Gemeinsam mit Siegbert Eisenach, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Schwerin sowie Peter Todt, Geschäftsbereichsleiter Aus- und Weiterbildung der IHK zu Schwerin und Julia Hünemörder, Abteilungsleiterin Berufsbildung/Prüfungswesen der Handwerkskammer Schwerin (HWK) zieht die Schweriner Arbeitsagentur heute die traditionelle Bilanz des abgelaufenen Berufsberatungsjahres in Westmecklenburg. Wie hat sich vom 1. Oktober 2022 bis zum 30. September 2023 die Situation auf dem Ausbildungsmarkt entwickelt?
170 unvermittelte Bewerber*innen (2022: 137; + 33 I 24,1 Prozent) und 394 unbesetzte Ausbildungsstellen (2022: 388; + 6 I 1,5 Prozent) - das ist die Bilanz des aus-laufenden Berufsberatungsjahres. „Rein rechnerisch kommen auf 100 unbesetzte betriebliche Ausbildungsstellen 43 unvermittelte Jugendliche“, erklärt Guntram Sydow, Leiter der Schweriner Arbeitsagentur. Die Zahl der gemeldeten Bewerber*innen (2.361) ist mit insgesamt 116 bzw. 5,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Die Zahl der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsplätze liegt unter dem Vorjahresniveau (- 168 bzw. - 5,6 Prozent). Insgesamt wurden der Schweriner Arbeitsagentur seit Oktober letzten Jahres 2.823 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet. Es klafft auch in diesem Jahr eine große Lücke zwischen der Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen auf der einen Seite und den jugendlichen Bewerbern auf der anderen - eine komfortable Situation für die Jugendlichen. Für die Firmen allerdings wird die Lage immer herausfordernder.
„Trotz vieler globaler Herausforderungen und Unwägbarkeiten - Krisen, Wirtschaftsabschwung, steigende Zinsen und Inflation - hat der Ausbildungsmarkt in Westmecklenburg seine Stabilität unter Beweis gestellt. Ohne das Engagement aller Ausbildungsmarktpartner wäre dies nicht möglich gewesen. Unser gemeinsames Anliegen bestand immer darin, negative Auswirkungen der Krisen auf den Ausbildungsmarkt und damit auf die Zukunft junger Menschen so weit wie möglich zu verhindern. Das ist bis dato besser gelungen, als es viele erwarteten“, so Sydow. „Eines bleibt auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt unverändert: Der hohe Bedarf an Fachkräften. Deshalb ist und bleibt es extrem wichtig, dass die Unternehmen Westmecklenburgs auch weiterhin in den ‚Königsweg‘ der Fachkräftesicherung - die ‚Ausbildung‘ - investieren“, unterstreicht Sydow. Der Agenturchef ist sich sicher, dass sich die Zahl der Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz in den nächsten Tagen und Wochen noch ein Stück weit reduziert, denn ein Einstieg in die laufende Berufsausbildung ist auch nach dem offiziellen Start des Ausbildungsjahres noch möglich. „Einige werden auf frei gewordene Lehrstellen nachrücken oder aber im Rahmen unseres ‚Langzeitschnupperpraktikums‘, der sogenannten Einstiegsqualifizierung, in einem Betrieb anfangen. Die Zahl der freien Lehrstellen wird dennoch auf dem hohen Niveau verbleiben. Wir müssen daher weiterhin alles daran setzen, alle Potenziale an ausbildungsfähigen und ausbildungswilligen Frauen und Männern in der Region zu er-schließen. Nutzen Sie unsere vielfältigen Unterstützungsangebote, die wir im Be-reich ‚Ausbildung‘ bereithalten - von der Einstiegsqualifizierung bis hin zur assistierten Ausbildung!", appelliert Sydow in diesem Zusammenhang an alle Personalverantwortlichen im Westen Mecklenburgs.
Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Schwerin: Zahl der Ausbildungsberufe auf Vor-Corona-Niveau
Die Vorbereitung des neuen Berufsausbildungsjahres im IHK-Bezirk Westmecklenburg (Nordwestmecklenburg, Schwerin, Ludwigslust-Parchim) ist weitgehend abgeschlossen und die Berufsschulen haben mit der Ausbildung des ersten Ausbildungsjahres begonnen. Die Anzahl der Ausbildungsverträge ist solide und entspricht dem Niveau der vergangenen Jahre.
Im Bezirk der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin wurden 1.261 Ausbildungsverträge in 93 verschiedenen Ausbildungsberufen für das neue Ausbildungsjahr abgeschlossen. Das ist auf dem gleichen Niveau wie 2022 und liegt über dem Vor-Corona-Jahr 2019. Darunter befinden sich auch 120 Ausbildungsverträge mit ausländischen Jugendlichen aus 32 verschiedenen Nationalitäten.
