Im Juni sind 16.425 Männer und Frauen im Bezirk der Arbeitsagentur Schwerin arbeitslos gemeldet. Das sind 1.497 mehr als im Mai und 345 weniger als im Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 6,8 Prozent (MV: 7,1 Prozent).
Zum Sommerbeginn ist die Zahl der Arbeitslosen in Westmecklenburg angestiegen, auch wenn sich an den konjunkturellen Perspektiven nichts grundlegend ändert. Ursächlich ist der Ukraine-Effekt, das heißt die Ukraine-Flüchtlinge - überwiegend Frauen mit Kindern. Seit dem 1. Juni werden Ukrainer*innen einheimischen Arbeitslosen und anerkannten Asylbewerbern gleichgestellt. Sie können Hartz-IV-Leistungen erhalten und werden durch die Jobcenter betreut. „Die angespannte und unsichere Kriegs- und Krisensituation ist für uns alle kaum zu ertragen. Die Folgen spüren wir, die Betroffenen aber noch sehr viel intensiver. Begleitet von persönlichen Verlusten, Ängsten, aber hoffentlich auch mit der Zuversicht, dass dieser Krieg ein baldiges Ende findet. Eine enorme Kraftanstrengung, die den Betroffenen aber einen sicheren Aufenthalt und gute Unterstützung geben wird“, erklärt Guntram Sydow, Chef der Schweriner Arbeitsagentur.
Der Bundesrat hatte am 20. Mai 2022 beschlossen, dass die Geflüchteten ab dem 1. Juni 2022 Anspruch auf Leistungen der Grundsicherung durch die Jobcenter haben. Die Jobcenter in Westmecklenburg haben sich frühzeitig und intensiv auf diesen Termin und die daraus resultierenden Herausforderungen vorbereitet und eingestellt. Sie beraten und unterstützen beim Eintritt in den Arbeits- oder Ausbildungsmarkt. In einem ersten Schritt erhalten die geflüchteten Menschen bei Bedarf Unterstützung bei der Suche nach einer Kinderbetreuung, beim Spracherwerb sowie bei der Anerkennung von Schul- und Berufsabschlüssen. Danach sind Unterstützung bei der Vermittlung in Beschäftigung, Qualifizierung und Weiterbildung möglich. Ziel ist es, die Menschen ihrer Ausbildung entsprechend zu vermitteln.
Aktuell sind 1.614 Ukrainer*innen als arbeitslos gemeldet und erfüllen die Voraussetzungen für eine Betreuung durch das Jobcenter. Im Laufe der Zeit werden mehr hinzukommen. Für alle, die vor dem 1. Juni registriert worden sind, gilt für die rechtzeitige Antragstellung eine Übergangsfrist bis zum 31. August 2022. Bis dahin haben diese Geflüchteten Zeit, sich bei ihrem regionalen Jobcenter zu melden. Eine nahtlose Leistungsgewährung ist somit sichergestellt, da die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz weitergezahlt werden, bis das Jobcenter übernimmt. Eine Abrechnung erfolgt gegebenenfalls innerhalb der Behörden, die Menschen erhalten ab 1. Juni die vollen Leistungen, auch rückwirkend. Dennoch ist eine zeitnahe Meldung wichtig, um z. B. auch gesetzliche Krankenkassenleistungen in Anspruch nehmen zu können. Für alle, die sich ab dem 1. Juni registrieren lassen, ist eine umgehende Antragstellung beim Jobcenter erforderlich, weil der Übergangszeitraum in diesen Fällen nicht gilt.
In die Arbeitslosenstatistik geht nur ein, wer dem Arbeitsmarkt uneingeschränkt zur Verfügung steht und schnell eine Beschäftigung aufnehmen kann. Wegen Sprach- und Integrationskursen oder Qualifizierungsmaßnahmen weiß Sydow, dass nicht sofort alle erwerbsfähigen Ukrainer*innen darunterfallen. Aber er rechnet damit, „dass ca. 50 bis 60 Prozent eine Arbeit aufnehmen wollen“. Die anderen können es aus gesundheitlichen Gründen nicht oder sind durch Kinderbetreuung gebunden. „Wir gehen bisher davon aus, dass zwei Drittel der Geflüchteten keine Deutschkenntnisse haben und ein Drittel über rudimentäre Kenntnisse verfügt“, so der Agenturchef. „Diese Kenntnisse werden in den meisten Fällen nicht ausreichen, um im Dienstleistungsbereich sofort einen Arbeitsplatz zu besetzen.“ Wer noch Kurse absolviert und nicht sofort eine Arbeit aufnehmen kann, gilt als arbeitssuchend (aktuell 2.673 Ukrainer*innen). Chancen auf dem Arbeitsmarkt werden den vorwiegend ukrainischen Frauen vor allem in den Bereichen Pflege, Erziehung, Gesundheit, Hotel und Gastronomie sowie in der IT eingeräumt.
Entwicklung in der Grundsicherung
Die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende lag in den drei Westmecklenburger Jobcentern im Juni bei 22.363. Gegenüber dem Vorjahresmonat ist dies ein Rückgang von 329 Personen (- 1,5 Prozent) und gegenüber dem Vormonat eine Zunahme von 1.909 Menschen (9,3 Prozent). In der Grundsicherung für Arbeitsuchende waren im Westen Mecklenburgs 11.408 Menschen arbeitslos gemeldet, 647 (6,0 Prozent) mehr, als ein Jahr zuvor.
