erbringung von „Finanz- und Versicherungsdienstleistung“ (minus 147 Personen oder minus 4,0 Prozent).

„Zwar bremsen Inflation, steigende Zinsen und der Krieg in der Ukraine das Wirtschaftswachstum aus, dennoch war in nahezu allen Wirtschaftsbereichen ein Beschäftigungsaufbau zu beobachten. Zu erwarten ist, dass auch zukünftig in der Region Main-Rhön ein höherer Bedarf an gut ausgebildeten Fach- und Arbeitskräften bestehen wird, da unter anderem die sogenannte Babyboomer-Generation (Jahrgänge 1957 bis 1969) in den kommenden Jahren das Renteneintrittsalter erreichen wird. Ohne Migration hätte es im vergangenen Jahr nahezu kein Beschäftigungswachstum gegeben“, so Stelzer.

Bestand mit 6.583 offenen Stellen im Jahresdurchschnitt erreichte ein Allzeithoch

Der durchschnittliche Bestand lag mit 6.583 offenen Stellen um 1.511 Stellen über dem Wert des Vorjahres (plus 29,8 Prozent). Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 war der aktuelle durchschnittliche Stellenbestand um 1.592 Stellen höher (plus 31,9 Prozent).

Am Arbeitsmarkt zeigte sich ein Ungleichgewicht zwischen nachgefragten und angebotenen Qualifikationsniveaus. So waren im Jahresdurchschnitt 3.845 Personen auf der Suche nach einem Helferjob, dem gegenüber standen lediglich 1.442 gemeldete Helferstellen. Im Gegenzug suchten 2.610 Personen mit Berufsabschluss nach einer neuen Anstellung und konnten dabei aus 3.826 Stellenangeboten für Fachkräfte  auswählen. Ähnlich verhielt es sich bei den Spezialisten bzw. Experten (817 Arbeitslose zu 1.315 Stellenausschreibungen)

Ausblick 2023

„Die unterschiedlichsten wirtschaftlichen Auswirkungen der verschiedenen Krisen in 2022 sind noch nicht endgültig überwunden. Zusätzlich beeinflussen die bekannten Herausforderungen, wie der strukturelle und demographische Wandel sowie die Digitalisierung den Arbeitsmarkt. Der Arbeitskräftebedarf bleibt auch 2023 eines der zentralen Themen am Arbeitsmarkt der Region Main-Rhön. Der limitierende Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen wird es sein, ob es gelingt, die notwendigen Arbeitskräfte zu gewinnen. Hierfür ist es erforderlich, dass alle Akteure am Arbeitsmarkt das inländische Potential wie z.B. Arbeitslose, stille Reserve, Geringqualifizierte heben und die Zuwanderung als Chance nutzen. Weiterbildung und Qualifizierung können den Beschäftigten, in den vom Strukturwandel betroffenen Branchen, neue Perspektiven bieten. Für das Jahr 2023 stehen für die Region Main-Rhön über 15 Millionen Euro bereit, um die Qualifizierung von Arbeitslosen und Beschäftigten zu fördern. Auch der Ausbildungsmarkt bietet den jungen Menschen zahlreiche Möglichkeiten. Unsere Berufsberaterinnen und Berufsberater werden wieder die Jugendlichen beim Übergang von der Schule in die Ausbildung tatkräftig unterstützen“, gibt Stelzer einen Ausblick auf den Arbeitsmarkt 2023.