Behindert? Beeinträchtigt? Oder einfach nur besonders? Für Markus Rehm, vierfacher Goldmedaillengewinner bei Paralympics, Weltrekordler und mehrfacher Weltmeister im Weitsprung und der Sprintstaffel behinderter Sportler, ist die Antwort eine einfache: „Besonderheit ist etwas Spezielles, zumeist ein positives Merkmal, welches typisch für einen Menschen ist.“ Und ja: Markus Rehm ist besonders: Als 14-Jähriger verlor er in Folge eines Unfalls beim Wakeboarden seinen rechten Unterschenkel. „Ich fühlte mich meiner Identität beraubt. Als ich einen Schwerbehindertenausweis bekam, fand ich das gar nicht richtig.“ Mit dieser Einstellung setzte der überaus aktive Markus Rehm seine Aktivitäten fort und kämpfte sich nicht nur zurück, sondern bis auf die höchsten Podeste, die Sportler betreten können.
Heute arbeitet der 33-Jährige – neben dem Leistungssport – als Orthopädietechniker-Meister. Und er trägt seine Botschaft in die Gesellschaft. Jetzt war Markus Rehm Gast beim Inklusions-Talk der Schweriner Arbeitsagentur. Vor mehr als 50 ausgesprochen Vertretern von Arbeitgebern, die Menschen mit Behinderung oder Beeinträchtigung berufliche Chancen eröffnen, warb der Spitzensportler für eine einfachere und bessere Teilhabe von immerhin rund einem Zehntel der deutschen Bevölkerung. Denn so viele Menschen müssen ihren Alltag mit einem Handicap meistern. „Ich möchte vor allem jungen Menschen eine Perspektive aufzeigen, mit ihrer Situation besser zurecht zu kommen."
In Westmecklenburg suchen aktuell 1.150 Menschen mit einer Behinderung eine Arbeit. Demgegenüber stünden 6.300 offene Stellen – der Fachkräftemangel zeigt sich mit voller Wucht. Für mehr als 800 sogenannte Pflichtarbeitsplätze zahlten Unternehmen allerdings eine Ausgleichsabgabe, anstatt beispielsweise mit der Arbeitsagentur nach Lösungen für Beschäftigung zu suchen. „Das ist ein absolutes Dis-Match“, schätzt Guntram Sydow, Chef der Bundesagentur für Arbeit in Schwerin, ein. Dass es anders geht, bestätigte Michael Nowack. Er ist Geschäftsführer der ZAGAPU gGmbH, einem Tochterunternehmen von Dreescher Werkstätten und Lewitzwerkstätten. „Von unseren 22 Beschäftigten haben acht eine Behinderung. Dank der Fördermöglichkeiten gelingt es wirklich gut, diesen Menschen eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Ich kann allen nur empfehlen, sich beraten zu lassen und alle nur denkbaren Möglichkeiten der Unterstützung zu nutzen.“
Über das Portfolio an Fördermöglichkeiten informierten Karola Grube vom Integrationsamt und Elko Beyer, Reha-Berater bei der Arbeitsagentur. Möglich sind unter anderem verschiedene Leistungen an Arbeitgeber, eine behindertengerechte Einrichtung von Arbeitsplätzen oder die Minderung außergewöhnlicher Belastungen. „Gestärkt in Arbeit“ – dieses Motto befürwortet auch Matthias Crone. Der Bürgerbeauftragte des Landes Mecklenburg-Vorpommern betonte den Wert von Teilhabe. „Es geht um das Ermöglichen, nicht um das Verhindern.“ Crone war zum vierten Mal Gast des Inklusions-Talks der Arbeitsagentur. „Unser gemeinsames Werben für alle Möglichkeiten der Unterstützung sind gut für den regionalen Arbeitsmarkt. Sie sind vor allem gut für die Menschen.“