Tradition und Fürsorge ermöglichen Zukunft: Konsumgenossenschaft Hagenow eG im Landkreis Ludwigslust-Parchim ausgezeichnet
Von Dömitz bis Boizenburg betreibt die Konsumgenossenschaft Hagenow eG 18 Filialen, die Lebensmittel, Getränke und Non-Food-Produkte anbieten. 335 Mitarbeitende setzen auf verlässliche Versorgung im ländlichen Raum. 15 Auszubildende erwerben derzeit das Rüstzeug, um ihre berufliche Heimat in der Region und vor allem in der Genossenschaft zu finden. „Wir haben seit der Wende 270 junge Menschen ausgebildet. 70 davon sind heute in unseren Filialen tätig und tragen dazu bei, dass der Generationswechsel im Unternehmen gelingt. Etliche unserer jungen Nachwuchskräfte übernehmen schnell Verantwortung - zum Beispiel als Filialleitung“, betont Stephanie Goltz vom Vorstand des regionalen Einzelhandelsunternehmen. Der Konsum hat eine lange Tradition. Schon immer habe der Fokus auf einer guten Ausbildung gelegen. Dafür engagiert sich das Unternehmen enorm: Weiterbildungen, Kostenübernahme für das Azubi-Ticket, bereitgestellte Arbeitsmaterialien, Schulgeld, ständige Betreuung durch Ausbildungsleiterin Katrin Jungbluth, Mitarbeiterrabatte, flexible Arbeitszeiten und damit Familienfreundlichkeit, Unterstützung beim Corona-bedingten Online-Unterricht - Mark-Philipp Pölsel ist richtig stolz, beim Konsum lernen zu können. Der 20-Jährige hatte über einen Minijob die Filiale in Wittenburg kennengelernt. „Ich habe mich vom ersten Tag an sehr wohl gefühlt. Schnell war der Entschluss klar: Hier möchte ich meine Ausbildung machen. Ich freue mich über alles, was ich lernen kann und profitiere von den Erfahrungen in der Praxis.“ Als ‚erste Adresse für Ausbildung im ländlichen Raum‘ bezeichnete Agenturchef Guntram Sydow die Konsumgenossenschaft. Ein schönes Kompliment angesichts der großen Zahl von knapp 6.000 Unternehmen im zweitgrößten Landkreis der Bundesrepublik. Vorstand Heiko Wauschkuhn wünscht sich gern noch mehr Bewerbungen, auch für den Ausbildungsbeginn in diesem Jahr. Nicht alle seien geeignet. Doch dank verschiedener Förderungen wie der assistierten Ausbildung, der Einstiegsqualifizierung oder der Qualifizierung in Beschäftigung gelinge es, Potenziale für gute Ausbildung auszuschöpfen. Die Übernahmequote zeige, dass es läuft. Auf eine Übernahme nach seiner Ausbildung hofft auch Nico Mundt. Er hatte sich nach der Schule zunächst in der Metallbranche, der Altenpflege und im Lager ausprobiert und ist jetzt im ersten Ausbildungsjahr zum Kaufmann Büromanagement. „Das macht mir Spaß. Ich habe meinen Platz gefunden“, sagt der junge Mann, der als Rehabilitand durch einen Bildungsträger besondere Zuwendung genießt. Für ihn und Mark-Philipp Pölsel steht fest: Die Konsumgenossenschaft Hagenow ist ihr Unternehmen.
Ausbildung mit Biss: Zahnarztpraxis Dr. Ronald Heinze erhält Ehrung in der Landeshauptstadt Schwerin
„Mal ordentlich die Fresse polieren“ oder „Ausbildung mit Biss“ sind Werbeslogans für den Berufsnachwuchs in der Zahnarztpraxis. Dr. Ronald Heinze aus der Landeshauptstadt Schwerin spricht junge Menschen selbst an: auf TikTok, auf Instagram und mit einer interessanten Homepage. Und der Dentist, dessen Praxis seit 20 Jahren Patienten behandelt und oft zu einem schönen Lächeln verhilft, spricht viel mit seinen Auszubildenden. Denn die lernen insbesondere in der Praxis. „Fachkräfte fallen bekanntermaßen nicht vom Himmel. Unternehmen müssen mehr selbst ausbilden. Das lohnt sich: Eigene Azubis sind perfekt eingearbeitet und kennen die Strukturen. Gemeinsam ein optimales Ergebnis zu erreichen, zu einem guten Team zusammenzuwachsen, gelingt bei der täglichen Arbeit.“ Denn in seinem Studium wurden Fähigkeiten wie pädagogische Methodik, Personalführung, Recruiting und Ausbildungsinhalte für die Zahnmedizinischen Fachkräfte nicht vermittelt. Hier hat Dr. Ronald Heinze in den vergangenen 20 Jahren seit Eröffnung seiner Praxis selbst jede Menge gelernt. Sein Wissen, gepaart mit Offenheit, Freundlichkeit und Innovation kommt an. Das bestätigen zwei der bislang insgesamt zehn Auszubildenden, die aktuell in der Praxis lernen. Anar Kenifde kam 2017 aus Syrien, absolvierte die neunte und zehnte Klasse in Schwerin und fand über eine Einstiegsqualifizierung den Weg in die Praxis. „Das hat super viel Spaß gemacht, ich habe alle Bereiche kennengelernt und bin sehr dankbar für die Unterstützung, die ich hier bekomme“, sagt die 20-Jährige. Sie trägt ein Kopftuch. Kein Problem für ihren Chef, der im Handumdrehen ein Sprachcoaching organisierte, damit Anar schnell die Sprache ihrer Patienten lernt. Ihr und allen anderen Azubis steht neben dem Zahnarzt auch Schwester Sophie jederzeit zur Seite. „Die Arbeit ist abwechslungsreich. Mir macht es Freude, mit Menschen zu arbeiten. Es ist ein schönes Gefühl, wenn Patienten mit gesunden Zähnen die Praxis verlassen“, meint Anar. Laura Schwarzstein hat mit der Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachkraft ebenfalls ihren Traumberuf gefunden. Die 32-Jährige stammt aus Lettland, ist Mutter zweier Kinder und kann ihren Berufsstart in Teilzeit vollziehen. Das empfindet sie als enormen Vorteil. „Die Herausforderungen in der Praxis sind spannend. Ich fühle mich hier sehr gut aufgehoben.