„Wir bedanken uns bei allen IHK-Ausbildungsunternehmen für die gute und enge Zusammenarbeit bei der Gewinnung der jungen Auszubildenden. Auf vielen Messen und Berufsstartertagen konnten die Ausbildungsangebote präsentiert werden“, betonte Siegbert Eisenach, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Schwerin.
„Neben dem Handel als traditionell stärksten Ausbildungsbereich (26,4 Prozent), ist die Metall- und Elektrotechnik mit 20,0 Prozent zunehmend eine stabile Säule der Berufsausbildung. Aber auch die neuen Ausbildungsberufe des Gastgewerbes legen mit 10,9 Prozent wieder zu.
„Besonders erfolgreich war die Arbeit der IHK-Ausbildungsbotschafter. Aktuell sind 23 Ausbildungsbotschafter für die IHK zu Schwerin aktiv. Alle Ausbildungsbotschafter sind selber Auszubildende in den IHK-Ausbildungsunternehmen. Sie werden von ihren Ausbildungsunternehmen freigestellt und in der IHK für die Aufgabe vorbereitet. Aus dem eigenen Erleben heraus und mit jugendlicher Sprache können sie viel besser für die Ausbildung werben. Diesen jungen Menschen danken wir sehr für ihr Engagement“, so Eisenach weiter.
„Und jetzt startet der Endspurt. Über individuelle Nachvermittlungen sollen bisher noch Unentschlossene für eine Ausbildung gewonnen werden. Nicht jeder Jugendliche, der eine Berufsvorbereitungsmaßnahme begonnen hat, muss in dieser bleiben. Die IHK zu Schwerin kann mit ihren Ausbildungspartnern noch Ausbildungsangebote unterbreiten und bietet auch kurzfristig und unkompliziert Beratungen an“, so Eisen-ach abschließend.
Über die IHK-Ausbildungskampagne #JetztKönnenLernen erfahren die Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern, dass die eigene Zukunft hervorragend in den IHK-Ausbildungsunternehmen der Region gestaltet werden kann.
Ausbildungshotline der IHK zu Schwerin:
Telefon: 0385 5103-400
E-Mail: beruf@schwerin.ihk.de
Ausbildungssituation im Handwerkskammerbezirk Schwerin zum Stichtag 30. September 2023
Zum Ausbildungsbeginn 2023 verzeichnete das Handwerk des Kammerbezirks Schwerin einen Anstieg der neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse (2023: 751 neue Lehrverträge I 2022: 705 neue Lehrverträge) um rund 6,5 Prozent. Somit haben wir das Vor-Corona-Niveau wieder erreicht.
„Wir sind sehr froh, dass die Abschlüsse der Lehrverträge wieder den Stand vor der Corona-Situation erreicht haben. Das aktive Werben der Betriebe und unsere intensive Begleitung durch die Projekte der Handwerkerschule und die passgenaue Besetzung im Bereich Nachwuchsgewinnung haben sich gelohnt“, so Julia Hünemörder,
Abteilungsleiterin Berufsbildung der Handwerkskammer Schwerin. „Auch jetzt macht es noch immer Sinn, sich zu bewerben. Wer nach diesem anstrengenden Schuljahr noch mit leeren Händen dasteht, sollte jetzt persönliches Engagement zeigen. Wir empfehlen jungen Menschen, direkt auf die Betriebe zuzugehen und nach einem Ausbildungsplatz zu fragen. Viele Handwerksbetriebe sind da sehr offen und pragmatisch. Auch unsere Kammer hilft jederzeit gerne mit Beratung und Vermittlung“, ergänzt Hünemörder.
Die Handwerkskammer Schwerin zählt zum Stichtag 30. September 2023 insgesamt 751 neu eingetragene Ausbildungsverhältnisse, davon sind 750 mit Hand-werksbetrieben abgeschlossen worden. Außerbetriebliche Ausbildungsverhältnisse wurden demnach nur einmal abgeschlossen (2022: 2 Verträge). Zuwächse sind ins-besondere in den Berufen Maler- und Lackierer/in, Anlagenmechaniker/-in Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Tischler/in sowie Kraftfahrzeugmechatroniker/-in zu verzeichnen. Rückgänge gibt es bei den Kosmetiker/-innen, Zerspannungsmechaniker/-innen und Uhrmacher/-innen.
Trotz der positiven Bilanz sind auch in diesem Jahr noch Ausbildungsplätze im Kammerbezirk Schwerin unbesetzt geblieben. In der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Schwerin waren am 30. September noch 86 Angebote (2022: 102) gelistet. Die meisten freien Stellen davon beinhalten die Berufe Dachdecker/-in, Friseur/-in, und Anlagenmechaniker/-in Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik.
