Zum Sommerbeginn ist die Zahl der Arbeitslosen in Westmecklenburg leicht zurückgegangen. Im Juni sind 16.851 Männer und Frauen im Bezirk der Arbeitsagentur Schwerin arbeitslos gemeldet. Das sind 216 weniger als im Mai und 426 mehr als im Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 6,9 Prozent (MV: 7,4 Prozent).
„Im Juni ist die Arbeitslosigkeit im Westen Mecklenburgs höher als vor einem Jahr. Das liegt aktuell allerdings nicht mehr am Zustrom ukrainischer Kriegsflüchtlinge“, so Guntram Sydow, Leiter der Schweriner Arbeitsagentur.
Seit dem 1. Juni 2022 werden Ukrainer*innen - überwiegend Frauen mit Kindern - einheimischen Arbeitslosen und anerkannten Asylbewerbern gleichgestellt. Sie können Grundsicherungsleistungen erhalten und werden durch die Jobcenter betreut. Die Westmecklenburger Jobcenter hatten sich frühzeitig und intensiv auf diesen Termin und die daraus resultierenden Herausforderungen vorbereitet und eingestellt. Aktuell sind 1.339 Ukrainer*innen als arbeitslos gemeldet und erfüllen die Voraussetzungen für eine Betreuung durch das Jobcenter; im Juni 2022 lag ihre Zahl bei 1.614“. Für alle, die vor dem 1. Juni registriert worden sind, galt für die rechtzeitige Antragstellung eine Übergangsfrist bis zum 31. August 2022. Bis dahin hatten diese Geflüchteten Zeit, sich bei ihrem regionalen Jobcenter zu melden.
Gründe für den Anstieg der Erwerbslosen im Vorjahresvergleich sieht Sydow u. a. in der MV-Werften-Insolvenz (Standort: Wismar) Anfang 2022 sowie erfolgten Betriebsschließungen im Landkreis Ludwigslust-Parchim. Die verloren gegangenen Arbeitsplätze sind noch nicht in vollem Umfang wieder neu entstanden. Zudem sind die Stellenmeldungen rückläufig. „Wir beobachten weiterhin eine gewisse Zurückhaltung der Unternehmen bei der Einstellung von neuen Arbeitskräften. Deutlich wird dies z.B. bei den Stellenangeboten, die bei uns registriert wurden. Natürlich bilden die bei der Arbeitsagentur gemeldeten Stellen nicht das komplette Angebot ab. Kein Unternehmen ist verpflichtet, seine Stellen in der Jobbörse der Bundesagentur zu registrieren. Trotzdem können wir an diesen Zahlen eine Tendenz ablesen und die spricht für eine Zurückhaltung, vielleicht auch für eine gewisse Unsicherheit der Unternehmen bei der Neueinstellung von Mitarbeitern“, so Sydow.
Kurzarbeitergeld
Im Juni haben insgesamt 10 Unternehmen für 231 Mitarbeiter*innen Kurzarbeit angezeigt. Ob die Unternehmen Kurzarbeit tatsächlich in Anspruch genommen haben, zeigt sich erst mit Zeitverzug, denn die Betriebe haben eine Frist von drei Monaten, Kurzarbeit für ihre Arbeitnehmer*innen abzurechnen. Die Auswertung für den Monat Februar 2023 liegt aktuell vor: Für 229 Beschäftigte wurde in 27 Betrieben tatsächlich Kurzarbeitergeld abgerechnet (Kurzarbeiter-Quote: 0,1 Prozent).
Die Sonderregelungen für den Bezug von Kurzarbeitergeld laufen heute - 30. Juni 2023 - aus. Der erleichterte Zugang zum Kurzarbeitergeld wurde vom Gesetzgeber aufgrund der Corona-Folgen und dann wegen unterbrochener Lieferketten sowie der Auswirkungen steigender Energiepreise beschlossen. Während der Pandemie konnte so die Beschäftigung gesichert werden. Insgesamt ist die Inanspruchnahme wieder stark gesunken.
Zum 1. Juli 2023 gelten für den Bezug von Kurzarbeitergeld deshalb wieder die Voraussetzungen, die vor der Pandemie galten. Dann müssen wieder mindestens 30 Prozent der Beschäftigten in einem Betrieb von einem Arbeitsausfall betroffen sein, bis Ende Juni sind es 10 Prozent in Verbindung mit einem Arbeitsausfall von mehr als 10 Prozent. Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeiternehmer können nicht mehr über die Kurzarbeit unterstützt werden. Zudem müssen Betriebe ab Juli 2023 zuerst wieder negative Arbeitszeitsalden aufbauen, bevor das Kurzarbeitergeld gezahlt werden kann. Das bedeutet, dass Betriebe ab Juli 2023 sowohl bei erstmaligem als auch bei weiterhin bestehenden Arbeitsausfällen wieder Minusstunden aufbauen müssen. Ist dies ausgeschöpft, kann für darüberhinausgehende Arbeitsausfälle das Kurzarbeitergeld gezahlt werden. Dafür muss eine Regelung im Betrieb bestehen, die den Aufbau von Minusstunden im Rahmen eines Arbeitszeitkontos zulässt.
Entwicklung in der Grundsicherung
Die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende lag in den drei Westmecklenburger Jobcentern im Juni bei 22.487. Gegenüber dem Vorjahresmonat ist dies ein Rückgang von 79 Personen (0,3 Prozent). In der Grundsicherung für Arbeitsuchende waren 11.184 Menschen arbeitslos gemeldet, 224 (2 Prozent) weniger als ein Jahr zuvor.
Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit
Im Juni 2023 sind insgesamt 1.556 Jugendliche unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Das sind 83 junge Frauen und Männer oder 5,1 Prozent weniger als im Juni 2022 und 32 bzw. 2,0 Prozent weniger als im Mai. Die aktuelle Arbeitslosenquote beträgt für diesen Personenkreis 7,3 Prozent.
Ausbildungsmarkt
Es ist und bleibt besonders wichtig, die Fachkräftebasis in Deutschland zu stärken. Die duale Ausbildung ist der Motor zur Fachkräftegewinnung. In mehr als 300 dual zu erlernenden Ausbildungsberufen können Jugendliche ihre individuellen Stärken und Talente nutzen und entwickeln, um dann in eine Zukunft mit vielfältigen Karriere- und Entwicklungsmöglichkeiten zu starten.
„Mit dem Ausbildungsvertrag in der Tasche in die Sommerferien zu gehen, vermittelt eine große Sicherheit. Allen, die so kurz vor den Ferien noch ohne Vertrag dastehen, empfehle ich, keine Zeit mehr verstreichen zu lassen und sich aktiv um eine Ausbildung zu bemühen. Wer eine Berufsausbildung anstrebt und bis jetzt noch nichts Passendes gefunden hat, sollte sich rasch bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur melden“, empfiehlt Sydow. „Derzeit haben wir noch 1.415 freie und attraktive Ausbildungsstellen verschiedenster Branchen im Angebot.“ Den unbesetzten betrieblichen Ausbildungsstellen stehen aktuell 1.018 noch unversorgte Bewerber*innen gegenüber.“
Termine bei der Berufsberatung können unter der kostenfreien Service-Rufnummer 0800 4 5555 00 (Montag-Freitag von 8 bis 18 Uhr) vereinbart werden. Die Schweriner Arbeitsagentur bietet daneben umfangreiche digitale Angebote und individuelle Videoberatungen an. Diese eignen sich insbesondere für länger dauernde Beratungen, oder auch, wenn Eltern bei einem Gespräch mit dabei sein möchten, denn sie sind für die Jugendlichen wichtige Partner bei der Berufswahl.
Seit Oktober 2022 meldeten sich insgesamt 2.118 junge Frauen und Männer bei der Berufsberatung als Bewerber*in um einen Ausbildungsplatz. Im gleichen Zeitraum wurden insgesamt 2.649 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet.
TOP FÜNF - unbesetzte Ausbildungsplätze:
• Verkäufer/-in: 151
• Kaufmann/-frau im Einzelhandel: 116
• Fachkraft Lagerlogistik: 65
• Maschinen- und Anlagenfahrer/-in: 47
• Handelsfachwirt/-in: 47
TOP FÜNF - unversorgte Bewerber*innen:
• Verkäufer/-in: 96
• Kaufmann/-frau im Einzelhandel: 55
• Kaufmann/-frau - Büromanagement: 54
• Kfz.mechatroniker/-in - PKW-Technik: 52
• Fachlagerist/in: 32
„Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass viele der offenen Ausbildungsstellen nicht besetzt werden können“, so der Agenturchef. „Kann ein Ausbildungsplatz nicht besetzt werden, muss die Suche auf anderen Wegen weitergehen. Potenziale erschließen sich etwa im Bereich der Langzeitarbeitslosen, älterer Arbeitsloser, Alleinerziehender oder auch Jugendlicher aus dem Ausland.“
Gemeldete Stellen
Im Juni wurden dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service Westmecklenburg 1.010 freie Stellen auf dem ersten Arbeitsmarkt gemeldet: 73 oder 6,7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Seit Jahresbeginn wurden bisher insgesamt 5.668 Arbeitsstellen gemeldet - 594 oder 9,5 Prozent weniger als im Vorjahresvergleich. Aktuell sind 5.520 zu besetzende freie Arbeitsstellen in unserem Bestand - 981 oder 15,1 Prozent weniger, als im Juni 2022. Neu gemeldete Einstiegsmöglichkeiten bieten sich insbesondere im Bereich der Zeitarbeit, im Handel, im verarbeitenden Gewerbe, in der öffentlichen Verwaltung, im Gesundheits- und Sozialwesen, im Gast- und Baugewerbe.
„Es wird immer unwahrscheinlicher, dass Bewerber*innen wie das eine fehlende Puzzlestück ins Unternehmen passen. Betriebe können ihre Chancen erhöhen, wenn sie sich hier noch flexibler zeigen und für Weiterbildungsmöglichkeiten offen sind. Unsere Mitarbeiter*innen aus dem Arbeitgeber-Service kommen dazu gerne ins Unternehmen und stellen diese Möglichkeiten moderner Personalentwicklung näher vor“, ergänzt Sydow.
Auf einen Blick - Entwicklung in der Landeshauptstadt Schwerin
Jun 23 | Veränd. zum VJ in % | Mai 23 | Jun 22 | |
Arbeitslosenquote in % | 9,3 | -0,5 p. P. | 9,3 | 9,8 |
Arbeitslose | 4.648 | -2,6 | 4.643 | 4.770 |
darunter SGB III | 1.235 | 21,9 | 1.214 | 1.013 |
darunter SGB II | 3.413 | -9,2 | 3.429 | 3.757 |
darunter Jugendliche | 465 | - 16,5 | 466 | 557 |