Die konjunkturelle Flaute hinterlässt Schrammen am deutschen Arbeitsmarkt. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung nehmen zu, Beschäftigung wächst nur noch wenig und die gemeldete Arbeitskräftenachfrage ist nach wie vor rückläufig. Dennoch sieht es auf dem Arbeitsmarkt im Westen Mecklenburgs solide aus. Das liegt unter anderem daran, dass viele Firmen auch in schwierigen Zeiten alles daransetzen, ihre Fachkräfte auch bei Auftragsflauten und Kostenproblemen zu halten. „Im Dezember steigt gewöhnlich - saisonbedingt - die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat November an. Mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote um 0,2 Prozentpunkte - ist der Anstieg saisontypisch. Dies ist in den aktuellen Zeiten und all den damit verbundenen Unsicherheiten grundsätzlich eine sehr positive Nachricht. Der Westmecklenburger Arbeitsmarkt zeigt sich daher weiterhin robust“, so der Chef der Arbeitsagentur, Guntram Sydow.
Die Arbeitslosenzahlen im Bezirk der Schweriner Arbeitsagentur sind gegenüber dem Vormonat um 370 oder 2,2 Prozent auf 17.355 angestiegen. Im Dezember liegt die Arbeitslosenquote in Westmecklenburg bei 7,1 Prozent (MV: 8,0 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Arbeitslosen um 1.206 oder 7,5 Prozent gestiegen.
Kurzarbeitergeld
Im Dezember haben insgesamt 9 Unternehmen für 272 Mitarbeiter*innen Kurzarbeit angezeigt. Ob die Unternehmen Kurzarbeit tatsächlich in Anspruch genommen haben, zeigt sich erst mit Zeitverzug, denn die Betriebe haben eine Frist von drei Monaten, Kurzarbeit für ihre Arbeitnehmer*innen abzurechnen. Die Auswertung für den Monat August 2023 liegt aktuell vor: Für 182 Beschäftigte wurde in 14 Betrieben tatsächlich Kurzarbeitergeld abgerechnet (Kurzarbeiter-Quote: 0,1 Prozent).
Entwicklung in der Grundsicherung
Die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende lag in den drei Westmecklenburger Jobcentern im Dezember bei 22.344. Gegenüber dem Vorjahresmonat ist dies ein Rückgang von 85 Personen (-0,4 Prozent). In der Grundsicherung für Arbeitsuchende waren 11.093 Menschen arbeitslos gemeldet, 428 (4,0 Prozent) mehr als ein Jahr zuvor. Aktuell sind 1.269 Ukrainer*innen arbeitslos gemeldet; im Dezember 2022 lag ihre Zahl bei 1.285.
Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit
Im Dezember sind insgesamt 1.651 Jugendliche unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Das sind 51 junge Leute oder 3,2 Prozent mehr als im November und 167 bzw. 11,3 Prozent mehr als im Dezember 2022.
Gemeldete Stellen
Krisenzeiten bremsen die Arbeitskräftenachfrage auch in Westmecklenburg. "Vor dem Hintergrund der aktuellen Unsicherheiten lässt der neu gemeldete Personalbedarf fortlaufend nach", erklärt der Agenturchef.
Im Dezember wurden dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service Westmecklenburg 799 freie Stellen auf dem ersten Arbeitsmarkt gemeldet: 16 oder 2,0 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Dennoch bieten sich in Westmecklenburg zahlreiche Einstiegsmöglichkeiten - insbesondere im Bereich der Zeitarbeit, im verarbeitenden Gewerbe, im Gesundheits- und Sozialwesen, im Handel. Aktuell sind 4.795 zu besetzende freie Arbeitsstellen in unserem Bestand: 882 oder 15,5 Prozent weniger als im Dezember 2022. Der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften in Westmecklenburg liegt - trotz aller Zurückhaltung - auf einem soliden Niveau.
Auf einen Blick - Entwicklung in der Landeshauptstadt Schwerin
Dez 23 | Veränd. zum VJ in % | Nov 23 | Dez 22 | |
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Arbeitslosenquote in % | 9,8 | 1,2 p.P. | 9,6 | 8,6 |
Arbeitslose | 4.893 | 16,00 | 4.793 | 4.217 |
darunter SGB III | 1.301 | 20,9 | 1.249 | 1.076 |
darunter SGB II | 3.592 | 14,4 | 3.544 | 3.141 |
darunter Jugendliche | 518 | 20,2 | 525 | 431 |
Jahresdurchschnittsvergleich - Arbeitslosenquote Westmecklenburg:
2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | |
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Westmecklenburg | 6,1 | 6,8 | 6,8 | 6,5 | 7,1 |
Landeshauptstadt Schwerin | 8,7 | 9,5 | 9,2 | 8,9 | 9,5 |
Landkreis Nordwestmecklenburg | 5,8 | 6,4 | 6,5 | 6,4 | 6,9 |
Landkreis Ludwigslust-Parchim | 5,3 | 6,0 | 6,0 | 5,6 | 6,0 |
Im Jahresdurchschnitt 2023 gab es in Westmecklenburg 17.175 Arbeitslose, ein Anstieg von 7,5 Prozent oder 1.194 gegenüber dem Jahr 2022. „Ich blicke verhalten optimistisch auf den Arbeitsmarkt im Jahr 2024“, erklärt Sydow. „Die Wirtschafts- und Arbeitsmarktentwicklung steht angesichts der konjunkturellen Flaute, tiefgreifender Transformationen und der Arbeitskräfteknappheit vor beträchtlichen Herausforderungen. Die Folgen der demografischen Entwicklung werden noch spürbarer und auch die Digitalisierung spielt eine Rolle, da Ansprüche an Qualifikationen von Fachkräften steigen. Das heißt: Das drängendste Problem des Arbeitsmarktes in Westmecklenburg ist und bleibt die Fachkräftesicherung. Es muss allen bewusst sein, dass es bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels eine Vielzahl von Ansatzpunkten gibt - von der dualen Ausbildung über die Qualifizierung, die Sicherung und Ausschöpfung von Erwerbspotenzialen bis zur Fachkräftezuwanderung. Dazu gehört allerdings auch, dass wir gemeinsam alle Potenziale der Arbeitslosen und der Beschäftigten durch Weiterbildung entwickeln und nutzen“, so der Agenturchef abschließend.