Kurzarbeitergeld
Im Juni haben insgesamt 13 Unternehmen für 93 Mitarbeiter*innen Kurzarbeit angezeigt. Ob die Unternehmen Kurzarbeit tatsächlich in Anspruch genommen haben, zeigt sich erst mit Zeitverzug, denn die Betriebe haben eine Frist von drei Monaten, Kurzarbeit für ihre Arbeitnehmer*innen abzurechnen. Die Auswertung für den Monat Februar 2022 liegt aktuell vor: Für 3.926 Beschäftigte wurde in 785 Betrieben tatsächlich Kurzarbeitergeld abgerechnet (Kurzarbeiter-Quote: 2,4 Prozent).
Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit
Im Juni sind insgesamt 1.639 Jugendliche unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Das sind 4 oder 0,2 Prozent junge Frauen und Männer mehr als im Juni 2021. Die aktuelle Arbeitslosenquote beträgt für diesen Personenkreis 7,9 Prozent.
Ausbildungsmarkt
In der gegenwärtigen Situation ist es besonders wichtig, die Fachkräftebasis in Deutschland zu stärken. Die duale Ausbildung ist der Motor zur Fachkräftegewinnung. In mehr als 320 dual zu erlernenden Ausbildungsberufen können Jugendliche ihre individuellen Stärken und Talente nutzen und entwickeln, um dann in eine Zukunft mit vielfältigen Karriere- und Entwicklungsmöglichkeiten zu starten.
„Mit dem Ausbildungsvertrag in der Tasche in die Sommerferien zu gehen, vermittelt eine große Sicherheit. Allen denjenigen, die so wenige Wochen vor den Ferien noch ohne Vertrag dastehen, empfehle ich, keine Zeit mehr verstreichen zu lassen und sich aktiv um eine Ausbildung zu bemühen. Wer eine Berufsausbildung anstrebt und bis jetzt noch nichts Passendes gefunden hat, sollte sich rasch bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur melden“, empfiehlt Sydow. „Derzeit haben wir noch 1.599 freie und attraktive Ausbildungsstellen verschiedenster Branchen im Angebot.“ Termine bei der Berufsberatung können unter der kostenfreien Service-Rufnummer 0800 4 5555 00 (Montag-Freitag von 8 bis 18 Uhr) vereinbart werden. Die Schweriner Arbeitsagentur bietet daneben umfangreiche digitale Angebote und individuelle Videoberatungen an. Diese eignen sich insbesondere für länger dauernde Beratungen, oder auch, wenn Eltern bei einem Gespräch mit dabei sein möchten, denn sie sind für die Jugendlichen wichtige Partner bei der Berufswahl.
Seit Oktober 2021 meldeten sich insgesamt 1.992 junge Frauen und Männer bei der Berufsberatung als Bewerber*in um einen Ausbildungsplatz. Im gleichen Zeitraum wurden 2.858 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet. Gegenwärtig sind bei der Schweriner Arbeitsagentur noch 1.599 freie Ausbildungsplätze gemeldet - ihnen stehen allerdings nur 1.049 noch unversorgte Bewerber*innen gegenüber. Rein rechnerisch kommen damit auf 100 unbesetzte Berufsausbildungsstellen 66 unversorgte Bewerber*innen.
TOP FÜNF der unbesetzten Ausbildungsplätze
Verkäufer/in: 132
Kaufmann/-frau im Einzelhandel: 124
Fachkraft - Lagerlogistik: 68
Maschinen- und Anlagenführer/-in.: 56
Koch/Köchin: 55
„Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass viele der offenen Ausbildungsstellen nicht besetzt werden können“, so der Agenturchef. „Insbesondere für die personalintensive Dienstleistungsbranche ist dies fatal, denn hinter jeder gemeldeten Lehrstelle steht auch ein Personalbedarf. Kann ein Ausbildungsplatz nicht besetzt werden, muss die Suche auf anderen Wegen weitergehen. Potenziale erschließen sich etwa im Bereich der Langzeitarbeitslosen, älterer Arbeitsloser, Alleinerziehender oder auch Jugendlicher aus dem Ausland.“
Gemeldete Stellen
„Im Juni“, so der Agenturchef, „wurden dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service Westmecklenburg 1.083 freie Stellen auf dem ersten Arbeitsmarkt gemeldet. Zahlreiche neue Einstiegsmöglichkeiten bieten sich insbesondere im Bereich der Zeitarbeit, im verarbeitenden Gewerbe, im Gesundheits- und Sozialwesen, in der öffentlichen Verwaltung, im Gastgewerbe und im Handel. Aktuell sind 6.501 zu besetzende freie Arbeitsstellen in unserem Bestand - 840 oder 14,8 Prozent mehr, als im Juni 2021. „Es wird immer unwahrscheinlicher, dass Bewerber*innen wie das eine fehlende Puzzlestück ins Unternehmen passen. Betriebe können ihre Chancen erhöhen, wenn sie sich hier noch flexibler zeigen und für Weiterbildungsmöglichkeiten offen sind. Unsere Mitarbeiter*innen aus dem Arbeitgeber-Service kommen dazu gerne ins Unternehmen und stellen diese Möglichkeiten moderner Personalentwicklung näher vor“, ergänzt Sydow.
Auf einen Blick - Entwicklung in der Landeshauptstadt Schwerin
Jun 22 | Veränd. zum VJ in Prozent | Mai 22 | Jun 21 | |
Arbeitslosenquote in Prozent | 9,8 | 0,5 | 8,4 | 9,3 |
Arbeitslose | 4.770 | 4,3 | 4.110 | 4.573 |
darunter SGB III | 1.013 | - 14,1 | 1.063 | 1.179 |
darunter SGB II | 3.757 | 10,7 | 3.047 | 3.394 |
darunter Jugendliche | 557 | 3,7 | 435 | 537 |