Im Sommer 2024 stagniert die Zahl der Arbeitslosen in Westmecklenburg. Im Juli sind 17.529 Frauen und Männer im Bezirk der Arbeitsagentur Schwerin arbeitslos gemeldet. Das sind 291 mehr als im Juni und 700 mehr als im Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote liegt bei 7,2 Prozent (MV: 7,7 Prozent).
„Ausbildungsende und Sommerpause“, erklärt Guntram Sydow, Chef der Schweriner Arbeitsagentur, „bewirken klassisch einen Anstieg der Arbeitslosigkeit im Juli. „Produktionspausen in den Unternehmen in den Sommerferien sowie die Arbeitslosmeldungen von Jugendlichen nach dem Ende ihrer Lehre bzw. zwischen Schule und Ausbildungsbeginn, führen in der Jahresmitte gewöhnlich zu einer Erhöhung der Beschäftigungslosigkeit. Zudem halten die schwierigen gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen an.“
Entwicklung in der Grundsicherung
Die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende lag in den drei Westmecklenburger Jobcentern im Juli bei 22.645. Gegenüber dem Vorjahresmonat ist dies ein Rückgang von 31 Personen (-0,1 Prozent). In der Grundsicherung für Arbeitsuchende waren 11.505 Menschen arbeitslos gemeldet, 418 (3,8 Prozent) mehr als ein Jahr zuvor. Aktuell sind 1.234 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet; im Juli 2023 lag ihre Zahl bei 1.252.
Kurzarbeitergeld
Im Juli haben insgesamt 10 Unternehmen für 149 Mitarbeitende Kurzarbeit angezeigt. Ob die Unternehmen Kurzarbeit tatsächlich in Anspruch genommen haben, zeigt sich erst mit Zeitverzug, denn die Betriebe haben eine Frist von drei Monaten, Kurzarbeit für ihre Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer abzurechnen. Die Auswertung für den Monat März 2024 liegt aktuell vor: Für 735 Beschäftigte wurde in 21 Betrieben tatsächlich Kurzarbeitergeld abgerechnet (Kurzarbeiter-Quote: 0,5 Prozent).
Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit
Die Jugendarbeitslosigkeit steigt gewöhnlich in den Sommermonaten an: Jugendliche, die ihre Ausbildung bzw. Schule beendet haben, melden sich vorübergehend arbeitslos. „Jetzt ist ein guter Zeitpunkt für Unternehmen, sich die frisch ausgelernten Fachkräfte zu sichern“, betonte Agenturchef Sydow.
Im Juli 2024 sind insgesamt 1.862 Jugendliche unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Das sind 151 oder 8,8 Prozent mehr als noch im Juni und 215 junge Frauen und Männer oder 13,1 Prozent mehr als im Juli 2023. Die aktuelle Arbeitslosenquote beträgt für diesen Personenkreis 8,5 Prozent.
Ausbildungsmarkt
Im August und September beginnt für viele Jugendliche - mit dem Start der Ausbildung - ein neuer Lebensabschnitt. Wer bisher noch keine Lehrstelle hat, muss sich daher sputen, wenn die Ausbildung pünktlich beginnen soll. „Es sind nur noch wenige Tage bzw. Wochen bis zum Beginn des neuen Ausbildungsjahres. Wer eine Berufsausbildung anstrebt und bis jetzt noch nichts Passendes gefunden hat, sollte sich rasch bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur melden“, empfiehlt Sydow. Termine bei der Berufsberatung können unter der kostenfreien Service-Rufnummer 0800 4 5555 00 (Montag-Donnerstag von 8 bis 18 Uhr und Freitag von 8 bis 14 Uhr) vereinbart werden.