83,5 Prozent der neuen Auszubildenden sind männlich. Mit 15,8 Prozent ist der weibliche Anteil an den Auszubildenden leicht gesunken (Vorjahr 16,8 Prozent).
Der größte Teil der Auszubildenden verfügt über einen Schulabschluss der mittleren Reife - 61,2 Prozent (2022: 56,9 Prozent), der Anteil der Absolventen mit Berufsreife beträgt 20,1 Prozent (2022: 20,80 Prozent). Der Anteil der Abiturienten erreicht 13,3 Prozent (2022: 12,4 Prozent). Die Anzahl der Auszubildenden mit Förderschulabschluss/ohne Abschluss ist mit 4,6 Prozent (2022: 4,8 Prozent) leicht gesunken. 1,3 Prozent der Abschlüsse sind im Ausland erworben und nicht zuzuordnen.
Insgesamt befinden sich zum Stichtag 30. September über alle Lehrjahre 2.289 (Vorjahr 2.064) Auszubildende im Handwerk des Kammerbezirkes Schwerin in der Ausbildung, das sind 10,9 Prozent mehr als zu diesem Zeitpunkt im Vorjahr. Von den 2.289 Lehrverträgen wurden 84 von Azubis mit Migrationshintergrund aus 16 Ländern abgeschlossen (3,7 Prozent). Der Großteil dieser Azubis stammt aus Syrien (1,3 Prozent), Russland, Iran, Polen und vereinzelt aus der Ukraine (0,2 Prozent).
Sydow sagte abschließend: „Die bisher schon bei uns gemeldeten Ausbildungsstellen für 2024 stimmen mich zuversichtlich. Ich möchte daher insbesondere auch diejenigen ansprechen, die im kommenden Jahr ihr Abitur machen: Wir wissen, dass das Thema ‚Studien- und Berufswahl‘ nach dem Abitur nicht immer einfach ist. Da-her ist es sinnvoll, sich über alle Alternativen zu informieren. Wichtig ist mir, dass dabei - neben einem möglichen Studium - auch die beruflichen Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten einer betrieblichen Ausbildung oder eines dualen Studi-ums bedacht werden. Denn es gibt in Westmecklenburg eine große Zahl interessanter und hochwertiger Ausbildungsberufe, die attraktive Karrierechancen eröffnen - ob Mediengestalter/in in einer Werbeagentur, Fachinformatiker/in in einem Hand-werksbetrieb oder E-Commerce-Kaufmann/-frau in einem Handelsunternehmen. Deshalb bitte ich an dieser Stelle darum: Beschäftigen Sie sich bereits jetzt intensiv mit diesem Thema! Nutzen Sie auch unsere Selbsterkundungsprogramme sowie die breite Palette unserer Online-Angebote (siehe INFO II), die bequem von zuhause genutzt werden können und vereinbaren Sie vor allem Gesprächstermine mit Ihrer/Ihrem Berufsberater/in - persönlich, telefonisch oder per Videochat! Je früher Sie aktiv werden, desto größer sind Ihre Chancen, den Traumberuf in der Heimat zu realisieren.“
Info I
Einen Beratungstermin - auch zu den Unterstützungsmöglichkeiten - bei der Berufsberatung können Jugendliche unter der kostenfreien Service-Rufnummer 0800 4 5555 00 bzw. per Mail: Schwerin.Berufsberatung@arbeitsagentur.de vereinbaren.
Für die Meldung zusätzlicher Ausbildungsplätze, bei Fragen zur Einstiegsqualifizierung (EQ) oder der Assistierten Ausbildung (AsA) wenden Personalverantwortliche sich direkt an ihre/n persönliche/n Ausbildungsstellenvermittler/in.
Info II - Online-Angebote für Jugendliche
Unter der Rubrik „Schule, Ausbildung und Studium“ der Homepage www.arbeitsagentur.de finden Jugendliche das kostenlose und eignungsdiagnostisch fundierte Erkundungstool „Check-U“. Es hilft dabei, Berufe zu finden, die zu den eigenen Interessen und Fähigkeiten passen. Informationen zu über 3.000 Berufen bieten das Filmportal www.berufe.tv und die Seite www.berufenet.arbeitsagentur.de. Die kostenfreie App „AzubiWelt“ ermöglicht u. a. die komfortable und personalisierte Suche nach freien Ausbildungsstellen direkt am Smartphone. Schüler*innen, die einen Hauptschulabschluss oder einen mittleren Schulabschluss anstreben, finden im Portal www.planet-beruf.de Reportagen und Interviews sowie Material rund um die Themen „Ausbildungssuche“, „Berufswahl“ und „Bewerbung“.