“ Das Erfolgsrezept von Dr. Ronald Heinze für eine tolle Ausbildung hat sich bewährt. Strukturierte Einarbeitung, ein Firmen-Messanger, ein Onboarding-Video, Lernangebote begleitend zur Berufsschule, Zusammenhalt im Team - Ausbildungsstellenvermittlerin Eileen Tappendorf hat Dr. Ronald Heinze gern für die Auszeichnung vorgeschlagen. Als Scout der Arbeitsagentur ist sie mit den Ausbildungsbetrieben in Schwerin bestens vertraut. „Ich bin begeistert, dass es auch in einer kleinen Praxis so bemerkenswerte Initiativen gibt, um junge Menschen zu motivieren und ihnen tolle Perspektiven zu ermöglichen.“
Wer hier lernt, hat Schwein: Schlachtbetrieb Möllin ist Preisträger im Landkreis Nordwestmecklenburg
40 Auszubildende haben das Fleischerhandwerk im Schlachtbetrieb Möllin seit 1995 erlernt. Das inhabergeführte Unternehmen zählt zu den bedeutendsten Betrieben der Branche im Land. Knapp zwei Drittel aller Schlachtschweine Mecklenburg-Vorpommerns kommen aus dem kleinen Ort nahe Gadebusch. 32 Mitarbeitende und fünf Auszubildende sorgen dafür, das insgesamt rund 20.000 Schweine, Rinder und Schafe für die Weiterverarbeitung zur Verfügung stehen. Hausgemachte Leberwurst, Salami, Bierschinken und vor allem die beliebten Spanferkel liefert der Schlachtbetrieb aus oder verkauft seine selbst produzierten Waren in eigenen Läden. Für die verantwortungsvollen Tätigkeiten, zu denen auch der Partyservice gehört, wurde immer der eigene Berufsnachwuchs generiert. Und das möchte Inhaber Frank Speck auch künftig tun. Zum Ausbildungsstart im Herbst dieses Jahres wünscht er sich gern weitere zwei bis drei junge Menschen, die den Beruf des Fleischers bei ihm lernen oder im Verkauf tätig werden möchten. „Gute Arbeitskräfte waren immer Mangelware. Wir sind schon stolz, so viele Fachkräfte ausgebildet zu haben“, sagt Martina Speck, die ihrem Mann seit Jahrzehnten auch im Betrieb die Treue und vor allem den Rücken frei hält. Sie schätzt die Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit, vor allem mit dem Arbeitgeber-Service: Diese sei unkompliziert und eine wirkliche Unterstützung. Denn Familie Speck hat auch Jugendlichen die Betriebstüren geöffnet, die mehr Unterstützung brauchten. Zwölf Mal gelang es mit assistierter Ausbildung und Einstiegsqualifizierung, Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen und berufliche Perspektiven zu eröffnen. Das Unternehmen kümmert sich zudem um Wohnraum und stellt einen Pkw als Shuttle zum Berufsschulstandort in Ludwigslust. „Das ist eine stolze Bilanz gerade für den ländlichen Raum, in dem es nicht immer leicht ist, interessierte Jugendliche für Tätigkeiten zu gewinnen, die nicht jeder mit einem Traumberuf gleichsetzt“, sagte Guntram Sydow bei einem Vor-Ort-Besuch. Der Schweriner Agenturchef lobte das Engagement des mittelständischen Unternehmens: Von Mund-zu-Mund-Propaganda über Berufsmessen, die Teilnahme am Girls'Day und Angeboten zur Ferienarbeit bis hin zu einem großen Maß an Geduld, auch Menschen mit Migrationshintergrund oder denen, die einfach länger in der Berufsschule brauchen, eine Chance zu geben, reichen die Bemühungen des Schlachtbetriebes Möllin, um für das ehrenwerte Fleischerhandwerk ausreichend Nachwuchs auszubilden. Marcel Langpap, Fleischermeister und seit kurzem auch Fleischsommelier, schloss 2005 im Unternehmen von Frank Speck seine Lehre ab. Er zeigt, dass hier Karriere möglich ist. Als Ausbildungsleiter bringt er den Jüngeren sein Know-how bei. Zum Beispiel der 20-jährigen Annabel Johansson, die im Sommer ihre Ausbildung erfolgreich abschließen und durchaus im Unternehmen bleiben möchte. „Das Arbeitsklima stimmt, deshalb macht die Arbeit auch Spaß. Körperlich fordert mich der Job, ein Fitness-Studio brauche ich nicht“, sagt die junge Frau, die im Nachbardorf zu Hause ist. „Wir freuen uns sehr über Berufsnachwuchs aus der Region. Kurze Wege zum Betrieb sind ein Stück Lebensqualität. Das macht vieles einfacher“, sagt Frank Speck. Sein Unternehmen wurde von Guntram Sydow mit dem Ausbildungszertifikat 2021 im Landkreis Nordwestmecklenburg geehrt.