Die Schweriner Arbeitsagentur bietet daneben umfangreiche digitale Angebote und individuelle Videoberatungen an. Diese eignen sich insbesondere für länger dauernde Beratungen, oder auch, wenn Eltern bei einem Gespräch mit dabei sein möchten, denn sie sind für die Jugendlichen wichtige Partner bei der Berufswahl. Gleichzeitig erinnerte der Agenturleiter daran, dass viele junge Menschen im Sommer ihre Ausbildung in Westmecklenburg beenden. „Obwohl die meisten Unternehmen ihre Auszubildenden übernehmen, ist das - aus unterschiedlichen Gründen - nicht überall möglich. Hier sehe ich für andere Betriebe eine besonders gute Gelegenheit, engagierte Fachkräfte zu gewinnen. Deshalb möchte ich an die Personalverantwortlichen appellieren: Nutzen Sie diese Chance und melden Sie sich bei unserem Arbeitgeber-Service-Team!“
Seit Oktober 2023 meldeten sich insgesamt 2.204 junge Frauen und Männer bei der Berufsberatung als Bewerberinnen und Bewerber für einen Ausbildungsplatz. Das sind 3 oder 0,1 Prozent mehr, als ein Jahr zuvor. Im gleichen Zeitraum wurden insgesamt 2.524 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet - 192 oder 7,1 Prozent weniger als im Vorjahresvergleich.
TOP FÜNF - unbesetzte Ausbildungsplätze 2023/2024:
- Kaufmann/-frau im Einzelhandel: 102
- Verkäufer/in: 79
- Fachkraft - Lagerlogistik: 46
- Handelsfachwirt/in (Ausbildung): 35
- Maschinen- und Anlagenf.: 27
TOP FÜNF - unversorgte Bewerber*innen 2023/2024:
- Verkäufer/in: 79
- Kfz.mechatroniker - PKW-Technik: 44
- Kaufmann/-frau - Büromanagement: 43
- Fachlagerist/-in: 39
- Landwirt/in: 27
Es ist und bleibt besonders wichtig, die Fachkräftebasis zu stärken. Die duale Ausbildung ist der Motor zur Fachkräftegewinnung. „Bereits jetzt zeichnet sich allerdings ab, dass viele der offenen Ausbildungsstellen nicht besetzt werden können“, so Sydow. „Kann ein Ausbildungsplatz nicht besetzt werden, kann die Suche auf anderen Wegen weitergehen. Potenziale erschließen sich über Aus- und Weiterbildungen beispielweise auch im Bereich der Schutzsuchenden, Langzeitarbeitslosen, älterer Arbeitsloser oder Alleinerziehender.“
Gemeldete Stellen
„Wir beobachten weiterhin konjunkturelle Schrammen am Arbeitsmarkt, Unsicherheiten und eine damit verbundene Zurückhaltung der Unternehmen bei der Einstellung von neuen Arbeitskräften. Deutlich wird dies beispielsweise bei den Stellenangeboten, die bei uns registriert wurden. Natürlich bilden die bei uns gemeldeten Stellen nicht das komplette Angebot ab. Kein Unternehmen ist verpflichtet, seine Stellen in der Jobbörse der Bundesagentur zu registrieren. Trotzdem können wir an diesen Zahlen eine Tendenz ablesen und die spricht für eine Zurückhaltung bei der Neueinstellung von Mitarbeitenden“, so Sydow.
Im Juli wurden dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service Westmecklenburg 912 freie Stellen auf dem ersten Arbeitsmarkt gemeldet; 11 oder 1,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Aktuell sind 4.714 zu besetzende freie Arbeitsstellen in unserem Bestand; 795 oder 14,4 Prozent weniger als im Juli 2023. Einstiegsmöglichkeiten bieten sich insbesondere im Bereich der Zeitarbeit, im Handel, im verarbeitenden Gewerbe, der öffentlichen Verwaltung, im Gesundheits- und Sozialwesen sowie im Gast- und Baugewerbe.
Auf einen Blick - Entwicklung in der Landeshauptstadt Schwerin
Jul 24 | Veränd. zum VJ in % | Juni 24 | Jul 23 | |
Arbeitslosenquote in % | 10,2 | +0,8 p. P. | 9,9 | 9,4 |
Arbeitslose | 5.093 | +8,4 | 4.947 | 4.699 |
darunter SGB III | 1.242 | -4,9 | 1.221 | 1.306 |
darunter SGB II | 3.851 | +13,5 | 3.726 | 3.393 |
darunter Jugendliche | 611 | +24,4 | 553 | 491 |